Die Wortspende zur aktuellen ABC-Etüde (ihr findet sie hier, auf Christianes Blog) stammt diesmal von Ludwig Zeidler: Königskuchen, akribisch und träumen. Das große Backen geht in eine neue Runde.
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Nichts bleibt für immer
„Ob Norden, Süden, Osten, Westen – Königs Kuchen sind die besten!“
Jahrelang hatte seine Bäckerei im Ort das alleinige Zepter geschwungen, doch da Konkurrenz das Geschäft belebt, hatte schräg gegenüber ein neuer Laden mit sechs Worten eröffnet: „Liebst Du Baiser, geh zu Kaiser!“
Nach Helenes Nordseestübchen, das dem Fischgeschäft „Könige der Wellen“, die Kundschaft abspenstig machte, war „Keks-Kaiser“, wie Meister König ihn respektlos nannte, der nächste Handwerksbetrieb, der in ein fremdes Revier eindrang. Baiser, pah! Womöglich noch Cup Cakes in schrillen Farben… solch neumodischen Kram würde sein Traditionsbetrieb niemals produzieren.
Wie gut, dass seine Kundschaft und dem guten alten Königskuchen, für den er berühmt war, die Treue hielt. Von so viel Loyalität konnte der Neue bloß träumen! Nur noch ein halbes Jahr, dann wäre Kaiser Geschichte…
Hatte er jedenfalls gedacht. Denn jetzt war Jenny mit der Neuigkeit herausgeplatzt, dass ihr Matthias ebenfalls Geschichte war. Dem BWL-Studenten, der als zukünftiger Schwiegersohn hervorragend in den Familienbetrieb gepasst hätte, musste sie den Laufpass geben. Und wofür? Alles wegen dieses brotlosen Künstlers, der in der Fußgängerzone auf seiner Gitarre klimperte. Schon allein der Name: Ricky!
Akribisch hatte er nachgeforscht und war erblasst! Richard „Ricky“ Kaiser, jüngster Sproß des Baiser-Kaisers und schwarzes Schaf der Familie, war Jennys neue Flamme? Nicht mit König! Nicht wenn er es verhindern konnte. Da kam ihm Tante Lissys achtzigster Geburtstag gerade recht, um seinem Töchterchen die Flausen auszutreiben. Sollte sie ruhig schmollen, die anderen wären gewiss seiner Meinung, wenn er die schockierenden Fakten auf den Tisch packte… auf dem neben dem Kuchen mit der eingebackenen Königsfigur verräterisch bunte Cupcakes prangten. Was zum…?
Er verstand die Welt nicht mehr, als er in der Küche die Papiertüte mit dem verhassten Namen darauf erspähte, und sein Tag war vollends gelaufen, als Jenny triumphierend einen kleinen König hochhielt und telefonisch einen ganz besonderen Gast einlud.
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Genau 300 Wörter für meine Nachfolge-Etüde, die eigentlich ein „Prequel“ ist, aus einer anderen Perspektive erzählt.
Ha! Kann dir nicht sagen, warum, aber spätestens jetzt bin ich äußerst interessiert, wie das noch weitergehen wird, da ist jetzt richtig Power drin – und so viel Zündstoff für Familiendramen! Sehr schön! 😉👍
Abendgrüße 😀🌅🍵🥗👍
Jetzt lass es mal krachen!
Wie jetzt… also meinst du auch, davon sollte es noch eine Fortsezung geben?
Ja, da warten wir drauf!
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