… und zwar frei von jeglichen Verbänden, Nähten oder Klammern. Ist zwar lästig, wieder früh aus den Federn zu müssen, aber zwei Wochen nichts richtig tun zu können, ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Habe ich schon erwähnt, dass ich meine Fotos sortiert habe?
Zum Thema „Künstlerisch gewollte Unschärfe“ habe ich mich mit meinen Aufnahmen beschäftigt, die auf der Luminale 2012 und 2014 entstanden sind. 2012 hatte ich mir die digitale Spiegelreflexkamera von meinem Mann ausgeliehen, 2014 dagegen war ich mit meiner eigenen digitalen Kompaktkamera losgezogen, bei der man leider aber gar nicht so viel selbst einstellen kann. Da gab die Kamera meines Mannes entschieden mehr her.
Größere Blendenöffnung? Längere Belichtungszeiten? Alles kein Problem, auch nicht ohne Stativ. Zu sehen gab es statische und bewegte Lichtkunst, und die wollte ich festhalten, auch wenn mir dabei vermutlich jede Menge Leute vors Objektiv geraten würden. Aber das war mir gleich, denn ich hatte mir überlegt, dass deren Bewegungen nur als diffuse Schatten auf dem fertigen Bild zu sehen sein würden; und da ich den Fokus auf das Kunstwerk gerichtet hatte, würde das der Aufnahme vielleicht sogar das gewisse Etwas verleihen. Leider lief die Aktion nicht ganz so, wie geplant. Denn es trat genau das ein, was ich und andere gern als den Vorführeffekt bezeichnen. Kaum ist man im Urlaub und möchte eine Sehenswürdigkeit fotografieren, latschen einem unaufmerksame Leute vor die Linse. Aber möchte man genau diesen Effekt erzielen, bekommen die anderen Besucher der Ausstellung plötzlich skrupel und schicken sich an, in Ehrfurcht zu erstarren. Es war ein schönes Stück Überzeugungsarbeit nötig, um sie dazu zu bringen, mich fürderhin zu ignorieren und nach eigenem Gusto den Raum zu durchqueren.
Für mein eigentliches Projekt „Poetry in motion“ hatte ich mir als Motiv ein Tuch ausgesucht, das per Seilzug vom Boden an die Decke hinaufgezogen wurde, von wo es sanft nach unten schwebte. Diese Bewegung galt es, möglichst verwischt einzufangen; denn nicht immer empfinde ich ein Motiv, das in der Bewegung eingefroren wurde, als stimmig.

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Es waren dazu mehrere Versuche mit unterschiedlich langen Belichtungszeiten notwendig. Das gleiche probierte ich dann auch sofort bei dem Newtonschen Pendel aus fünf Glühbirnen aus.

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Ach, was war ich von der Kamera begeistert, die brav tat, was ich wollte. Auch in Frankfurt unterm nächtlichen Himmel, in der Liebfrauenkirche und in der Katharinenkirche. Einige Bilder schickte ich an die Onlineredaktion der Frankfurter Rundschau, die ihre Leser um Zusendung ihrer Aufnahmen von der Luminale gebeten hatte.
Zu meiner großen Überraschung wurde aber nicht eins der fotografisch gut gelungenen Bilder ausgewählt, sondern ein grisseliges und dilettantisch mit meinem uralten Handy (nicht Smartphone) aufgenommenes Foto von einer Modenschau bei Schwarzlicht. Auf meine Frage, warum ausgerechnet dieses in die Galerie aufgenommen worden war, erhielt ich die verblüffende Antwort, dass es von den beliebtesten Frankfurter Kunstwerken schon jede Menge gestochen scharfes Material gäbe, aber keines von einer Veranstaltung in der Nachbarstadt.
Ich habe nicht schlecht gestaunt.