Im keltischen Kalender ist der 2. Februar ein Tag der Reinigung und der Erneuerung – und rein zufällig wird in Frankfurt ein Hochhaus gesprengt. Ich verzichte gerne darauf, mir dieses Spektakel live anzuschauen, denn heute geht es in die dritte Runde des Projekts „Nix für Lemminge – design it yourself“, ins Leben gerufen von mamamachtsachen. Wir widmen uns der Frage „Ich habe einen Entwurf – aber wie nähe ich das jetzt? Wir klären, wie unser Entwurf nähtechnisch umzusetzen ist und
versuchen, mögliche Untiefen zu erkennen.“
Bevor ich den neuesten Stand meines Projekts präsentiere, erkläre ich noch einmal kurz, worum es bei dem Projekt geht und werfe einen Blick auf das, was sich die anderen
„Nicht-Lemminge“ erarbeitet haben. Und darum geht es:
„Wir entwerfen und nähen ein Outfit, das von einer spezi-
fischen, selbst gewählten nicht-europäischen Silhouette
inspiriert ist. Bis zum 28.02.2014 entsteht ein Kleidungs-
stück / oder eine Kombination von Kleidungsstücken, die
die Essenz und einzelne Elemente der ausgesuchten
fremden Silhouette in unser Hier und Jetzt übersetzen.“
Vor ein paar Tagen habe ich den größten Teil meines „Reisetagebuchs“ hier festgehalten, damit beim heutigen Treffen nicht mehr so viel Text bewältigt werden muss. Trotzdem gibt es außer Fotos noch ein paar kurze Anmerkungen.
31.01.14 : Der Ersatzspieler ist gefunden, gewaschen, getrocknet und geglättet worden, und der Reißverschluss liegt bereit – beides ist fertig zum Einsatz. Da eine Anprobe
des rosa Probemodells gezeigt hat, wo noch zu wenig Stoff vohanden ist, vergrößere ich einfach meine Nahtzugaben fast überall von 1,5 auf 2,5 Zentimeter, um die Nähte entlang der 1,5-cm-Markierung auf dem Nähtisch (Nähfläche) der Maschine zu steppen, wodurch der Stoff an jenen Stellen nun jeweils einen Zentimeter an Höhe und Breite gewonnen hat.
Hier eine kurze Übersicht der Verbreiterungen:
1) Rückenteil Eins: 0 cm zum Reißverschluß hin + 1 cm zum Rückenteil Zwei hin = 1 cm
2) Rückenteil Zwei (Teil mit Armausschnitt): 1 cm zum Rückenteil
Eins hin + 1 cm zum Vorderteil Eins hin = 2 cm
3) Vorderteil Eins (Teil mit Armausschnitt): 1 cm zum Rückenteil
Zwei hin + 1 cm zum Vorderteil Zwei hin = 2 cm
4) Vorderteil Zwei (das über der Brust sitzt): 1 cm zum Vorderteil
Eins hin + großzügige 5 cm in Richtung Mitte = 6,5 cm.
Auf diese Weise habe ich die Weite wie durch Zauberhand um 11,5 cm verbreitert. Auch an den Schultern habe ich noch einmal 1 cm an Höhe zugegeben und darüber hinaus auch am Papierschnitt die Armlöcher nach unten hin ein wenig vergrößert. Mit dem
Resultat, dass ich jetzt besser hineinpasse als vorher und ich mit dem Zusammennähen der Einzelteile bereits anfangen konnte. Nur das Einnähen des Reißverschlusses stellt mich vor eine harte Kopfnuß.
The trouble is: Den Reißverschluß so einnähen wie bei der Originalvorlage, weil noch ein Kragen an die Schulterlinie angenäht werden soll. Also daran denken, den Zipper nicht von oben nach unten zu öffnen, sondern the other way round, so wie hier:

Eigentlich bin ich mit meinem Grundgerüst schon ganz schön weit, nur hat die Sache noch einen Haken, denn der Stoff fühlt sich auf meiner Haut sehr kratzig an, weshalb ich jetzt das Mieder doch noch füttern darf, und da ich eigentlich kein neues Material (außer dem Reißverschluß) zukaufen wollte, spiele ich mit dem Gedanken, zum Füttern Reste von Dupionseide zu verwenden.

Aber wie auch immer die Wahl ausfällt, das Füttern braucht Zeit, und dann muss ja auch noch der Kragen her, sowie sämtliche Verzierungen noch anzubringen – und bei denen bin ich mir inzwischen nicht mehr sicher, ob es bestickter Filz werden soll oder Filzornamente, die ihrerseits mit andersfarbiger Wolle befilzt werden. Aber vielleicht liege ich ja doch noch gut in der Zeit, denn mir bleiben noch knapp fünf Wochen.

Und so sieht der übrige Zeitplan aus:
16.02.2014 : Probleme, Krisen, Siegesgewißheit? Alles ist möglich bei diesem work-in-progress-Treffen, in dem wir alle noch mal Kraft schöpfen für den Schlußspurt.
28.02.2014 : Wir verlinken unsere Abschlußpräsentationen. Bis dahin ist unser Erstlingswerk entworfen, gefertigt, gebügelt und photographiert, damit wir es gemeinsam ordentlich bejubeln können.