Ich hätte mir es einfach machen können und hier nun „Hans Huckebein“ von Wilhelm Busch rezitieren können, aber ich entscheide mich für ein Stück expressionistischer Lyrik
ein Gedicht, das ich mag
Erst neulich wurde ich daran erinnert, dass in einem halben Jahr Weihnachten ist – da habe ich meinerseits in den Tiefen meines Bücherschranks gekramt und ein Gedicht zutage gefördert, das einem Gedichtband entnommen ist und mit einem Holzschnitt von Ernst-Ludwig-Kirchner illustriert wurde (https://i.pinimg.com/564x/c0/00/b7/c000b78d6e4efa2939ca4fdc2f917dfa.jpg)
Der Winter von Georg Heym (1887-1912)
Der Sturm heult immer laut in den Kaminen
Und jede Nacht ist blutig-rot und dunkel.
Die Häuser recken sich mit leeren Mienen.
Nun wohnen wir in rings umbauter Enge,
Im kargen Licht und Dunkel unserer Gruben,
Wie Seiler zerrend grauer Stunden Länge.
Die Tage zwängen sich in niedre Stuben,
Wo heisres Feuer krächzt in großen Öfen.
Wir stehen an den ausgefrornen Scheiben
Und starren schräge nach den leeren Höfen.
Entnommen dem Gedichtband „Umbra Vitae“ (Postum – 1912) / mit 47 Holzschnitten von Ernst Ludwig Kirchner (1924)
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Die Liste derer, die mitmachen wird länger und länger – hier ist der neueste Stand:
Neu- und Späteinsteiger sind herzlich willkommen und werden fortlaufend ergänzt.
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