# Writing Friday : week 29

 

Der Writing Friday ist ein Projekt, das ich bei elizzy entdeckt habe. Jeden Freitag veröffentlichen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einen Beitrag, den sie zu einem vorgegebenen Thema geschrieben haben. Am Ende meines Beitrags stehen die Regeln und die Themen, und von denen habe ich „Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz: ‚Dieser Sommertag, war nicht wie jeder andere, denn…‘ beginnt“ zu einer wortreichen Fortsetzung meiner Kurzgeschichte von vor zwei Wochen ausgebaut.

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Projektwoche

Dieser Sommertag war nicht wie jeder andere, denn die 10c befand sich auf Klassenfahrt, und Lea war nicht dabei.

Auf die Daheimgebliebenen wartete die Projektwoche. Für Lea war diese Woche vor den Sommerferien die interessanteste im ganzen Schuljahr. Unter Dutzenden von Workshops konnte man ein Projekt wählen, das einem am meisten lag, und Lea hatte sich für die Foto-AG entschieden. Die kam ihr sehr entgegen. Nicht nur, weil sie es hochspannend fand, wie die Mischung aus belichteten und unbelichteten Stellen unter Rotlicht auf dem empfindlichen Material Gestalt annahm. Da sie ausgedehnten Aufenthalten im Sonnenschein nicht viel abgewinnen konnte und die Sommernachmittage am liebsten an einem schattigen Plätzchen verbrachte, war die Zeit in der Dunkelkammer ein angenehmer Nebeneffekt. In aufgeräumter Stimmung betrat sie Punkt acht Uhr dreißig den Chemiesaal. Der Spaß konnte beginnen.

Schröder – Seidler – Thompson. That’s it!“ – Englischlehrer Mr. McNamara, der die AG leitete, hatte soeben die letzten drei seiner acht Schützlinge – sechs Jungen und zwei Mädchen – abgehakt und nach jedem Namen ein „Anwesend“ geerntet. Nun hielt er es für eine gute Idee, dass Sally Thompson und Lea Seidler, die sich bisher nur vom Sehen kannten, ein Team bildeten. Sally war das nur recht. Im Grunde war ihre Wahl auf diese AG gefallen, weil sie gehofft hatte, ihrem Schwarm näherzukommen. Leider behandelte Finn sie hier aber nur wie Luft. Konkrete Vorstellungen von dem, was sie erwartete, hatte Sally nicht – im Gegensatz zu Lea, die sich darauf freute, Fotos zu einem bestimmten Thema zu schießen, den Film im Labor zu entwickeln und die Bilder zu vergrößern und zu retuschieren. Analog und Oldschool. Dass die Foto-AG dieses Jahr unter einem anderen Motto stand, konnte sie nicht ahnen… O Schreck: „Seid als Reporter eine Woche lang für die Journalismus-AG unterwegs und sammelt Eindrücke von der Projektwoche.“ – Ta-daa! – So hatten sich die beiden Mädchen das nicht vorgestellt. Aber andererseits… war das Thema vielleicht gar nicht so schlecht. So mussten sie wenigstens nicht krampfhaft überlegen, was sie vor die Linse nehmen würden. Endlose Serien von Fahrradspeichen oder Ansammlungen von Reagenzgläsern würde es nicht geben; nur auf die einzelnen Teilnehmer kam es an.

Aber wo anfangen? „Setzt euch am besten zusammen und steckt eure Bereiche ab, damit ihr euch nicht gegenseitig in die Quere kommt.“ Lea war skeptisch, ob die Idee des Gruppenleiters bei allen dieselbe Begeisterung auslösen würde. Finn und Max waren natürlich wieder einmal die ersten. Die Streber wollten sich auf die Naturwissenschaftler konzentrieren, und ihre Meinung, welche Gruppen sich für welches Team am besten eignen würden, stand auch schon fest. Nähen und Emaillieren für Lea und Sally, Die Sportler für Luca und Stefan und das musizierende Volk für Cem und Mario… Weil Musik bekanntlich der Völkerverständigung dient… Really? Klischees lassen wir heute aber überhaupt nicht aus! Ha ha. Innerlich zeigte Lea Finn den Vogel und machte ihm und dessen Partner klar, was sie davon hielt. Zum Glück stand sie mit ihrer Meinung nicht alleine da. „Es lebe das Vorurteil, oder was? Wir lassen uns doch von euch nicht vorschreiben, was wir fotografieren.“ Cems Worte waren deutlich. Und Luca hatte sowieso andere Pläne. Aber die verrieten weder er noch sein Kollege. Super, wie glatt dieses Brainstorming gelaufen war! Nämlich gar nicht. Ganz deutlich konnte Lea dies dem Flunsch entnehmen, den Finn angesichts der Torpedierung seines durchdachten Vorhabens zog. Was fand Sally nur an ihm? Er war ja noch nerviger als Jo Hansen! Na ja, wenigstens war der auf Klassenfahrt, zusammen mit dem Rest der 10c. Aus den Augen, aus dem Sinn…

Schön wär’s gewesen. Das gibt’s doch nicht, dachte Lea, als sie und Sally am nächsten Morgen auf dem Sportplatz der Basketball-AG über den Weg liefen. Was um alles in der Welt tat Jo denn hier? Der war doch auf Klassenfahrt… Dass er aus Geldmangel zu Hause geblieben war, konnte sie sich nun gar nicht vorstellen, aber wenn etwas vorgefallen war, würde er es ihr garantiert nicht auf die Nase binden. Nach dem kurzen Moment der Überraschung nahm er statt dessen die Gelegenheit wahr, sich als Dribbelkönig in Szene zu setzen. Aber gestellte Aufnahmen? Nein danke… lautete die einhellige Meinung der beiden Mädchen. Sie würden sich also weiter umschauen müssen. Es gab ja noch genügend andere Gruppen. Bei einem Automatenkaffee beschlossen sie, erst einmal getrennt voneinander loszuziehen und sich am nächsten Tag im Eiscafé Claudio über ihre Fortschritte auszutauschen. Sally war begeistert, denn das war die Gelegenheit, ihre Chancen bei Finn auszuloten. Na, dann viel Spaß, meldete sich Leas innere Stimme, vor Sarkasmus triefend, wenn Du meinst, dass Dich Stalken weiterbringt und zu brauchbaren Ergebnissen führt… Jetzt konnte sie ungestört arbeiten und sich unauffällig in die anderen Gruppen einklinken – im Zweierpack fiel man immer gleich so auf! Aber Glück sah für sie irgendwie anders aus – die AG der Hobbyschneider wollte nicht, dass ihr Projekt vor der großen Abschlussmodenschau publik wurde, und dem Fahrradworkshop stand jeder, der nicht dazugehörte, nur dumm im Weg herum. Und das waren nur zwei Beispiele. Entmutigt ließ Lea sich mit einem Becher der gräßlichen Automatenplörre in eine Ecke sinken – das Zeug so schwarz und bitter wie ihre Stimmung. Siebzehn Uhr. Wenn das so weiterging, hatte sie morgen nachmittag nichts vorzuweisen. Was hielt sie eigentlich noch hier? Aber erst trank sie noch ihren Becher aus.

Durch das Gebäude, das sich weitgehend geleert hatte, waberten die verzerrten Klänge einer E-Gitarre. Interessant. Jemand übte, auch wenn der- oder diejenige schon längst über das Anfängerstadium hinaus war. Sie konnte nur nicht erkennen, was für ein Lied da so hingebungsvoll geübt wurde. Um das herauszufinden, musste sie den Klängen folgen. „November Rain“ auf halber Treppe… ja, das war um Längen besser als das Geklimper zu Hause, produziert auf dem Klavier. Vom Sohn der Nachbarn. „Yesterday“ und „Vielen Dank für die Blumen“ stundenlang in Dauerschleife hören zu müssen, war der wahre Horror. Dann doch lieber dieser Übungsstunde zuhören, auch wenn der ein oder andere schräge Ton dabei war. Wer da auch immer spielte, vor lauter Vertieftsein in die Musik spielte Zeit für ihn oder sie keine Rolle. Da würde es sicher nicht auffallen, wenn sie diese Etüden still und unauffällig aus dem Hintergrund beobachtete.

Je näher sie kam, desto lauter wurde es. Und besser. Sie hatte den Flur im ersten Stock erreicht, da versiegten die Töne plötzlich. Dann wurde umgeschwenkt auf Green Day. Da war aber jemand in seinem Element. Ein solcher Enthusiasmus gehörte auf jeden Fall belohnt. Mit unverstelllten Aufnahmen, die umso authentischer wirkten, wenn die betreffende Person nicht wusste, dass sie fotografiert wurde. Ob sie die Fotos jemals veröffentlichen würde, stand auf einem anderen Blatt. Aber noch war es nicht soweit. Noch hatte sie die Bilder nicht im Kasten. Vorsichtig öffnete sie die Tür. Nur einen Spaltbreit. Und schob sich seitlich in den Musiksaal hinein. Wie die Teilnehmerin an einem konspirativen Treffen. Oder wie ein Paparazzi. Letzteres traf es eher. Aus der letzten Reihe hatte sie freie, ungehinderte Aussicht auf die Zielperson, die völlig selbstvergessen die Saiten mit dem Plektron bearbeitete. Er hatte ihr zwar den Rücken zugekehrt, dennoch kam er ihr bekannt vor. Es gab an dieser Schule nicht viele, die mit einer so chaotischen Frisur herumliefen. Gebannt schlich Lea näher. Es konnte ja sein, dass sie sich irrte. Nur noch ein Meter trennte sie voneinander, dann hatte sie Gewissheit. Volltreffer: Nach Jo Hansen hatte sie nun auch den Letzten aus ihrer Deutsch-Gruppe mit dem Simplicissimus-Referat gefunden. Und Michael O’Hara hatte keine Ahnung, dass sie nur eine Armlänge von ihm entfernt stand. Mit gezückter Kamera, den Finger bereit zum Auslösen.

Ein einziges Foto reichte, und die Tarnung war dahin. Auslösen, Umdrehen, Weglaufen… Vergiss es! Dazu war sie nicht schnell genug, und zur überstürzten Flucht taugte das, was sie anhatte, keinen Schuss Pulver. Aber warum nicht gleich Farbe bekennen? Schließlich war sie ja in offiziellem Auftrag unterwegs. Und wenn sie es geschickt anstellte und ihre bisher noch unentdeckten Überredungskünste aktivierte, hätte sie gute Chancen, von ihm grünes Licht für die Verwendung der Aufnahme zu bekommen. Zeit für ein Gespräch unter vier Augen.

Vielleicht bei einem Eis unterm Sonnenschirm, so wie in all den Wochen zuvor…

 

(wird eventuell fortgesetzt)

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Die Schreibaufgaben für den Juli:

  • Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz: “Dieser Sommertag, war nicht wie jeder andere, denn…” beginnt.
  • Schreibe über eine Romanze in einer Gelateria.
  • Eine Spinne sitzt in ihrem Netz, begleite sie einen Tag lang.
  • Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter ein: Schneckenhaus, grasgrün, Baum, Gelächter, Buch
  • Fippo der Fuchs hat sich in die Stadt verirrt. Was erlebt er dort?

die Regeln:

  • Jeden Freitag wird veröffentlicht
  • Wählt aus einem der vorgegeben Schreibthemen
  • Schreibt eine Geschichte / ein Gedicht / ein paar Zeilen – egal Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben
  • Vergesst nicht den Hashtag #WritingFriday und den Header zu verwenden
  • Schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch!
  • Habt Spaß und versucht voneinander zu lernen

2 Kommentare zu “# Writing Friday : week 29

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