ABC -Etüden – Woche 6 & 7 – Etüde 2 : Der Morgen danach

Meine zweite Etüde in der ersten Februarhälfte kommt mit Verspätung, weil sie an meinen heutigen Beitrag zum #writing friday anschließt.

Die Wörter für die aktuelle Etüde (auf Christianes Blog) lauten blockieren, Affe und neu und wurden von wortman gespendet.

Alkohol kann nicht die Lösung sein. Auch nicht für Laras Problem.

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Der Morgen danach

Dieses Bild von Mitch und dem Pressefotografen in inniger Umarmung vor Sir Randolphs Weinkeller würde Lara so schnell nicht wieder loswerden. Die Szene blockierte ihr Hirn, und im Nachhinein hatte sie keine Ahnung, wie sie den Rest der Nacht überstanden hatte. Den Tag danach verbrachte sie weitab von Henley Hall im White Lion, der bereits morgens um elf geöffnet hatte.

Das Elend in Gin zu ertränken, war ihr Ziel. Der Kater am nächsten Morgen wäre gewiss mörderisch, doch lieber so als jetzt auch nur einem ihrer Kollegen unter die Augen zu treten – vor allem nicht Mitch, für den sie schon eine Weile heimlich schwärmte, der aber ihre Zuneigung nie erwidert hatte. Zuerst hatte sie ja gedacht, dass er vielleicht nur schüchtern war. Irgendwann hatte sie es aufgegeben, Anscheinend war sie wohl nicht sein Typ. Kein Interesse?

Nun, jetzt wusste sie, warum.

Schön hatte sie sich zum Affen gemacht, obwohl es für Lara nicht neu war, sich auf Flirts mit den Falschen einzulassen oder sich gar in sie zu verlieben – dieses Muster war für sie ein roter Faden. Erst der Unbekannte im Bogside, dann Paolo, dem sie ihren Aufenthalt hier verdankte, und jetzt Mr. Rock’n’Roll persönlich: Clark Douglas, der jedoch nicht an ihr, sondern ausschließlich an ihrem Kollegen interessiert gewesen war.

Würde ein Drink überhaupt reichen, um diese Peinlichkkeit hinwegzuspülen? Der zweite ging hinunter wie Öl, aber bei dem dritten kapitulierte Lara. In Selbstmitleid badend, starrte sie düster in das noch volle Glas.

Sie hatte keine Ahnung, dass sie beobachtet wurde.

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Mit 252 Wörtern habe ich auch diesmal das Maximum von 300 Wörtern nicht ausgereizt.

# Writing Friday 2021 – Februar, 7. Woche – Teil 2 : In Venice

Auf einem Maskenball war ich noch nie – dennoch lasse ich ihn nicht in Venedig, sondern auf einem englischen Landsitz stattfinden und habe mal wieder eine längere Erzählung zu dem folgenden Thema geschrieben:

Märchenhaft – schreibe eine Geschichte zu folgender Szene: Lara geht auf einen Maskenball, dort trifft sie auf Clark – es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch Clark ist nicht der, für den er sich ausgibt. Lüfte sein Geheimnis am Ende deiner Geschichte.

800 Wörter für die erste von fünf Schreibaufgaben des #Writing Friday von elizzy., die ich für mich etwas modifiziert bzw. uminterpretiert habe. Oft macht man sich ein völlig falsches Bild von jemandem, bevor er oder sie mit einem auch nur ein Wort gewechselt hat. In diesem Fall erwischt es Lara.

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In Venice

Dienst schieben am Samstagabend. Muss das sein?“, stöhnte Lara, als sie mit Betty, Mitch und Nigel den Dienstplan für den kommenden Monat durchging. Noch so eine endlose Soirée! Bis in die frühen Morgenstunden fortwährend lächelnd Häppchen servieren und Tabletts herumtragen, bis sie im Morgengrauen ins Bett kippte, mit Füßen wie Blei von den Schuhen, die Mylady als angemessen erachtete. Gut, dass sie am Tag danach frei hatte und es zwischendurch immer mal wieder Pausen gab. Sie hasste diesen Job, aber sie war auf ihn angewiesen. Freie Kost und Logie und der Umstand, dass es die Mortimer-Henleys mit Papieren nicht so genau nahmen – eigentlich ideale Voraussetzungen in ihrer Lage.

Die Aufgaben waren verteilt, nun stand dem Gelingen des Balls nichts mehr entgegen. Nigel mit dem Schlüssel zu Sir Randolphs Weinkeller war für die Versorgung mit Champagner zuständig, Betty und Mitch mit ihren Kollegen für das Servieren von Häppchen, und Lara mit ihrem ruhigeren Händchen hatten sie zusammen mit einigen anderen zum Tragen der Getränketabletts eingeteilt, schließlich durfte nichts von den edlen Tropfen verschüttet werden. Mylady war entzückt, dass sich die Gäste in ihren vom venezianischen Karneval inspirierten Kostümen amüsierten.

Für Lara verlief der Abend unspektakulär, obwohl sie und ihre Kollegen gut zu tun hatten. Den Gästen mundeten Canapés und Champagner sichtlich. Letzterer floss reichlich, bei denen mit Halbmasken, im Gegensatz zu den wenigen als Moretta muta erschienenen Damen mit vollständiger Gesichtsbedeckung ohne Mundöffnung.

Was auch immer sie dazu bewogen hatte, das Spiel der perfekten Verhüllung mitzuspielen und den ganzen Abend über die Maske durch einen Knopf an deren Innenseite mit den Zähnen festzuhalten, angenehm war das für die Trägerinnen mit Sicherheit nicht, aber einen Vorteil hatten diese Masken: Plaudertaschen waren gezwungen, endlich einmal den Schnabel zu halten. First World Problems – die Probleme der Reichen und Schönen. Dagegen sind meine Füße das kleinere Übel, dachte Lara, und sie wusste, es würde nicht mehr lange dauern, und sie sehnte sich das Ende des rauschenden Festes herbei, was nicht zuletzt auch an den aufgeschnappten Gesprächsfetzen lag.

Blöd gelaufen für Clarks Schwester. Jetzt muss sie als Vogelscheuche in grün seine Ausrüstung bewachen und darf nichts essen. Gehässiges Kichern bohrte sich in Laras Gehörgang, und das Geläster ging weiter: Geht ja auch schlecht mit diesem grünen Ungetüm vom Gesicht. Ist vielleicht besser so – dann kann sie sich schon mal an die Diät gewöhnen. Das Lästerobjekt kam in Sicht, und Lara folgte der Gestalt in Grün aus sicherer Entfernung mit den Augen. Dann sah sie ihn, mit einem Glas, das ihm die Grüngewandete in die Hand gedrückt hatte. Lara erstarrte.

Passend zur schlichten Halbmaske ganz in schwarz gekleidet, wirkte er eher wie ein Rockstar als wie ein Doge aus dem 16. Jahrhundert. Das ihm in Wellen auf die Schultern fallende honigblonde Haar verlieh seiner ganz und gar nicht venezianischen Aufmachung aus nachlässig geknöpftem Hemd und Lederhose etwas verwegenes und ließ ihn aus der bunten Menge herausstechen. Graublaue Augen… Ihre Blicke trafen sich über die Köpfe der anderen hinweg und blieben für wenige Sekunden aneinander haften. Wie auf Knopfdruck verflog Laras Müdigkeit. Sie kannte jeden der Anwesenden. Ihn dagegen hatte sie noch nie gesehen, aber es war ihr egal; so egal wie ihre Devise, sich stets unauffällig zu verhalten. Es konnte gewiss nicht schaden, sich ihm zu nähern, Getränke zu servieren war schließlich ihr Job.

Kurz darauf überreichte sie dem attraktiven Fremden einen Sektkelch, und als er ihn entgegennahm, richteten sich die feinen Härchen an ihrem Unterarm auf, wo seine Finger sie berührten. Es kam ihr wie ein Wunder vor, dass von den Umstehenden niemand die Elektrizität in der Luft spürte oder ihr anmerkte, wie sehr ihre Nerven flatterten. Als sie sich von ihm löste, nahm sie aus dem Augenwinkel seinen Namen auf dem laminierten Ausweis wahr: Clark Douglas. Pressefotograf. Dass sie sich aber auch immer in die Falschen verlieben musste. Am besten vergaß sie die ganze Geschichte gleich, doch wenn sie an diese graublauen Augen dachte, bekam sie auf der Stelle weiche Knie. Sie brauchte dringend Abkühlung. Doch vorher musste sie ihre sich schier in die Länge ziehende Runde noch zu Ende bringen. Je mehr leere Gläser sich auf ihrem Tablett sammelten, desto nervöser wurde sie, und sie betete, dass es auf den letzten Metern nicht noch Scherben gab. Ein letzter Blick zurück in die Menge, doch der Mann in Schwarz war verschwunden. Vielleicht war es ja besser so.

Aber irgendwann konnte sie endlich das Tablett loswerden. „Ich geh‘ dann mal Nigel suchen“, rief sie, erhielt aber keine Antwort. Unter dem Vorwand, eine neue Lage Champagner zu holen, hastete Lara ins Freie. Die kühle Luft ließ sie erschauern, doch die frostigen Temperaturen waren nichts gegenüber der Eiseskälte, die sich um ihr Herz legte, als sie mitansehen musste, wie sich Clark und ihr Kollege Mitch vor den Stufen zum Weinkeller engumschlungen und leidenschaftlich küssten.

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Die Schreibthemen im Februar sind: 1) Märchenhaft – schreibe eine Geschichte zu folgender Szene: Lara geht auf einen Maskenball, dort trifft sie auf Clark – es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch Clark ist nicht der, für den er sich ausgibt. Lüfte sein Geheimnis am Ende deiner Geschichte. +++ 2) Am 28. Februar ist Tag der Zahnfee! Schreibe ihr zu Ehren einen Brief. +++ 3) Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz “In einer so unbequemen Lage war er noch nie, doch…” beginnt. +++ 4) Schreibe eine Geschichte und lasse folgende Wörter mit einfliessen: karamellisierte Erdnüsse, Liebesgeständnis, rosarot, dunkelblau, Kerzenlicht. +++ 5) Du bist für einen Tag Wettermoderator/in – Schreibe den Text für deine Wettervorhersage fürs Wochenende – sei dabei möglichst originell – Lügen oder Katastrophenvorhersagen sind erlaubt.

Und hier sind die Regeln dazu: Jeden Freitag wird veröffentlicht. +++ Wählt aus einem der vorgegebenen Schreibthemen. +++ Schreibt eine Geschichte/ein Gedicht/ein paar Zeilen – egal, Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben. +++ Vergesst nicht, den Hashtag #Writing Friday und den Header zu verwenden, schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch. +++ Habt Spaß und versucht, voneinander zu lernen.

# Writing Friday 2021 – Februar, 7. Woche – Teil 1 : Teestunde

Die vierte der fünf Schreibaufgaben des #Writing Friday von elizzy deutet ganz stark auf das Thema Valentinstag hin, denn sie lautet:

Schreibe eine Geschichte und lasse folgende Wörter mit einfliessen: karamellisierte Erdnüsse, Liebesgeständnis, rosarot, dunkelblau, Kerzenlicht.

Mir hat es aber der dank Corona ausgefallene Weihnachtsmarkt angetan, und deshalb habe ich mich für den zweiten Freitag von meinem Lieblingstee inspirieren lassen.

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Teestunde

Mit einer dampfenden Tasse Lapsang Souchong stand Marlene Röder am Fenster und ließ ihren Blick über die weihnachtlich herausgeputzten Vorgärten in der schon etwas in die Jahre gekommenen Wohnsiedlung schweifen. Außer ihr mochte niemand, abgesehen von Alex, diesen ausgefallenen Tee mit seiner ausgeprägten Rauchnote. Tom und Lucy hatten es eher nicht so mit rauchigen Aromen, außer beim Grillen; und selbst Manfred hatte früher stets missbilligend die Nase gerümpft, wenn sie eine neue Packung in die Teedose aus Blech umgefüllt und es dabei in der ganzen Küche nach rohem Schinken gerochen hatte. Seitdem wartete sie damit bis zur Teestunde am Nachmittag, denn diese eine Stunde gehörte ihr ganz alleine.

Es dauerte nicht mehr lange, dann würde der Himmel von rosarot über lachsrosa verblassen, bis er einem dunkelblauen Mantel aus Samt glich, auf dem unzählige Sterne wie Kristalle funkelten. Nachdenklich nippte sie an ihrem Tee, der sie in Momenten wie diesen in eine melancholische Stimmung versetzte, vor allem in der Weihnachtszeit.

Schade, dass Manfred in diesen letzten Wochen des Jahres regelmäßig Überstunden machte; dabei war die Gelegenheit zu einem romantischen Beisammensein bei Kerzenlicht gerade heute so günstig wie schon seit langem nicht mehr: Tom in New York, Lucy mit ihrem Freund auf dem Weihnachtsmarkt – „sturmfreie Bude“ hätten sie in den Achtziger Jahren dazu gesagt. Ach ja, jung müsste nochmal sein, dachte Marlene wehmütig und seufzte in die rauchige Flüssigkeit hinein. Schade, dass sich Manfreds Sinn für Romantik in den langen Jahren ihrer Ehe zurück entwickelt hatte. Vielleicht beneidete sie deshalb insgeheim Lucy und ihren aufmerksamen Verehrer. Der bedachte seine Freundin gerne mit Kleinigkeiten wie karamellisierten Erdnüssen, die sie am liebsten aß. Doch die größte Überraschung für sie alle war gewesen, dass Alex sein Motorrad eingemottet hatte, vorübergehend und über die Wintermonate, wie er sagte. Auf Probe, gewissermaßen.

Die Entscheidung war ihm nicht leicht gefallen. Nachdem die Tage immer kürzer und die Straßen immer rutschiger geworden waren, hatte sich Lucy auf dem Soziussitz immer unwohler gefühlt und schließlich nicht mehr bei ihm mitfahren wollen – Touren bei Wind und Wetter waren eben doch nicht jedermanns Sache.

Dass Alex, der sich für sein Leben gern sogar bei frostigen Temperaturen den Wind um die Nase wehen ließ, selbst diese Idee gehabt hatte, war für Lucy einem riesigen Liebesgeständnis gleichgekommen, vermutlich sogar dem größten aller Zeiten. Manfred hatte sich beeindruckt gezeigt – Marlene eher weniger. Für sie roch sein „Liebesbeweis“ stark nach einem Plan, die Maschine im kommenden Frühjahr loszuwerden. So fing es doch immer an. Ob es klug war, sich einzuschränken und persönliche Leidenschaften dem Partner zuliebe hinten anzustellen? Wenn diese Entscheidung mal nicht irgendwann zum Bumerang wurde. Verzicht als Gradmesser, wie groß seine Liebe zu ihr wirklich war? Zahlt sich selten aus – das wusste sie aus Erfahrung.

Entschlossen leerte Marlene ihren Becher. Manche Dramen waren es definitiv nicht wert, wiederholt zu werden, und sie wusste, was sie zu tun hatte, damit dem jungen Paar ein solches erspart blieb: ein Gespräch mit Alex unter vier Augen, bei einer schönen Tasse Lapsang Souchong.

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Die Schreibthemen im Februar sind: 1) Märchenhaft – schreibe eine Geschichte zu folgender Szene: Lara geht auf einen Maskenball, dort trifft sie auf Clark – es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch Clark ist nicht der, für den er sich ausgibt. Lüfte sein Geheimnis am Ende deiner Geschichte. +++ 2) Am 28. Februar ist Tag der Zahnfee! Schreibe ihr zu Ehren einen Brief. +++ 3) Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz “In einer so unbequemen Lage war er noch nie, doch…” beginnt. +++ 4) Schreibe eine Geschichte und lasse folgende Wörter mit einfliessen: karamellisierte Erdnüsse, Liebesgeständnis, rosarot, dunkelblau, Kerzenlicht. +++ 5) Du bist für einen Tag Wettermoderator/in – Schreibe den Text für deine Wettervorhersage fürs Wochenende – sei dabei möglichst originell – Lügen oder Katastrophenvorhersagen sind erlaubt.

Und hier sind die Regeln dazu: Jeden Freitag wird veröffentlicht. +++ Wählt aus einem der vorgegebenen Schreibthemen. +++ Schreibt eine Geschichte/ein Gedicht/ein paar Zeilen – egal, Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben. +++ Vergesst nicht, den Hashtag #Writing Friday und den Header zu verwenden, schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch. +++ Habt Spaß und versucht, voneinander zu lernen.