Erinnerungen sind dazu da, dass man sie auch mit anderen teilen kann, und deshalb möchte ich mir heute die Zeit nehmen, meine Eindrücke vom vergangenen Wochenende niederzuschreiben und mich den anderen anschließen, die beim Dressmaker’s Ball dabei waren, und zwar hier, bei mamamachtsachen, die das Ganze organisiert hat. Dies war die kurze Version.
Wer die längere Variante trotzdem lesen möchte, bitteschön, hier geht es weiter, aber eine Warnung vorab: Ich habe heute keine eigenen Fotos für euch, denn wir haben keine gemacht. Trotzdem wollte ich auf einige Impressionen dann doch nicht verzichten. Sie stammen von Bernd Paulitschke von den Ruhrnachrichten und Philip Bechtle. Mein Dank geht deshalb hier schon mal an die Fotografen und an mamamachtsachen, die diese zauberhafte, von Sponsoren unterstützte Veranstaltung in der Alten Rohrmeisterei in Schwerte organisiert hat.
Foto: Bernd Paulitschke
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„Don’t stop me now, I’m having such a good time, I’m having a ball…“ schien unser Motto, frei nach Freddie Mercury, am 14. März zu lauten, denn wir fuhren zu dem Event für Hobbyschneider und -schneiderinnen, dem Dressmaker’s Ball in Schwerte. Mit rund 200 Kilometer Entfernung von Frankfurt ist das für einen Wochenendausflug mit Übernachtung nicht die Welt, denn in locker zwei Stunden ist man da. Dass wir noch einen Umweg über Krefeld fuhren, steht auf einem anderen Blatt und wird in einem separaten Eintrag Erwähnung finden. Nun aber wieder zurück zum Thema.
Als ich letztes Jahr erfuhr, dass es einen Ball geben würde, auf dem wir unsere selbstgeschneiderten Abend- und Cocktailkleider ausführen könnten, dachte ich mir „ja, wie geil ist das denn?!“ Das wäre ja auch die Gelegenheit für meinen Mann, endlich wieder einmal seinen in Schottland maßgeschneiderten Kilt mit allem, was dazugehört, zu tragen. Und dazu gehört eine ganze Menge, nämlich Hemd, Weste, Jackett, Socken, Schuhe, Sporran (eine mittels Kette am Gürtel befestigte Tasche zum Verstauen lebenswichtiger Utensilien) und Schmuck. Da war mir auch klar, dass mein Abendkleid eine Nummer schlichter ausfallen würde als ursprünglich im Rahmen von Nix für Lemminge geplant. Ich weiß nämlich von Bällen, auf denen ausschließlich schottisch getanzt wird, dass die Dame ein besonders Accessoire trägt, das auf den Kilt ihres Partners abgestimmt ist, den Sash – eine Art Schal, der auf der Schulter mit einer Brosche befestigt wird.Mein Sash war in unserem Fall aus dem gleichen Stoff wie der meines Mannes hergestellt worden. Dass da ein besonders glamouröses Abendkleid nicht der richtige Rahmen war, brachte mich auf die Idee, mein im Jahr 2000 genähtes pastellblaues, fast schon weißes Kleid mit Corsage und bodenlangem, weitgeschnittenen Rock zu tragen.
Foto: Bernd Paulitschke
Das hatte ich für einen Ball in Cornwall, genäht, und es passte sogar noch. Also der passende Rahmen für den Sash und für den Mann im Kilt. So weit die Vorgeschichte. Um viertel vor acht brachen wir auf und erreichten kurz nach halb elf unser erstes Ziel, das Geschäft „Fashion for Designers“ in Krefeld, wo wir Stoffe kaufen durften – danach ging es weiter nach Schwerte, das noch knapp 80 Kilometer entfernt liegt. Nicht viel, aber der Ruhrschnellweg durch Essen hat uns echt Nerven und knurrende Mägen gekostet. Aber dann fanden wir doch noch ein Restaurant, in dem wir unseren Hunger mit lecker Pizza, Pasta & Vino Rosso bekämpfen konnten und legten uns im Hotel zwei Stündchen aufs Ohr, nachdem wir entsetzt festgestellt hatten, dass wir die extra zum Kilt gekauften Schuhe nicht dabei hatten und mein Mann nun leider gezwungen war, die Schuhe anzuziehen, die er schon den ganzen Tag angehabt hatte. Nochmal nach Hause zu fahren, kam nicht in Frage, denn das wären nochmal vier Stunden Autobahn im übermüdeten Zustand gewesen. Also bissen wir in den sauren Apfel und hofften, dass niemand den Fauxpas bemerken würde.
Das Schuhdilemma war jedoch bei der Ankunft in Windeseile vergessen. Zum einen lag das an der stilvollen und trotzdem nicht steifen Atmosphäre mit Deckenleuchtern aus Kristall und den liebevoll eingedeckten und geschmückten Tischen und zum andern an der herzlichen Begrüßung durch die bereits anwesenden Gäste. Und nun an dieser Stelle noch schnell meinen Dank an exclamation point und ihre Freundin (die dekoriert haben) und ellamara (die unsere Namen von der Gästeliste abhakten).
Wie ich bei mamamachtsachen las, fremdelte niemand – ein Eindruck, den ich aus vollem Herzen teilen kann; es war zwar schön, schon bekannte Gesichter wiederzusehen, aber dank der wohltuend entspannten und herzlichen Stimmung konnten wir recht schnell und leicht ins Gespräch mit bis dahin noch völlig fremden Menschen zu kommen; und es war für mich, als ob wir uns schon immer gekannt hätten. Kontakte zu knüpfen, war auf einmal das einfachste und natürlichste von der Welt. Ich stelle fest, ich bin immer noch ganz hingerissen.
Und es waren so schöne Roben dabei. Besonders ins Auge stachen mir ein weinrotes bodenlanges Kleid (ein Vogue-Schnitt) mit vorne überkreuzten Trägern und einem sensationellen Rückendecolleté, ein Hosenanzug für die Dame mit Federepauletten, ein Kleid mit grüner Schnürcorsage und gelbem Tüllrock und ein viktorianisches türkises Ensemble, dessen Trägerin ganz stilecht einen Fascinator im Haar trug. Einfach genial. Und jedes Outfit war einzigartig. Repekt! Kleidung auf Fotos in Blogs zu bewundern, ist eben doch etwas anderes, als sie in echt zu erleben. Die Farben, das Rascheln, der Glanz… Es geht doch eben nichts über das Live-Erlebnis.
Foto: Bernd Paulitschke
Foto: Philip Bechtle
Foto: Philip Bechtle
Schade nur, dass ich weder groß zum Essen noch zum Tanzen kam. Was zum einen daran lag, dass ich von den Nudeln noch pappsatt war und zum andern, dass mein Mann und ich uns eine Hightech-Nähmaschine vorführen und detailliert erklären ließen. Bis wir das Geschäft in Sack und Tüten hatten, war der Abend schon beträchtlich fortgeschritten. Noch ein wenig tanzen und dann noch ein Gläschen in Ehren… Irgendwie verging die Zeit wie im Fluge, und ehe ich mich versah, ging es schon auf vier Uhr zu. Bedauerlicherweise, denn die meisten brachen zu diesem Zeitpunkt auf, und tatsächlich waren wir dann wirklich unter den Letzten, die sich auf den Weg zu ihrem Hotel machten. Das hatte ich auch schon lange nicht mehr. Und deshalb gibt es auch zum Schluß eine letzte Lobeshymne und einen Toast auf alle, die diesen Ball zu einem wundervollen Erlebnis gemacht haben. Wenn es eine zweite Auflage gäbe, würde mich das sehr glücklich machen.