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Am letzten Freitag dieses Monats bei elizzys #writing Friday bringe ich die mit Mitgefangen, mitgehangen angefangene und mit Wieso, weshalb, warum fortgesetzte Geschichte zu ihrem Abschluss, und zwar mit folgendem Thema:
Lu war blind vor Eifersucht und begeht einen großen Fehler.
Was mir schon klar war, als ich meine nicht nur nicht sehr widerstandsfähige, sondern auch sehr rachsüchtige „Heldin“ Lu genannt habe.
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Ein Plan für die Hose
Nach dem Verhör, bei dem ich mich mit meinem Gestammel bis auf die Knochen blamiert hatte, musste ich dringend an die frische Luft. Serienmörder hin oder her – der Wunsch, mein Praktikum abzubrechen, kam doch bestimmt nicht von ungefähr. Und dabei hatte ich mich so darauf gefreut. Aber vielleicht hatte mein Vater recht, und eine berufliche Laufbahn bei der Polizei war einfach nichts für mich. Andererseits – wäre ich bei einem anderen Dezernat gelandet, dann vielleicht… Bestimmt hatte ich nur überreagiert und solche Zweifel waren in der ersten Woche nichts ungewöhnliches. Ob es den anderen „Frischlingen“, die mit mir zusammen angefangen hatten, genauso ging?
Wie auch immer, mit Rupali, Alec, Ross und Carly war ich zur Happy Hour verabredet, da konnte ich ihnen etwas näher auf den Zahn fühlen. Was für ein glücklicher Zufall, dass Inspector Cameron der Meinung war, für mich gäbe es nichts mehr zu tun. Der unerwartet freie Nachmittag war doch geradezu ideal für ein Treffen mit meiner Freundin Liz, die ich in letzter Zeit nicht mehr ganz so oft gesehen hatte. Ein Stadtbummel mit anschließendem Kaffee an unserem Lieblingsplatz am Pier wäre jetzt genau das Richtige, um meine Nerven zu besänftigen. So aufgekratzt, wie ich war, hatte ich etwas Ablenkung bitter nötig. An meinem Zustand war der gestörte Irre in seiner Zelle nämlich nicht alleine schuld. Es war Alec, bei dem mein Puls schneller schlug, und bei dem Gedanken, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, auch wenn die anderen dabei waren, fuhren meine Gedanken Achterbahn.
Leider erreichte ich Liz, wie so oft in letzter Zeit, mal wieder nicht – es sprang nur ihre Mailbox an. Verflixt, was trieb Liz nur. Ich wusste, dass der Laden, in dem sie arbeitete, jetzt geschlossen war, und dass sie eventuell frisch verliebt gewesen wäre, hätte ich gewusst. Liz war zur Zeit genauso solo wie ich, aber Zeit schien sie deshalb trotzdem keine für mich zu haben. Der dämliche Spruch von ihrer Mailbox, den ich mir jetzt zum fünften Mal anhören durfte, klang wie Hohn in meinen Ohren, und plötzlich fühlte ich mich wieder wie vor ein paar Jahren mit fünfzehn, als Liz auf Wolke sieben schwebte und ich plötzlich abgemeldet war. Alle anderen waren frisch verliebt, nur ich guckte in die Röhre, war todunglücklich und tröstete mich für diese Ungerechtigkeit mit Eiscreme und Schokolade – ein zweifelhafter „Genuss“, für den ich mit zusätzlichen Kilos abgestraft wurde, wodurch ich mich noch schrecklicher fühlte als so schon.
Nur ein konsequentes Sportprogramm hatte mich danach aus meinem Tief herausholen können, und als Liz sich dann irgendwann zerknirscht bei mir gemeldet hatte und wir uns scheinbar vollständig ausgesprochen hatten – oder besser ich mich ausgekotzt –, war die Welt so langsam wieder ins Lot gekommen. Und dennoch… zwar waren wir noch immer Freundinnen, doch so unbeschwert wie früher war es nie wieder zwischen uns geworden. Und jetzt ging alles wieder von vorne los?
Schlimmer geht immer. Diese Weisheit sollte sich leider bewahrheiten, als ich kurz vor dem Pier um die Ecke bog und mitten in der Bewegung erstarrte. Kaum fünfzig Meter entfernt, vor einem Juwelierladen, stand Liz, händchenhaltend mit Alec. Das war doch die Höhe! Dabei wusste sie ganz genau von meiner Schwärmerei für meinen Kollegen, den ich schon eine Weile kannte und deshalb freudig überrascht gewesen war, dass man seine Bewerbung ebenfalls beim Police Department angenommen hatte. Unzählige Nachrichten, die Liz und ich miteinander ausgetauscht hatten, waren um dieses Thema gekreist, und jetzt war sie drauf und dran, ihn mir auszuspannen, wo das zwischen uns beiden noch so frisch war. Aber diese Suppe würde ich dieser falschen Schlange versalzen.
„Was für ein Zufall!“ rief ich in gespielt freudiger Überraschung aus, als ich mich den beiden näherte. Wie ihre Finger vor Schreck auseinanderfuhren… diese Heuchler glaubten wohl, ich hätte ihr verliebtes Geturtel nicht gesehen – was für ein erbärmliches Schauspiel. Und zur Krönung des Ganzen so zu tun, als wäre nichts… Dass Alec den Großzügigen mimte und uns „zur Feier des Tages“ in unser Lieblingscafé einlud, spielte mir geradezu in die Hände. Der große Cappucino, den Liz mit Behagen schlürfte, während das Gefüßel unter dem Tisch weiterging, tat dank der Tropfen, die ich heimlich hineingegeben hatte, bald schon seine Wirkung. Ihre Tasche ließ sie am Tisch liegen, und schließlich war es Alec, der ihre unerwartete längere Abwesenheit für eine Raucherpause nutzte und mir das nötige Zeitfenster verschaffte.
Seine Jacke mit der Geldbörse darin ließ er praktischerweise über dem Stuhl hängen. Praktisch für ihn, dass ich so gutmütig war und als Wachhund für seine und Liz‘ Wertsachen am Tisch saß – praktisch für mich, dass mich beide unterschätzten. Mit der dummen Lu konnten sie es ja machen, grollte ich düster. Ein Griff, und ich hielt seine Kreditkarte in der Hand. Ein weiterer Griff, und der Verschluss von Liz‘ Tasche konnte seine verheerende Wirkung auf den Magnetstreifen der Karte tun. Einen Vorwand, unter dem ich mich vorzeitig von Alec verabschiedete, hatte ich schnell gefunden. Ein längeres Verweilen am Tatort war nicht notwendig, um zu wissen, dass Alec beim Bezahlen sein blaues Wunder erleben würde.
„Da seid ihr ja!“, begrüßte Carly Rupali und mich, als wir kurz nacheinander im Pub eintrudelten und uns zu ihr und Ross an den Tisch setzen wollten. Auf das dumme Gesicht von Alec war ich schon sehr gespannt.
Doch leider sollte es dazu nicht mehr kommen. Es war Ross, der die Hiobsbotschaft wie eine Bombe platzen ließ. Alec würde uns heute Abend mit seiner Anwesenheit nicht mehr beehren, denn leider war die durchschlagende Wirkung des zu hoch dosierten Abführmittels im wahrsten Sinne des Wortes bei Liz nach hinten losgegangen – eine vorerst nicht bezahlte Runde Kaffee war in dieser Situation sein kleinstes Problem gewesen, denn er hatte den Rettungswagen rufen müssen. Keine Minute zu früh, wie sich zum Glück herausstellte, denn Liz hatte die Tortur gerade so überlebt, aber als es ans Bezahlen der Krankenhausrechnung gehen sollte, sah es düster für ihn aus.
Düster für ihn, aber noch finsterer für mich, denn noch bevor ich reagieren konnte, hörte ich schon das verdächtige Klicken von Handschellen und sah mich einem Beamten gegenüber, der seinen für Verhaftungen üblichen Spruch aufsagte, um mich in Gewahrsam zu nehmen.
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Die Aufgaben für den Oktober waren diesmal: Du triffst einen Serienmörder. Welche Fragen hast du an ihn? Schreibe das Gespräch auf. +++ Lu war blind vor Eifersucht und begeht einen großen Fehler. Erzähle uns davon. +++ Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Die Leiche musste wieder ausgegraben werden.“ beginnt. +++ Schreibe eine Geschichte und lasse folgende Wörter mit einfliessen: blutig, ängstlich, Konfetti, Kürbissuppe, Ohnmacht +++ Welchen Zauberspruch könntest du jetzt am meisten gebrauchen? Was würde dieser in deinem Leben verändern?
Und hier sind die Regeln dazu: Jeden Freitag wird veröffentlicht. +++ Wählt aus einem der vorgegebenen Schreibthemen. +++ Schreibt eine Geschichte/ein Gedicht/ein paar Zeilen – egal, Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben. +++ Vergesst nicht, den Hashtag #Writing Friday und den Header zu verwenden, schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch. +++ Habt Spaß und versucht, voneinander zu lernen.