Wie eiskalt ist dies Händchen… Den Anfang in diesem Jahr machte ein Film, den ich auf dem öffentlich-rechtlichen Spartensender ard one gesehen habe: „The Deep“, ein isländischer Spielfilm von 2012, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Ob das jetzt mein neues Motto wird oder nicht, wird sich zeigen. Die Grundtendenz war jedenfalls wenig heiter stimmend bzw. bis da hin, wo’s weh tut.
The Deep (gesehen auf ard one): 1984 überlebte der isländische Fischer Guðlaugur Friðþórsson als einziger das Kentern seines Trawlers und legte die fünf Kilometer zur Heimatinsel in fünf Grad kaltem Wasser und bei einer Lufttemperatur von drei Grad Celsius schwimmend zurück, um anschließend barfuß ein Lavafeld zu überqueren, bevor er wieder zu Hause ankam – ein Wunder, das man wissenschaftlich untersuchte und das den Mann mit der außergewöhnlichen Konstitution und dem eisernen Überlebenswillen als „Seehund-Mann“ in die isländische Geschichte eingehen ließ.
Children of men (gesehen auf ZDF Neo): Aus dem Jahr 2006 stammt dieser dystopische Thriller von Alfonso Cuarón, in dem im Jahr 2027 seit 18 Jahren nach einer Grippepandemie weltweit keine Kinder mehr zur Welt gekommen sind und sich das sich von der übrigen Welt abgeschottete Großbritannien zum Polizeistaat entwickelt hat, der gnadenlos Jagd auf sogenannte illegale Einwanderer macht und diese in Lager steckt, wo sie wie Abschaum behandelt werden. Da wird der jüngste Mensch der Erde als Sensation gefeiert, doch das größere Wunder soll sich erst noch ereignen: Ausgerechnet die junge „Illegale“ Kee, die von dem Regierungsbeamton Theo Faron (Clive Owen) an einen sicheren Ort gebracht werden soll, ist seit 18 Jahren als erste Frau schwanger, muss aber ihre Schwangerschaft verheimlichen, weil man ihr sonst das Kind wegnehmen würde. Es beginnt eine Jagd, bei der bald niemand mehr den anderen traut. Beeindruckend war für mich nicht nur die Zukunftsvision, die 14 Jahre nach dem Erscheinen des Films (mit Julianne Moore, Charlie Hunnam und Michael Caine in weiteren Rollen) erschreckend reale Züge zu zeigen scheint, sondern auch die Schnittechnik, die minutenlange Sequenzen wie aus einem Guss entstanden wirken lassen.
12 years a slave (gesehen auf arte): Von Halunken übers Ohr gehauen und über Nacht vom freien Mann zum Sklaven degradiert, dieses Schicksal – eine wahre Geschichte – ereilt den Violinisten Solomon Northup, nachdem er ein Engagement angenommen hat, ohne zu wissen, dass es sich bei den vermeintlichen Schaustellern um Sklavenhändlern handelt, die ihre „Ware“ aus dem amerikanischen Norden an Plantagen im tiefsten Süden verschachern. Fortan ist er der Willkür und Gnade der Plantagenbesitzer ausgeliefert, und es soll insgesamt zwölf Jahre dauern, bis er durch einen Zufall in Form des durchreisenden kanadischen Handwerkers Samuel Bass (Brad Pitt) seiner in New York lebenden Familie eine Nachricht zukommen lassen kann. Doch trotz der mit Nachdruck erwirkten Freilassung bleibt die zu erwartende Gerechtigkeit aus, da er die Schuldigen nicht verklagen, wie sie Weiße sind, und sie somit für ihre Taten niemals belangt werden.
Die Wannseekonferenz (gesehen im Abendprogramm des ZDF): Basierend auf der einzigen Kopie des Konferenzprotokolls, zeichnet der Fernsehfilm von Matti Geschonnek ein Bild jener Konferenz nach, bei der am 20. Januar 1942 in einer feudalen Villa am Wannsee über die sogenannte „Endlösung der Judenfrage“ bzw. deren Organisation beraten wurde, die im Zug der nach Osten vorrückenden Truppen erst den Anfang auf dem Weg zur „Germanisierung Europas“ darstellen sollte. Mit welcher Kaltschnäuzigkeit und akribischen Bürokratie die Beteiligten das weitere Vorgehen in allen Einzelheiten durchgingen, war nicht das Erschreckendste an dieser Zusammenkunft – sondern eher die Sorge um die Täter, denen man die Massenerschießungen und daraus resultierende Traumata unmöglich weiter zumuten konnte, da letztere der Sache nicht dienlich seien. Zu sehen ist der Film in der ZDF-Mediathek bis 2024.
Ins Kino hat es mich diesen Monat nicht gezogen – außer den ersten sechs Folgen der ersten Staffel von „Game of Thrones“ auf DVD wurde mein Filmkonsum vom Fernsehen bestimmt, und das auch nur in homöopathischen Dosen.