# Writing Friday 2020 – Juni, 24. Woche : der Spin-Off

 

 

 

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02 – Barbecue on the rocks

 

Der Regen fiel in Strömen auf sie herab, nun hatten sie ein Problem.  Geschieht euch recht, dachte Laura.

Gut, dass sie nicht zum Einkaufen mitgefahren war. Zusammen mit der ganzen Gruppe in dem Pickup? Natürlich waren diese blöden Idioten bei ihrer Rückkehr nicht mehr nüchtern gewesen und hatten schon die nächste Flasche am Start, während sich der Rest im See tummelte. Lauras Bikini war nur zum Sonnenbaden geeignet, und einen zweiten hatte sie nicht dabei. Baden fiel also für sie flach. So hatte sie sich das „romantische Wochenende am See“ nicht vorgestellt. Es hätte so schön werden können, nur sie vier – ihr Liebster und sie, Andy und Lucy. Obwohl Toms kleine Schwester um Längen erträglicher als diese beiden Typen war, denen – anders als Laura – die sich zusammenballenden Gewitterwolken schietegal waren.

Sie schaute den anderen zu, von denen ein paar im Wasser planschten. Lucys unbeholfene Flirtversuche kommentierte sie, nur für sich selbst und unhörbar für die anderen, mit einem mitleidigen Schnauben. Leider sah Toms kleine Schwester nicht, dass Andy an ihr nicht interessiert war. Schade um die vertane Zeit. Mit einem genervten Seufzen griff Laura nach ihrer Tasche und verschwand nach drinnen, um sich umzuziehen, denn so langsam wurde es unangenehm kühl. Sich für das passende Outfit zu entscheiden, dauerte schier ewig.

Sie wusste nicht, wie lange sie sich schon in ihre Garderobe vertieft hatte, aber als plötzlich die ersten Donnerschläge durchs Tal krachten, war das der Startschuss für die jäh einsetzende Sintflut. Es dauerte eine Weile, bis David und Julian auf die Beine kamen. Wie durchweichte Ratten sahen sie jetzt aus. Ratten, ertränkt in Wodka Red Bull. Das Zeug zog ihr persönlich ja die Schuhe aus, aber Toms Kumpel waren da aus härterem Holz geschnitzt. Dabei hatte der Vormittag so unspektakulär begonnen…

Während Lucy die paradiesische Ruhe am See genoss, hatte sich Laura nochmal auf die andere Seite umgedreht. Paradiesische Ruhe? Das Knattern eines Motorrads hatte diese jäh zerrissen, und kurz darauf war Andys Freund in der Hütte erschienen. Wer hatte ihn bloß eingeladen? Unter dem Tritt seiner schweren Stiefel erzitterten die Dielenbretter. Geht’s noch lauter, stöhnte Laura innerlich. Ihr Schädel brummte von zu wenig Schlaf. War spät geworden, letzte Nacht. Nach der Vorstellungsrunde nahm sich Andys Freund Alex einen Becher mit Kaffee und verzog sich wieder nach draußen, zu den anderen. Laura schloss sich der Gruppe an und bekam aber schon auf der Türschwelle Schnappatmung.

Wir quetschen uns alle in den Toyota! Der durchdachte Plan von David hatte einen Haken: Mehr als fünf Leute passten nicht in den Wagen, und sie waren zu siebt. Darauf hatte Laura keine Lust. Sie zog es vor, die Sonne zu genießen und ihre Bräune zu pflegen. Die Bemerkung Julians, sie solle sich nicht so anstellen, quittierte sie, indem sie ihm den Vogel zeigte. Wenn es auf der Rückbank selbst für Lucy noch Platz gab, dann würde sie doch auch noch locker reinpassen?

Du hast sie doch nicht alle“, warf sie ihm an den Kopf und schnappte sich ihre Badesachen und ein Taschenbuch.

Viel Spaß noch mit deinen Fifty Shades“, rief ihr Julian hinterher. Ohne Erfolg. Laura reagierte gar nicht erst auf diesen blöden Witz, den niemand außer Julian komisch fand, während Tom irritiert die Stirn runzelte.

Fifty Shades of Veilchen, dachte Lucy beim Blick in sein genervtes Gesicht. Schön, dass Lucy nicht die Einzige war, der dieser Idiot auf den Zeiger ging und dass sie im Toyota nicht direkt neben ihm sitzen musste. Andy hatte sie auf die Rückbank gescheucht, wo sie sich zwischen David und Alex quetschen musste. Tom rief vom Beifahrersitz aus Laura ein letztes Mal zu, ob sie wirklich nicht mitkommen wolle. Doch die hatte sich bereits in ihren Schmöker vertieft.

Viel Spaß mit deinen Fifty Shades? Wohl eher fifty shades of Sonnenbrand. Schon bei der Vorstellungsrunde war Lucy eine verräterische Rötung an Lauras Schultern aufgefallen. Wenn diese nicht aufpasste, wäre sie bei ihrer Rückkehr oben herum pink statt bronze, und sie würde Toms Umarmungen weniger leidenschaftlich als letzte Nacht erwidern. Den Gedanken verfolgte Lucy nicht weiter, schon allein wegen Andys Fahrstil. Ob es wirklich so eine gute Idee war, sich mit Restalkohol ans Steuer zu setzen und einen Kavalierstart mit quietschenden Reifen hinzulegen? Sie konnte sich nirgends festhalten und wurde unsanft gegen Alex gedrückt. Aber wenigstens waren die Fenster geöffnet. So war die von David ausgehende Schnapsfahne nicht ganz so unerträglich. Wer hatte eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, dass man exzessiven Wodkakonsum vom Abend zuvor anderntags nicht wahrnahm? Noch ein Grund, das Zeug zu meiden.

Warum hatte sie sich bloß dazu überreden lassen, mitzukommen? Steaks, Würstchen und Bier konnten Toms Freunde auch alleine kaufen, dazu brauchten sie sie nicht. Hatte ihr Bruder Angst, dass sie sich alleine zu Tode langweilte? Sie konnte sich wirklich Spannenderes vorstellen, als umringt von Schnapsleichen in die Stadt zu fahren… Der Fairness halber musste sie sich korrigieren: zwei Schnapsleichen, ein halbwegs nüchterner Fahrer und drei Passagiere, die noch gar nichts getrunken hatten. Aber das konnte sich jederzeit ändern.

Eigentlich hätte sie es sich schon vorher denken können. Eine fußbetriebene Pumpe für ihre Luftmatratze war nirgends aufzutreiben und Ohropax anscheinend auch nicht. Klar, an diesem Wochenende war die halbe Republik unterwegs nach Wacken – kein Wunder, dass sie den See für sich hatten. Das Grillgut und den Fünf-Liter-Eimer Kartoffelsalat hatten sie Lucy aufgehalst, denn David und Julian hatten eine viel wichtigere Fracht zu tragen: den Wodka. Nimm sechs, zahl fünf. Schnaufend wuchtete Lucy die schwere Ladung hoch, nachdem sie sie zum wiederholten Male absetzen musste. Tom war ihr natürlich auch keine Hilfe, denn er und Andy schleppten einen Kasten Bier. Und Alex?

Der stand plötzlich neben ihr und sprach zu ihr: „Komm, lass mich Dir mit dem schweren Zeug helfen.“ Aha, der Herr konnte reden. Und Manieren hatte er anscheinend auch. „Du bist Toms kleine Schwester., richtig?“

Lange Haare, kurzes Gedächtnis? Kleine Schwester? Na super, reibt es mir ruhig unter die Nase, dass ich für euch alle nur das Küken ohne erinnerungswürdigen Namen bin. Die Kleine. Das Anhängsel. Das fünfte Rad am Wagen. Ein schöner Kavalier war das. Sollte er doch ruhig den schweren Eimer schleppen!

Vielleicht war die Übergabe doch mit etwas zu viel Schwung vor sich gegangen, aber kaum hatte sie den Eimer an Alex ausgehändigt, landete Lucy mit dem Fuß in einem Schlagloch und verlor das Gleichgewicht. Wie auf Kommando ließ ihr Kavalier den Eimer fallen, um Lucy aufzufangen und zu verhindern, dass sie der Länge nach hinschlug. Die Ladung ging zu Boden und zerbrach mit einem unschönen Knirschen. Der Kartoffelsalat war sprichwörtlich für den Eimer und zu nichts mehr zu gebrauchen. Gebrochen war auch die Sohle von Lucys Turnschuh.

Da kann man wohl nichts machen“, stellte Alex fest, als er Lucys Füße inspizierte. „Und du bist wirklich in Ordnung?“

Vorsichtig trat Lucy auf. Gebrochen war nichts, verstaucht und gezerrt auch nicht. Da hatte sie nochmal Glück gehabt. Außer einem kaputten Schuh fehlte ihr nichts. Nur gut, dass sie ein Ersatzpaar dabei hatte. Das hatte sie aber auch nur gedacht.

(Fortsetzung folgt)

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Was bisher geschah:

Kapitel 1Party of seven

30-Days Film Challenge – Day 11 : a film you like from your least favourite genre

 

 

Wie ich schon sagte. Superheldenfilme – die bilden in meinen Augen inzwischen ein eigenes Genre, mit dem man mich jagen kann.

 

Day 11 : a film you like from your least favourite genre

 

Allerdings gibt es bei dieser Challenge (Infos? Man klicke aufs Bild oben) auch die berühmte Ausnahme von der Regel. Erstens wegen Robert Downey jr, und zweitens wegen des Kostüms.

 

 

Daher werfe ich Iron Man in den Ring. Diesmal ohne Filmplakat, sondern mit Bild des Helden (https://i.pinimg.com/474x/31/76/f3/3176f3cb386210985c8839734d072d9d.jpg). Übrigens hat sein Kostüm einen Platz bei meinem Beitrag zu den fünf besten Filmkostümen bei Filmschauspielern (m) bekommen.

 

# Writing Friday 2020 – Juni, 24. Woche : Double X – ein Schluck für die Engel

 

Heute habe ich mir als Beitrag für den #Writing Friday auf dem Blog von elizzy die vierte Schreibaufgabe ausgesucht:

Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Der Regen fiel in Strömen auf sie herab, nun…“ beginnt

Das wird kein erneuter Aufguss einer Begebenheit, die ich 2008 auf meiner Reise durch Schottland erlebt habe. Aber eine Fortsetzung mit 1358 Wörtern, die sich gewaschen hat.

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Double X – ein Schluck für die Engel

Der Regen fiel in Strömen auf sie herab, nun konnte es losgehen. Das Wasser hing wie eine undurchdringliche Wand in der Luft. Niemand würde etwas sehen, also auch sie nicht. Zuschauer konnte sie keine gebrauchen, und dank des Wolkenbruchs, wegen dem alle wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen nach drinnen verschwunden waren, konnte sie nun ihren Plan in die Tat umsetzen. Besser kann es doch gar nicht laufen, dachte Lara.

Das bisschen Regen? Sie war doch nicht aus Zucker! Gut, dass sie mit sieben Jahren ohne Schirm das perfekte Training hatte, das ihr jetzt zugute kam. Gefahr, dass jemand von der Hochzeitgesellschaft aus dem Fenster blickte, bestand nicht; so wie die Band da drinnen spielte, war die Tanzfläche gut gefüllt. Und selbst wenn… In ihrer olivgrünen Tarnkleidung war sie auf diese Entfernung hin kaum auszumachen. Über den Rasen huschen und das Spalier auf der Rückseite des Gebäudes hochklettern: So sah der Plan aus. Hineinzukommen wäre ein Kinderspiel, aber ganz oben bei den Schlafkammern der Dienstboten begann der schwierige Teil.

Wenn Seine Lordschaft nichts hatte umbauen lassen, würde sie die auf dem Plan mit einem X markierte Stelle im Nu finden. Der Mensch war ein Gewohnheitstier, und für Seine Lordschaft galt das erst recht. Sein Pech! Mitleid hatte sie mit Sir Randolph und seiner feinen Sippschaft nicht im geringsten. Krumm geackert hatte sie sich, und dann reichte ein Fehltritt, damit Mylady einen hysterischen Anfall bekam und Lara hochkant hinauswerfen ließ. Das war ja schlimmer als bei Downton Abbey. Und das 2013.

Ja, etwas war schiefgegangen bei ihrem zehnten und letzten Kontakt mit dem Weinenden Engel, das hatte ihr der Blick auf eine Zeitung im nächsten Papierkorb verraten. Der Blitz aus ihrem Tablet hatte nicht nur Paolo für immer versteinert, sondern so viel Energie freigesetzt, dass sie weiter als üblich in die Vergangenheit zurückgeschleudert worden war. Ohne Papiere, hatte sie gedacht, das wird schwierig. Wie sie es geschafft hatte, sich fern der Heimat durchzuschlagen, war ihr immer noch ein Rätsel. Eine ganze Reihe von Festlichkeiten auf diesem herrschaftlichen Gut, da wurde jede Hilfskraft gebraucht. Manche Leute sparten gerne Geld, indem sie am Fiskus vorbei wirtschafteten, da nahmen sie es mit Papieren nicht so genau und drückten gerne ein Auge zu. Leider hatte ihre Glückssträhne ein jähes Ende gefunden, als sie im Pub auf diesen Typen – Gavin – getroffen war und sich später herausstellte, in welcher Beziehung er zu ihren Arbeitgebern stand.

Wir haben zwar die Zehner Jahre, aber wenn man selbst im einundzwanzigsten Jahrhundert angekommen ist, die Herrschaft anscheinend aber immer noch im neunzehnten lebt, ist es keine so gute Idee, wenn man sich mit deren Neffen einlässt. Wenn der Traumtyp dann auch noch das schwarze Schaf der Familie ist und nichts Gutes im Schilde führt, ist es an der Zeit, getrennte Wege zu gehen; selbstredend ohne Arbeitszeugnis oder ähnlich geartete Referenzen – von einer Abfindung ganz zu schweigen. Was erwartete sie auch von Seiner Knickerigkeit, äh Lordschaft? Aber die würden sich noch wundern! Niemand servierte Lara einfach so und ohne angemessene Entschädigung ab. Dafür würde sie schon selbst sorgen. Heute.

Barfuß erklomm sie das Spalier und ließ sich durch das ein Spaltbreit hochgeschobene Fenster in den spärlich beleuchteten Gang gleiten. Die Stiefel baumelten mit zusammengebundenen Senkeln um ihren Hals, denn Schuhabdrücke wollte sie nicht hinterlassen, und der Läufer würde das von ihr herabtropfende Wasser schon aufsaugen, ohne dass es groß auffiel.

Wie sie richtig vermutet hatte, waren alle Dienstboten unten, und keiner würde sie aufhalten. Nahezu lautlos huschte Lara über den ausgetretenen Läufer, der auch schon bessere Tage gesehen hatte, bis sie vor der Wandvertäfelung stand. Auf dem Plan hatte Gavin hier das X eingezeichnet. Forschend schaute sie sich um. Irgendwo musste sich der Auslöser für den Mechanismus befinden, der ihr Zutritt zum geheimen Treppenhaus verschaffen würde. Hoffentlich kam jetzt niemand die Treppe hoch. Horch! Schritte näherten sich. Verdammt Lara, denk nach – wo würdest Du den Schalter positionieren? Hektisch glitten ihre Augen über die Vertäfelung – da! Gerade noch rechtzeitig fand sie das winzige Astloch, in dem sie suchend mit dem Finger herumstocherte, bis sie endlich das sehnlich erwartete Klick hörte. Jetzt aber husch, husch, hinein und das Paneel wieder von innen festgedrückt, damit niemand Verdacht schöpft. Finsternis umfing Lara, aber sie traute sich nicht, die Taschenlampe anzuknipsen. Man soll ja das Schicksal nicht unnötig herausfordern. Es dauerte ewig, bis sie sich nach unten vorgetastet hatte.

Im Kellergeschoss ließ sie den Lichtkegel ihrer Taschenlampe über den Boden wandern und folgte dem niedrigen Gang bis zu einer Wand mit andersfarbigen Ziegeln in der Mitte. Mit etwas Glück saßen diese so locker, dass Lara sie nur noch durchschieben und in den nächsten Kellerraum einsteigen konnte, hatte Gavin ihr erklärt. Wenn er so ein Genie war, hatte sie erwidert, warum stieg er nicht selbst über den Geheimgang in den Kellerraum ein und verschaffte sich Zugang zu dem kostbaren Fass, das Seine Lordschaft dort aufbewahrte. Die Antwort hatte nicht lange auf sich warten lassen: Mit seinen einsdreiundachtzig war er zu groß, um in dem engen Gang vorwärts zu kommen, aber Lara wäre klein und wendig genug, um das Werk der Bosheit zu vollenden.

Die Idee hatte Gavin als einfach aber genial beschrieben: In den Keller einsteigen, dem Fass mehrere Flaschen abzapfen, die entsprechende Menge an Wasser nachfüllen und auf dem gleichen Weg wieder verschwinden, ohne größere Spuren zu hinterlassen. Inspiriert zu diesem Coup hatte ihn der Film „Angels‘ Share – ein Schluck für die Engel“, in dem sich vier junge Leute in die Highlands aufmachen, um sich in einer Whiskydestillerie das kostbare Nass im Wert von über einer Million Pfund unter den Nagel zu reißen und an einen Sammler zu verkaufen, der alles geben würde. Das konnte er auch!

Onkel Randolph hatte von Whisky doch sowieso keine Ahnung, und hieß es nicht, dass Wasser manchmal den Geschmack des edlen Destillats durchaus verbessern konnte? Außerdem hatte er seinem Vater den Floh ins Ohr gesetzt, dass der liebe Gavin sich ruhig seine Brötchen selbst verdienen und sich schon mal mit dem Gedanken vertraut machen konnte, dass sein späteres Erbe vielleicht nicht ganz so üppig ausfallen würde. Mehr als den Pflichtteil brauchte er gar nicht erst zu erwarten, der Hauptteil wäre in einer Stiftung besser aufgehoben. Sich die Brötchen selbst verdienen? Und wie er sie sich verdienen würde. Ganz groß absahnen würde er – mit Laras Hilfe.

Dass er die im Pub getroffen hatte, war wie ein Wink des Schicksals gewesen. Sie war nicht nur verdammt hübsch und hatte eine Bombenfigur, sondern war auch noch bei Onkel Randolph angestellt. Besser konnte es doch gar nicht laufen… Tja, hatte er gedacht, zumindest bis zu dem Tag, an dem ihre Liebelei aufgeflogen war. Welch freudige Überraschung, dass sie es seinem Onkel und ihrem ehemaligen Brötchengeber heimzahlen wollte. Ein Schluck für die Engel? Wie passend, hatte Lara in Gedanken ergänzt.

Da stand es, das Fässchen. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Zwei weiße Kreuze flankierten das Spundloch. Mit einem Schlauch beförderte Lara die bernsteinfarbene Flüssigkeit in die mitgebrachten Flaschen aus ihrem Rucksack und kippte schadenfroh das mitgebrachte Wasser aus dem Kanister hinterher. Mit Wasser konnte man jedes Getränk verhunzen, auch teuren Whisky. Einen fünfundzwanzig Jahre alten Glenfarclas hatte sie einmal bei einem Tasting aufwerten wollen, ein Versuch, der gründlich misslungen war, weil die Qualität des völlig überbewerteten und überteuerten Grundstoffs eine solche Verbesserungsmaßnahme gar nicht erst zuließ. Fünfundzwanzig Jahre! Da lachten ja die Hühner.

Wetten, dass dieses „edle Wässerchen“ vom selben Kaliber war und dank ihrer Aktion Sir Randolph nicht mehr ganz so viel Spaß an seinem bei der Auktion erstandenen Fäßchen haben würde? Innerlich sich die Hände reibend, verstaute sie die von Gavin zum Verkauf bestimmten Flaschen und den Schlauch im Rucksack und machte sich zum Gehen bereit. Im Geiste zählte sie schon die Scheinchen und freute sich auf eine heiße Nacht mit ihrem Geliebten. Oh ja, sie würden es bei der Feier ihres gemeinsamen Coups ordentlich krachen lassen. Doch es sollte nicht mehr dazu kommen.

Den leeren Kanister in der einen Hand und die Taschenlampe in der anderen, erstarrte sie sprichwörtlich zu Stein, als die Deckenbeleuchtung anging und Sir Randolph die Tür zum Kellergewölbe aufstieß, dicht gefolgt von seinen Freunden.

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Auf frischer Tat ertappt. Wer hätte das gedacht? Mit Laras Geschichte ist an dieser Stelle Schluss. Und mit ihrer Karriere als Zeitreisende und Gangsterliebchen ebenfalls. – Die Schreibthemen im Juni lauten:

1) Jasmin trifft eine mutige Entscheidung. Erzähle, welche dies ist und was Mut für sie bedeutet +++ 2) Du wachst auf und stehst mitten in deinem aktuellen (oder vor kurzem gelesenen) Buch, was geht da vor? Und welches Buch ist es? +++ 3) Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter mit ein: Sonne, Stimmung, Freunde, liebevoll, Verständnis. +++ 4) Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Der Regen fiel in Strömen auf sie herab, nun…“ beginnt. +++ 5) Deine vier Wände unterhalten sich darüber, dass Du nun so viel zu Hause bist. Über was plaudern sie? Schreibe einen kreativen Dialog.

Und hier sind die Regeln dazu: Jeden Freitag wird veröffentlicht. +++ Wählt aus einem der vorgegebenen Schreibthemen. +++ Schreibt eine Geschichte/ein Gedicht/ein paar Zeilen – egal, Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben. +++ Vergesst nicht, den Hashtag #Writing Friday und den Header zu verwenden, schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch. +++ Habt Spaß und versucht, voneinander zu lernen.