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Es ist Zeit für eine neue Etüde auf Christianes Blog mit maximal 300 Wörtern, in der die von stepnwolf gespendeten Wörter Reagenzglas – übermächtig – vergessen vorkommen sollen.
Die Illustration stammt von Christiane.
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Der Kölner Glühwein-Express
„Mer losse de Dom in Kölle, denn da jehört er hin!“
Sein Kölsch klang schauderhaft. Ich hasse es, wenn Leute ungekonnt andere Dialekte imitieren. Hoffentlich sparte er sich solche Kamellen, wenn wir dort auf den Weihnachtsmärkten aufkreuzen, dachte ich, denn so würden wir uns hundertprozentig blamieren. In zwei Stunden in diesem Sonderzug konnte noch viel passieren, und Wetzlar hatten wir gerade erst hinter uns gelassen. Damit die Fahrgäste nicht auf dem Trockenen saßen, gab es für alle Glühwein und Kölsch gegen einen zivilisierten Obolus.
Zweifelnd warf ich einen Blick auf Tommys Tasse – den Glühwein darin wollte ich geschenkt nicht haben, denn bei dem Preis konnte man vernünftige Qualität vergessen. Die süße Plörre war ein Garant für Kater der besonders hartnäckigen Sorte. Dann doch lieber Kölsch. Aber das konnte er wiederum nicht verstehen: „Das Zeug schenken’s im Reagenzglas aus!“ lästerte er.
Oha, da hatte wohl jemand zu viel Michael Mittermeier geguckt. Inzwischen war er bei seinem dritten Glühwein. Seine Freundin Moni und ich schauten uns an, zwei Dumme – ein Gedanke: Nahezu übermächtig war unser Wunsch, ihn an den Sitz zu fesseln und auf Glühweinentzug zu setzen. Was natürlich nicht ging, und das sah Andy, der vierte aus unserer Clique, ähnlich. Nachschub, war seine Devise. Irgendwann schlummerte Tommy friedlich vor sich hin. Bis Köln wäre er hoffentlich wieder friedlich.
„Darauf noch ein Kölsch, Moni!“ nickte ich seiner Freundin zu und stieß mit ihr an.
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Die Idee kam mir, weil bald die Adventüden losgehen – ich musste an eine Fahrt zum Kölner Weihnachtsmarkt vor sieben Jahren denken und an eine Bemerkung Michael Mittermeiers über die Ausschankgröße von Bier – alles in allem diesmal verpackt in 236 Wörter.