Cinema-Scope Horrorctober 2021 : „Meilensteine des Horrorfilms“, Teil 1 

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13 aus 33 – dieses Spielchen haben meine Schwester und ich am Tag der Deutschen Einheit am Küchentisch veranstaltet: Aus einer für 20 Euro günstig erworbenen Box mit 33 Horrorfilmen auf 12 DVDs haben wir im Losverfahren folgende 13 Kandidaten für den diesjährigen „Horrorctober“ ermittelt – und auch das ist diesmal anders als sonst: Meine Eindrücke schildere ich lieber jetzt schon und nicht erst an Halloween, um zu vermeiden, dass ein ellenlanger Lagebericht daraus wird.

And the lucky winners are:

Die Kammer des Schreckens + Tanz der toten Seelen + Dan Curtis‘ Dr. Jekyll & Mr. Hyde + Das Bildnis des Dorian Gray (1973) + Genie des Bösen + Invasion der Aliens *) + Willard + Folter + Die Nacht der lebenden Toten + Der Hund von Baskerville + Totentanz der Vampire + King of the Zombies (1941) + Slugs (1988)

Jetzt stelle ich mir die spannende Frage, ob es sich bei diesem Panoptikum tatsächlich um Meilensteine des Horrorfilms handelt, wie die Schachtel verspricht, oder wir nicht haufenweise Nieten gezogen haben. Eröffnet habe ich den schaurigen Reigen mit einem Zombiefilm, und zwar ohne meine Schwester, denn dieses Genre kann sie gar nicht leiden. Voodoo und einem bösen Meister hörige Untote – besser konnte der Montagabend nicht beginnen. Habe ich aber dann auch nur gedacht…

King of the Zombies, auch bekannt unter dem Titel „Herr der Zombies – Insel der Lebenden Toten“ ist mit 67 Minuten der bisher kürzeste Film, den ich mir zu Gemüte führen durfte, und länger hätte das Werk mit mir unbekannten Schauspielern auch nicht sein müssen. Wenn man mit dem Flugzeug auf einer westindischen Insel notlanden muss und feststellt, dass man auf einem Friedhof mit frisch ausgehobenen Gräbern angekommen ist, bietet es sich an, woanders Unterschlupf zu suchen – zu denken sollte es einem allerdings geben, wenn der Herr des Hauses wie Graf Dracula persönlich auftritt und die Gästezimmer schon vorbereitet hat, damit die Gäste es „warm und gemütlich“ haben. Warm und gemütlich… in der Karibik. Echt jetzt? Insgesamt scheitert der Gruselfaktor bei mir an der kaum vorhandenen Spannung, den hanebüchenen Dialogen und der emotionslosen Synchronisation. Wirklich schaurig wirkte auf mich nur die 1942 für einen Oscar nominierte Musik, mit der man auch einen 80er-Jahre-Streifen hätte untermalen können, und den wahren Horror verbreiteten nicht die Zombies, sondern die fehlende Originaltonspur. PS: Laut Wikipedia war der Film als Satire gedacht. Na dann… das erklärt im Nachhinein so einiges.

Augen auf beim Gemüsekauf, denn wer weiß, was sich in den als gesund gepriesenen Salatköpfen so alles verbirgt. Eine gründliche Inspektion wäre besser gewesen, so gesehen in Slugs: Dieser Weg wird schleimig und schwer – denn der Schrecken lauert in allen Ecken und besteht aus tausenden von Schnecken, die es in sich haben und über alles herfallen, was ihnen vor die rasiermesserscharfen Zähnchen kommt. In dieser an den Kinokassen gefloppten Produktion sind die eigentlich harmlosen Vegetarier dank den Abwässern einer Chemiefabrik zu blutrünstigen Fleischfressern mutiert und konnten sich in der Kanalisation gemütlich ausbreiten. Jahrelang hatte niemand Ahnung von ihrer Existenz, doch als auf einer Baustelle bei Vorbereitungen für ein geplantes Einkaufszentrum das Erdreich aufgegraben wird, wird das ganze lichtscheue Gesindel ans Tageslicht befördert – und eine seltsame Reihe von äußerst blutigen Todesfällen nimmt ihren Lauf. Der Plot (zu Horrorgestalten mutierten Tieren kommt man nur mit der totalen Vernichtung durch Chemikalien oder Explosivstoffe bei) ist schon zigmal dagewesen, und trotzdem fand ich den Film im Nachhinein gar nicht so übel, brauche aber auch keine Fortsetzung, obwohl dies dank der einen Schnecke, die das Inferno überlebt, in der Theorie möglich gewesen wäre.

*) „Invasion der Aliens“ stand auf der Verpackung, Isle of the Snake People war dagegen drin. Wie es zu der Verwechslung kommen konnte, kann ich auch nicht sagen – aber vielleicht liegt es daran, dass in beiden mexikanischen Spektakeln von 1971 Boris Karloff auftritt, damit hatte es sich dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Statt Aliens treiben nun eben Zombies ihr Unwesen, und die vielen Schlangen waren auch ganz nett anzuschauen. Vielleicht war dieses Versehen das Beste, was mir passieren konnte, denn trotz der ultradünnen Handlung um einen Ordnungshüter, der den heidnischen Ritualen auf „seiner“ Insel keinen Einhalt gebieten kann, war das Treiben auf der Insel der „Schlangenmenschen“ wahrscheinlich gehaltvoller als in dem verpassten Film. Wer sich über die Jahresangabe wundert: Der 90 Minuten lange Voodoozauber mit kannibalistischen Einsprengseln wurde erst nach dem Tod von Boris Karloff (23.11.1887 – 2.2.1969) veröffentlicht.

Bewegen wir uns zur Abwechslung mal weg von Zombies und dafür hin zu einem Klassiker der Weltliteratur… Ich habe keine Ahnung, wie oft Oscar Wildes Roman Das Bildnis des Dorian Gray bisher schon verfilmt worden ist, kann mir aber nicht vorstellen, dass all die anderen Filme über einen jungen Mann, dessen Portrait an seiner Statt altert, mehr Horror hergeben, als die wenigen Szenen, in der man die Veränderung des auf den Speicher verbannten Bildes zum Negativen hin zu sehen bekommt. Leider fand ich diesen Fernsehfilm von 1973 mäßig schaurig, sondern mit einer Laufzeit von einer Stunde und fünfzig Minuten auch noch viel zu lang.

Vier von dreizehn hätte ich geschafft, fehlen noch neun – das müsste in den kommenden Wochen doch locker zu schaffen sein. Eines ist mir aber jetzt schon klar: Auf eine Originaltonspur brauche ich auch bei den nächsten ausgelosten Kandidaten nicht zu hoffen, vermutlich war die Filmbox deswegen so günstig.