ABC -Etüden – Woche 3 & 4 – Etüde 6 : Zwischenfall im Frachtraum

Das Ende des Etüdenregen mit meiner Wortspende aus den Wörtern Lautsprecher, orange und erschüttern zu Christianes ABC-Etüden ist erreicht, und es schließt an eine Etüde an, mit der das Unheil seinen Anfang und seinen Lauf genommen hat: Aurora Australis – Ordnung muss sein.

Wie es die dank ihrer Anwesenheit bei verbotenem Sprayen zu 150 Sozialstunden verurteilte Melanie ausgerechnet zum Putzdienst auf die Aurora Australis verschlagen hat, konnte man hier, hier und hier miterleben. Nun lauert das nächste Hindernis auf dem langen Weg nach Hause.

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Zwischenfall im Frachtraum

Ausgerüstet mit meinen Arbeitsutensilien und ziemlich in Eile, bin ich auf dem Weg zum Frachtraum, denn den Weckruf aus dem Lautsprecher in meiner winzigen Schlafkoje habe ich zu spät gehört.

Melanie die Weltraumputze – über den Spitznamen, den mir Marcs Kumpel zu Hause verpasst haben, lachen sie sich wahrscheinlich immer noch scheckig; aber schön, dass sie alle so fröhlich sind, im Jugendknast gibt es für sie nicht viel zu lachen. Dabei sitzen sie kürzer als ich ein! Bestimmt beneidet mich Benny, dieser Blödmann sogar noch um meinen „Job“. Den fände er wenig prickelnd, wenn er sich mit zentimeterdicken Schichten von Zementstaub abplagen oder ausgelaufene Flüssigkeiten wegschrubben müsste, was nahezu ständig vorkommt. Kaum zu glauben, was die Aurora Australis alles transportiert.

Das frage ich mich auch, als ich hinter der nächsten Biegung Stiefelabdrücke sehe. Genervt feudele ich ihrer rotbraunen Spur bis zum Frachtraum hinterher. Leise zischend schließt sich die Tür hinter mir, während ich mich umschaue. Trotz des spärlichen Lichts nehme ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel war: etwas oranges, auf halb zwei. Ich will hinterher, komme aber nur bis zum nächsten Gang, dann hebt es mich mit einem lauten Knall von den Füßen. Ein Schlag erschüttert den Frachter, alles dreht sich, und mir wird übel, als ich sehe, wir mir eines der Regale in Zeitlupe entgegen kommt. Mein Leben als Film im Zeitraffer? Fehlanzeige – dafür habe ich einen Blackout vom Allerfeinsten.

Als ich wieder bei Sinnen bin, wartet der nächste Schock: Ich bin nicht allein. Zwar kann ich mich halbwegs frei bewegen, doch ein leeres Regal hat jemanden erwischt, der von den Resten der vorhin noch meterhohen Konstruktion eingeklemmt wurde und nun vor Schmerz stöhnt – ein Typ in einem orangen Gefängnisoverall.

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283 Wörter für die sechste Etüde unter dem Motto „Geschnappte Verbrecher und andere Pechvögel“.

ABC -Etüden – Woche 3 & 4 – Etüde 5 : Spielgeld

Der Etüdenregen mit meiner Wortspende aus den Wörtern Lautsprecher, orange und erschüttern zu Christianes ABC-Etüden geht weiter, und ich mäandere mich vorwärts. Inspirationsquelle für diese ungeplante Etüde war diesmal ein Zeitungsartikel vom 23. Januar über die Tricks der Geldfälscher, die dank Corona immer weniger Erfolg zeigen.

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Spielgeld

„Harte Zeiten für Geldfälscher. Seit wegen Corona Jahrmärkte und andere Feste ausgefallen sind, schwinden die Gelegenheiten, Falschgeld unters Volk zu bringen“, höre ich eine Stimme aus dem Fernsehlautsprecher. Sie gehört zu einem Herrn Beermann, der als Vorstand der Deutschen Bundesbank das Publikum beeindrucken möchte. „Zwanziger und Fünfziger“, doziert er, mit Zahlen um sich werfend, „36,3 entfallen auf die blauen Scheinchen, 30,9 dagegen auf die braunen…“ und schiebt im selben Atemzug hinterher, dass Kriminelle zunehmend auf kleinere Noten setzen. Dieser Wichtigtuer!

Zu meinem Ärger zeigen sie nun auch noch einen bei einer Razzia gefundenen Zehn-Euro-Schein mit dem Aufdruck „Prop copy“ unter der Seriennumer auf der Rückseite: eine Filmrequisite, die sich ohne den roten Aufdruck auf den ersten Blick von einer echten Banknote kaum unterscheiden ließe, wären die orangen Bereiche auf ihr nicht eine Spur blasser.

Schweinerei! Beiträge wie diese sind daran schuld, wenn nach Jahrzehnten die Leute immer noch völlig legale Blüten mit Falschgeld verwechseln und damit uns in einen Topf mit organisierten Verbrechern werfen. Irgendwie kann ich immer noch nicht fassen, dass sie uns eingebuchtet haben. Ich war erschüttert, als sie unser Haus umstellten und uns per Megaphon aufforderten, mit erhobenen Händen heraus zu kommen und uns getrennt voneinander aufzustellen.

In der Verhandlung kam dann heraus, dass zwei von uns versucht haben, mit dem Spielgeld ihren Kaffee zum Mitnehmen zu bezahlen, in dem Glauben, man würde sie wegen der Gesichtsmasken nicht erkennen. Dumm nur, dass Leo und Harry nicht daran gedacht haben, dass ausgerechnet ihr Schmuck sie verraten sollte: bei dem einen war es ein klobiger Ring mit einem Stein aus Onyx, bei dem anderen das auffällige Pythontattoo am linken Unterarm und das Augenbrauenpiercing. Aber wartet nur, bis ich in drei Jahren wieder frei bin. Meine Rache wird fürchterlich sein.

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292 Wörter für die fünfte Etüde unter dem Motto „Geschnappte Verbrecher und andere Pechvögel“.

Projekt ABC – B wie Beleuchtung

Wortman und aequitasetveritas teilen in diesem Jahr die Mitmachaktionen im 14tägigen Wechsel unter sich auf: auf der einen Seite aequitasetveritas‘ „Momentaufnahmen“ – auf der anderen Seite wortmans „Projekt ABC“, bei dem jeder Buchstabe des Alphabets durch ein Foto symbolisiert wird, nur diesmal ohne Ä, Ö und Ü. Heute ist das B an der Reihe – aufgenommen neulich abends, als ich mit dem Auto unterwegs war, um einige Besorgungen zu machen. Entstanden ist dabei „abstrakte Kunst“ zum Thema Beleuchtung

… abstrahiert durch Schwenken mit dem Aufnahmegerät, bis das eigentliche Modell als solches nicht mehr zu erkennen war:

Wenn ich länger so drüber nachdenke, könnte ich die zweite Aufnahme auch als B wie Beet bezeichnen.