— und zwar habe ich zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit ein Probeteil genäht: diesmal für das Top „Fauve“ aus der letzten Ausgabe des Magazins „La Maison Victor“. Ich wollte es als Teil für mein Cocktailkleid für das Projekt „Nix für Lemminge“ nähen, aber leider, leider, leider kam mir er die Renovierung unseres Wohnzimmers dazwischen und dann verlor ich die Lust.
Tja, theoretisch hätte ich mein Cocktailkleid in Bielefeld nähen können, aber da ich über Silvester beschlossen hatte, dass ich für den Dressmaker’s Ball keins brauche, weil ich schon ein Kleid habe, das zum Kilt meines Mannes viel besser paßt (mein bodenlanges Abendkleid nämlich), widmete ich mich bei der AnNäherung lieber meinem Karomantel fürs Frühjahr. So, und nun habe ich mich aufgerafft, endlich den längst abgepausten Schnitt für das Top „Fauve“ an einem Stück Stoff auszuprobieren, das schon seit ewigen Zeiten im Keller schlummerte.
Ich glaube, der Auslöser war der Film- und Fernsehserien-SewAlong, den ich ebenfalls gnadenlos versemmelt habe. Auch für den liegt seit Beginn des SewAlongs der abgepauste Schnitt im Keller und wartet darauf, dass ich ihn auf meinen blauen chanelartigen Stoff aus Verl lege und das Teil zuschneide. Besser gesagt, er wartete darauf, in ein Probeteil verwandelt zu werden.
Und wenn beide Probeteile, also der Mord-auf-dem-Golfplatz-Rock und das Top „Fauve“ zusammen ein stimmiges Bild ergeben, dann wüßte ich keinen Grund, warum aus meinen vier Metern Satin, die ich im November extra für „Nix für Lemminge, Teil 5“, kein Abendkleid werden sollte.
Nun aber zu dem Probetop: Der Stoffrest mit den Maßen 1,30 x 1.75 Meter befand sich im Keller zwischen Geschirrtüchern und Bettlaken, die durch das lange Lagern schon etwas muffig rochen, aber nach zwei Waschgängen wieder wie neu waren. Für das Top war die Größe mehr als ausreichend, ich fand den Stoff aber etwas zu transparent; darum habe ich das Vorderteil zweimal zugeschnitten und allen Seiten aufeinander genäht, außer am Saum. Den habe ich vorsichtshalber erst mal offen gelassen.
Anders als in der Anleitung, habe ich den Beleg für den Halsausschnitt nicht in einer anderen Farbe genäht, weil ich zu Struktur und Elastitzität des Stoffes nichts passendes zur Hand hatte. Ich wollte kein Risiko eingehen, indem ich zwei unterschiedlich dehnbare Stoffe miteinander verarbeite, und so konnte ich ausgiebig meiner neuentdeckten Leidenschaft für Zickzack- und Overlockstich frönen.
Zuerst war ich skeptisch, ob mir das Top nicht vielleicht zu eng geworden ist, aber bei der Anprobe stellte ich fest, das es vielleicht doch einen Tick schmaler hätte werden können. Und auch mit dem Halsausschnitt bin ich noch nicht hundertprozentig zufrieden; hier hätten ein paar Zentimeter weniger auch nicht geschadet. Aber fürs erste ist das ganz okay so.
Die kastige Form zu Bleistiftröcken oder zu Röhrenjeans, finde ich, hat was. Und da der Sommer bald kommt, hätte ich dann wenigstens schon mal ein luftigeres Teil, in dem man sich nicht fühlt wie ein Würstchen auf dem Grill.