Es gibt Projekte, die an mir gänzlich vorbeigehen, und dann gibt es wieder jene Momente, in denen ich mich frage, warum ich nicht schneller begeistert „hier!“ schreie – so auch diesmal bei „Channel This!“, einem Projekt, bei dem es sich ausnahmsweise nicht um einen Sew-Along handelt, sondern um das Zusammenstellung von schon vorhandener Kleidung aus dem eigenen Kleiderschrank zu einem Outfit, das von einem sogenannten Stylepaten inspiriert wurde. An jedem Monatsersten wird bei mamamachtsachen ein Bild präsentiert, das als Anregung dienen soll, sich ähnlich zu stylen. Dann hat man bis zum letzten Wochenende Zeit, sich nach Herzenslust durch seinen Kleiderschrank zu wühlen und ein passendes Outfit zusammenzustellen, das idealerweise alltagstauglich sein sollte. Schließlich möchte ich damit nicht zum Kostümball (obwohl ja wirklich bald Karneval ist), sondern ins Büro. In diesem Monat ist es Captain Jack Sparrow aus den Filmen „Fluch der Karibik“.
Nun ist es so, dass ich den ersten Film aus dieser Reihe und auch noch seinen Nachfolger spannend und humorvoll fand, danach aber immer weniger Lust verspürte, mir die Filme anzuschauen – dennoch: Captain Jack Sparrow ist im Vergleich zu anderen Piraten, die durch Filme des letzten Jahrhunderts segeln, für mich einer der witzigeren, der sich gern selbst auf die Schippe nimmt – just my five cents. Vielleicht liegt’s auch einfach nur an der deutschen Synchronisation. Jetzt aber scheine ich vom eigentlichen Thema doch abgeschweift zu sein – ei der daus, da zeigt sich mal wieder, dass ich nicht gerade eine Leuchte bin, wenn es darum geht, etwas kurz und knapp zu erklären oder gar beim Thema zu bleiben. Wer aus meinem Geschwafel bis jetzt noch nicht so richtig schlau geworden ist, der kann bei der Schöpferi dieser Mitmachaktion eine präzisere Erklärung bekommen, und zwar hier .
Zurück zum Thema „Jack Sparrow“, also Pirat. Wie sieht für mich ein Pirat aus, und wie kann ich ein daran angelehntes Outfit alltagstauglich stylen? Gute Frage: Rüschen- oder Spittzenhemd, Kopftuch, Hosen, breite Gürtel mit auffälliger Schnalle oder stattdessen ein Kummerbund, Stiefel, Schmuck und mehr oder weniger schwere Bewaffnung (man will ja schließlich ein fremdes Schiff entern und kapern). Waffen meide ich z.B. schonmal wie die Pest, die kann ich getrost weglassen – und mit Schmuck hab ich’s auch nicht so, den würde ich jetzt auch nicht extra für dieses Outfit anlegen. Bleiben nicht mehr allzu viele Teile, mit denen ich mich jetzt „seetauglich“ machen könnte, und zwar so, dass ich damit auch locker in den Hafen unseres Büros einlaufen könnte.
Das ist eine besondere Heirausforderung, die darauf wartet, gemeistert zu werden, da ein ausgeflipptes Erscheinungsbild hier eher nicht so gerne gesehen wird. Mit auffälligem Schmuck und plakativen Drucken auf dem Oberteil sollte man sich hier eher nicht präsentieren. Eine weiße Bluse zu einem dunkelblauen, grauen oder schwarzen Hosenanzug oder Kostüm liegt man da eher nicht verkehrt. Nach einer gewissen Bedenkzeit habe ich mich für eine dunkelblaue, schmale Hose (wegen des maritimen Touchs) und eine weiße Wickelbluse mit Rüschen entschieden. Damit ist der Grundstein gelegt, auf den ich mit zwei weiteren Farben aufbaue: rot und lila.
Okay, damit verstoße ich wahrscheinlich gegen die scheinbar ungeschriebene Dreifarbenregel („trage niemals mehr als drei Farben gleichzeitig“) – aber: Zählt eigentlich Weiß auch als Farbe? Und da ich die roten Schuhe auch locker gegen dunkelblaue austauschen kann, kratzt mich diese ominöse Regel eher weniger. So, jetzt aber mal Butter bei die Fische – weiter geht’s mit dem Feintuning, und das besteht aus lila Jackett und roten Stiefeln. Ergänzt wird dieses Ensemble noch durch einen kummerbundähnlichen Taillengürtel in Bordeaux und roten Handschuhen. Damit treffen sie zwar nicht exakt den Farbton von Schuhen und Jackett, aber insgesamt bleibe ich damit dann noch in einer Farbfamilie, und das Gesamtbild erscheint noch halbwegs harmonisch.
hier nochmal etwas näher im Detail:
Das älteste Stück ist die Bluse. Die habe ich mir in den Anfangstagen meines Berufslebens gekauft und selten getragen, was zum einen daran liegt, dass ich mich mit dem Kragen irgendwie nie so richtig anfreunden konnte und zum anderen, dass sie leicht knittert, und das Bügeln dieses Stücks für festlichere Anlässe jedesmal ewig dauert. Außerdem rutscht sie ganz gerne mal bei stärkeren Bewegungen hoch und hat zu allem Überfluß auch noch dank der Tatsache, dass sie eine Wickelbluse ist, diesen Knoten an einer -ähm- ungünstigen Stelle. Mit anderen Worten: not my favourite piece. Jetzt aber kommt sie doch noch mal zum Einsatz.
Das günstigste Stück war für mich das Jackett. Das habe ich davor gerettet, von meiner Schwester im Kleidercontainer entsorgt zu werden. Zwar ist die Farbe ist für meinen Teint nicht gerade der Burner, aber dafür mag ich den Stoff sehr. Man sieht es diesem Stück vielleicht nicht an, aber es kann sehr kuschelig sein.
Die Schuhe mögen vielleicht nicht piratenmäßig aussehen, aber damit kann ich auf jeder rutschigen Planke bzw. Straße guten Halt finden – ein gutes Profil ist schon die halbe Miete, ganz besonders bei den momentanen Wetter- und Straßenverhältnissen. Was nützen mir die schönsten Schaftstiefel, wenn ich damit draußen keinen Grip habe und ins Schleudern komme?
Das waren meine Betrachtungen zum Thema „Channel This! Jack Sparrow“, auf den nächsten Stylepaten freue ich mich jedenfalls jetzt schon und geselle mich nun endlich zu den anderen.