Film-und-Fernsehserien-SewAlong : der zweite und vorerst letzte Teil

Eigentlich liegen Schnitt und Stoff für meinen Mord-auf-dem-Golfplatz-Rock schon seit einer Weile bereit, aber leider muss ich mich aus dem Projekt zurückziehen. In den nächsten Wochen werde ich nämlich öfters meinen Mann im Krankenhaus besuchen, und da möchte ich mich auf Termine nicht festlegen.

Wer dennoch wissen möchte, aus welchem Stoff ich mein Modell nähen wollte, voilà: Es ist der unterste in diesem Stoffstapel – hellblaue Chanel-Optik…

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Das Nähen werde ich trotz allem nicht aufgeben, nur wird es (genauso wie das Bloggen) ein wenig weniger.

Channel this! – Der Stylepate für den März – Cowgirls of the 40’s

Als die Stylepatinnen für März feststanden, hatte ich auch schon eine Idee, mit welchen Stücken aus meinem Fundus ich mich in ein Cowgirl der 40s verwandeln könnte, ohne Klamotten zuzukaufen, denn laut mamamachtsachen (wo es die ganzen anderen Teilnehmer an dieser Aktion zu sehen gibt) ist das Ziel, „den Spirit einer Stilvorlage herauszufiltern und mit Bestandteilen der eigenen Garderobe eine alltagsfähige Variante zu bauen. Dafür darf natürlich was Neues genäht werden, muß aber nicht. Die Absicht ist ja, die Kleidung, die man schon hat, mit neuen Augen zu sehen, aus den ewig gleichen 3 Kombinationen auszubrechen und die eigene Stil-Routine zu durchbrechen.“

Im Januar war es Jack Sparrow, im Februar die weiblichen Teds der 50er Jahre, und nun Cowgirls der 40er Jahre. Tat ich mich mit dem Februarmotto noch etwas schwer, so kam mir das aktuelle Thema sehr entgegen, denn was gehört unabdingbar zu Cowboys und -girls, also zum Wilden Westen an sich? Na? Richtig: der Hut!

03 hut

Seit ich mal an irgendeinem Silvesterabend verkündet hatte, dass ich im neuen Jahr fast nur noch Hut tragen wolle, liegt er griffbereit auf dem Hutbrett. Was aus dem in Sektlaune gefaßten Vorsatz geworden ist? Ein paar Tage lang habe ich das tatsächlich durchgezogen, dann kamen die ersten Lästerzungen mit Assoziationen zu Clint Eastwood oder Sergio Leone um die Ecke, und über den Vorsatz wurde der Mantel des Schweigens ausgebreitet.

So liegt der Hut nun dort – als Mahnmal für mißglückte gute Vorsätze. Zwischendurch, als es mal richtig kalt war, hat ihn meine Mutter requiriert, aber die meiste Zeit darf er auf dem Hutbrett unserer Garderobe thronen, und daran laufe ich morgens und abends vorbei. So viel zum Hut, der heute zu neuen Ehren kommen durfte. Aber was trägt ein Cowgirl denn noch? Inspirationen habe ich hier und hier gefunden.

Den Kleiderschrank zu erforschen, war im übrigen leicht, da ich zweimal jährlich die Winter- gegen die Sommergarderobe austausche. Schließlich hat ja nicht alles Platz in meinem Schrank mit einem Meter Breite und zwei Metern Höhe. Für den rustikalen Look wählte ich also eine braune Röhrenhose, die ich vor Jahren mal in einem Outlet gekauft hatte und ein romantsiches Top mit Miniärmelchen, vertikal velaufender Stickerei und perlmuttfarbenen Knöpfchen.

03 Top

Den dazu passenden braunen Gürtel mit silberner Schnalle hatte ich sowieso im Schrank an gut sichtbarer Stelle positioniert, und ich habe keine Ahnung, wie lange ich den schon habe, da sich dort auch so manch von meinem Vater geerbtes Stück befindet. Man hebt halt doch vieles um der Erinnerung willen auf.

03 gürtel

Was nun noch drüberziehen? Und welche Accessoires könnte ich noch dazu tragen? Auf keinen Fall Schmuck. Den trage ich nämlich schon so gut wie nie im Alltag, und er paßt meiner Meinung nach auch nicht zu Arbeit im Freien (die ich auch ab und zu habe, wenn z.B. demnächst wieder mal der Stall für meinen Drahtesel gestrichen werden muss).

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Auf den von mir auf oben bewunderten Links konnte ich sehr oft Hemden mit und ohne Stickerei und Jeansjacken erblicken. Leider besitze ich weder das eine noch das andere, daher hatte ich mir überlegt, über dem luftigen Top ein ausrangiertes Hemd meines Mannes offen zu tragen oder es vor der Brust zu knoten. Diese Idee habe ich übrigens beim Anprobieren gleich wieder verworfen, da mir die Hemden schlicht und einfach zu groß waren. Statt dessen habe ich mich für einen Poncho entschieden, der zu meinen Lieblingsstücken gehört. Warum nicht ein wenig südamerikanisches Flair hineinbringen? Außerdem ist er auch braun und würde farblich dazu passen.

Fehlen nur noch die Stiefel. Für mich sind Schuhe keine Accessoires, sondern unentbehrliche Basiskleidung. Ohne Schuhe fröre ich mir ’nen Wolf oder schlösse Bekanntschaft mit unliebsamen Dingen auf dem Gehweg (in Scherben oder in Bellos Hinterlassenschaften zu latschen, kann nicht gut für die Gesundheit sein). Aber Cowboystiefel, stilistisch passende Turnschuhe oder zweifarbiges Schuhwerk finden sich nicht in meinem Schuschrank – dafür aber eines meiner der ältesten Schuhe: braune Schnürstiefeletten, die so herrlich antik und robust wirken und die ich mir für die unterschiedlichsten Looks vorstellen kann.

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Mit dem Lied „I bin a bayrisches Cowgirl“ von Nicki im Hinterkopf, wollte ich zwar auch noch ein Halstuch dazu tragen, das ich von einer Freundin aus Bayern habe (eben echt bayrisch, mit weiß-blauen Rauten); passt aber dann doch nicht, dachte ich mir, und habe es bei der Fotosession außen vor gelassen.

Unsortierte Gedanken : Gridlock – dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg war nicht steinig und schwer, sondern einfach nur zäh und ermüdend, denn wir mußten vorletztes Wochenende zur Mittagszeit eine Etappe von ungefähr 80 Kilometern bewältigen, und ein großer Teil der Strecke von Krefeld nach Schwerte führte über den Ruhrschnellweg, der durch etliche Baustellen seines eigentlichen Sinnes beraubt worden zu sein schien. Spontan mußte ich die Dr.Who-Episode „Gridlock“ denken, in der unzählige Fahrzeuge in einer riesigen Schlange gefangengehalten sind und jeder hofft, nur ein einziges Mal auf die begehrte Expreßspur umgeleitet zu werden, auf der man für eine Strecke von 20 Kilometern nur noch sechs Jahre braucht.

Ganz so lang dauerte die Fahrt zwar nicht, aber die Zeit zog sich wie Kaugummi, was vielleicht auch an der Polizeikontrolle auf der von drei Spuren auf eine verengten Fahrbahn lag. Ganz toll! Vor allem, wenn man Hunger hat und sich der Stadt Essen nähert. Da zaubert das Hirn schon mal gerne aus „Frillendorf“ ein Frittendorf, und wenn man nicht ans Essen denken will, ist das Ortsschild der Stadt Essen auch ziemlich kontraproduktiv. Trotzdem musste ich schmunzeln, und zwar über die Brücken, unter denen wir durchfuhren. Die waren mit den legendären Sprüchen der Sportkommentatoren zum Wunder von Bern garniert sind.

Brücke eins: „Rahn müsste schießen…“ In diesem Moment stand ich noch auf dem Schlauch und wusste gar nicht, worauf diese Deko abzielte. Dann kam die zweite Brücke: „Rahn schießt!“ – Ui, toll! Ich Fußballdummy denke auch sofort an Helmut Rahn und spreche meine Gedanken halblaut aus: „Schatz, wetten, jetzt kommt gleich „Tor! Tor! Tor! ?“

Und tatsächlich… Brücke drei: Tor! Tor! Tor! – How funny. Nach diesen Momenten der Heiterkeit dauerte es dann zum Glück auch nicht mehr lange, bis wir am Ziel ankamen, und leckeres Essen haben wir dann auch ganz schnell bekommen.

Der Nachzügler

Ding Dong. Hier ist nicht die freundliche Avon-Beraterin, sondern der DPD.

Und er brachte ein kleines Päckchen, in dem ein Stoff steckte, den Fashion for Designers am 14. März zwar als Mustercoupon im Showroom, aber nicht in der gewünschten Menge vorrätig hatten. Der Stoff musste aus dem Lager in Spanien nachbestellt werden und wurde mir nach Hause geschickt. Beim Aussuchen hatte ich darauf geachtet, dass die Farben zu meinem „Hoschek“-Stoff passen, denn letztes Jahr habe ich mein Herz für Mustermixe entdeckt. In diesem Fall sind beide Stoffbahnen beigegrundig. Allerdings ist bei meinem Nachzügler ein Muster in Rostbraun und Moosgrün aufgedruckt, und er ist auch nicht glatt, sondern fühlt sich ähnlich rauh an wie die Chiffonschals, die ich früher getragen habe,wenn er auch nicht ganz so dünn ist.

010 Nachzügler

Laut wikipedia ist Chiffon ein feines, durchsichtiges Gewebe aus stark gedrehten Natur- oder Kunstseide-Kreppgarnen, besitzt ein feines, unregelmäßiges Oberflächenbild und einen „sandigen“ Griff. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Chiffon) – Das Etikett verrät folgende Zusammensetzung: „3% Elastomero, 97% Poliester“. Viele würden jetzt sagen „Polyester? Kunstfaser? Für ein Oberteil? I-gitt.“ Ist mir aber wurscht, da ich in einem klimatisierten Büro arbeite und ich dort so gut wie nie schwitze. Aus diesem Chiffon soll also ein kastenförmiges Top werden, das ich in der Aprilausgabe von burdastyle entdeckt habe.

Das Top auf dem Bild ist zwar gestreift, aber der von mir anvisierte Rock soll ebenfalls in einem anderen Muster als den im Heft abgebildeten Streifen entstehen. Und falls wider Erwarten beide Muster doch nicht zusammen passen, dann hätte ich zwei Einzelteile, die ich mit anderen Stücken in uni kombinieren kann.

Sie sind gelb : wie mir moderne Technik den Spaß verdarb

In den letzten Tagen konnte man sehr viel über die partielle Sonnenfinsternis lesen; und einen der besten Beiträge zu diesem Ereignis habe ich auf dem Blog von vorspeisenplatte gelesen, denn der spiegelte am ehesten das wieder, was ich während der Verdunkelung empfand: „Wobei ich auch ohne direkten Blick das Beste mitbekam: Dieses seltsam apokalyptische Licht, das mir auch von der Sonnenfinsternis 1999 am stärksten im Gedächtnis blieb“.(Quelle: vorspeisenplatte.de)

Apokalyptisches Licht – das trifft es für mich tatsächlich, und diese Art von Licht sollte mich zwei Tage später noch einmal heimsuchen. Sonntagabends läuft nämlich seit dem 8. März auf BBC1 um 22 Uhr (nach unserer Zeit) ein neues Kostümdrama, das wir mitschneiden, um es später, wenn wir wacher sind, in Ruhe anzuschauen. Normalerweise bin ich um diese Uhrzeit nicht mehr ganz so aufnahmefähig, doch gestern abend war ich einfach noch nicht müde, und so sah ich mir ausnahmsweise Folge 3 von „Poldark“ an, weil ich wissen wollte, ob die Neuauflage von 2014 an das Original aus den 70er Jahren heranreicht.

Damals schien man noch alle Zeit der Welt zu haben und reicherte die Serie mit allerlei Nebensträngen an; heute hat man nur acht statt dreizehn Folgen zur Verfügung und muss komprimieren, was nicht per se schlecht sein muss. Wenn es Drehbuch und Regie schaffen, die Handlung dicht an der literarischen Vorlage entlangzuführen und auf unzählige Plots zu verzichten, die die Handlung keinen Meter voranbringen, dann bin ich gerne dabei – zumal schon damals die wunderbaren Landschaftsaufnahmen für sich sprachen. Und ganz ehrlich: Was soll sich schon groß an dem weniger bekannten Teil Cornwalls (jenseits von Rosamunde-Pilcher-Filmen) verändert haben?

Als ich 1999 und 2000 das zur irischen See hin gelegene St. Just-in-Penwith und Cape Cornwall besucht habe, bekam ich bei einer Wanderung entlang der Küste die Chance, an einer Führung durch ein Besucherbergwerk teilzunehmen. Schon Daphne du Maurier hat über die teilweise bis weit unters Meer führenden Stollen der Zinnminen geschrieben, und hier konnte ich noch etwas mehr über das harte Leben der Bergleute erfahren. Die Arbeitsbedingungen waren schon für erwachsene Männer nicht einfach. Man denke nur an Holzleitern, über die man hinabsteigen musste; an Grubenhüte, die mit brennenden Kerzen bestückt waren; an das Essen, das die Arbeiter unter Tage verzehrten (im ungünstigsten Fall direkt neben der Pulverkammer) – da frage ich mich, wie dann der Alltag erst für Kinder gewesen sein muss? Die Räder mit Muskelkraft anzutreiben, während von unten giftige Dämpfe emporsteigen (sehr alt sind die bestimmt nicht geworden).

An dieser Stelle klinke ich mich wieder bei „Poldark“ ein, denn von diesem harten Leben bekommt man in der Neuverfilmung immerhin ein kleines Bißchen mit. Historische Recherchen scheint man für das Drehbuch betrieben zu haben und dennoch dicht an den Romanen Winston Grahams geblieben zu sein, auch wenn ich zeitweilig das Gefühl hatte, eine ganz neue Geschichte zu erleben. An den Darstellern kann es nicht liegen, auch wenn ich mich mit der Art, wie ihre Rolle angelegt wurde, teilweise nur schwer anfreunden kann. Den Hauptdarsteller (Aidan Turner) zum Beispiel finde ich brilliant, und auch seine Partnerin (Eleanor Tomlinson) ist ein echter Gewinn. Mit Ross Poldarks Cousin Francis dagegen tue ich mich schwer.

Vielleicht, weil er in der Originalverfilmung doch etwas mehr zu tun hatte, als in edlem Tuch durch die Gegen zu schreiten oder eine Mine hoch zu Roß zu inspizieren. Da konnte er noch seine rustikalen Seiten zeigen und wirkte nicht so hölzern und steif, wie der Butler, der den Tee serviert. Ebenfalls grenzwertig finde ich die Darstellung von Ross‘ Erzfeind George Warleggan. In der Originalverfilmung ist er ein wahrer Fiesling, bei dem nur ganz selten so etwas wie ein Herz durchzublitzen scheint (aber diese Momente muss man mit der Lupe suchen, oder ich bilde sie mir nur ein). Jetzt aber ist von dem dunklen Charakter kaum etwas zu spüren. Mir kommt er nicht ganz so unsympathisch vor, ist mir aber trotzdem zu glattgebügelt. Bei Elizabeth, Ross‘ alter Liebe und Francis‘ Ehefrau, sieht die Sache noch etwas anders aus.

Damals konnte ich mit dieser ätherisch wirkenden Dame herzlich wenig anfangen und fragte mich, was ein Abenteurer wie Ross an so einem zartbesaiteten Etwas findet – die bodenständige Demelza passt doch viel besser zu ihm. In der jetzigen Verkörperung gefällt sie mir besser. Nicht nur, dass das Dilemma, in dem sie sich befindet, viel besser herausgearbeitet wurde – sondern auch die Darstellerin Heida Reed erscheint nicht mehr ganz so puppenhaft. So viel zu den Veränderungen. Klar, wir leben im 21. Jahrhundert, und da kann man auch mal mit einer veränderten Sichtweise an ein bereits verfilmtes Thema herangehen. Mit diesen Veränderungen kann ich sehr gut leben, und BBC-Produktionen waren für mich schon immer, was die Bildqualität angeht, kaum zu schlagen; die Naturdokumentation „Unser blauer Planet“ ist da nur ein Beispiel von vielen.

Aber (und jetzt komme ich mit einem ganz großen Aber): Ist es wirklich notwendig, ständig zwischen unterschiedlichen Farbfiltern hin und her zu wechseln, teilweise sogar mehrmals innerhalb einer einzigen Szene? Dieses Gefrickel begann irgendwann in der Mitte der Folge und wurde dermaßen betrieben, dass es mir gnadenlos die Stimmung killte und mich vom Geschehen ablenkte. Irgendwann ertappte ich mich sogar dabei, dass ich geradezu auf den nächsten Farbwechsel wartete. Auf diesen exzessiven Filtergebrauch hätte man hier getrost verzichten können. Ich meine: Was nützt alle Mühe der Masken- und Kostümbildner, wenn die schönen Farben durch sinnlosen Einsatz von Technik verloren gehen und die ganze Arbeit dadurch für die Katz ist? Wenn aus einem blauen Seidenkleid ein grünes wird, sieht das in etwa so aus:

vorher:    001 ohne  

nachher:       001 mit          

oder so

vorher:   002 vorher  

nachher: 002 nachher

Szenen im Freien werden dadurch auch nur bedingt besser. Warum Aufnahmen so aussehen müssen, als ob sie bei Sonnenauf- oder -untergang stattfinden, ist eines der großen Rätsel, die ich noch nicht lösen konnte. Apokalyptisches Licht? Ich ahne böses.

Mein Schaaaaatzzzzzz….

Gollum, Gollum – nix Gollum; es hat sich ausgegollumt. Denn im Gegensatz zu diesem liegt mir nichts an Juwelen und güldenen Geschmeiden, und schon gar nicht an dem einen Ring. Die Schatzkiste, die sich am 14. März gefüllt hat, ist zwar auch schön bunt, aber wesentlich weicher und anschmiegsamer. Quasi ein textiles Geschmeide.

001 Schlange   002 Schlange   zwei Mal Schlange.

003 Hoschek „Hoschek“

Momentan bewahre ich es noch im Schlafzimmer auf, bis der Platz im Keller so hergerichtet ist, dass eine Unterbringung dort schadlos möglich ist. Offen lagern empfiehlt sich nicht, weil über kurz oder lang der Kellermuff Einzug halten wird; und ist dieser gruftige Duft erst einmal drin, wird es schwer, ihn wieder loszuwerden. Wäre ich noch in der Gothic-Szene unterwegs, hätte ich meinen Schätzen wahrscheinlich eine ordentliche Prise Patchouli angedeihen lassen. Und diese bestünden dann vermutlich aus Pannésamt, Samt oder Spitze, in Schwarz, Bordeaux oder dunklem Violett. Bin ich aber nicht, und darum ist alles so schön bunt!

004 Futter  Futterstoff für meinen Mantel   005 Muster   Erdtöne

006 Muster    Gesamtansicht   007 Detail1   und im Detail

Wobei diesmal nichts blaues dabei ist – der Trend in meiner Stoffauswahl geht eindeutig zu Erdtönen, Tierprints und floralen Mustern; was wohl eher meinem Farbtyp (Herbsttyp) entspricht als Schwarz. Einzig bei dem Stoff mit den Riesenblumen bin ich skeptisch, was die Farbfamilie angeht. Ich hätte ja auf Farben für den Frühlingstyp getippt, aber vielleicht ist es ja auch etwas für Sommertypen?

b

009 Blumen  Lasst Blumen sprechen   009 Detail

Mittlerweile ist auch der Nähplatz im Keller soweit startklar. Endlich wieder Platz im Fußraum! Das nächste Projekt kann kommen.

Der Tag, an dem die Sonne ihr Antlitz verhüllte

20. März 2015:

Dass es zu Beginn des Frühlings heute eine partielle Sonnenfinsternis geben würde, haben wir erst am Mittwoch erfahren, und deshalb gab es auch für uns keine Möglichkeit mehr, an Schutzbrillen oder -folien zu gelangen. Das einzige, was uns übrigblieb, um die Verdunkelung der Sonne unbeschadet miterleben zu können, war der Einsatz unseres selbstzusammengestellten Spezialequipments, bestehend aus Tablet, Digitalkameras und DVD-Rohlingen.

007 equipment … so sieht das aus, wenn man die Kamera auf „Gegenlicht“ eingestellt hat.

Zum Fotografieren genügte es, den Rohling dicht vor das Objektiv zu halten, die Sonne aufs Display zu bekommen und dann einfach abzudrücken. Dazu war es auch nicht notwendig, zu Kontrollzwecken in die Sonne zu blinzeln; der helle Fleck auf dem Display signalisierte „hier kommt die Sonne“, und das Foto konnten wir uns hinterher anschauen.

001 Halo „Full Halo“  002 sofi … als ob jemand von ’nem Keks abgebissen hätte.

In die Sonne direkt zu schauen, musste unter allen Umständen vermieden werden, aber ich wollte mir die Sonnenfinsternis auch wenigstens einmal live und direkt anschauen. Bei den letzten beiden (11. August 1999 und 3. Oktober 2005) hatte mir jedesmal das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Diesmal hatten wir einen strahlendblauen und nahezu wolkenlosen Himmel. Die Verdunkelung der Sonne konnten wir also ungestört beobachten; und da das ganze Spektakel nicht schon nach wenigen Minuten vorbei war, sondern fast eine ganze Stunde dauerte, konnte ich mir die Zeit nehmen, mir auch noch die Umgebung ein wenig genauer anzusehen.

003 umgebung 004 umgebung

005 umgebung   006 umgebung   … normalerweise strahlen die Farben intensiver

Ich weiß ja nicht, ob es nur mir so vorkam, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich das Licht veränderte. Alles um mich herum wirkte, als ob jemand einen Grauschleier oder Filter über die Landschaft gezogen hatte, so blutarm wirkten sämtliche Farben auf mich. Der Himmel hatte auf einmal genau jene Art von Blau, die mir auf alten, vergilbten Fotos aus dem letzten Jahrhundert begegnet. Und das Gelb der Forsythien war weniger intensiv als sonst. Als ob man uns mit der Zeitmaschine in die Vergangenheit befördert hätte… Beam me back, Chief O’Brien.

Wie gut, dass wir nicht allzu lange auf den Gesang der Vögel verzichten mussten; war es während der Finsternis ungwohnt ruhig gewesen, so ging danach alles wieder seinen gewohnten Gang. Die Sonne hatte ihre alte Strahlkraft wieder, es war nicht mehr so frisch in der Frühlingsluft, und die Vögel sangen wieder so lieblich wie zuvor. Irgendwie war das ein ganz seltsames Erlebnis. Aber schön.

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Wir warten aufs Christkind

…natürlich nicht wirklich, aber genauso fühlte es sich für uns an, das Live Tracking von DPD, denn wir warteten auf die Lieferung unserer neuen Nähmaschine, eigentlich mehr ein Hochleistungscomputer denn eine einfache Maschine. „Wenn so der Mercedes unter den Nähmaschinen aussieht, wie sieht dann der Lamborghini aus?“, scherzte mein Mann. Hm, da ist was dran? – war mein erster Gedanke. Dennoch – so aufgeregt war ich schon lange nicht mehr. Vorgestern Geld überwiesen, gestern die Versandbestätigung erhalten, und heute schon da. Das ist wirklich ein Gefühl wie Weihnachten kurz vor Ostern.

Was das neue Schätzchen alles kann, das wollen wir heute noch ausprobieren, doch zunächst noch ein Rückblick auf das vergangene Wochenende – was außer dem Dressmaker’s Ball noch geschah.

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Wir waren nämlich am 14. März 2015 beim Dressmaker’s Ball in Schwerte, und für uns hatten mamamachtsachen und alle Wünsche werden wahr ein besonderes Schmankerl ausgedacht: ein Besuch des Geschäfts „Fashion for Designers“ in Krefeld. Weil Krefeld nur rund 80 Kilometer von Schwerte entfernt liegt, nahmen wir gerne diesen kleinen Umweg in Kauf; denn wann hat man schon einmal die Chance auf den Jackpot, äh, den Kauf von hochwertigen Stoffen, die nicht überall zu bekommen sind? Zuerst war ich skeptisch, doch als ich meinem Mann davon erzählte, war seine Reaktion: „Da müssen wir hin“.

Also brachen wir um viertel vor acht auf und erreichten kurz nach halb elf unser Ziel, wo wir auf andere Nähbegeisterte trafen. Nicht alle wollten auch den Ball besuchen, aber die Aussicht auf edle Stoffe oder Restposten wollte sich keine entgehen lassen. Kurz vor elf war es dann soweit: Die netten Inhaber hatten extra für uns ihren Showroom für zwei Stunden geöffnet. Zwei Stunden, in denen wir in den tollsten Stoffen schwelgen konnten. Stoffe, die in Kollektionen von Modedesignern wie Lena Hoschek oder Guido Maria Kretschmer und anderen bekannten Firmen auftauchen. Wenn ich bisher noch nicht gewusst hatte, warum viele Nähbloggerinnen von den Kreationen Lena Hoscheks so begeistert sind – spätestens jetzt hat die österreichische Modeschöpferin einen weiteren Fan hinzugewonnen.

Der dort von uns entdeckte Waxprint erschien mir für eins meiner kommenden Projekte geradezu perfekt: Ein Midirock mit großem, waagerecht verlaufenden Musterrapport, bestehend aus zehn Bahnen – ähnlich diesem: Dieses traumhafte Stücke stammt von Michael Kors und wurde letzten September auf der New York Fashion Week vorgeführt, als kommender Trend für Frühjahr und Sommer 2015. In der aktuellen burdastyle ist ein ähnliches Modell abgebildet, allerdings gestreift anstatt geblümt – zum Vergleich, hier nochmal das Modell 117.

Für mich aber ist der „Hoschek-Stoff“ mit seinen Riesenschnörkeln in dunkelgrau, senfgelb und fuchsia auf beigem Grund um einiges spannender. Er tauchte in Lena Hoscheks „Hot Mama Africa“-Kollektion letzten Juli auf der Mercedes Benz Fashion Week auf, ebenfalls für die Frühjahrs- und Sommersaison 2015. Und dann geriet ich in einen wahren Musterrausch, immer schön weiter angestachelt von meinem Mann, der mir ständig neue Ballen und Proben zeigte und meinte, nimm das! Oh Mann, und dabei hatte ich mir doch so fest vorgenommen, nicht allzu viel zu kaufen. Ein Vorsatz, den ich so natürlich nicht einhalten konnte. Am Ende war das, was ich ausgab, dreimal so hoch wie das Limit, das ich mir gesetzt hatte. Aber dafür waren auch traumhafte Stoffe dabei, die man nicht überall sieht (Schlangenprint, Blumenmuster, Fantasiemuster, englisch anmutende Zapfenmuster, etc.). Und ein neues Viscosefutter für meinen in Bielefeld genähten Karomantel war auch dabei.

Nein, das ursprüngliche Futter ist auch im zweiten Anlauf nichts geworden. Diesmal war es der eine Ärmel, den ich falsch herum eingenäht habe. So was kann ich keinesfalls in meinen Mantel einnähen. Dann lieber gar keins – oder gleich was vernünftiges. Diesmal eben in weinroter Viscose anstatt hellgrauem Polyester. Also werde ich im Herbst einen letzten Versuch starten. Vielleicht habe ich genau diesen Anreiz gebraucht. Dass eine neue Nähmaschine auch noch hinzukommen würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht; aber ich begann damit, schon fleißig Pläne zu machen, was ich mit all diesen wunderbaren Stoffen anfangen würde. Und dabei habe ich noch Stoff von einer größeren Kaufaktion im Januar übrig.

Aus jenem Bestand möchte ich gerne ein langärmeliges Kleid, einen Rock mit Godetfalte für den Film- und Fernsehserien-SewAlong und diverse Oberteile nähen – eins davon stammt aus der zweiten Ausgabe von La Maison Victor. Aus dem in Krefeld gekauften Stoff möchte ich folgendes machen: den oben bereits erwähnten Rock, kastenförmiges Top und Carmenkleid (ebenfalls aus der selben Ausgabe) sowie ein an den Seiten zipfeliges Etuikleid, das in einer älteren burdastyle abgebildet war. Mein Mann ist zwar der Meinung, dass ich unbedingt auch noch eine Caprihose brauche, aber bis ich dazu komme, ist der Sommer höchstwahrscheinlich herum.

Auf andere, von mir favorisierte Modelle und meine weitere Stoffausbeute gehe ich in einem gesonderten Beitrag ein; für heute möchte ich es damit erst einmal gut sein lassen. Denn: Der Berg – äh, die Maschine – ruft.

Dressmaker’s Ball in Schwerte : „Don’t stop me now“

Erinnerungen sind dazu da, dass man sie auch mit anderen teilen kann, und deshalb möchte ich mir heute die Zeit nehmen, meine Eindrücke vom vergangenen Wochenende niederzuschreiben und mich den anderen anschließen, die beim Dressmaker’s Ball dabei waren, und zwar hier, bei mamamachtsachen, die das Ganze organisiert hat. Dies war die kurze Version.

Wer die längere Variante trotzdem lesen möchte, bitteschön, hier geht es weiter, aber eine Warnung vorab: Ich habe heute keine eigenen Fotos für euch, denn wir haben keine gemacht. Trotzdem wollte ich auf einige Impressionen dann doch nicht verzichten. Sie stammen von Bernd Paulitschke von den Ruhrnachrichten und Philip BechtleMein Dank geht deshalb hier schon mal an die Fotografen und an mamamachtsachen, die diese zauberhafte, von Sponsoren unterstützte Veranstaltung in der Alten Rohrmeisterei in Schwerte organisiert hat.

Andy und Verkäufer Foto: Bernd Paulitschke

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Don’t stop me now, I’m having such a good time, I’m having a ball…“ schien unser Motto, frei nach Freddie Mercury, am 14. März zu lauten, denn wir fuhren zu dem Event für Hobbyschneider und -schneiderinnen, dem Dressmaker’s Ball in Schwerte. Mit rund 200 Kilometer Entfernung von Frankfurt ist das für einen Wochenendausflug mit Übernachtung nicht die Welt, denn in locker zwei Stunden ist man da. Dass wir noch einen Umweg über Krefeld fuhren, steht auf einem anderen Blatt und wird in einem separaten Eintrag Erwähnung finden. Nun aber wieder zurück zum Thema.

Als ich letztes Jahr erfuhr, dass es einen Ball geben würde, auf dem wir unsere selbstgeschneiderten Abend- und Cocktailkleider ausführen könnten, dachte ich mir „ja, wie geil ist das denn?!“ Das wäre ja auch die Gelegenheit für meinen Mann, endlich wieder einmal seinen in Schottland maßgeschneiderten Kilt mit allem, was dazugehört, zu tragen. Und dazu gehört eine ganze Menge, nämlich Hemd, Weste, Jackett, Socken, Schuhe, Sporran (eine mittels Kette am Gürtel befestigte Tasche zum Verstauen lebenswichtiger Utensilien) und Schmuck. Da war mir auch klar, dass mein Abendkleid eine Nummer schlichter ausfallen würde als ursprünglich im Rahmen von Nix für Lemminge geplant. Ich weiß nämlich von Bällen, auf denen ausschließlich schottisch getanzt wird, dass die Dame ein besonders Accessoire trägt, das auf den Kilt ihres Partners abgestimmt ist, den Sash – eine Art Schal, der auf der Schulter mit einer Brosche befestigt wird.Mein Sash war in unserem Fall aus dem gleichen Stoff wie der meines Mannes hergestellt worden. Dass da ein besonders glamouröses Abendkleid nicht der richtige Rahmen war, brachte mich auf die Idee, mein im Jahr 2000 genähtes pastellblaues, fast schon weißes Kleid mit Corsage und bodenlangem, weitgeschnittenen Rock zu tragen.

wir    Foto: Bernd Paulitschke

Das hatte ich für einen Ball in Cornwall, genäht, und es passte sogar noch. Also der passende Rahmen für den Sash und für den Mann im Kilt. So weit die Vorgeschichte. Um viertel vor acht brachen wir auf und erreichten kurz nach halb elf unser erstes Ziel, das Geschäft „Fashion for Designers“ in Krefeld, wo wir Stoffe kaufen durften – danach ging es weiter nach Schwerte, das noch knapp 80 Kilometer entfernt liegt. Nicht viel, aber der Ruhrschnellweg durch Essen hat uns echt Nerven und knurrende Mägen gekostet. Aber dann fanden wir doch noch ein Restaurant, in dem wir unseren Hunger mit lecker Pizza, Pasta & Vino Rosso bekämpfen konnten und legten uns im Hotel zwei Stündchen aufs Ohr, nachdem wir entsetzt festgestellt hatten, dass wir die extra zum Kilt gekauften Schuhe nicht dabei hatten und mein Mann nun leider gezwungen war, die Schuhe anzuziehen, die er schon den ganzen Tag angehabt hatte. Nochmal nach Hause zu fahren, kam nicht in Frage, denn das wären nochmal vier Stunden Autobahn im übermüdeten Zustand gewesen. Also bissen wir in den sauren Apfel und hofften, dass niemand den Fauxpas bemerken würde.

Das Schuhdilemma war jedoch bei der Ankunft in Windeseile vergessen. Zum einen lag das an der stilvollen und trotzdem nicht steifen Atmosphäre mit Deckenleuchtern aus Kristall und den liebevoll eingedeckten und geschmückten Tischen und zum andern an der herzlichen Begrüßung durch die bereits anwesenden Gäste. Und nun an dieser Stelle noch schnell meinen Dank an exclamation point und ihre Freundin (die dekoriert haben) und ellamara (die unsere Namen von der Gästeliste abhakten).

Wie ich bei mamamachtsachen las, fremdelte niemand – ein Eindruck, den ich aus vollem Herzen teilen kann; es war zwar schön, schon bekannte Gesichter wiederzusehen, aber dank der wohltuend entspannten und herzlichen Stimmung konnten wir recht schnell und leicht ins Gespräch mit bis dahin noch völlig fremden Menschen zu kommen; und es war für mich, als ob wir uns schon immer gekannt hätten. Kontakte zu knüpfen, war auf einmal das einfachste und natürlichste von der Welt. Ich stelle fest, ich bin immer noch ganz hingerissen.

Und es waren so schöne Roben dabei. Besonders ins Auge stachen mir ein weinrotes bodenlanges Kleid (ein Vogue-Schnitt) mit vorne überkreuzten Trägern und einem sensationellen Rückendecolleté, ein Hosenanzug für die Dame mit Federepauletten, ein Kleid mit grüner Schnürcorsage und gelbem Tüllrock und ein viktorianisches türkises Ensemble, dessen Trägerin ganz stilecht einen Fascinator im Haar trug. Einfach genial. Und jedes Outfit war einzigartig. Repekt! Kleidung auf Fotos in Blogs zu bewundern, ist eben doch etwas anderes, als sie in echt zu erleben. Die Farben, das Rascheln, der Glanz… Es geht doch eben nichts über das Live-Erlebnis.

quartett Foto: Bernd Paulitschke

Pailletten  Foto: Philip Bechtle

db_bernina_einweisung Foto: Philip Bechtle

Schade nur, dass ich weder groß zum Essen noch zum Tanzen kam. Was zum einen daran lag, dass ich von den Nudeln noch pappsatt war und zum andern, dass mein Mann und ich uns eine Hightech-Nähmaschine vorführen und detailliert erklären ließen. Bis wir das Geschäft in Sack und Tüten hatten, war der Abend schon beträchtlich fortgeschritten. Noch ein wenig tanzen und dann noch ein Gläschen in Ehren… Irgendwie verging die Zeit wie im Fluge, und ehe ich mich versah, ging es schon auf vier Uhr zu. Bedauerlicherweise, denn die meisten brachen zu diesem Zeitpunkt auf, und tatsächlich waren wir dann wirklich unter den Letzten, die sich auf den Weg zu ihrem Hotel machten. Das hatte ich auch schon lange nicht mehr. Und deshalb gibt es auch zum Schluß eine letzte Lobeshymne und einen Toast auf alle, die diesen Ball zu einem wundervollen Erlebnis gemacht haben. Wenn es eine zweite Auflage gäbe, würde mich das sehr glücklich machen.

Just another Costume Drama : Was vom Sonntag übrig blieb

Der Tag geht, Johnny Walker kommt“, so lautete vor Jahren ein bekannter Werbeslogan. Zwar passt der auf den ersten Blick scheinbar nicht so richtig zum Fernsehprogramm, das ich am Sonntag genießen durfte, aber an diesem Tag lief auf BBC 1 die letzte Folge von „Call the Midwife“, unmittelbar im Anschluss gefolgt von einer brandneuen achtteiligen Serie namens „Poldark“. Nun also: „Call the Midwife“ geht – „Poldark“ kommt; was bedeutet, dass der Sonntag auch weiterhin im Zeichen des „Original British Drama“ steht. Die schaue ich mir auch ab und zu gerne an, denn mitunter finden sich da wahre Schätzchen. Fans von Kostümfilmen bzw. Historiendramen (Die Tudors, Musketeers, The White Queen, etc.) kommen da voll auf ihre Kosten. Und das ganz ohne Werbung, sieht man von den Trailern zu kommenden Sendungen ab. Obwohl auch die nerven können, auch wenn sie den Film nicht zerreißen, weil sie zwischen zwei Sendungen plaziert werden. Aber wenn man dreimal täglich eine Werbung für die neueste Folge von „Banished“ präsentiert bekommt. Und die läuft seit 5. März auf BBC 2.

Aber ich schweife ab. Einerseits war ich traurig, dass nun „Call the Midwife“ zu Ende ging (allerdings ist eine Fortsetzung im nächsten Jahr geplant), auf der anderen Seite aber war ich schon sehr gespannt auf „Poldark“, eine achtteilige Fernsehserie, basierend auf den gleichnamigen Romanen des vor ein paar Jahren verstorbenen Schriftstellers Winston Graham. Der wiederum ist auch bekannt geworden durch seinen Roman „Marnie“, der von Alfred Hitchcock verfilmt worden ist.

Dass die BBC eine Neuverfilmung der gleichnamigen Serie aus den 70ern plante, wusste ich bereits zu Beginn des neuen Jahres, aber wann es damit losgehen würde, blieb lange im Dunkeln. Durch Zufall erfuhr ich letzte Woche und erhielt dann auch prompt von einer guten Bekannten aus Schottland am Sonntagmorgen eine Mail, dass es definitiv am 8. März losgehen würde, und zwar um 22 Uhr. Etwas spät für mich, aber was tut man nicht alles als wahrer Fan. Ja, ich war eine von denen, die in den 80er Jahren bei der deutschen Fassung jeden Sonntagnachmittag mit den Helden bei ihren Abenteuern mitgefiebert haben. In England waren sie sogar noch krasser drauf: Da hatte dieser Sonntagvormittags ausgestrahlte „Straßenfeger“ so viel Erfolg, dass man in manchen Gegenden die Gottesdienste vorverlegt hat, um die Leute an jenen Vormittagen überhaupt in die Kirche zu bekommen.

Dass die Serie noch heute unglaublich viele Fans hat, konnte ich 1999 bei einem Urlaub in Cornwall feststellen, als ich dort auf die Adresse eines Fanclubs, der Poldark Appreciation Society (PAS), stieß, die regelmäßige Fantreffen organisierte. Und als ich dann erfuhr, dass die PAS im Jahr darauf eine Woche in einem Hotel mit Halbpension, Besichtigungen von Drehorten und einem Ball in einem Landhaus veranstalten wollte, gab es für mich kein Halten mehr. Es traf tatsächlich alles so ein, wie ich es mir vorgestellt hatte, und zu einem Treffen mit dem Hauptdarsteller und mit dem Schriftsteller, Mr.Graham höchstpersönlich kam es auch. Das Glück hätte größer nicht sein können. Leider sind von diesem traumhaften Abend auf dem Lande keine Fotos mehr greifbar. Nur das Kleid, das ich mir zu diesem Anlaß geschneidert hatte, ist mir geblieben – danach habe ich es noch einmal beim Wave-Gotik-Treffen in Leipzig und zuletzt beim Dressmakers Ball in Schwerte getragen.

Nun aber zurück zu der Neuauflage von 2015. Gerade habe ich die zweite Folge hinter mir, und ich habe sehr stark den Eindruck, dass ich eine andere Geschichte sehe als damals. Die Charaktere wirken plötzlich so anders, und manche Nebendarsteller nuscheln dermaßen, dass ich sie überhaupt nicht verstehen kann. Wer jetzt wissen möchte, worum es in „Poldark“ geht, ist – sofern Englischkenntnisse vorhanden – am besten mit den folgenden Links auf BBC One bedient.

Folge Eins – am 8. März 2015

Folge Zwei – am 15. März 2015

Folge Drei – am 22. März 2015

In wenigen Worten beschrieben, geht es um Captain Ross Poldark, der aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg in seine Heimat Cornwall zurückkehrt und alles, was ihm lieb und teuer war, in Trümmern vorfindet. Wie er aus diesem Dilemma herausfindet, ist neben der wunderschönen Landschaft Cornwalls das Hauptmotiv der Serie, die auch noch mit vielen Nebensträngen und Intrigen glänzt. In den 70er Jahren wurden 27 Folgen mit jeweils ca. 50 Minuten Länge, verteilt auf zwei Staffeln, gedreht. Das Remake soll mit acht Folgen zu je 59 Minuten auskommen. Mal sehen, wie die BBC diesen Spagat bewältigt hat und wie viele Handlungsstränge gar nicht erst verfolgt worden sind.

Aber wie auch immer sich die Serie entwickeln wird, ich glaube, so einen Kult wie in den Siebziger Jahren wird es um „Poldark“ nicht geben, und am Ende wird es vermutlich ein hübsch anzusehendes und gutgefilmtes Kostümdrama gewesen sein, aber ohne die Faszination von damals. Trotzdem werde ich mir auch alle restlichen Folgen noch aaufzeichnen und anschauen; schon allein wegen der Hauptdarsteller Aidan Turner (bekannt durch seine Rolle als Zwerg Kili in „Der Hobbit“) und Eleanor Tomlinson („Agatha Christie: Poirot“, „The White Queen“ und „Death comes to Pemberley“).