# Writing Friday – September, 38. Woche

 

Das Projekt „Writing Friday“ habe ich bei elizzy entdeckt – und darum geht es:

Jeden Freitag wird veröffentlicht. +++ Wählt aus einem der vorgegebenen Schreibthemen. +++ Schreibt eine Geschichte / ein Gedicht / ein paar Zeilen – egal, Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben. +++ Vergesst nicht, den Hashtag #Writing Friday und den Header zu verwenden, schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch. +++ Habt Spaß und versucht, voneinander zu lernen.

 

Dies sind die Schreibthemen für den September

1) Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz: “Sie war tatsächlich zu einer Elfe geworden und das obwohl….” beginnt. +++ 2) Schreibe aus der Sicht von Dornröschen, die über 100 Jahre lang geschlafen hat und im Jahr 2019 wieder erwacht. +++ 3) Clarissa ist 18 Jahre alt und lebt im Jahr 2119 in einer Untergrundorganisation in London. Gegen was setzt sie sich mit den anderen Mitglieder ein? +++ 4) Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter ein: Zaubertrank, entdeckt, Bergkette, verborgen, Sternenhimmel +++ 5) Erzähle von einem Wolfsrudel, welcher Wolf wärst du? Was wäre deine Aufgabe im Rudel?

 

Weibliche Märchenfiguren stehen hoch im Kurs – heute hat Dornröschen ihren Tag. Dieser eine Tag im Leben von Rosie Thorne, der alles veränderte…

 

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Hundert Jahre sind ein Tag

My Stars! Wie bin ich denn vom Speicher in dieses Bett gekommen? Alles so weiß hier: die Wände, die Möbel, sogar die Leute sind weiß gekleidet… Sie kommen herein und reden miteinander über meinen Kopf hinweg, als wäre ich nicht da. Ab und zu beugt sich jemand über mich und fummelt an dem Pflaster herum, das auf meinem Oberarm klebt. Den Jungen in Grün, den ich als erstes erblickt habe, nachdem ich wach geworden bin, habe ich nicht mehr wiedergesehen. Dass seine Lippen meine berührt haben, muss ich wohl geträumt haben.

Ein medizinisches Wunder sagen sie über mich – so lange, wie ich weg gewesen bin, und eigentlich müssten nach der langen Zeit meine Muskeln abgebaut haben. Anscheinend hatte ich gute Pfleger. Nach der langen Zeit? Hm, schon möglich – aber jetzt wüsste ich doch gerne, wie lange das gewesen sein soll. Dass ich zuletzt auf dem Speicher altes Gerümpel auseinander sortiert habe, weiß ich noch ganz genau. Das Zeug haben wir von Tante Fee geerbt, und das meiste davon ist wertloser Plunder. Und weil wir uns die teuren Kohlen nicht leisten können, hatte Papa die Idee, dass wir alles, was aus Holz ist, im Kamin verbrennen können. Bilderrahmen und Kisten zum Beispiel. Und ein altes Spinnrad aus dem hintersten Winkel. Handschuhe hätte ich mir anziehen sollen, dann hätte ich mich an dem blöden Ding auch nicht verletzt. Das kommt davon, wenn man bei schummrigem Licht einfach irgendwo herumwühlt und ohne nachzudenken zupackt. Dämliche Spindel, dämliche…

Ein medizinisches Wunder, sagen sie. Papa und Mama sind auch hier, aber noch dürfen sie nicht zu mir. Und ich nicht zu ihnen. Dass die Leute in Weiß Ärzte sind und sie vorher noch unbedingt mit uns reden wollen, habe ich inzwischen auch begriffen. Aber was sie mir wohl so wichtiges mitteilen möchten? Den netten Jungen in Grün, der mich aufgeweckt hat, kann ich ja leider nicht mehr fragen, denn den haben sie beurlaubt – wahrscheinlich für immer, wegen der Aktion mit dem Kuss. Auch wenn es sich um ein Wachküssen handelte – aber Prinzip ist Prinzip. Bewusstlose Patientinnen auszunutzen, verstößt eindeutig gegen alle Regeln. Denk nicht darüber nach, Rosie Thorne, haben sie gesagt; bereite dich lieber darauf vor, dass sich so einiges verändert hat, in hundert Jahren.

Äh, in hundert Jahren? Der Krieg ist gerade mal ein Jahr vorbei, und schwupps, wache ich im neuen Jahrtausend auf? Hundert Jahre? Ich glaube, ich will gar nicht wissen, was seitdem alles passiert ist – bitte lasst mich wieder einschlafen und nie wieder aufwachen…

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und sie erwachte nimmermehr.