Es ist Zeit für neue Etüden – drei neue Begriffe sind auf Christianes Blog erschienen, und aus denen gilt es einen Text mit maximal 300 Wörtern zu schreiben. Sie lauten
Katamaran – großspurig – totschweigen
und wurden gespendet von Olpo Olponator. Ein maritimes Thema – lasst Euch überraschen, welches Seemansgarn ich heute gesponnen habe.
♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦
Gefährliche Brandung
Die Planken knarrten – sie hatten ihr Ziel erreicht: Julia, Chris und Tim. Max kam als letzter mit den Tickets hinzu. Vor ihnen war er, der Katamaran – die größte Schiffschaukel weit und breit.
Großspurig hatte Max alle eingeladen und sich gebrüstet, dass dieses Karussell das einzig Wahre sei: nichts gegen den Klabautermann, aber hiermit konnte eine popelige Geisterbahn nicht mithalten. Für Max, den Meister der Achterbahnen, war die große Stunde gekommen; schon, weil er nun endlich seinen Bruder und Julia miteinander verkuppeln konnte. Er musste nur noch sicherstellen, dass Tim ihm nicht dazwischenfunkte.
Kaum hatten sie Platz genommen, läutete es, und der Katamaran setzte sich in Bewegung. Chris erbleichte. Max lächelte in sich hinein; er wusste, gleich griff Julia nach dessen Hand, um ihn zu beruhigen. Der Rest war ein Kinderspiel. Schlecht konnte seinem Bruder nicht werden, er hatte ja nichts gegessen, dafür hatte Max gesorgt. Schade nur, dass Chris nun nicht mehr in den Genuss der Tintenfischringe kommen würde, denn die letzte Portion hatte Max ergattert. Aber vielleicht warteten ganz andere Genüsse auf ihn. Man konnte nie wissen, was der Abend noch brachte. Der Katamaran nahm Fahrt auf.
Die Tintenfischringe rollten… mit jedem Schwung der Schaukel wurde ihm immer sonderbarer. Windstärke 6. Kalter Schweiß auf der Stirn: Julia sah ihn besorgt an. Er gefiel ihr gar nicht, mit jeder Woge wurde er blasser. Windstärke 9 – Sturmtief. Max‘ Gesicht war so grün wie wogendes Seegras. Gleich brach er zusammen – im Auge des Sturms.
Schiffschaukel mit Überschlag.
Nein, doch nicht. Zum Glück ebbte die Brandung ab. Der Tsunami war ausgeblieben, doch nur Chris und Julia waren heil davongekommen. Mit Max war nichts mehr anzufangen. Und Tim? Der war genauso blass, doch wenn er klug war, würde er dieses Erlebnis genauso totschweigen wie sie.
♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦
Die Illustration zu meiner 295 Wörter kurzen Etüde stammt diesmal von mir.
Ich weiß schon, warum ich keine Tintenfischringe mag, hihi…😂
Klasse Seemannsgarn, eines Käpt’n Blaubär würdig.
Viele Grüße
Anja
Danke, ich mag die auch nicht – Fischbrötchen sind mir lieber.
Das klingt ein bisschen nach „Wer anderen eine Grube gräbt“ 😀 … Baaah, ich glaube, ich würde mich in eine Schiffschaukel mit Überschlag wirklich nicht trauen, sicherheitshalber …
Liebe Grüße, vielen Dank! 😀
Christiane
Puh, das wär nichts für mich! Riesenrad und rotierende Scheiben kann ich nicht vertragen. Aber Deine Geschichte: schön umgesetzt mit den künstlichen Stürmen, aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Ich bin dafür kein Fan von Achterbahnen und Riesenschiffschaukeln oder allem, wo man runterstürzt. Bungeespringen wäre auch nichts für mich.
Bungee wär‘ in gewissem Sinn relativ problemlos. Du könntest schon davor ein Fischbrötchen genießen, falls du möchtest – du müßtest halt darauf achten, daß im Fall bzw nach dem Falle, sich keine Gräte in die Nase verirrt – nur für den Extremfall… denn das kitzelt … 😉
Ich finde es super, dass du einen anderen Schauplatz gewählt hast 🙂 Wobei ich alleine schon beim Lesen weiche Knie bekommen habe.
Ja, so ging es mir damals im Freizeitpark auch, nachdem ich so blöd war, nach dem Genuss eines Fischbrötchens in die Riesenschiffschaukel einzusteigen und dann auch noch in der vorletzten Reihe Platz zu nehmen. Da, wo man die Auswirkungen des Fallens und Steigens bzw. Stürzens am heftigsten zu spüren bekommt.
Das Fischbrötchen ist übrigens dring geblieben. Nur mir ging es danach nicht ganz so toll wie vorher.
Wow, da bist du aber stark geblieben. Ich glaube, ich hätte mit dem Fischbrötchen ganz schön kämpfen müssen 😀
Frag nicht, wie’s mir danach ging. Ich habe danach auch die Achterbahnen gemieden wie der Teufel das Weihwasser.
Ja, das glaube ich dir sofort ;D
Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 21.22.20 | Wortspende von Kopf und Gestalt | Irgendwas ist immer