Mein Kinojahr 2020 : August – die Bekämpfung des Sommerlochs

 

 

Nach dem Rekordmonat folgt das filmische Sommerloch, denn ich hatte zwei Wochen Urlaub ohne Kino, Fernsehen, DVD und Internet. Open-Air-Kino hatte ich im Juli, die nächste Herausforderung wäre das Autokino… aber schau’n wir mal – ins Autokino wollte ich schon früher mal, aber es ist nie etwas draus geworden.

Nun also wieder die ein Rückblick auf die wenigen, im Juni auf DVD und im Fernsehen von mir gesehenen Filme. Wo im August andere schon die Lebkuchen feilbieten, greife ich Halloween und dem Horrorctober vor, denn mein Schwerpunkt lag auf dem Genre Horror. Und was kommt im September? Space Movies oder doch lieber September Songs? Genug geschnackt – fahr ab, die Streifen!

⪥⪥⪥⪥⪥⪥⪥⪥⪥⪥⪥⪥

Der rote Korsar

Look away

Ghostland

Get Out

Midsommar

Náufragos – Gestrandet

Dolores

Gone Girl – das perfekte Opfer

⪥⪥⪥⪥⪥⪥⪥⪥⪥⪥⪥⪥

Der rote Korsar (1952) : What shall we do with the drunken sailor? Die Mutter aller Piratenfilme ist eine familientaugliche Komödie mit Slapstickeinlagen und eine gekonnte Mischung aus Action, Romantik und Klamauk. Und eine prima Gelegenheit für Burt Lancaster und Nick Cravat, ihre artistischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Stuntmen konnte man sich an diesem Set sparen, denn beide Schauspieler waren ausgebildete Akrobaten am Hochseil und Trapez. Lancaster spielt den Piratenkapitän Vallo, gefürchtet als „der rote Korsar“, der von seiner Mannschaft hintergangen und gemeinsam mit seinem besten Freund (Nick Cravat) und einem Wissenschaftler in einem Boot auf dem Meer ausgesetzt wird, während die Tochter des Rebellenführers El Libre, in die er sich Hals über Kopf verliebt hat, verhaftet wird und an einen tyrannischen Gouverneur verheiratet werden soll. Nebenbei erfindet der Wissenschaftler noch das Nitroglycerin, man baut eine Montgolfière und ein U-Boot – und nimmt die Bösewichte mit aus Fässern zusammengeschusterten Schützenpanzern unter Beschuss. Schiff Ahoi!

⪥⪥⪥

Look away (2018): Wenn Dein Spiegelbild ein Eigenleben entwickelt und die Kontrolle übernimmt: Zunächst erscheint der Außenseiterin Maria der Tausch mit ihrem Spiegelbild Airam nach der letzten Demütigung auf dem Winterball noch als Ausweg aus ihrem Dilemma. Gefangen hinter den Spiegeln, muss sie hilflos mit ansehen, wie sich Airams Rachefeldzug Airams zu einem Alptraum gerät, aus dem es kein Entkommen gibt. Weder für ihre Peiniger noch für sie selbst. Entgegen der Bewertung auf Rotten Tomatoes fand ich das kanadische Drama mit Mira Sorvino und Jason Isaacs gar nicht so übel, bis auf den Schluss, der Raum für Spekulationen lässt.

⪥⪥⪥

Ghostland (2018): „Glauben Sie am besten nur die Hälfte von dem, was Sie sehen.“ Diesen Ratschlag des Roten Korsaren würde ich jetzt für mich als Fazit aus diesem kanadisch-französischen Horrorspektakel ziehen. „Incident in a Ghostland“ – mit diesem Buch landet die erfolgreiche Horrorautorin Elizabeth Keller einen weiteren Bestseller, basiert er doch auf eigenen Erlebnissen. 16 Jahre vorher sind Beth, ihre Schwester Vera und ihre Mutter Pauline (Mylène Farmer) schon beim Einzug in das von ihrer Tante geerbte Haus von psychopathischen Familienkillern überfallen worden. Als nun Beth an den Schauplatz der grausigen Tat zurückkehrt, um Mutter und Schwester zu besuchen, muss sie feststellen, dass Vera das Grauen Nacht für Nacht aufs Neue erlebt und auch ihre Mutter sich äußerst seltsam verhält. Nach einem weiteren Angriff auf Vera schärft Pauline Beth ein, nicht auf ihre Schwester zu hören, und verschwindet – und plötzlich befindet sich Beth wieder mitten in den Ereignissen vor 16 Jahren. Puppen sind die neuen Clowns? Die Hölle ist echt, und ihr Leben als Schriftstellerin nur Schein. Oder doch nicht? Woran es lag, dass ich mich bei diesem Film extrem unwohl fühlte, kann ich so genau auch nicht sagen – war es das Verschwimmen der Grenzen zwischen Fiktion und Realität? Oder ich Szenen, die mich an „Hostel“ erinnern, noch nie gut aushalten konnte? Oder wenn Schreie nach Hilfe nicht nach außen dringen, weil laute Musik alles übertönt?

⪥⪥⪥

Get Out (2017): „Hau ab!“ Dieser Aufforderung wäre Chris am besten nachgekommen – für den afroamerikanischen Fotografen entwickelt sich der Antrittsbesuch bei der Familie seiner weißen Freundin zu einem wahren Horrortrip. Schwarz ist das neue Weiß? Als ob die ständigen rassistischen Bemerkungen nicht schon genug wären, so benehmen sich ausnahmslos alle äußerst merkwürdig. Die schwarzen Dienstboten wirken wie ferngesteuert, und dann gerät er auch noch in die Fänge der Mutter seiner Freundin, die ihn hypnotisiert – aber zu welchem Zweck, das erkennt er erst, als es schon fast zu spät ist… In Horrorfilmen muss für mich nicht kübelweise Blut fließen. Permanentes Gemetzel oder Leutequälen ist schon gar nicht mein Fall – wenn das Grauen allerdings getarnt unterwegs ist oder über die psychologische Schiene daherkommt, finde ich das Geschehen weitaus stimmiger und um Längen spannender.

⪥⪥⪥

Midsommar (2019): mein Kommentar zu einem Blogbeitrag zu einem Blogbeitrag über einen Film, der bei großer Hitze für Erleichterung sorgen soll: „Ich habe mir gestern den Horrorfilm „Midsommar“ angesehen. Erstens soll ja Gruseln für Gänsehaut sorgen bzw. dafür, dass es einem kalt den Rücken herunterläuft – zweitens fing der Film mit Schneegestöber und tief verschneiten Wäldern an – und drittens waren es in Schweden im Juni nur 15 Grad. Allerdings fand ich den Film nicht ganz so schaurig.“ – Das war die Kurzfassung.

Die Langfassung wird ein bißchen deutlicher.

Hau ab!“ – das würde ich am liebsten auch den drei amerikanischen Studenten zurufen, die ihrem schwedischen Komilitonen Pelle auf den Leim gehen. Der lädt sie in seine Heimatkommune in der schwedischen Provinz Hälsingland ein, um an einem Festival teilzunehmen, das zur Sommersonnenwende neun Tage lang gefeiert wird und bei dem das ganze Dorf in traditionellen Gewändern archaische Bräuche pflegt. Wie archaisch, das geht den „Gästen“ im Laufe der nur alle 90 Jahre abgehaltenen Zeremonie erst nach und nach auf. Und nach und nach verschwindet einer nach dem anderen.

Ich war ja zunächst skeptisch, ob es wirklich so eine gute Idee war, mir ausgerechnet bei Außentemperaturen von 40° Celsius einen Horrorfilm auszuleihen, der zudem noch viele an „The Wicker Man“ erinnern und viele grausame Szenen enthalten soll. Aber da ich diesen Horrorfilmklassiker nicht kenne und letztes Jahr schon auf diesen Film neugierig wurde, habe ich zugegriffen und wurde angenehm überrascht. Ja, es geht blutig zu… und in manchen Momenten konnte ich schon ahnen, was als nächstes passieren würde. In dieser Hinsicht waren die Malereien an den Wänden sehr aufschlussreich. Dass ich dann doch angenehm überrascht wurde, lag nicht allein an der Untermalung mit schöner und zugleich verstörender Musik. Stimmungsvolle Aufnahmen der idyllischen Landschaft durchmischen sich mit den Alpträumen der Studentin Dani vom erweiterten Suizid ihrer Familie, so dass ich mich zu fragen begann, ob sie das Gezeigte wirklich erlebt oder es sich um Halluzinationen handelt, ausgelöst von dem Tee aus Magic Mushrooms, den sie bei ihrem Eintreffen in Hårga getrunken hat. Angesichts der Bilder von verschneiten Wäldern zu Beginn des Films zu sehen sind, war es gar nicht so verkehrt, mir diesen Film auszuleihen, auch wenn es mir nicht eiskalt den Rücken hinunter lief. Für mich einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre.

⪥⪥⪥

Náufragos – Gestrandet (2001): An dieser Stelle sollte eigentlich ein Bericht über den Horrorfilm „Under the Skin“ mit Scarlett Johansson stehen, aber nachdem sich die DVD nach einer Stunde aufgehängt und ich kurz zuvor meine ABC-Etüde dem Thema Weltraum gewidmet hatte, griff ich zu einem Film aus meinem Regal, in dem eine Gruppe Astronauten zu Schiffbrüchigen wird. Auf dem Mars. Am Äquator. Bei Minus 80 Grad, extremer Strahlung und so gut wie keiner Kompression. Vorräte sind auch begrenzt und reichen nicht für alle fünf. Der Film legt ein ruhiges Erzähltempo vor und konzentriert sich lieber auf die essentiellen Fragen, die die neue Situation aufwirft. Bequem ist das nicht – und der letzte Spaziergang, den drei von den fünf Überlebenden antreten, entwickelt sich dann doch nicht so ganz wie erwartet. Gigantisch sind an diesem spanischen Science-Fiction-Streifen mit mir unbekannten Darstellern (außer Johnny Ramone) die Landschaften, die mir auf Anhieb bekannt vorkamen, denn sämtliche Außenaufnahmen entstanden auf der Vulkaninsel Lanzarote – auch wenn man manche Stellen genauso gut auch für den Grand Canyon oder das Death Valley halten könnte. Erkannt habe ich nicht nur die Lavafelder und die Feuerberge im Timanfaya Nationalpark, sondern auch den kleinen grünen See am Ende des Films, an dessen Ufer ich schon selbst gestanden habe.

⪥⪥⪥

Dolores (1995): Es gibt nicht viele Verfilmungen von Stephen-King-Romanen, die ich für gelungen halte. Neben „Stand by me – das Geheimnis eines Sommers“, „Die Verurteilten“ und „The Green Mile“ gehört auch „Dolores“ dazu. Wer einen Horrorfilm erwartet, liegt komplett daneben, auch wenn Kathy Bates die weibliche Hauptrolle der Dolores Claiborne spielt, die unter Verdacht steht, ihre Arbeitgeberin Vera Donovan ermordet zu haben. Detective John Mackey (Christopher Plummer) ist felsenfest davon überzeugt, dass Dolores eine Mörderin mit einem 1,6 Millionen Dollar schwerem Motiv ist. Beweise sind spärlich, wenn nicht sogar fast gar nicht vorhanden, und so langsam kristallisiert sich heraus, dass Mackey Dolores wegen einer anderen Tat hinter Gitter bringen möchte, die achtzehn Jahre zurückliegt und bis heute nachwirkt, ganz besonders bei Dolores‘ Tochter Selena (Jennifer Jason Leigh). Im Mittelpunkt des Films steht nicht nur die Verbissenheit Mackeys, sondern auch die gestörte Beziehung zwischen Mutter und Tochter… und für mich liegt einer der Stärken des Films nicht nur an dem geschickten Einsatz von Rückblenden bzw. wie Vergangenheit und Gegenwart in bestimmten Szenen miteinander verwoben sind, sowie die folgenreiche un minutenlange Filmsequenz während Sonnenfinsternis gegen Ende des Films.

⪥⪥⪥

Gone Girl – das perfekte Opfer (2014): Nach „Dolores“ der zweite Film von meiner gutgefüllten Festplatte, auf der sich jetzt nur noch zwei Staffeln der Serie „Lucifer“ befinden. Warum ich mir diesen mit zweieinhalb Stunden Laufzeit für meinen Geschmack viel zu langen Film von David Fincher angetan habe, ist mir im Nachhinein ein ziemliches Rätsel. Dass an dem Verschwinden von Amy (Rosamund Pike) etwas nicht stimmen kann, schwant nicht nur der Ermittlerin, sondern auch irgendwann mir. Leider schleppt sich die Handlung nach dem Plot Twist nur noch mühsam vorwärts und schafft es nicht mehr, mich zu fesseln. Aber das ist ja das Schöne an Festplatten: Man kann eine Aufnahme ohne Reue auch wieder löschen.

Media Monday # 478 & 479 : Die Doppel-Edition

Wenn ich mir eine Auszeit nehme, dann dort, wo ich nur eingeschränkt ins Internet komme und deshalb alles, was ich schreiben möchte, offline tue. So auch während der letzten beiden Augustwochen – da konnte ich die Lückentexte des 478. Media Mondays (zwischenzeitlich wegen technischer Schwierigkeiten des Initiators zu myofb.de umgezogen) auf dem Smartphone lesen und von Hand notieren. Ausgefüllt habe ich sie erst später.

Den 479. Media Monday habe ich dann wieder wie gewohnt ausgefüllt – mit dieser Doppelausgabe erscheinen sie nun wieder pünktlich zum Ultimo auf meinem Blog, angereichert durch mehr oder weniger schlaue Kalendersprüche.

Media Monday # 478

1. In meiner Kindheit habe ich Black Beauty geliebt und meine Mitschülerinnen beneidet, weil die Reitunterricht hatten, nur ich nicht. Stattdessen musste ich mittwochs in den Turnverein zum Boden- und Geräteturnen, was ich gehasst habe, und freitags in einem uralten Schwimmbad mit muffiger Umkleide zum Schwimmen. „Alle andern, nur nicht ich“ – sowas ist hart für eine Zehnjährige.

— @@@ —

2. Die Ankündigung von Runrig, dass sie sich auflösen, hat mich erst viele Monate später erreicht, als ich mal wieder Lust hatte, zu einem Runrig-Konzert zu gehen. Was für ein Schock! 2019 war irgendwie nicht mein Jahr, was Konzerte anging, aber ich konnte mich wenigstens damit trösten, dass ich eine tolle Reise unternehmen konnte. „Wer weiß schon, was in fünf Jahren ist“ – gutes Motto, das sich leider schon viel früher bewahrheitet hat.

— @@@ —

3. Lassie und Black Beauty sind meine liebsten Superhelden, weil sie so intelligent sind und von den Bösewichten gnadenlos unterschätzt werden, außerdem sind sie treu und haben ein Herz aus Gold… von dem weichen Fell gar nicht erst zu reden. „Der Hund ist Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.“

— @@@ —

4. Während der aktuellen Corona-Pandemie habe ich eine alte und höflicher umformulierte Lebensweisheit für mich neu entdeckt: „Mit jedem Tag meines Lebens steigt die Zahl derer, die mich im Mondschein besuchen können“ – aber immer hübsch mit Abstand, also gar nicht.

— @@@ —

5. Über aktuelle Ereignisse informiere ich mich unter anderem durch die Tageszeitung, die mein Mann 2015 abonniert hat – ein Abo, das ich noch nicht gekündigt habe, obwohl ich in letzter Zeit nicht jeden Tag hineingeschaut habe. Theoretisch hätte ich dank der ausgelesenen Seiten zu Beginn der Pandemie auch auf Toilettenpapier verzichten können.

— @@@ —

6. Schon seit Jahren möchte ich ein Buch schreiben. Doch dass ich diese Traumvorstellung auch in die Tat umsetzen würde, hätte ich vor Mitte 2018 auch noch nicht gedacht, weil ich meine Neigung zum Aufschieben und Abbrechen kenne. Da habe ich wohl mein Durchhaltevermögen unterschätzt sowie die Möglichkeiten, meine geschriebenen Texte an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Brauche ich wirklich einen Verlag? Erstens garantiert der mir kein Publikum und zweitens hasse ich Zeitdruck und Deadlines, zu denen man etwas abzuliefern hat. „Gott gab die Zeit – von Eile hat er nichts gesagt.“

— @@@ —

7. Zuletzt habe ich mich früh zu Bett begeben, und das war eine ungewohnte Erfahrung, weil ich normalerweise bis in die Puppen aufbleibe. Aber was tut man nicht alles, wenn man am nächsten Tag freiwillig früh aufzustehen beabsichtigt, um einen Sonnenaufgang von erhöhter Stelle aus zu bewundern. Blöd nur, wenn es draußen so bewölkt ist, dass man davon vermutlich nichts sieht. „Change keeps us moving on“? – Ja, mich hat dieser zugezogene Himmel nur zu einem bewegt: den Wecker abzustellen und mich auf die andere Seite zu drehen.

Auch weiterhin drücke ich Wulf die Daumen, dass sein Blog bald wieder läuft – und bedanke mich bei myofb für das temporäre Domizil.

 

Media Monday #479

1. Ich hatte mich 2020 besonders auf eine Reise nach Cornwall gefreut, doch dank Corona und weil ich bis Mitte Februar nichts gebucht hatte, musste ich umdisponieren, was sich im Nachhinein als Glücksfall herausgestellt hat.

—@@@—

2. Es kommt nicht oft vor, dass ich mich über die Ignoranz meiner Nachbarn aufrege, aber so viel Dummheit war einfach nur schwer auszuhalten.

—@@@—

3. Auf das Bloggen gekommen bin ich durch ein Treffen mit anderen Bloggerinnen, die inzwischen alle zu Instagram abgewandert sind und nicht mehr bloggen.

—@@@—

4. Zuletzt bin ich bei meiner Lektüre im Bett eingeschlafen, weil das betreffende Kapitel nicht spannend genug war, um mich wach zu halten.

—@@@—

5. Ein gewisses Paar, das mir öfters über den Weg läuft, kann mir gestohlen bleiben, seitdem ich weiß, wie die beiden ticken.

—@@@—

6. Mein liebstes Hobby neben dem Bloggen, von dem kaum einer etwas weiß, ist das Beobachten von astronomischen Objekten am Nachthimmel, doch außer einer einzigen Sternschnuppe habe ich im August nicht viel beobachten können. Meistens war ich viel zu müde und habe mich lieber aufs Ohr gelegt.

—@@@—

7. Zuletzt habe ich den Roman „Sleeping Beauties“ von Stephen King gelesen, und das war weniger zeitaufwendig als ich gedacht hatte, weil ich pro Tag um die 200 Seiten geradezu inhaliert habe – etwas, zu dem ich vor langer Zeit in der Lage war und von dem ich dachte, dass ich das gar nicht mehr könnte.

„Broken Strings“ : Chapter 50 – … for the truth can be awkward

Von Anfang an wusste ich: Das wird böse enden! Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Jedenfalls für mich. Mikes Mutter hatte zwar etwas verwundert auf die Neuigkeiten reagiert, ritt aber auf dem Thema nicht weiter herum, als wir am Abend das von mir zubereitete Chili con Carne gelöffelt und dabei über Gott und die Welt geplaudert hatten, während im Hintergrund Mikes Lieblingssender dudelte.

is it over now… ? ♪ „Ja, Leute, hier sind sie… Live from Bristol: Kosheen! Mit einem echten Knaller“ ♪ … so tell me how does it feel ♪

Dreh doch mal lauter, hätte ich am liebsten gerufen, denn diesen Song liebte ich. Über die Musikauswahl des nervigen Moderators wunderte ich mich inzwischen schon gar nicht mehr; dennoch fragte ich mich, warum er einen zwölf Jahre alten Song, den kaum ein Schwein kannte, ausgegraben hatte und ihn nicht mal komplett ausspielte. Das war ja schlimmer als bei diesen unsäglichen Charts-Shows, in denen uninteressante „Promis“ ihre Weisheiten breit traten und in die Songs hinein quasselten.

I took my shoes off so I wouldn’t tread over the clean sheets wrapped around that dirty bed ♪ „Ladies and Gentlemen, merkt Euch das Datum vor: Am 15. Dezember kehren sie zurück auf die Bühne. The Homecoming Gig. In Bristol. Back to the roots!… “

Ja, ist klar! Hier die Werbetrommel rühren für ein Event, das nicht mal hier stattfindet, sondern Tausende von Kilometern entfernt. Geht’s eigentlich noch.

Und wir sind mittendrin statt nur live dabei – wir senden live aus dem Thekla – und nun endlich der Song in voller Länge – have fun!“

Na endlich – sie spielten“Overkill“ ja doch noch. Darauf einen Toast!

Ich leerte mein Glas, das mir gleich darauf nachgefüllt wurde. Zu viel Information und zu viel Wein: Angesichts Marias Schwärmerei für den größten Maler aller Zeiten bekam der Titel „meines“ Songs eine ganz neue Bedeutung. Hier hatten wir ihn: den Van-Gogh-Overkill, und er ging weiter, als ich dachte.

Ach, daher Dein zweiter Vorname“, sinnierte ich nach dem ersten Schluck Primitivo. Inzwischen hatte ich nämlich Mikes vollen Namen herausgefunden.

Für einen Moment herrschte am Tisch vollkommene Stille, dann verhallten auch die elektronischen Klänge aus dem Radio. Verblüfft starrte Mariangela mich an, dann brach sie in schallendes Lachen aus. Ihr Heiterkeitsausbruch war ansteckend, auch Mike konnte nicht mehr an sich halten.

Ganz großes Kino, Andrea, jetzt halten sie Dich beide für plemplem – aber schön, dass ich Sie auf andere Gedanken bringen konnte, Mr. Mitchell! Aber noch schöner fände ich es, wenn Ihr mich nicht dumm sterben lassen würdet…

Ein holländischer Maler als Inspiration für meinen Namen. Der war gut, schnappte Mike nach Luft. „Schade, dass Ihr beide euch bei James nicht auf Theo einigen konntet.“

Guter Punkt, und inzwischen hatte sich auch Mariangela wieder beruhigt. „Scusi, Andrea, dafür dass ich lachen musste, aber die Vorstellung war wirklich lustig, aber auch verständlich. Aber die Geschichte ist viel simpler.“

Ach was? Jetzt war ich aber gespannt.

Die Idee hat was, aber so weit geht meine Verehrung dann doch nicht. Vincente war der Name meines Vaters, und nachdem sich Trevor schon bei der Wahl des Namens für unseren ersten Sohn durchgesetzt hat…“

Ich verstand. So gesehen, hätte ich auch darauf bestanden, dass ich beim nächsten Mal den oder die Namen aussuchen durfte.

Von der gelösten Stimmung, in der der Abend geendet hatte, war bei uns nun nicht mehr viel zu spüren: Während wir auf Trevor Mitchell und James warteten, wippte ich nervös mit dem Fuß.

Im Gegensatz zu mir wirkte Mike zwar gelassen, aber das täuschte. Wir standen am Fuß des hässlichen Betonklotzes mit der sich drehenden Plattform auf der Spitze, gekrönt von einer Antenne und geschmückt mit Satellitenschüsseln. Das Ding erinnerte mich entfernt an den Henninger Turm vor seinem Umbau zu einem hippen Wohnsilo mit Restaurant auf dem Dach.

Klingt abgehoben? Das neue Schmuckstück von Sachsenhausen sah zwar schön aus, konnte aber von der Höhe her mit diesem grauen Ungetüm nicht mithalten, das mir von Minute zu Minute suspekter wurde. Genießen Sie den Blick aus 167 Metern Höhe über Vancouver? An den Fensterplatz, der mich erwartete, wollte ich jetzt noch nicht denken; allein vom Hochschauen wurde mir schon schwindelig, und mein Herz klopfte wie verrückt.

Vielleicht half es ja, wenn ich meinen Schatz in den Arm nahm, wenn wir schon warten mussten. Noch einen letzten Kuss, dann näherten sich Schritte.

James Robert Mitchell war mir auf Anhieb unsympathisch. Schon allein wegen der Blicke, mit denen er mich ungeniert von oben bis unten musterte, hätte ich den feinen Herrn im Anzug erwürgen können.

Respekt, Kleiner, wo hast Du denn diese Maus aufgegabelt? Bei der Arbeit? So, so, wer’s glaubt.

Diese Sorte kannte ich. Typen wie er dachten doch tatsächlich, dass sie sich alles erlauben konnten und ließen früher oder später eine respektlose oder anzügliche Bemerkung fallen. Wenn er das wagte, dann brannte die Luft, und es war mir egal, in wie vielen Metern Höhe über dem Meeresspiegel.

Sein Vater hielt sich dagegen vornehm zurück. Nach der kurzen Vorstellungsrunde händigte er dem Personal die Tickets für den Turm aus und winkte uns lässig zum Lift durch. Ladys first. Wenigstens hatte er Manieren. Was ich von seinem Sohn nicht behaupten konnte. Nach außen den Gentleman spielen, aber wenn keiner hinsieht, starren wir der Freundin seines Bruders aufs Hinterteil?

Ich konnte seine Blicke in meinem Rücken spüren und überlegte angestrengt, wie ich ihm möglichst unauffällig für diese Unverschämtheit eine Lektion erteilen konnte. Als der Aufzug mit einem Ruck zum Stehen kam, machte ich einen Schritt „ganz aus Versehen“ nach hinten und trat ihm mit aller Kraft auf den Fuß.

Behave!

Zu meiner Genugtuung registrierte ich nicht nur den staubigen Abdruck, den mein Stiefel auf seinen auf Hochglanz polierten Budapestern hinterlassen hatte, sondern auch, wie er zusammenzuckte. Anscheinend hatte meine Maßnahme gewirkt, denn von nun an ging er auf Abstand und verzichtete darauf, mich zu taxieren. Aber wesentlich besser fühlte ich mich dadurch nicht, denn im schwarzen Dufflecoat über meinem ebenso komplett schwarzen Outfit aus Minikleid, Leggins und Stiefeln kam ich mir nicht nur reichlich deplaziert zwischen den anderen Besuchern im Businessoutfit vor, sondern bekam auch noch feuchte Hände beim Anblick der Landschaft, die vor den Panoramascheiben langsam an uns vorbei zog.

Schön, dass auch bei der Wahl des Sitzplatzes für Mr. Mitchell das Prinzip ‚Ladys first‘ galt: „Wo möchten Sie sitzen?“

Am Gang, wenn’s geht.“

Dann rückte er mir meinen Stuhl zurecht und nahm anschließend auf der anderen Seite Platz. Neben mir ließ sich Mike nieder. Als letztes setzte sich James auf den Platz mir gegenüber. Das auch noch! Was für ein Traum…

Mike beäugte uns zwar kritisch und runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Statt dessen griff er unter dem Tisch nach meiner klammen Hand, was James mit einem spöttischen Blick quittierte, um mir diesmal in den Ausschnitt zu glotzen. Wie dreist konnten Leute sein? Meine Maßnahme im Lift hatte offenbar nur für kurze Zeit gewirkt.

Mist, ich hätte doch das andere Kleid mit dem U-Boot-Ausschnitt nehmen sollen, das kam davon, wenn man danach ging, welches Modell der Liebste heißer fand. Instinktiv entzog ich Mike meine Hand, schnappte mir eine Speisekarte und hielt sie so, dass sie meinem Gegenüber die Sicht verdeckte. Dann vertiefte mich in die Getränkeauswahl.

Hey Süße, möchtest Du nicht lieber einen Tee bestellen?“ fragte er und legte mir einen Arm um die Schultern. „Du hast ja eiskalte Hände.“

Wie aufmerksam von ihm. Leider entging auch das seinem Bruder nicht. Seine Mundwinkel zuckten verdächtig. Welche Bosheit hatte er als nächstes im Sinn?

So aufmerksam warst Du doch früher nicht,“ fing er auch schon an und erntete einen missbilligenden Blick von seinem Vater, der sich den Einstieg in das Gespräch (worüber auch immer) sicherlich anders vorgestellt hatte.

Aber Mikes älterer Bruder dachte gar nicht daran, sich zu bremsen. „Mich würde ja mal interessieren, wann und wo Ihr beiden Turteltäubchen Euch kennengelernt habt,“ wobei er ausschließlich mir ins Gesicht sah und er das bewusst in die Länge gezogene Wort „Turteltäubchen“ zwischen zwei winzigen Kunstpausen fallenließ.

Mike ignorierte er mit voller Absicht. Doch damit nicht genug; die offene Provokation vor aller Augen reichte ihm anscheinend noch nicht, er besaß außerdem noch die Frechheit, unter dem Tisch zu mir Kontakt mit dem Fuß aufzunehmen. Was bildete der Kerl sich eigentlich ein?

Ganz schlechter Stil, mein Herr, schäumte ich innerlich.

Hoffte er, mit dieser plumpen Anmache bei mir zu punkten? Verärgert kickte ich seinen Fuß zur Seite. Das sollte helfen, und für einen Moment war Ruhe. Der ideale Moment für Trevor Mitchell, unsere Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken, bevor ihm sein älterer Sohn den großen Auftritt vollends ruinierte. Er hatte schließlich nicht nur etwas zu feiern, sondern außerdem noch Mike etwas mitzuteilen.

Kaum hatte Mitchell Senior mit einem Messer an sein erhobenes Glas geklopft und mit seiner Rede begonnen, setzte James zu einer neuen Runde an. Meinen finsteren Blick ließ er ungerührt an sich abprallen und seinen Fuß erneut zu mir herüber wandern, aber diesmal mein Bein entlang. Der Typ war doch das Letzte! Während Mr. Mitchell den glänzenden Universitätsabschluss seines Sohnes in den höchsten Tönen lobte und sichtlich stolz auf dessen Karriere in Übersee war, interessierte sich sein Sprössling nicht im mindesten für das, was sein Vater zu sagen hatte.

Das darf doch nicht wahr sein, gärte es in mir, feiner Zwirn und ein paar Jahre bei einer renommierten Kanzlei in London machen aus Dir eben noch lange keinen besseren Menschen.

Sein Fuß wanderte höher und höher. Wie in einem zweitklassigen Film. Anstatt auf Mike hinabzusehen, weil der in Jeans und Lederjacke unter den Gästen schon rein optisch aus dem Rahmen fiel, hätte er sich besser eine Scheibe von seinem „kleinen“ Bruder abgeschnitten, was sein Benehmen in der Öffentlichkeit anging.

Vielleicht zog ja diese Offensivtaktik im Gerichtssaal, mir gegenüber war seine aggressive Art des „Flirtens“ jedoch völlig unangebracht. Jetzt reicht’s: Wenn Mike das merkt, geht er in die Luft und Dir an den Hals, platzte mir der Kragen.

So fest ich konnte, trat ich ihm gegen das Schienbein. Mit einem Schlag verging ihm sein unverschämtes Grinsen, und sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, während er sich die Stelle, an der meine Stiefelspitze gelandet war, vor Schmerz mit der Hand rieb.

Ach, versuchen wir jetzt, möglichst wenig aufzufallen? Bleibt deswegen der zu erwartende Schrei aus? Schade, dass ich nicht fester zugetreten habe, denn viel hätte nicht mehr dazu gefehlt.

Gut so. Mit über der Brust verschränkten Armen lehnte ich mich zurück und betrachtete mit einem Anflug von Schadenfreude mein Werk. Schuhe kann man putzen, aber erklär dein dreckiges Hosenbein nachher mal deinem Boss, grinste ich in mich hinein. Den Denkzettel hatte er bekommen, auch ohne dass ich die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf uns gezogen hatte. Ja, wer zuletzt lacht…

… zwei gute Nachrichten und eine nicht ganz so gute….“, legte Mr. Mitchell eine Pause ein.

Seine Augen ruhten auf Mike, der sich bestimmt schon fragte, welche Überraschungen sein Vater heute noch für ihn parat hatte. Im Prinzip fragte ich mich das auch, aber inzwischen forderte der von unserem Gastgeber spendierte Champagner seinen Tribut. Das in Sicht kommende WC-Schild tat sein übriges. Mr. Mitchell um Entschuldigung bittend, erhob ich mich und versuchte, die wütenden Blicke, die James auf mich abfeuerte, zu ignorieren.

Na, dann herzlichen Glückwunsch“, gratulierte Mike seinem Bruder, als ich wieder zurückkam. Er war aufgestanden, um ihm auf die Schulter zu klopfen, „darauf einen Toast“. Den freudigen Anlass hatte ich zwar verpasst, aber Mike setzte mich noch im selben Moment ins Bild: „Du kommst gerade richtig zum Anstoßen auf James und seinen neuen Job. Am Montag fängt er bei Dad in der Kanzlei an.“

Ich erstarrte. Das war doch die Höhe. Hier stand James und ließ sich seelenruhig von seinem ahnungslosen Bruder alles Gute wünschen, während der von dem, was James sich mir gegenüber geleistet hatte, nicht das geringste mitbekommen hatte. Diese falsche Schlange. Ersticken sollte er an seinem Getränk! Am liebsten hätte ich James den Champagner, den mir Trevor während meiner kurzen Abwesenheit nachgeschenkt hatte, mitten in seine arrogante Visage gekippt. Contenance, Andrea!

War doch eine gute Entscheidung, nach dem Abschluss nach London zu gehen, Dad“, antwortete James selbstgefällig, „Endlich macht sich Deine Investition bezahlt.“ Der Kerl war unerträglich.

Investition – das ist das Stichwort“, hakte Trevor Mitchell ein und wandte sich wieder an Mike, „das war die gute Nachricht. Jetzt kommt der nicht ganz so erfreuliche Teil.“

Da war sie, die schlechte Nachricht. Und sie war nicht für James bestimmt. Trevor Mitchell hatte seinen Liebling nicht jahrelang gefördert und ihm einen Job verschafft, um ihn jetzt auflaufen zu lassen. Nein, er hatte vor, Mike den Geldhahn zuzudrehen, weil er dessen Faulenzerleben nicht länger alimentieren wollte. Natürlich hatte er ihn nie direkt finanziell unterstützt, sondern Mariangela monatlich einen Scheck über einen gewissen Betrag geschickt.

Seiner Meinung nach war Mike alt genug, um für sich selbst zu sorgen, und er bereute es längst, dass er die Zahlungen nicht schon vor ein paar Jahren eingestellt hatte. Aber das war ja jetzt auch nicht mehr nötig, wo Mariangela und er…

Wer richtig mitgezählt hatte, merkte spätestens jetzt, dass die angekündigte zweite „gute Nachricht“ nicht mehr lange auf sich warten ließ.

Du hast richtig gehört. Deine Mutter und ich wollen es noch einmal miteinander versuchen…“

Das saß. An unserem Tisch wurde es plötzlich unangenehm still. Mikes Hand, die meine die ganze Zeit über festgehalten hatte, wurde zum Schraubstock, seine Stimme eiskalt.

„Sag das noch mal. Ihr wollt was?“ Mich fröstelte, und ich wünschte mich ganz weit weg, denn das war der Moment, vor dem mir immer gegraut hatte. Alle Farbe war aus Mikes Gesicht gewichen, und er rang sichtlich um Fassung. „Das ist nicht Dein Ernst.“

Komm schon, Bruderherz. Freu Dich doch für Mum“, mischte sich James ein. „Die ganze Familie endlich wieder vereint – ist doch super.“

Wie in Zeitlupe drehte sich Mike zu ihm um. Seine Augen wurden schmal. Noch eine Bemerkung dieser Art, und mein Schatz würde explodieren.

„Du bist jetzt ganz ruhig“, warnte er ihn. Der drohende Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören.

James wich zurück und verstummte. Gut für ihn, Hauptsache, er hielt von nun an den Mund. Das war eine Sache zwischen Mike und seinem Vater, aus der er sich am besten ganz heraushielt. Trevor Mitchell war seinem Sohn noch eine Erklärung schuldig, und wie ich Mike kannte, würde er nicht lockerlassen, bis er sie bekam. Dabei ging es ihm wahrscheinlich noch nicht mal um das Geld, das seine Mutter für ihn zur Seite gelegt hatte, und auch die Meinung seines Vaters über ihn und sein Leben war für ihn zweitrangig. Ihn wurmte etwas ganz anderes.

Und wann seid Ihr beide zu dieser Erkenntnis gekommen?“ versuchte er, seinen Vater festzunageln. „Das wisst Ihr doch nicht erst seit gestern.“

Funkstille. Doch damit war er schlecht beraten. Mit dieser Nicht-Antwort gab Mike sich nicht zufrieden.

„Wie lange geht das mit Euch beiden schon?“ Keine Reaktion.

Ich an Ihrer Stelle, Mr. Mitchell, würde Ihren Sohn nicht reizen. Der geht nämlich gleich in die Luft, und das möchten Sie nicht erleben, denn schön wird das nicht. Für keinen von uns.

Doch mein stummes Gebet verhallte ungehört.

Antworte, verdammt nochmal!

Das war deutlich. Wenn Mr. Mitchell es darauf anlegen wollte, dass Mike noch lauter wurde und damit schlagartig die Aufmerksamkeit auf uns lenkte, konnte er sich natürlich auch weiterhin in Schweigen hüllen, aber das würde er nicht riskieren, dessen war ich mir sicher. Wenn Mike jemanden vor aller Augen verbal zusammenfaltete, durfte man sich warm anziehen.

Ryan und Sue konnten ein Lied davon singen. Wir erregten auch so bereits genug Aufmerksamkeit vom Nachbartisch, und wenn das so weiterging, auch noch von allen anderen Gästen. Mit großer Wahrscheinlichkeit waren Kollegen anwesend oder – noch schlimmer: die halbe Anwaltskammer. Mr. Mitchells Ruf wäre so ein Eklat gewiss nicht förderlich, von der Peinlichkeit für den frisch eingestellten Herrn Junganwalt abgesehen.

Na gut“, räusperte sich Trevor Mitchell mit Verzögerung. „Wenn Du es unbedingt wissen willst. Vor einem halben Jahr sind wir uns durch Zufall wieder begegnet. Wir haben uns danach noch ein paar Mal in unregelmäßigen Abständen getroffen, und dann… Na ja, Du weißt ja, wie das ist…“

Ach, weiß ich das?“ erwiderte er sarkastisch. „Spar Dir weitere Erklärungen. Andrea und ich gehen jetzt besser. Ach ja, und vielen Dank auch für die reizende ‚Einladung‘. Sag mir Bescheid, wenn das Datum für die Hochzeit feststeht… Damit ich an diesem Tag ganz weit weg bin.“

„Broken Strings“ : Chapter 49 – Blessed are the liars…

Aufgewacht, die Sonne lacht! Hier ist Radio Richmond, und wir begrüßen diesen wunderschönen Tag mit Musik, die es in sich hat.

Yay! Die Frühaufsteher waren unterwegs und klapperten in in der Küche mit Besteck. Dem fröhlichen Pfeifen nach zu urteilen, hatte jemand ausgezeichnete Laune. Kein Wunder, nach dieser Nacht… Noch nicht ganz wach, schielte ich nach der Uhr.

Zehn nach acht, und die Sonne schien. Mit einem herzhaften Gähnen streckte ich mich ausgiebig. Eine Nacht auf dem Sofa brauchte ich auch nicht alle Tage; vor allem nicht, wenn es schon ein älteres Modell war wie das, auf dem ich den Rest der Nacht allein zugebracht hatte. Irgendwann hatte Mike dann doch Erbarmen mit mir gehabt und hatte sich in sein Zimmer zurück geschlichen.

In der Küche hinter mir ging das Pfeifen weiter, jetzt war Brutzeln angesagt. Öl zischte in der Pfanne, und was darin seinen köstlichen Duft verströmte, ließ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. Pancakes. Entweder mit Blaubeeren, Cranberries oder Ahornsirup.

Mein Magen begann zu knurren, zwar nur leise, aber so war an ein gemütliches Weiterschlummern nicht zu denken. Die Nacht war definitiv vorbei. Ächzend hievte ich mich in die Senkrechte. Autsch, die Sprungfedern machten sich deutlich bemerkbar. Verstohlen schielte ich in mein Shirt hinein, auf der Suche nach Spuren dieser nicht ganz so friedlichen Nacht. Eigentlich hatte ich erwartet, blaue Flecken auf meinem Rücken zu finden, doch die einzigen bunten Farbtupfer in diesem Zimmer befanden sich auf dem Gemälde an der Wand.

Dort waren sie auch besser aufgehoben als an meinem Körper, denn Bodypainting war überhaupt nicht mein Fall, egal welcher Art. So wie es aussah, hatte Mariangela nicht nur einen Narren an Sonnenblumen gefressen, sondern auch an den Bildern von van Gogh; außer dem von mir bewunderten Kunstdruck gab es neben der Tür zur Gästetoilette noch einen Wandkalender mit dem Nachtcafé als Oktoberbild, sowie verschiedene gerahmte Kunstpostkarten, die sie zusammen mit Familienfotos liebevoll auf einer Kommode unter dem Fenster arrangiert hatte.

Bodypainting, nein Danke. Dann doch lieber den van-Gogh-Overkill, seufzte ich und kuschelte mich tiefer in den Frotteemantel, um dem melodischen Pfeifen weiter zu lauschen.

50 Jahre Internet. Das müssen wir feiern! Aber es gibt heute noch ein weiteres Geburtstagskind, Leute! Heute wird Winona Ryder 48…“ plärrte die Stimme des Moderators aufgekratzt. „… Und deshalb spielen wir nur für sie ein ganz besonderes Ständchen. Happy Birthday, Winona!

Hey Mum“, rief Mike von oben und polterte in Jeans, T-Shirt und Stiefeln die Treppe hinunter. „dreh doch mal lauter!“

Das Pfeifen in der Küche verstummte, und das Gedudel aus dem Radio füllte den ganzen Raum. Huch! Der Frühaufsteher war Mariangela? Ich hätte wetten können, dass sich mein Schatz um das Frühstück kümmerte, anstatt seine Mutter die ganze Arbeit machen zu lassen. Hätte ich das gewusst, wäre ich längst aufgestanden, um ihr zu helfen, denn es war mir peinlich, von ihr bedient zu werden.

Einen tollen Eindruck musste sie von uns beiden haben. Was saß ich hier eigentlich noch herum und starrte Löcher in die Luft? Zu spät. Mit dem ersten Pancake in der Hand, den Mike seiner Mutter nach einer heftigen Umarmung vom Teller gemopst hatte, schlenderte er mit einer Tasse Kaffee zu mir herüber und drückte sie mir in die Hand.

Hier Darling“, strahlte er mich an und leckte sich genüsslich die Finger ab. Kanadier und ihre Vorliebe für Ahornsirup!

„Für Dich. Damit Du in die Gänge kommst. Extra stark und schwarz, wie Du ihn magst. Nach so einer Nacht wie dieser…“

Nach so einer Nacht wie dieser?!!! Ging das vielleicht noch lauter? Oh Mann, Hemmungen kannte er wohl gar keine. Obwohl… das Radio dudelte ja laut genug, da stand wohl kaum zu befürchten, dass seine Mutter die zweideutige Anspielung auf die zurückliegenden Stunden hörte.

blessed are the superstars for the magnificence in their light we understand better our own insignificance … blessed are the lies for the truth can be awkward ♪

American Soul“ als Geburtstagsständchen für Winona Ryder? Ernsthaft jetzt?

Ach, was habe ich herrlich geschlafen…“, unterbrach Mariangela das Gezwitscher ihres Jüngsten, der offensichtlich Sternchen in den Augen hatte und schon am frühen Morgen zu Scherzen aufgelegt war. „… so tief und fest wie schon lange nicht mehr.“

Sie strahlte uns förmlich an. Lag das wirklich nur daran, dass sie eine geruhsame Nacht hinter sich hatte?

Und zur Feier des Tages und weil der Morgen so schön ist, habe ich mir überlegt, dass ich den Laden heute gar nicht erst aufmache, und wir drei machen uns einen schönen Tag.“

Das war zu erwarten gewesen. Aber wie sollte der Tag aussehen? Sightseeing? Shopping? Sport?

Ich dachte mir, nach dem Frühstück könnten wir ein bißchen herumfahren, und ich zeige Euch die Gegend…“

Nach dem Frühstück… mein Stichwort, im Bad zu verschwinden: Flugs raffte ich meine Sachen an mich und eilte die Treppe hinauf.

… Dein Motorrad kannst Du so lange in die Garage stellen, Vincente, Liebling…“

Den Rest der Unterhaltung bekam ich nicht mit, aber ich war mir sicher, dass mein Schatz und sie sich einig würden; jetzt musste ich mich erst einmal um mich kümmern und für eine zivilisierte Erscheinung sorgen. Das Frühstück war gleich fertig, und da wollte ich nicht ungekämmt und im Bademantel am Tisch herumgammeln. Meine seit langem gut eingeübte Routine aus Fünf-Minuten-Dusche, Zähneputzen und Blitzhaarpflege musste auch heute reichen.

Morgen, Andrea, stellst Du Dir den Wecker, egal was für ein grässlicher Moderator im Ra…

Oh Shit! Spieglein, Spieglein, an der Wand – das sah gar nicht gut aus! Wie war das nochmal mit meiner Abneigung gegen Bodypainting? Der kurze Check meines Rückens hatte mich in trügerischer Sicherheit gewiegt, dass man mir meine nächtlichen Aktivitäten am Morgen danach nicht ansehen würde. Und jetzt das: zwei, drei, vier Flecken in den allerschönsten Violetttönen.

Vincent van Gogh wäre stolz auf den Verursacher des farbenfrohen Ensembles an meinem Hals gewesen, und daran waren nicht die Sprungfedern des antiquierten Sofas Schuld, sondern…

Moment mal. Wie hat Deine Mutter Dich genannt? Vincente… wieso Vincente… warum nicht Michele… so viel zum Thema ‚Van-Gogh-Overkill’… SO. EIN. QUATSCH! Lenk nicht ab, Andrea – wenn sie diese Knutschflecken sieht, dann ist hier aber Achterbahn! Irgendwann kill ich Dich, mein Schatz…

Nein, so ging das nicht. Die Zeit drängte, und wenn ich nicht endlich Gas gab, würden die beiden in der Küche sich fragen, wo ich so lange blieb. Dass mich einer von ihnen holen kam, würde mir gerade noch fehlen. Während ich mich in Rekordzeit abtrocknete, in frische Wäsche schlüpfte und mich mit Gewalt in meine Jeans zwängte, ging ich meine Möglichkeiten durch. Wie sollte ich die verräterischen Flecken zum Verschwinden bringen?

Make-up fiel flach, denn meine Sachen waren noch immer im Seitenkoffer und nicht in meinem Kulturbeutel. Mich an Mariangelas Tuben aus dem Spiegelschrank zu bedienen, brachte ich nicht über mich. Außerdem hatte ihr Inhalt den falschen Farbton. Zu dunkel. Mein Schal? Mist, den hatte ich über dem Küchenstuhl hängenlassen.

Ratlos streifte ich mir mein Lacuna-Coil-Shirt über und hüllte mich in das karierte Flanellhemd, das mir Mike für die Fahrt geliehen hatte. Es war mir zwar zwei Nummern zu groß und die roten Karos bissen sich mit meinem Shirt, aber es hatte wenigstens einen Kragen.

Den konnte ich zur Not ja noch hochstellen, wenn es noch nicht ausreichte, dass ich meine Haare zur Abwechslung heute mal offen trug. Aber einmal ist ja immer das erste Mal, und heute fuhren wir nicht mit dem Motorrad. Also alles easy, vielleicht hatte ich ja Glück und ihnen entging die Schummelei. Wenigstens, bis ich mir meinen Schal umgewickelt hatte.

Der Shoppingausflug in die nächste Mall wurde auf den nächsten Morgen vertagt. Mariangela würde uns beide dort mit dem Lieferwagen absetzen und uns am Nachmittag wieder abholen – so gerne sie auch noch den Dreißigsten mit ihrem Sohn und dessen Freundin verbracht hätte, aber die Arbeit rief, und die Gärtnerei noch einen weiteren Tag geschlossen zu lassen, konnte sie sich nicht leisten. Doch der Tag heute sollte nur uns Dreien gehören.

Für Mike musste dieser Ausflug unglaublich langweilig sein, denn er kannte die Gegend seit seiner Kindheit. Aber anscheinend wohl doch nicht, denn wie Mariangela sagte, hatte sich hier so einiges verändert. Selbst der Golfplatz, der seit Jahren immer beliebter wurde und wo man hervorragend speisen konnte; der Spaß war zwar nicht ganz billig, aber da Clubhaus und Restaurant den Blumenschmuck von ihr bezogen, bekam sie dort Nachlass.

Der Nachmittag verging wie im Flug, und als ich am Abend die Couch zum Schlafen herrichtete, ließ ich den Tag noch einmal in Gedanken vorüberziehen.

Ist doch super gelaufen“, stimmte Mike mir zu, als er mir die letzte Tasse Tee des Tages brachte, diesmal ohne Zusatz. „Mum hat Dich wohl wirklich in ihr Herz geschlossen.“

Was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte, aber was Nico anging, hatte ich einen ähnlichen Eindruck gewonnen. „Mein Bruder hält aber auch mindestens genauso große Stücke auf Dich“, antwortete ich. Unser Telefongespräch hatte ich noch gut in Erinnerung.

Tja, da kannst Du mal sehen – ich bin eben ein Universalgenie.“

Ha ha. Angeber! Noch ein Kuss von ihm, dann begab sich das ‚Universalgenie‘ hinauf in sein Zimmer. Darauf, dass ich ihm heute Nacht nach oben folgte, konnte er lange warten. Ich hatte ein paar Stunden mehr Schlaf als gestern dringend nötig.

Bisher war unser Besuch bei Mikes Mum wirklich hervorragend gelaufen. Ich Drama Queen hatte mich mal wieder im voraus völlig umsonst verrückt gemacht, denn ich fühlte mich nach gerade mal zwei Tagen wie zu Hause. Nur dass uns Mariangela trotz ihres Full-Time-Jobs ständig bekochen wollte, gefiel mir weniger. Für mich stand fest, dass wir uns so schnell wie möglich bei ihr revanchieren mussten. Was eignete sich da besser als der für heute geplante Shoppingtag?

Bis nachher um drei.“

Das Einkaufsparadies in der nächsten Stadt war bereits geöffnet, als uns Mariangela mit ihrem bunten Transporter am Eingang absetzte, um ihre erste Lieferung auszufahren. Wir hatten alle Zeit der Welt, und das Wetter spielte auch mit. Begeistert rieb ich mir die Hände, bereit, mich ins Getümmel zu stürzen. Die paar Klamotten waren doch schnell eingekauft, und wo wir die Zutaten für das Dinner, das ich für Mariangela kochen wollte, bekommen würden, hatte ich auch recht schnell herausgefunden. Jetzt noch einen Espresso, und der Tag war perfekt.

Die von Palmen umgebenen Tische standen zwar nicht im Freien, sondern unter einer Glaskuppel, aber jetzt noch Sand aufgeschüttet und ein Volleyballnetz gespannt, und die Illusion eines Tags am Strand wäre vollkommen… Wie einfach konnte doch das Leben sein, und vor allem wie schön. Sonne, Kaffee und den Liebsten an meiner Seite – nur dass Halloween vor der Tür stand und dies kein Sommertag war. Ach ja, Halloween…

Bis auf die Kostüme für die Party hatten wir alles. Lief doch super. Ich als Morticia Addams oder, noch besser, als Mumie, um Deine Spuren zu verdecken, und Du als Eddie aus der Rocky Horror Picture Show, wollte ich Mike gerade vorschlagen, als plötzlich sein Telefon klingelte. Von der Band war es niemand, diese Klingeltöne hätte ich wiedererkannt.

Ein Anruf von einer unbekannten Nummer? Wer das wohl war? Seine Managerin? Möglich. Seine Mutter? Wohl eher nicht. Mit einem Wort: Ich hatte keine Ahnung. Mike aber offenbar schon, das konnte ich an seiner Reaktion auf den Anrufer erkennen: sein Lächeln war verschwunden, seine Haltung angespannt. Er drehte sich von mir weg, stand auf und entfernte sich vom Tisch, um unruhig auf und ab zu wandern. Diese Seite kannte ich noch nicht an ihm. Wie dieses Gespräch verlief, gefiel mir überhaupt nicht. Monolog hätte es besser getroffen.

Okay, Meinetwegen. Bye. Bis morgen,“ antwortete Mike schließlich kurz angebunden und offensichtlich alles andere als erfreut.

Das etwas zu heftig zugeklappte Smartphone stopfte er in seine Gesäßtasche. Dann ließ er sich in seinen Stuhl fallen und fuhr sich mit beiden Händen frustriert durch die Haare.

Na toll. Das hätte ich jetzt echt nicht gebraucht!“

Mist, das hier war weit entfernt von „Super gelaufen“. Alarmiert griff ich nach seiner Hand.

Sprich, um Himmels willen! Rede mit mir.

Natürlich konnte er meinen stummen Schrei nicht hören. Dazu hätte er hellsehen müssen. Okay, Andrea, er wird es Dir nicht von sich aus sagen – frag ihn.

Ich gab ihm Zeit, um sich zu beruhigen, dann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und kam direkt zur Sache.

Dad,“ war alles, was er nach einer sich ewig hinziehenden Pause herausbrachte.

Gut, zumindest wusste ich jetzt, wer der mysteriöse Anrufer gewesen war, aber schlauer wurde ich daraus nicht. Ich sah schon, bis ich ihm alle Würmer einzeln aus der Nase gezogen hätte, würde das eine längere Sitzung werden.

Er will sich mit mir treffen. Morgen Mittag. Zum Lunch.“

Der Rest kam anfangs noch genauso abgehackt hinterher: Fein, sein Dad wollte sich mit ihm treffen. Besser gesagt mit uns, denn das Treffen schloss James mit ein, seinen älteren Bruder. Und mich natürlich. Denn ohne mich würde Mike gar nicht erst aufkreuzen.

So langsam entstand aus den Puzzleteilen ein Bild. Mike hatte zwar keine Ahnung, woher Dad seine Nummer hatte und was der Grund für diese plötzliche Einladung zum Mittagessen in einem schicken Restaurant war. Diese Einladung kam ihm für seinen Geschmack ein bißchen zu plötzlich. Und warum, zum Teufel, ging es nicht eine Nummer kleiner?

Schickes Restaurant! Wenn er meint!“ schnaubte er zynisch. „Aber was mache ich mir einen Kopf. Daddy zahlt doch ohnehin alles. Wie immer…“

Autsch! Das klang wenig schmeichelhaft, und ich fragte mich allmählich, welches Problem Mike mit seinem Vater hatte. So, wie er sich anhörte, schloss dieses Problem seinen Bruder gleich mit ein. Seit wann hatte Mike etwas gegen schicke Restaurants? Das Diner mitten in der Pampa, in das er mich nach meinem Zusammenbruch entführt hatte, war jetzt auch nicht unbedingt der letzte Schuppen gewesen.

Dass das, was Trevor Mitchell als „schick“ bezeichnete, für Mike so viel wie „abgehoben“ bedeutete, machte er mir klar, als der Name des Orts fiel, an dem sein Dad einen Tisch reserviert hatte: Top of Vancouver.

Brilliante Aussicht über die Stadt, die Berge und das Meer in 167 Metern Höhe – eine komplette 360-Grad-Umrundung in einer Stunde. Erlesene Genüsse zu exorbitanten Preisen, Rocketing sky high. Der klassische Fall von Nouvelle Cuisine. Nix auf dem Teller, aber viel auf der Rechnung: Vorspeisen beginnen bei 18 Dollar, für Hauptgerichte legen wir das Doppelte hin, und bei den Desserts fragen Sie am besten gar nicht erst nach Sonnenschein.

Aber wenn Daddy zahlte, um die Spesenabrechnung hinterher von seiner Kanzlei übernehmen zu lassen…

Die Bitterkeit in Mikes Stimme ließ mich nichts Gutes ahnen, sie beschwor ein gruseliges Bild vom Rest seiner Familie herauf. Halloween at its best. Wenn ich angenommen hatte, dass Mr. Mitchell genauso nett war wie Mikes Mutter, so begann diese Hoffnung genau jetzt zu schwinden. Dass er über seinen Vater bisher kaum gesprochen hatte, hätte mir zu denken geben sollen. Und auch seinen Bruder hatte er mit keiner Silbe erwähnt.

Irgendwas verschweigst Du mir, mein Schatz, meldete sich in mir eine beunruhigt klingende Stimme aus dem Hintergrund. Ich sollte es bald erfahren.

Dienstags-Gedudel #31 : We’ve got to get away from here

 

Schottland von oben!

Entgegen aller Spekulationen, was meine musikalischen Vorlieben angeht, bin ich nicht in den 80er Jahren stehengeblieben. Mein aktueller Zeitsprung bringt mich zurück ins Jahr 2017 – mit „Sign of the times“ von Harry Styles (https://www.youtube.com/watch?v=qN4ooNx77u0).

Das ist jetzt auch nicht mehr so neu, und ausgewählt habe ich den Song auch nicht, weil ich so ein Riesenfan von One Direction oder Harry Styles wäre oder mich der Sound stellenweise an Pink Floyd erinnert, sondern aus einem ganz anderen Grund.

 

 

Es war im August 2008, als mein Mann und ich dreieinhalb Wochen mit dem eigenen Auto in Schottland unterwegs waren. Noch nie hatte ich mich so frei gefühlt wie damals, und eine unserer Stationen war für fünf Tage auch die Isle of Skye. Dieses Video hat mich wieder zurück versetzt in diese glückliche Zeit. Beim Old Man of Storr hatte ich zwar leichte Panik wegen aufkommender Höhenangst, aber mit viel Hilfe habe ich diese Situation, bei der mir der Allerwerteste auf Grundeis ging, dann doch noch gemeistert.

In diesem fünfminütigen Film kann ich diese markante Felsformation bei bestem Licht endlich mal aus einer ganz anderen und noch dramatischeren Perspektive bewundern. Für manche kommt dieser Sound einem echten Gedudel vermutlich ziemlich nahe – obwohl das Wort „Gedudel“ bei dieser Aktion wirklich nur ein Name ohne (Ab)wertung ist, aus der Taufe gehoben von nellindreams.

„Broken Strings“ : Chapter 48 – Sunset at the top

Du hast Dich um alles gekümmert…“ wiederholte ich seine Antwort. „… und warum habe ich davon nichts mitgekriegt?“

Tja“, räusperte er sich, „das haben Überraschungen so an sich. Aber ernsthaft: Ich glaube, das Ganze hat angefangen, als ich gesehen habe, wie Du Kellys Maschine bewundert hast. Ich wette, Du wärst selber gerne damit gefahren.“

Gut beobachtet, Mr. Mitchell, dachte ich bei dieser Eröffnung. Nun wollte ich auch den Rest hören, denn ich war neugierig, wie weit seine Beobachtungsgabe noch ging. Ich musste nicht lange warten: Ihm war meine Enttäuschung, dass sich Mark und Sue für meinen Vorschlag nicht begeistert hatten, nicht entgangen, und so hatte sein Plan konkrete Formen angenommen.

So, und jetzt mach die Augen zu. Auf Dich wartet nämlich noch der letzte Teil der Überraschung.“

Ach, du Schreck, was kam als nächstes?

„Nicht blinzeln, Süße.“

Jetzt mach’s nicht so spannend, hibbelte ich mit geschlossenen Augen und hörte Mike hinter mir mit einem Stück Papier knistern.

„So. Jetzt. Augen auf. Et voilà…“

Mein Blick fiel auf zwei ausgedruckte Online-Tickets. Aber wie zum…

„Sorry, dass es heute morgen nicht schneller ging, aber Chris hatte ein Problem mit dem Drucker. Beinahe hätte es nicht geklappt…“

Tickets für die Space Needle?“ stieß ich ungläubig hervor.

Ja, was dachtest Du denn?“ erwiderte er. Ob ich geglaubt hatte, dass er mit mir hierher gefahren war, nur um mir das Panorama zu zeigen? Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, was ich glauben sollte.

„Ein Ausflug nach Seattle wird doch erst durch eine Besichtigung der Space Needle perfekt. Außerdem wäre das so, als würdest Du den Aufenthalt im Basislager der Expedition auf den Mount Everest vorziehen.“

Da kannte er mich aber schlecht. In meinen Augen war Perfektion ohnehin überbewertet. Und so, wie es Leute gab, denen allein die Trekkingtour zum Everest und dessen Anblick von unten reichte, war ich schon glücklich darüber, dass er mir diese Freude hatte machen wollen.

Der gute Wille zählte, und so hielt sich meine Enttäuschung, dass der romantische Abend zu zweit dann doch anders ablief als von ihm geplant, so ziemlich in Grenzen.

Schade. Ich hätte Dir so gerne das volle Programm geboten. 360 Sunset At The Top…“

Statt der Weinverkostung mit Häppchen bei Sonnenuntergang im Drehrestaurant saßen wir bei einer Tasse Kaffee an einem Fensterplatz im Café hoch oben im Turm und studierten die Karte mit ihren Burgern, Sandwichs und anderen Snacks. Etwas teuer, der ganze Spaß hier.

Ob sich hier etwas drehte oder nicht, war mir gleich; ich war froh, dass wir überhaupt noch einen Platz ergattert hatten, und dann noch einen so guten. Bestimmt war in der sogenannten Wine Bar auch nicht weniger los. Für ein romantisches Dinner wäre sie in meinen Augen der falsche Ort gewesen wie das Atmos Café.

Ich finde es ja unheimlich lieb von Dir, dass Du mich gerne zu diesem ‚Sunset Wine Experience‘ einladen wolltest, aber das hier ist Amerika, und da ich noch nicht 21 bin…“

Ich weiß, aber…“

Nichts ‚aber‘ – schau mal,“ deutete ich auf einen Punkt in der Beschreibung des Events, das ihm ursprünglich für unseren gemeinsamen Abend vorgeschwebt war,

Seating is limited and tables are shared… ich glaube, diesen Verlust kann ich verschmerzen.“ Und den Sonnenuntergang sehe ich mir sowieso lieber draußen an, fügte ich in Gedanken hinzu, wobei ‚draußen‘ relativ war.

Die sich drehende Aussichtsplattform war in meiner Vorstellung um Längen spannender als ein Tisch in der Bar oder im Restaurant. So überwältigend ich den Blick von dort oben auch fand, am Ende war ich dann doch froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Mann, war mir schwindelig, und dabei hatte ich doch gar nichts getrunken.

Es ist halt doch etwas anderes, sich in der Theorie den Gang über so einen Glasboden in luftiger Höhe vorzustellen oder dann tatsächlich dort drauf zu stehen. Die 184 Meter zwischen meinen Füßen und dem Straßenpflaster hatten völlig ausgereicht, um beim senkrechten Blick nach unten meinen Puls in die Höhe schnellen zu lassen.

Hey, Du siehst ja völlig fertig aus.“ stellte er erschrocken fest und nahm mich in die Arme.

Woher sollte er auch wissen, dass ich mich geirrt hatte, was mein gespaltenes Verhältnis zu großen Höhen betraf? Zwar konnte ich ohne Probleme aus einem Flugzeug schauen und stundenlang die Wolken unter mir betrachten oder beim Wandern den Blick vom Gipfelkreuz in die Ferne schweifen lassen, aber kaum setzte ich auch nur einen Fuß auf eine Gittertreppe, egal in welcher Höhe, zog sich in mir alles zusammen. Schon allein der Gedanke, dass unter mir nichts war als Luft, ließ mich transpirieren und mein Herz schneller schlagen.

Aber nicht vor Freude, sondern vor Unbehagen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Wenn ich geglaubt hatte, dass ich mich mit einem Spaziergang über den Glasboden meiner Angst erfolgreich stellen würde, dann war dieser laienhafte Versuch einer Konfrontationstherapie gründlich danebengegangen.

Die Schweißperlen auf meiner Stirn und meine klammen Handflächen sprachen Bände. Soviel zum Thema ‚wir schießen ein Selfie ganz oben‘ – da hätte ich mich vor den anderen ja schön blamiert. So hatte ich mir unseren Ausklang des Nachmittags nicht vorgestellt, und Mike vermutlich auch nicht.

Lass uns ein Stück gehen, Süße“, sprach er, „so können wir unmöglich weiter fahren. Und dann sollten wir zusehen, dass wir irgendwann noch etwas Richtiges in den Magen bekommen.“

Wie gut, dass er nicht auf sofortige Einkehr in ein Restaurant bestand. Während wir langsam und eng umschlungen am Ufer des Sees entlang wanderten, verlangsamte sich mein Herzschlag, und ich wurde nach und nach ruhiger. Ob es an ihm lag oder an dem Panorama unter dem ins Schwarz gleitenden Himmel, ich hätte mit ihm noch ewig so weitergehen können. Hunger hatte ich keinen, auch wenn Mike das anders sah. Dass ich so wenig aß, gefiel ihm gar nicht.

Seiner Meinung nach hatte ich es nicht nötig, auf meine Linie zu achten. Speckröllchen? Papperlapapp, so ein Unsinn, ich liebe jedes Pfund an Dir. Ich dagegen war von seiner Schmeichelei nicht überzeugt. Wenn ich das mit den Burgern und flüssigen Zuckerbomben noch weiter einreißen ließ, würde ich noch mehr zulegen als in den letzten Wochen und Monaten.

Wann ich zuletzt auf einer Waage gestanden hatte, entzog sich meiner Erinnerung, aber so wie es aussah, durfte ich mir in absehbarer Zeit neue Sachen kaufen; eine wärmere Jacke brauchte ich ohnehin, wenn ich vorhatte, noch länger hier zu bleiben. Und neue Hosen eine Nummer größer waren bestimmt auch nicht von Nachteil. Bequem waren meine Jeans schon lange nicht mehr.

Entweder hatte ich sie zu heiß gewaschen oder das viele Fast Food hatte bei mir angesetzt. Probier’s mal mit gesünderer Ernährung, Andrea. Wie wär’s zur Abwechslung mal mit Salat?

Nur Salat?“ wunderte sich Mike, als der Kellner unsere Bestellungen aufnahm.

Für ihn ein Steak und für mich nur Salat, und dazu nur Wasser? Das ging in seinen Augen gar nicht.

„Na gut“, seufzte er, als er begriff, dass alles Zureden bei mir nichts half. „Dann probier doch wenigstens von meinem Steak. Nur einen Bissen. Mir zuliebe.“ – Bitte Bitte – Quengel – Drängel – Welpenblick… das konnte er ja so gut.

Na schön – weil Du’s bist. Bitte!

Lustlos kaute ich auf dem Stückchen Fleisch herum, das er mir von seinem Porterhouse-Steak abschnitt. Wenigstens war es nicht mehr blutig. Die Bezeichnung „Stückchen“ empfand ich als einen Witz. Probierportion XXL traf es angesichts der 800 Gramm auf seinem Teller da schon eher. Obwohl seine Bestellung ja wirklich verlockend aussah, verging mir beim Anblick dieser Menge fast schon wieder der Appetit.

Hast Du wirklich so großen Hunger oder reizt Dich eher das Angebot des Hauses „Wer unseren Top-Klassiker inklusive Beilagen restlos schafft, bekommt ihn gratis“?

Allerdings war bei dieser Herausforderung Hilfe nicht erlaubt, auch nicht in Form des Happens, den er mir zuschob. Noch so einen, und ich würde platzen.

Schon besser“, nickte er zufrieden. „So, und jetzt noch einen Bissen für…“ Erneut wanderte die Gabel zu mir herüber.

Stop! Bitte..“ bremste ich ihn und griff nach meinem Glas. „Ich kann nicht mehr.“ Meine Hände zitterten.

Nachdenklich musterte er mich: „Kann es sein, dass Du nervös bist? Das würde so einiges erklären…“

Nervös? Ich? Einiges erklären? Worauf wollte er hinaus? Ratlos aktivierte ich meine kleinen grauen Zellen. Vergeblich. Dafür trat ein Funkeln in seine Augen – die imaginäre Glühbirne, die in Comics immer dann erscheint, wenn jemandem ein Licht aufgeht. Jetzt sah auch ich sie.

Aber natürlich. Das ist es. Du bist aufgeregt wegen morgen…“

Wegen morgen… ach ja, wie hatte ich vergessen können, dass wir schon sehnlichst erwartet wurden. Mariangela Mitchell, die nach der Scheidung wieder ihren Mädchennamen di Mauro angenommen hatte und sicherlich nicht damit rechnete, dass ihr Sprössling sie in Begleitung besuchen kam.

„Wenn’s nur das ist,“ versuchte er mich zu beruhigen, „Mum wird Dich mögen. Hab keine Angst.“

Das glaub ich erst, wenn’s soweit ist… Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass das Kennenlernen der Familie für einen von uns zum Fiasko geriet.

Was in gewissen Hollywoodfilmen teilweise zum Schreien komisch wirkt, war im wahren Leben für mich schon öfters das Grauen gewesen, vor dem ich am liebsten schreiend davongelaufen wäre. Warum sollte es jetzt anders sein? Halloween stand vor der Tür – was für ein passender Zeitpunkt für eine solche Horrorshow.

Reiß dich zusammen, Andrea, so schlimm wird es schon nicht werden. Dementsprechend unruhig hatte ich geschlafen, der Kaffee am nächsten Morgen hatte mir auch nicht geschmeckt, und das spartanische Frühstück, das ich mir förmlich hineinzwängen musste, hätte ich am liebsten ganz übersprungen. Aber mit leerem Magen aufs Motorrad zu steigen, war auch keine Option.

Zwei Pancakes und ein Becher Kaffee, das muss für den Rückweg reichen, redete ich mir ein, und versuchte, das mulmige Gefühl, mit dem ich auf den Sitz hinter Mike geklettert war, auszublenden und mich einzig auf die vor uns liegende Fahrt zu konzentrieren. Diese zog sich länger hin als erwartet, und je näher wir Vancouver kamen, desto schlimmer wurde es.

Noch mehr Kaffee in diesem Zustand? No way. Aber dass ich zusammenklappte und von der Indian fiel, wollte mein Fahrer auch nicht riskieren, also steuerte er das nächste Schnellrestaurant hinter der kanadischen Grenze an. Fünfzehn Minuten, und nicht mehr. Hinter dieser Anweisung steckte ein durchdachter Plan.

Legen Sie ausreichend Pausen ein. Aus welchem schlauen Ratgeber hatte er das denn? Und stand darin auch, dass wir ein rollendes Verkehrshindernis auf zwei Rädern bilden sollten? Dass er aus Rücksicht auf mich heute zur Abwechslung mal langsamer fuhr, fand ich rührend, aber erstens hätte das Wetter nicht besser sein können, und wenn wir uns zweitens in diesem Schneckentempo fortbewegten, würden wir nie ankommen.

Sag bloß, Du hast es eilig, wunderte ich mich über mich selbst, heute morgen wünschst Du Dir noch, dass der Augenblick niemals kommt, und jetzt kann es Dir nicht schnell genug gehen?

Lass uns nur schnell tanken und dann weiterfahren“, bat ich Mike, als er zu einem weiteren Zwischenstopp ansetzte.

Ja, lass uns weiterfahren und es so schnell wie möglich hinter uns bringen… Dieser Wunsch kam nicht mehr bloß von meiner Aufregung; inzwischen begann es sich zu rächen, dass meine Garderobe auf ein Minimum zusammengeschrumpft war, denn ich fühlte, wie ich immer mehr zu einem Eiszapfen mutierte. Ich wollte nur noch eins: ins Warme.

Hey, es ist nicht mehr weit. Nur noch über den Fluß und dann die nächste Ausfahrt rechts nach Killarney“, erklärte mir Mike. „Dann am Golfplatz vorbei, und wir sind da.“

Golfplatz? Killarney? In meiner Vorstellung entstand ein Bild von grünen Hügeln und malerischen irischen Landschaften, doch die Realität sah anders aus: Links ein Schrottplatz und eine Holzhandlung, rechts ein Asphaltmischwerk und zwei Recyclinghöfe, damit hatte ich nicht gerechnet, als wir den Fluss überquerten.

Ich hatte schon schönere Aussichten genossen und sagte mir, dass es noch schlimmer wohl nicht werden würde. Und tatsächlich sah es auch ganz danach aus, als wir nach der stundenlangen Fahrt endlich in die kleine Seitenstraße in der Nähe des Parks einbogen und vor dem Haus am Ende der Straße einbogen.

Ding Dong! Kaum hatte Mike den Klingelknopf losgelassen, wurde auch schon die Tür aufgerissen. Willkommen im Hause di Mauro: Ein Schwall italienischer Worte prasselte auf Mike ein, und noch ehe er Piep sagen konnte, hatte sie ihn an ihre Brust gezogen und ihm links und rechts zwei dicke, fette Schmatzer auf die Wangen gedrückt. Viva la Mamma!

Noch hatte sie nicht realisiert, dass ihr heiß und innig geliebter Jüngster nicht alleine auf ihrer Schwelle stand – die nicht enden wollende Umarmung ließ darauf schließen, dass sie sich schon länger nicht mehr gesehen hatten. Aber es würde nicht mehr lange dauern, bis sie mich wahrnahm. Am besten wappnete ich mich für die Begrüßung, von der ich nicht wusste, wie sie ausfallen würde, aber wahrscheinlich nicht so stürmisch wie die zwischen ihr und Mike.

Solange ich nicht misstrauisch beäugt oder mir das Gefühl gegeben wurde, unerwünscht oder gar lästig zu sein, war ich schon zufrieden. Aber falls doch, würde ich lieber nach Vancouver zurücklaufen oder trampen, auch wenn ich nicht wusste, wohin. Irgendein billiges Hostel würde sich schon finden. Aber dazu bestand zum Glück kein Anlass.

Nachdem seine Mutter ihn losgelassen hatte, übernahm Mike kurzerhand die Vorstellungsrunde. In einem für meine Ohren perfekten Italienisch. Überrascht ließ ich meine Blicke zwischen Mutter und Sohn hin und her wandern. Gegen so viel Redegewandtheit, noch dazu in einer Sprache, die ich nicht beherrschte, würden meine wenigen aus dem Wörterbuch zusammengeklaubten Brocken nicht die geringste Chance haben.

Bongiorno, Signora di Mauro“, radebrechte ich in meinem schlechtesten Italienisch, dessen ich fähig war. Oh Gott, war dieser Moment peinlich! Please, let the earth devour me…

Mrs. di Mauro trat einen Schritt zurück und beäugte mich, dann hellte sich der Ausdruck in ihrem Gesicht auf. Mit einem herzlichen Lächeln schloss sie auch mich in ihre Arme, wenn auch nicht ganz so überschwänglich wie ihren Sohn.

„Signora? Aber nicht doch…“

Sie will mir doch nicht schon vor dem ersten Kennenlernen das Du anbieten? war mein erster Gedanke, aber wie heißt es doch so schön? Andere Länder, andere Sitten.

 „… warum so förmlich? Sag doch einfach Mariangela zu mir… aber was rede ich. Warum kommt Ihr nicht erst mal rein? Ihr seht so aus, als könntet Ihr einen Caffè vertragen.“

Ach ja, jetzt einen schönen starken Kaffee, das wär’s, geriet ich ins Träumen und folgte unserer Gastgeberin ins Haus, die sich mir kurz darauf erneut zuwandte.

„Bitte, nehmt Platz.“

Davon wollte Mike jedoch nichts hören. Mit den Worten, dass er heute schon genug gesessen hatte, geleitete er seine Mutter gentlemanlike an den Tisch und rückte ihr den Stuhl zurecht, damit sie es bequem hatte. Danach kam ich genauso formvollendet an die Reihe. Das Kaffeekochen übernahm er.

Wenn es mit der Gesangskarriere nichts wird, Mr. Mitchell, dann können Sie immer noch als Barista anheuern, dachte ich, als ich ihm dabei zusah, wie geschickt er mit dem achteckigen Topf hantierte, so als hätte er jahrelang nichts anderes getan. Kurze Zeit später standen vor uns auch schon drei unterschiedlich große Tassen, aus denen ein betörender Duft aufstieg. Mit jedem Schluck des schwarzen Muntermachers spürte ich, wie meine Befangenheit von mir wich. Entspannt ließ ich meine Blicke durch die gemütlich eingerichtete Wohnküche schweifen.

Gardinen gab es an den Fenstern ebenso wenig wie eine Decke auf dem Tisch, und doch wirkte der Raum nicht kahl oder nüchtern, sondern warm und einladend, dank der hier und da verteilten Vasen, gefüllt mit Sonnenblumen. Blumen in Gelb, Orange und Gold, zum Leuchten gebracht durch das hereinströmende Sonnenlicht. Wie hatte ich nur glauben können, dass ich hier nicht willkommen sein würde?

Es sollte ja Eltern geben, die ihre Kinder ganz für sich haben wollten, Mariangela gehörte zum Glück nicht zu dieser Sorte. An ihrem Strahlen konnte ich sehen, wie sehr sie sich freute, ihren Jungen endlich wieder einmal zu sehen. Liebevoll strich sie ihm eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht – noch etwas, das sie gemeinsam hatten. Jetzt, da ich die beiden so einträchtig nebeneinander sitzen sah, sprang mir ihre Ähnlichkeit geradezu ins Auge. Sein gutes Aussehen hatte Mike eindeutig von ihr geerbt.

Hey Süße“, flüsterte mir später am Abend Mike zu, als ich mich schläfrig auf der Wohnzimmercouch zusammenrollte. Seine Mutter hatte mir Kissen und Decken dagelassen und war längst zu Bett gegangen. „Was habe ich Dir gesagt? Sie mag Dich. Wen sie einmal in ihr Herz geschlossen hat…“

Während ich es mir unter den Decken gemütlich machte, ließ er sich auf dem Fußboden vor mir nieder und reichte mir ‚als letzten Absacker‘ eine Tasse von dem Tee, den seine Mutter vor dem Schlafengehen zubereitet hatte. Eine Gewohnheit, die sie trotz der Trennung von Mikes Vater beibehalten hatte, weil ihr Kaffee am Abend mit zunehmendem Alter immer schlechter bekam.

Tee am Abend – so very british, dachte ich, und definitiv kein italienischer Moment im Leben. Na, heute lassen wir aber kein Klischee aus, wunderte ich mich über mich selbst.

Typisch italienisch, weil es für meine Landlady nicht in Frage kam, dass Mike und ich uns ein Zimmer teilten? Unverheiratete Paare in einem Zimmer? Niente! In diesem Punkt kannte sie kein Pardon, so sehr Mike auch versuchte, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Hier biss er leider auf Granit, denn gegen seinen Charme war sie immun.

Na schön, hatte ich gedacht, meinetwegen. Dann schlafen wir für die Dauer unseres Aufenthalts eben getrennt. Für die paar Tage würde es schon gehen. Sollte er ruhig in seinem alten Zimmer wohnen. Besser er als ich, denn er kannte das Haus in- und auswendig. Ehe ich Gefahr lief, mich nachts auf dem Gang zur Toilette zu verlaufen oder im Gegensatz zu ihm nachts lose Dielenbretter zum Knarren zu bringen und das halbe Haus aufzuwecken, zog ich dann doch lieber den Platz auf dem Sofa vor.

Zum Gäste-WC waren es praktischerweise nur ein paar Schritte. Also alles easy. Herzhaft gähnte ich und nahm einen letzten Schluck, von dem ‚Absacker‘.

Du bist doch nicht etwa schon müde?“, kam es von ihm zurück.

Rhetorische Fragen waren sein Spezialgebiet. Seine Augen funkelten verdächtig. Diesen lauernden Blick kannte ich, und mir wurde klar, was er im Schilde führte. Tee mit einem Schuss Brandy als Absacker… extra lange aufgebrüht und mit einem extra großen Schuss. This is not ‚very british‘.

Alles easy? Wessen Einfall das wohl gewesen war? Aus Mariangela di Mauros Spezialitätenkabinett für besondere Anlässe stammte diese Geheimzutat doch bestimmt nicht!

Ach, ach, mir wird so wunderlich, so leicht und so absunderlich… Hicks! Schämen Sie sich, Mr. Mitchell! Haben Sie wirklich geglaubt, ich durchschaue Ihre rabenschwarzen Absichten nicht? Mich erst betrunken machen und dann zu mir unter die Decke kriechen, in der Hoffnung, dass ich keinen Widerstand leiste?

Widerstand gegen Ihre Hände, die Sie offenbar nicht von mir lassen können und auf Wanderschaft schicken… Und kommen Sie mir bloß nicht damit, dass Sie mich nur festhalten, damit ich nicht von der Couch falle – nicht, wenn es sich um alle möglichen und unmöglichen Stellen an mir handelt. Übung auf der Rückbank macht den Meister oder die Meisterin, denn das kann ich genauso gut wie Sie… Ja, ja, die Bosheit ist nicht nur Dein Hauptpläsier, mein Schatz…

Eek! Shriiieeeek! Die Sprungfedern quietschten. Das Geräusch ging mir durch Mark und Bein. Oh Shit! Mit einem Schlag war ich hellwach. Einer allein konnte unmöglich so einen Krach verursachen, dazu gehörten immer zwei. Wenn uns nun jemand gehört hatte?

Erschrocken fuhr ich in die Höhe und schob Mikes Hände weg. Ich hatte zwar einen leichten Schwips, aber wenn ich meine Ohren nur weit genug aufsperrte, würde ich bestimmt herausfinden, ob die Luft rein war. Viel Erfolg hatte ich damit nicht, denn einen Augenblick später zog mich Mike erneut zu sich herunter.

Entspann dich, Süße“, raunte er mir verführerisch ins Ohr. Oder was er dafür hielt. Entspann Dich? So betrunken war ich dann doch nicht, um nicht zu erkennen, wohin die Reise ging.

Wenn ich Dich schon nicht nach oben lotsen kann, dann müssen wir eben mit dem Sofa hier unten vorlieb nehmen,“ schnurrte er eine halbe Oktave tiefer und versuchte, mich zu sich herumzudrehen.

Ganz schlechte Idee. „Ach ja?“ Diese Position war mir nicht geheuer. Bestimmt würde ich auf dem Fußboden aufschlagen, und dieser Knall Tote aufwecken. „Und was, wenn Deine Mutter uns nun hört?“ Unter mir ächzte das Sofa. Nanu, werden wir jetzt etwa leicht panisch? Entspannen, entspannen… wie zum Teufel sollte ich mich denn dabei entspannen? Mike hatte leicht reden!

Keine Panik! Das wird sie nicht.“ Nicht? „Glaub mir, Mum hat einen gesegneten Schlaf. Wenn sie erst mal eingeschlummert ist, könnte nebenan eine Bombe einschlagen, und sie…“

Details waren nicht nötig. Ich konnte es mir auch so vorstellen. Der feste Schlaf, um den ich ihn beneidete, war eine weitere Gemeinsamkeit zwischen ihm und seiner Mutter.

# Writing Friday 2020 – August, 34. Woche : Mystify me – magische Orte – die Spitze des Eisbergs

 

Hochsommer im Hochtaunuskreis – beim #Writing Friday auf dem Blog von elizzy geht es heute um etwas persönliches, denn die Aufgabe lautet  „Sommerferien in der Heimat – erzähle von deinem Lieblings-Sommerplatz in der Heimat.“   Manche Orte sind magisch – meiner könnte auch direkt eine Filmkulisse sein…

♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦

Mystify me : magische Orte – die Spitze des Eisbergs

Mystisch… magisch… meins! Die Eschbacher Klippen – die Spitze des Eisbergs… stop! Halt – die Hitze hat bei mir nicht zur Erweichung der Gehirnwindungen und Halluzinationen von kühleren Orten geführt… So wie bei einem Eisberg die Spitze nur einen kleinen Teil ausmacht, verhält es sich bei dieser Gesteinsformation mit dem, was man sieht und dem, was man nur erahnen kann.

10 Oktober Klippen 2

Die harten Fakten: Quer durch den Taunus – vom Usatal bis in den Usinger Stadtwald – zieht sich über sechs Kilometer Länge ein Quarzgang. Das entspricht dem Löwenanteil des Eisbergs. Die zwölf Meter hohen Felsen, die Eschbacher Klippen, bilden analog dazu dessen Spitze und sind bei schönem Wetter Ziel unzähliger Kletterer. Klettern mit Geschirr, da bin ich weg und komme wieder, wenn dort weniger los ist. Also nicht an den Nachmittagen von Wochenenden.

10 Oktober Klippen 1

Am liebsten bin ich dort in den frühen Morgenstunden oder im Winter. Klettern muss ich dazu nicht, es geht auch ohne viel Zubehör. Stabiles Schuhwerk reicht völlig aus; oben bin ich schnell und kann von dem Gipfelgrat aus weit ins Eschbacher Tal blicken – auch ein Grund, warum ich hier am liebsten entweder ganz früh am Morgen oder in der Dämmerung bin. Dann habe ich das alles für mich ganz allein – andere würden mit ihrem unablässigen Geplapper doch nur stören. Enjoy the silence.

♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦

Mehr wird es diesen Monat nicht werden, denn ich habe Urlaub und mir eine Auszeit genommen, den voerst letzten in diesem Jahr. Abgesehen von zweit Tagen, die ich mir im November oder Dezember gönne.

Die Schreibthemen im August sind: 1) Sommerferien in der Heimat – erzähle von deinem Lieblings-Sommerplatz in der Heimat. +++ 2) Erik – der absolute Nichtleser – liest ein Buch nach deiner Empfehlung – er ist sofort Feuer und Flamme dafür! Welches Buch ist es und wieso gefällt es ihm so gut? +++ 3) Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter mit ein: Maske, Habseligkeiten, müde, absichtlich, Widerling +++ 4) Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz “Emma war verblüfft über die Weiten des Meeres, sie hätte nie gedacht…” beginnt. +++ 5) Berichte aus dem Alltag von Trix, einer dreibeinigen roten Katze mit einem verblüffenden Talent.

Und hier sind die Regeln dazu: Jeden Freitag wird veröffentlicht. +++ Wählt aus einem der vorgegebenen Schreibthemen. +++ Schreibt eine Geschichte/ein Gedicht/ein paar Zeilen – egal, Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben. +++ Vergesst nicht, den Hashtag #Writing Friday und den Header zu verwenden, schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch. +++ Habt Spaß und versucht, voneinander zu lernen.

„Broken Strings“ : Chapter 47 – Running in the family

Schlimmer geht immer.

Mit allem hätte ich gerechnet, nur nicht damit, dass Mike Nico anrufen würde. Hatte er wirklich gehofft, dass es meinem Bruder gelingen würde, Jenny und mich zur Vernunft zu bringen? Mal abgesehen, dass ich den Erfolg dieser Methode doch stark anzweifelte, war das doch der Gipfel!

Wie kam er dazu, Nico hinter meinem Rücken ins Boot zu ziehen? Einen unbeteiligten Dritten, und woher hatte er seine Nummer? Hörbar schnappte ich nach Luft. Das war doch…

Stop, Andie“, bremste mich Nico. „Bevor Du in die Luft gehst – ganz unrecht hat er nicht. Wir haben uns zwar nie getroffen, und bei dem wenigen, was Jenny über ihn vom Stapel gelassen, war ich auch skeptisch. Für jemanden, den Du erst kurze Zeit kennst, einfach alles aufzugeben …“

Alles aufgeben! Musste er damit auch noch anfangen? Klar wusste ich, was er wollte: Ins gleiche Horn wie Jenny tuten und mich damit zutexten, dass mir meine plötzliche Drehung um 180 Grad überhaupt nicht ähnlich sah? Auf eine Neuauflage dieser Tirade am Telefon konnte ich getrost verzichten. Aber Nico dachte gar nicht daran, in dieselbe Kerbe zu hauen.

… natürlich wäre es netter gewesen, wenn wir eine Chance gehabt hätten, Deinen Mike wenigstens vorher mal kennenzulernen…“

Tolle Wurst. Wie stellte er sich das vor, bei einer Entfernung von über achttausend Kilometern? Einen Video-Livechat mit allen Beteiligten?

… aber am Telefon klang er doch eigentlich ganz vernünftig.“

Vernünftig. Ach? Wenn Du wüsstest, dachte ich. Jetzt fehlte nur noch, dass Nico mir als nächstes erzählen würde, dass er Mike für einen netten Kerl hielt. Und zu dieser Erkenntnis war er nach einem einzigen Gespräch mit meinem Sweetheart gelangt? Wer’s glaubt, wird selig, war mein erster Gedanke. Die Zeit war reif, dass ich meinem Brüderchen mal etwas genauer auf den Zahn fühlte.

Wie schön, dass Ihr Euch so gut versteht. Worüber habt Ihr denn beide so nett geplaudert?“ Und vor allem, wann… aber diese Frage hielt ich vorerst zurück.

Ach, über dies und jenes…“ anscheinend erkannte er den schlecht verhüllten Sarkasmus in meiner Stimme nicht und deutete meine Frage als echtes Interesse.

Er holte tief Luft. Diese Angewohnheit kannte ich schon. Am besten sagte ich jetzt nichts mehr und hörte ihm lieber zu. Auch wenn er seinen Monolog mit abgedroschenen Binsenweisheiten im Stil von ‚wo die Liebe hinfällt‘ auflockerte. Das würde eine längere Sitzung werden.

… ich glaube, das mit Jenny und mir hat Dich wahrscheinlich genauso überrascht wie mich das mit Euch beiden.“

Darauf konnte er wetten! Aber worauf wollte er hinaus? Dass mein Bruder so etwas wie Verständnis für mich aufbringen würde, war so untypisch für ihn, aber es sollte noch besser kommen. Im Gegensatz zu Jenny, die zuerst völlig aus dem Häuschen über meinen ach so tollen Fang geraten war und nun kein gutes Haar an ihm lassen wollte, war es bei ihm genau umgekehrt.

Da sich Jenny lang und breit darüber ausgelassen hatte, wie unreif sie meinen Sinneswandel fand, hatte er mich für nicht mehr ganz dicht gehalten und von Mike keine hohe Meinung gehabt. Bis zu besagtem Anruf.

Zuerst hatte es ihn überrascht, dass es Mike war, der den Kontakt zu ihm gesucht hatte, und nicht ich. Doch im Laufe des Gesprächs wurde ihm Mikes Grund dafür klar: Er gab sich selbst die Schuld an dem Zerwürfnis zwischen mir und meiner bis dahin besten Freundin und wollte verhindern, dass ich alle Brücken hinter mir abbrach. Und darauf würde es hinauslaufen, wenn das große Schweigen zwischen mir und meinen Leuten zum Dauerzustand wurde.

Nachdem es ganz danach aussah, als ob keine von uns beiden aus dem Quark kam, um an der verfahrenen Situation etwas zu ändern, hatte er sich heimlich mein Smartphone geschnappt und interveniert. Ein Mann und seine Mission: Vielleicht konnte Nico uns dazu bringen, dass wir uns einander wieder annäherten, und wenn es nur ein kleines Stück war. Hauptsache, eine von uns machte endlich den ersten Schritt.

Das wird schwierig werden, dachte ich und sah auf die Uhr.

Seltsam, wie lange ich ihm jetzt schon ohne Unterbrechung zuhörte, aber das war nicht das einzige, worüber ich mich wunderte: Meine Verstimmung begann, sich zu legen. So sehr ich mich über Mikes Alleingang hinter meinem Rücken anfangs noch geärgert hatte, inzwischen war mir aufgegangen, dass er nur in bester Absicht gehandelt hatte.

Ja, ja, schon klar, Andrea – der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert, und anstatt einfach loszupreschen, hätte er wenigstens vorher mit Dir reden können. Time Out! Fangen wir etwa schon wieder damit an, uns im Kreis zu drehen? Stop it… zog ich innerlich die Notbremse.

Was, wenn er recht hatte und es nur deshalb eskaliert war, weil Jenny und ich überreagiert hatten? Ich erinnerte mich wieder einzelne Sätze unseres Telefondramas.

DAS IST NICHT DEIN ERNST!“: Jennys Ausraster, gefolgt von dem Vorwurf der Hundertachtzig-Grad-Drehung beim Auftauchen eines ‚heißen Typen‚. Den hatte ich nicht auf mir sitzen lassen wollen und entsprechend gekontert, um ihr nach ihrem dämlichen ‚Dir ist wohl der Erfolg zu Kopf gestiegen‘ am Schluss noch an den Kopf zu werfen, sie wäre nur deshalb beleidigt, weil sich zur Abwechslung mal nicht alles nur um sie drehte…

Eine Nummer kleiner, bitte – in einem Punkt hatte Mike recht: Wir hätten es nie so weit kommen lassen dürfen, zumal er keine Lust hatte, die Rolle des Zankapfels auszufüllen; aber was gesagt worden war, ließ sich nicht mehr zurücknehmen, und einzulenken, dazu hatte sich von zu jenem Zeitpunkt keine imstande gesehen.

Und je mehr Zeit ins Land ging, desto geringer wurde die Chance, dass eine von uns all ihren Mut zusammennahm und über ihren Schatten sprang. Der Klügere gibt nach? Vielleicht war dieses Sprichwort doch nicht so verkehrt? Und da Jenny anscheinend immer noch auf stur schaltete, war der Ball nun bei mir und wartete darauf, dass ich ihn übers Netz schlug. Was hatte ich schon zu verlieren?

Sag Jenny, dass es mir leid tut“, unterbrach ich seinen Monolog und wartete auf seine Antwort, die in der plötzlichen Stille allerdings auf sich warten ließ. Keine Reaktion.

Nanu? Hatte es Nico die Sprache verschlagen? Oder war die Verbindung tot? Für einen kurzen Augenblick dachte ich das wirklich, doch dann signalisierte mir ein Rascheln auf der anderen Seite des Ozeans, dass kein Funkloch zugeschlagen oder Nico das Gespräch abgebrochen hatte.

Ein kurzes Knistern, dann räusperte er sich: „Wie wär’s, wenn Du ihr das selber sagst?“ – Wie sollte ich denn das verstehen? Ihr selber sagen? Das hieß doch nicht etwa, dass…

Hallo Andrea…“ Doch. Genau das hieß es. Jenny saß daneben. Vermutlich hatte sie das schon getan, seit Nico meine Nummer gewählt hatte, und alles mit angehört. Nur ich war mal wieder ahnungslos gewesen. „… schön, Deine Stimme zu hören.“

Jennys Stimme klang gepresst und geriet ins Stocken, ein Zeichen, dass ihr diese Situation genauso schwerfiel wie mir. So kleinlaut, wie sie sich anhörte, musste ihr Nico gründlich den Kopf gewaschen haben. Genauso klang ich, wenn ich geweint hatte oder um Fassung rang. So zerknirscht hatte ich Jenny noch nie erlebt. Das nahm mir den Wind aus den Segeln.

Zeit für mich, einen Schlußstrich unter den ganzen Stress, den wir uns freiwillig angetan hatten, zu ziehen. Aber würde Jenny meine Entschuldigung auch annehmen? Denn wie ich sie kannte,würde sie von mir wissen wollen, was genau mir leid tat: Dass ich beschlossen hatte, fürs erste nicht nach Hause zurückzukehren? Mein Ausrasten am Telefon im Allgemeinen? Oder dass ich ihr Eifersucht und gekränkte Eitelkeit unterstellt hatte?

Für den zweiten und letzten Punkt bat ich sie gerne um Verzeihung, aber nicht für den ersten, auch auf die Gefahr hin, dass ihr das nicht gefiel. Aber es war meine Entscheidung, und an der konnte sie und wollte ich nichts ändern.

Ich bin überzeugt, das mit Jenny und Dir renkt sich wieder ein“, flüsterte Mike, als er mich später in seine Arme nahm. „Jetzt, wo der Anfang gemacht ist.“

Eigentlich sollte ich Dir ja böse sein, wollte ich erwidern, aber erstens wäre das gelogen gewesen und zweitens war ich mit dem Thema durch. Ich war ja schon froh, dass Jenny meinen Versuch, mich zu entschuldigen, nicht mit Wegdrücken des Gesprächs quittiert hatte. Und drittens und letztens konnte ich seine Beweggründe nur zu gut verstehen. Gegen Zwist und Hader innerhalb der Familie hatte er eine Aversion.

Kaum zu glauben, dachte ich, wenn ich mir vorstelle, wie oft Du Dich schon mit Brian, Mark oder Ryan gezankt hast, und jetzt suchst Du Dir eine neue Beschäftigung als Beziehungscoach? Familienzusammenführung im Hause McAllister? Mr. Mitchell, ich entdecke ganz neue Talente an Ihnen. Nur an Ihrem eigenen häuslichen Background sollten Sie noch etwas stärker arbeiten.

Dieser Gedanke sollte mich in den nächsten Tagen noch öfters heimsuchen, und zunächst schien auch alles in Ordnung zu sein. Oberflächlich gesehen, jedenfalls. Einen liebevollen Partner zu haben, der nach dem Stress der vergangenen Wochen besonders aufmerksam zu einem ist – kann man sich noch mehr wünschen? Die Antwort lautet: Ja, man kann.

Ein paar freie Tage, nur für uns, ohne anhängliche Bandkollegen, die wir an Halloween zur großen Party wiedersehen würden. Wohnen würden wir, so lautete Mikes Plan, irgendwo zwischen Richmond und Vancouver. Bei seiner Mutter, die schon seit einiger Zeit den Wunsch geäußert hatte, dass Mike wieder einmal zu Besuch kommen möge. Wenn sie schon zu ihrem älteren Sohn keinen Kontakt mehr hatte, konnte sich doch wenigstens das Nesthäkchen der Familie bei ihr blicken lassen.

Kein Kontakt mehr zu James,“ schnaubte Mike genervt. „Woran das wohl liegt?“

Fragend schaute ich ihn an. Das Gespräch mit seiner Mutter hatte er abrupt beendet und das Telefon in hohem Bogen zu seiner Lederjacke auf den Rücksitz befördert. Oh, oh, Zoff mit der Mutter – und jetzt sollten wir die nächsten Tage bei ihr wohnen? Das waren ja reizende Aussichten, aber ich hielt lieber den Mund. Sollte er sich erst mal beruhigen.

Wie ich ihn kannte, würde er mir schon noch erzählen, was ihm auf der Seele lag, da musste ich ihn nicht jetzt schon mit Fragen löchern. Und dass noch etwas nachkommen würde, davon war ich überzeugt.

Und Du bist Dir wirklich sicher, dass Du das willst?“ fragte Mark ihn, als er uns mit Sack und Pack auf dem Hof absetzte, wo Mikes Fahrzeug für die Dauer der Tournee stand und nun darauf wartete, dass es von seinem Besitzer abgeholt wurde.

Todsicher“, lautete Mikes Antwort. „schließlich habe ich meiner Süßen noch eine Überraschung versprochen, bevor es ernst wird.“

Bevor es ernst wird – das roch stark nach der Art von Besuchen, die einem schon lange vorher ein mulmiges Gefühl bescheren.

Antrittsbesuche nannte meine Oma sie; es sollte ja Leute geben, für die es ein Kinderspiel war, wenn man seinen Eltern den neuen Freund oder die Freundin vorstellte, aber zu denen gehörten weder Mike noch ich. Und bei ihm kam noch hinzu, dass der Spaß auf ihn im Doppelpack wartete, weil seine Eltern schon seit Jahren geschieden waren. Aber davon konnte jetzt keine Rede sein.

Alles zu seiner Zeit, jetzt fahren wir erst mal zu seiner Mum, und dann sehen wir weiter. Je eher, desto besser, und je schneller Mikes Neugier gestillt wurde, was wirklich dahintersteckte, dass sie ihren Jüngsten auf einmal so schmerzlich vermisste…

Nicht so schnell, Andrea, er hat Dir noch eine Überraschung versprochen, bremste ich mich. Worin die wohl bestand? Und warum dauerte das da drinnen so lange? Mike und sein Kumpel waren seit einer ganzen Weile in dessen Büro verschwunden. Mir war ein Rätsel, warum ich hier draußen auf ihn warten sollte. Typisch Mike und seine Heimlichkeiten. Wenn sich hier nicht gleich was tut, gehe ich da rein. Doch noch bevor ich mein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, ging die Tür auf und Chris kam heraus.

Alles klar, Kumpel! Hier hast Du die Schlüssel zu Deinem Maschinchen. Viel Spaß und gute Fahrt.“ Damit verschwand er um die Ecke.

Maschinchen? Kein normaler Mensch würde sein Auto so bezeichnen. Mir schwante nichts Gutes.

So, und jetzt zu uns“, rieb sich Mike erwartungsvoll die Hände. Na, da hatte jemand aber plötzlich gute Laune. „Nimm nur das Nötigste für die nächsten Tage mit. In die Seitenkoffer geht leider nicht mehr rein“.

Entgeistert starrte ich ihn an: Seitenkoffer? Wollte er mir damit sagen, dass die Reise auf zwei Rädern weitergehen würde? Mein Verdacht erwies sich als richtig, als Mike nach meiner Hand griff und mich in die Garage zog, wo sie stand: die Indian. Ein Traum in Schwarz und Silber, mit Seitenkoffern und Soziussitz – ein Traum, den Mikes Kumpel Chris bei sich untergestellt und gründlich gewartet hatten, während wir kreuz und quer durch British Columbia gereist waren.

Das hatte er sich ja fein ausgedacht. Ich hatte keine Ahnung, seit wann er diese Idee schon mit sich herumtrug. Nimm nur das Nötigste mit… und der Rest? Mein nicht gerade kleiner Rucksack wog so einiges, und bei dem vielen Kram, den Mike mit sich herumschleppte, sah es nicht viel besser aus.

Mach Dir darüber keine Sorgen, Süße.“ Alles, was wir nicht dringend brauchen, können wir bei Chris lassen.

Spontane Einfälle sahen anders aus! Wenn das seine Überraschung für mich sein sollte, dann war diese ihm gelungen. Ein Road Trip auf zwei Rädern. Der Duft von Freiheit und Abenteuer. Fassungslos starrte ich ihn an.

Born to be wild. Riding down the highway, keep the engine running…. Äh, Moment mal, Andrea, Du fängst doch jetzt hoffentlich nicht an, durchzudrehen? Das Wichtigste hat er Dir noch nicht verraten, und Du solltest Dich besser bremsen und eine Erklärung verlangen..

Und wohin soll die Reise gehen?“ hörte ich mich da auch schon fragen. Den Atem hätte ich mir sparen können, denn er dachte gar nicht daran, mir das Ziel zu verraten, denn mit einem verschwörerischen „Psst!“ legte er einen Zeigefinger an seine Lippen, bevor er mich mit einem vielsagenden Grinsen küsste. „Spoilers!“

Na toll, genau dann mit einer Doctor-Who-Parodie um die Ecke zu kommen, wenn er mich wie River Song den Doktor auf die Folter spannte, hätte ich jetzt auch nicht gebraucht. „Bitte zügeln Sie Ihre Ungeduld, Miss McAllister – Sie werden es bald erfahren.“

230 Kilometer und einen Grenzübergang später, näherten wir uns dem Ufer des Sees, der im weichen Sonnenlicht funkelte. Weit in der Ferne ragte aus dem Dunst der weiße Gipfel des Mount Rainier. „Und, habe ich Dir zu viel versprochen?“ fragte mich Mike, nachdem ich von meinem Sitz heruntergeklettert war und die von der ungewohnten Haltung während des Fahrens verspannten Muskeln lockerte. Die Nachmittagssonne tauchte die Skyline von Seattle in goldenes Licht; ein Anblick, den ich so lange wie möglich bewundern wollte.

Nur zu bald würde es Abend werden und die leuchtenden Farben dieses für Ende Oktober ungewöhnlich warmen Tages verblassen. Ja, Mr. Mitchell, diese Überraschung ist Ihnen in der Tat gelungen, und wenn wir uns jetzt noch die Stadt von oben anschauen könnten, ließ ich meine Gedanken schweifen, wäre das die absolute Krönung dieses wunderschönen Tages.

Glücklich?“ fragte er mich leise, als er mich in seine Arme schloss. Meine Antwort ließ ich unausgesprochen und schmiegte mich statt dessen noch enger an ihn. Seit wann kannst Du Gedanken lesen? dachte ich; aber natürlich konnte er das nicht. Er hatte sich an unseren gemeinsamen Ausflug mit Mark und Sue erinnert; der Tag, an dem wir Seattle aus Mangel an Zeit als Ziel verworfen hatten. Von meiner Liste hatte ich die Stadt endgültig gestrichen. Oder es jedenfalls gedacht. Aus dem Gruppenselfie hoch über der Stadt war zwar nichts geworden, aber jetzt lag das Wahrzeichen der Stadt zum Greifen nahe. Dass er tatsächlich noch fragen musste, ob ich glücklich war… Ach, wie gerne wäre ich länger geblieben. Seufzend löste ich mich aus unserer Umarmung.

Was ist los, Süße?“

Als ob Du das nicht ganz genau wüsstest, wunderte ich mich über seine Frage. War sie ernst gemeint oder rhetorisch? „Schade, dass wir schon wieder fahren müssen.“

Anscheinend konnte ich die Enttäuschung in meiner Stimme nur schwer verbergen, denn seine Reaktion überraschte mich.

Sagt wer?“ Hatte Mike schon vergessen, dass in Vancouver jemand auf uns wartete? „Der Tag ist noch nicht vorbei, Süße!“

Diese Antwort brachte mich vollends aus dem Konzept. Was hatte das zu bedeuten? Er tat ja so, als hätten wir alle Zeit der Welt. Schließlich würde die Sonne bald untergehen, und so romantisch die Vorstellung von einer Fahrt auf dem Motorrad in den Sonnenuntergang auch sein mochte, die Aussicht, mitten in der Nacht bei seiner Mutter einzutrudeln, behagte mir wenig. Und das nicht nur, weil es nach Einbruch der Dunkelheit empfindlich kühl wurde. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Mike bemerkte mein Frösteln und zog mich an sich.

Falls es Dich beruhigt“, flüsterte er mir ins Ohr. „Das war nicht die einzige Überraschung, die ich Dir versprochen habe. Hast Du tatsächlich geglaubt, ich fahre mit Dir nach Seattle, nur um Dir das Panorama zu zeigen, und das war’s dann?“

Verblüfft starrte ich ihn an.

Das dachte ich mir.“ nickte er bekräftigend, nachdem er mich eingehend von oben bis unten gemustert hatte. „Natürlich bleiben wir über Nacht. Es ist alles arrangiert. Oder was dachtest Du, warum Chris und ich so lange in seinem Büro verschwunden waren?“

Ich traute meinen Ohren nicht. In Seattle übernachten? Ohne Visum? Wie hatte er denn das gedeichselt? Und vor allem wann? „Ach, und falls Du Dir Sorgen wegen unseres Abstechers in die Staaten machst, darum habe ich mich längst gekümmert.“

Wie lange hatte Mike diesen Ausflug tatsächlich geplant?

Dienstags-Gedudel #30 : Der Erklärbär – Teil 11

 

 

Wenn Songs als Kapitelüberschriten herhalten müssen und wenn dabei dann der Dienstag der neue Sonntag ist… oder anders herum: Falls ich jemals eine Liste der Songs erstellen sollte, die sich mit einem Wochentag befassen, dann darf der hier auf keinen Fall fehlen… mit Bilder,n, die verstörend wirken könnten:

 

 

U2 (https://www.youtube.com/watch?v=1glfzAoHYiI) mit „Sunday bloody Sunday“, für mich einer der besten Songs der 80er Jahre.  Leider hat man ihn schon richtiggehend totgedudelt. Lassen wir ihn im Rahmen des Dienstags-Gedudels, einer Mitmachaktion von nellindreams, wieder auferstehen.

Monday Monday, Goodbye Ruby Tuesday, Friday I’m in love, Sunday morning coming down… fehlen nur noch Mittwoch, Donnerstag und Samstag in dieser Aufzählung.

Media Monday # 477 : Sommerpause…

 

bevor ich mir eine Auszeit nehme, widme ich mich noch einmal dem Media Monday, der zwischenzeitlich wegen technischer Schwierigkeiten des Initiators zu myofb.de umgezogen ist. Ich drücke weiterhin Wulf die Daumen, dass sein Blog bald wieder läuft und er sich keine Sorgen mehr machen muss. Jetzt geht es aber auch schon los mit dem…

Media Monday # 477 (heute zu Gast bei myofb)

1. Agatha Christie konnte mich immer wieder mit ihrer Arbeit überzeugen, auch wenn sie schon lange nicht mehr unter den Lebenden weilt und ihre Kriminalromane in einer längst vergangenen Zeit spielen und akutelle gesellschaftliche Verhältnisse nicht widerspiegeln. Dennoch finden sich immer wieder Regisseure, die ihren Stoff in neuem Gewand verfilmen.

— @@@ —

2. Unwetter und extreme Hitze wechseln sich in Deutschland aktuell ab. Das erinnert mich an Bilder, die ich bisher nur aus anderen Regionen der Erde kannte.

— @@@ —

3. Wenn ich schon meinen Urlaub in der Heimat verbringen muss muss, dann bitte an einem kühleren Ort und in einer schöneren Umgebung – schöner jedenfalls als auf dem Beitragsbild – denn das zeigt die Skyline von Toronto, wo ich letztes Jahr war. 🍁🍁🍁

— @@@ —

4. Manchmal freue ich mich einfach über einfache Kleinigkeiten wie ein Lächeln oder ein paar nette Worte. Auch Komplimente sind nie verkehrt.

— @@@ —

5. Ich verstehe nicht, warum es die HBO-Serie „Big Little Lies“ trotz Staraufgebot und interessanter Umsetzung noch immer nicht geschafft hat, genügend Fernsehzuschauer zu gewinnen – blöd, dass deshalb der Sender vox die zweite Staffel nach den ersten beiden Folgen eingestellt und den freigewordenen Sendeplatz durch Wiederholungen der Serie „Bones – die Knochenjägerin“ gefüllt hat.

— @@@ —

6. Unsere Stadtbücherei ist meine absolute Favoritin, wenn es um Filme, Bücher und CDs geht, weil ich den Jahresbeitrag von 10 Euro für Erwachsene und 0 Euro für Kinder und Jugendliche für mehr als fair halte und das Angebot so groß ist, dass ich bisher noch immer das für mich passende gefunden habe.

— @@@ —

7. Zuletzt habe ich meinen Festplattenrecorder freigeräumt, und das war eine leichte Übung, da ich das meiste nicht mehr brauche, weil ich einiges bereits auf DVD habe und mich anderes nicht mehr interessiert. Jetzt sind nur noch die zweite und dritte Staffel von „Lucifer“ übrig und damit mehr als 50 Stunden freier Speicherplatz. Nun kann ich wieder fröhlich mitschneiden, wenn es mal wieder Sendungen gibt, die zu nachtschlafender Zeit ausgestrahlt werden.