Dienstags-Gedudel #131 : Nach Farben sortiert – Das Gelbe vom Ei

Der Goldjunge mit dem gelben Südwester hat das Gebäude verlassen, da bleiben wir doch am besten gleich mal bei der Farbe Gelb. Auch wenn das Hauptmotiv der letzten Woche das kühle Nass war, tauche ich nicht im Gelben U-Boot der Beatles ab, sondern bleibe noch ein Weilchen mit Coldplay an der See und begleite Chris Martin auf seinem Strandspaziergang, mit dem kurzen und bündigen Titel

YELLOW

Der Dämmerungs-Walk – https://www.youtube.com/watch?v=yKNxeF4KMsY

Den Song haben sie schon 2000 geschrieben, und immer noch bleibt die Frage: Wird der Sonnenaufgang kommen, bevor der Song zu Ende ist, oder nicht? Wer auf Nummer sicher gehen und die Sonne sehen (oder einen Song darüber hören) möchte, muss sich noch ein wenig gedulden. Denn was kommt nach Gelb?

Richtig: Orange………. eine meiner Lieblingsfarben, jedenfalls wenn’s ums Markieren in Texten geht.

Jubiläumsedition – der Etüden-Spin-Off : vierter Akt 1/3

Lang hat’s gedauert, aber schließlich hatte ich dann doch die zündende Idee, wie es mit dieser Monster-Etüde weitergeht. Zur besseren Übersicht, was sich bisher zugetragen hat:

Erster Akt – Eine unerwartete Reise: Der hauptsächlich in hoffnungslosen Fällen ermittelnde Schrödinger wird in Zwangsurlaub geschickt und reist an die Ostsee. +++ Zweiter Akt 1/2 – Bali sehen und sterben: Schrödinger meldet sich bei einer Sternenwanderung an. +++ Zweiter Akt 2/2 – Bali sehen und sterben: Er erfährt, dass der Mann der Caféhausbesitzerin an einem Herzinfarkt gestorben ist, und dann wird bei der Sternenwanderung ein weiterer Toter gefunden. +++ Dritter Akt 1/2 – Geschlossene Gesellschaft: Kommissarin Maren Fuchs, bisher nur für eher leichte Delikte zuständig, wird zur Unterstützung der Ermittlungen abkommandiert. +++ Dritter Akt 2/2 – Geschlossene Gesellschaft: Maren Fuchs verhört Schrödinger und Giulia Millefiore.

♦♦♦

Auf Eis gelegt – vierter Akt : Der Engel, der ein Teufel war (Teil 1)

♦♦♦

„… ich schwöre, wenn ich den Teufel erwische, der ihm das angetan hat, dann…“

Ob Prophezeiung oder leere Drohung einer trauernden Schwester, Frau Millefiores Worte noch deutlich im Ohr, erwachte Schrödinger am nächsten Morgen zerschlagen und mit schweren Gliedern, wie nach einer durchzechten Nacht. Die Blumenhändlerin zu beruhigen und ihr gut zuzureden, damit sie ihren Worten nicht irgendwann eine Verzweiflungstat folgen lassen würde, hatte doch stärker an seinen Kräften gezehrt als gedacht.

Halbherzig setzte er sich an den Frühstückstisch. Irgendwie wollte der Kaffee heute morgen so gar nicht schmecken, und auch das herzhafte Aroma von gebratenen Würstchen bereitete ihm ein Unbehagen, das er in dieser Form auch schon lange nicht mehr verspürt hatte. Wann war er zuletzt so verkatert gewesen? Eines der zehn Bierchen muss verdorben gewesen sein? Was für ein blöder Witz! Dabei hatte er noch nicht einmal den Reagenz-Gin aus dem Dorfkrug angerührt. Lustlos rührte Schrödinger in seiner Tasse und ließ das Radioprogramm aus der hintersten Ecke des Frühstücksraums an sich vorbei plätschern.

„Mit Firma Brück zum Abfallglück“, schreckte ihn plötzlich eine schnarrende Stimme, begleitet von einem Fanfarentusch und schrillen Klängen aus dem Lautsprecher, auf. Wessen Idee es auch immer gewesen war, das Radio mit seinem Lokalsender, dessen Frequenz selbst den NDR überlagerte, ohne Vorwarnung lauter zu drehen, im Nachhinein war er dankbar für die Störung mit gleitendem Übergang zu den Acht-Uhr-Nachrichten. Ob sie den Täter schon gefasst hatten? Er hoffte es sehr für Giulia Millefiore, die geschworen hatte, etwas zu unternehmen, wenn nicht bald etwas geschah. So oder so überschatteten die beiden Todesfälle, die vermutlich nicht einmal etwas miteinander zu tun hatten, den ersehnten Weihnachtszauber.

Ungeachtet jeglicher Hoffnungen, brachten die aktuellen Nachrichten nichts Neues, im Gegenteil, ohne viel Federlesens ging man gleich zu den nationalen und globalen Nachrichten über, um die Sendung mit dem Bericht über eine wissenschaftliche Entdeckung abzuschließen.

„Peking. FAST, das größte Radioteleskop der Welt, hat über 1600 Strahlungsausbrüche eines einzigen Objekts im Sternbild Fuhrmann aufgezeichnet. Mit dieser Intensität an Strahlung ist der FRB 121102 eine astronomische Sensation, die selbst den gerade erst wieder in den Fokus gerückten Supernovaüberrest in der Großen Magellanschen Wolke in den Schatten stellt.“

Warum auch immer ihn diese Meldung aufhorchen ließ, aber dieses Phänomen erschien ihm als Erklärung für das ungewöhnliche Himmelsleuchten vom Wochenende plausibler als das, was der Pastor bei seiner Sternenführung über die wilden Farbspiele erzählt hatte. Salbungsvolle Worte bei einer Predigt waren das eine, aber poetische Ausführungen zu nicht alltäglichen Erscheinungen am Firmament nach Sonnenuntergang, eine ganz andere Baustelle. Durchsetzt mit Bezügen zum Alten und Neuen Testament und der stillen Hoffnung, mutvoll und mit Zuversicht der Ankunft des Herrn entgegenzublicken, hatte seine lange Rede jeglichen Sinn verloren, als sie Roberto Millefiore gefunden hatten. Die vor der Baracke der örtlichen NABU-Gruppe ausgebreitete Picknickdecke, nur wenige Meter abseits des Tatorts hatte die Bluttat in ein noch schaurigeres Licht gerückt und gleichzeitig seltsamerweise verhindert, dass seine Schwester noch an Ort und Stelle vollends zusammengebrochen war. Ein Zusammenbruch, der nun mit Verzögerung eingetreten war und dazu geführt hatte, dass die Blumenhandlung nun endgültig geschlossen war, zumindest für die nächsten Tage.

♦♦♦

Landvermesser mit Stativ ermordet.

Ja, wie oft denn noch? Wie eine Raubkatze im Zoo, tigerte Giulia Millefiore in ihrem Gewächshaus auf und ab. Sich hinzulegen, hatte nur bedingt geholfen. Was für ein Glück, dass dieser Herr Schrödinger zur Stelle gewesen war und ihr beigestanden hatte, und er hatte wahrlich mit Engelszungen auf sie eingeredet, bis sie nachgegeben und etwaige Rachepläne auf Eis gelegt hatte. Auch wenn er im Prinzip damit recht hatte, dass mit blinder Rache niemandem geholfen war (und am wenigsten ihr selbst), eine Logik, die sie geradezu ansprang und sie dort biss, wo es am meisten wehtat, gärte es unterschwellig in ihr weiter. Aufgeschoben war nicht gleich aufgehoben? Gefangen in einer Spirale der Unzufriedenheit, hervorgerufen durch in dieser Hinsicht ambivalente Gefühle, spürte sie, wie sie dieses erzwungene Nichtstun so langsam aber sicher noch verrückt machte.

Wenn nicht bald etwas geschah und das Team rund um die Fuchs zu einem Ergebnis kam, wäre sie spätestens zur Wintersonnenwende ein komplettes Wrack. Und nicht nur sie. Sie hatte zwar Herrn Schrödinger versprochen, nichts Unüberlegtes zu tun; dennoch rotierten ihre Gedanken fieberhaft. Ob es schadete, auf eigene Faust tätig zu werden und hier und da ein paar unverfängliche Fragen zu stellen? Je länger Giulia Millefiore darüber nachdachte, desto brillianter erschien ihr ihre Eingebung. Dass Herr Schrödinger, anscheinend selbst Polizist, noch nicht selbst darauf gekommen war! Aber wie sollte er auch… Und selbst wenn: Als langjähriger Stammgast war er leider immer noch Außenseiter, und als solcher würde es ihm wohl kaum gelingen, in das Kaleidoskop von Verbindungen, die sich durch Bali wie ein Spinnennetz zogen, einzutauchen, geschweige denn, auch nur an der Oberfläche zu kratzen. Als unmittelbar Betroffene hatte dagegen sie die besseren Karten.

Vielleicht bekam sie beim vom Pastor ins Leben gerufene Trauercafé, jeden Dienstagabend im Pfarrhaus, die Gelegenheit dazu. Sie war schließlich nicht die Einzige, die einen geliebten Menschen verloren hatte. Auch die verwitwete Erna Kind, deren Liebster unter wesentlich weniger dramatischen (wenn auch nicht minder tragischen) Umständen von ihr gegangen war, würde dem Stuhlkreis regelmäßig beiwohnen.

♦♦♦

Die Teilnahme Giulia Millefiores am Trauerkreis als Herumstochern im Ameisenhaufen? Das ewige Herumsitzen und Blättern in Büchern und Unterlagen, die er schon zum x-ten Mal gelesen hatte, gefiel Schrödinger so gar nicht. Dennoch war er mäßig begeistert, wusste er doch, dass Miss-Marple-Spielen auch durchaus nach hinten losgehen konnte, wenn dem vorsichtigen Ausloten oder Herumtasten doch eher die Tendenz zum Stich ins Wespennest anhaftete. Außerdem gab er nur ungern den Mister Stringer, obwohl… Wenn er es recht bedachte, war der Plan seiner potentiellen „Partnerin in Crime“, die Partitur für eine Solistin in eine für ein Duett umzuwandeln, vielleicht gar nicht so verkehrt.

Sich dumm zu stellen, mochte zwar nur bedingt weiterhelfen, wenn man sich vor Augen hielt, dass seine Tätigkeit bei der Berliner Polizei den meisten in Bali bekannt war. Andererseits: Was hatte er zu verlieren? Wenn er es geschickt anstellte, und sich als durch seine angeschlagene Gesundheit leicht bis mittelschwer zerstreuter Biedermeier gab, würde niemand so schnell dahinter kommen, dass seine grauen Zellen noch einwandfrei funktionierten.

Vielleicht hatte er ja doch bessere Anlagen zum Geheimkünstler, als ihm bewusst war.

♦♦♦

1024 Wörter – und diesmal habe ich folgende Wörter aus den letzten fünf Etüdenjahren darin untergebracht:

2017: Frequenz

2018: FRB 121102, Supernovaüberrest.

2019: Abfallglück, verdorben, beißen, gleitend, Verzweiflungstat, ambivalent, Weihnachtszauber, Wintersonnenwende.

2020: plätschern, Sonnenuntergang, mutvoll, zehren, Idee.

2021: Lautsprecher, Baracke, Picknickdecke, herzhaft, Prophezeiung, Geheimkünstler, Biedermeier, Partitur.

Fortsetzung folgt.

ABC-Etüden 2022 : „7 aus 12 – das Etüdensommerpausenintermezzo 2022“, Teil 2

Urlaub steht vor der Tür, und trotzdem lasse ich noch eine Etüde auf die Menschheit los. Der Grund: Christiane hat 12 Begriffe ausgelost (näheres gibt es hier), und wir müssen auch nicht zwölf in einer Etüde beliebiger Länge unterbringen, sondern es genügen auch sieben (das Minimum); außerdem soll als Neuerung der Satz „Wie wenig wir einander kennen“ darin enthalten sein (in welcher Form auch immer). Aus dem Lostopf wurden gezogen:

Flohzirkus, Flughafen, Herrgottsfrühe, Kulleraugen, Milonga, Regionalbahn, Schatten, Sommerpause, Tischtuch, Ukraine, Wasserrationierung und Wasserratte.

Da ich in meiner „Kattitüde“ alle Wörter unterbringen konnte, habe ich auch nichts gefettet.

♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦

Sommerfreuden

Wie wenig wir einander kennen… seufzte Maren Fuchs und nippte an ihrer Tasse, aus der es verführerisch dampfte. Ob heiß, ob kalt: Tee ging immer, auch im Sommer.

Gerade erst vom Flughafen zurückgekehrt, an den sie ihre älteste Freundin gefahren hatte, wollte sie nach der elenden Fahrerei nur noch die Füße hochlegen. Doch der Tag war noch nicht vorbei, obwohl es ein langer Tag gewesen war, der schon in aller Herrgottsfrühe begonnen hatte. Im Nachhinein hätte sie Claudia am liebsten geraten, sich selbst um eine Transportmöglichkeit zu kümmern, doch die zeitraubende Kombination aus Taxi, Bus und Regionalbahn hätte sie selbst ihrer ärgsten Feindin nicht empfohlen. Dabei war doch Claudia gar nicht so; für gewöhnlich war ihre Freundin die Ruhe selbst, doch auf dieser Fahrt war sie auf dem Beifahrersitz zu einem veritablen  Zappelphilipp mutiert und hatte sich auch nicht durch das dudelnde Radio beruhigen lassen. Das reinste HB-Männchen.

Ob es an ihrer bevorstehenden Reise über den Atlantik lag? Von Hamburg nach Rio de Janeiro war es ja nicht gerade ein Katzensprung, und was tat so manche Frau nicht alles, um ihr Ziel zu erreichen, das mit Milonga anfing und mit Schule aufhörte… wo doch Brasilien quasi um die Ecke lag? Kein sehr gelungenes Wortspiel, wie Maren zugeben musste. Oder waren vielleicht doch die Nachrichten an Claudias Hibbeligkeit schuld? Nachrichten, oder besser gesagt Hiobsbotschaften, angefangen bei den neuesten Entwicklungen in der Ukraine, bis hin zu eventuellen Wasserrationierungen im kalifornischen Stil; Kalifornien, das war das Stichwort, das sie wieder zum eigentlichen Thema zurückführte. Hier oben an der See hatten sie eine Vorliebe für exotische Namen: Kalifornien, Brasilien, Bali. Der Transport von Claudias Kater würde so wenigstens keiner halben Weltreise gleichkommen. Der Kater, ach ja…

Bowie, der kleine Schelm, den sie aus dem Tierheim hatte und der seinen Namen seinen verschiedenfarbigen Kulleraugen verdankte, war schon bei seinem Einzug in Claudias Haushalt ein kleiner Satansbraten gewesen. Süß und knuffig aber mit den Jahren nicht pflegeleichter, im Gegenteil: Zur Begrüßung war ihr der Sieben-Kilo-Wirbelwind entgegengesprungen, aber nicht um sich streicheln und kraulen zu lassen, sondern um ihr die ausgefahrenen Krallen in die Waden zu schlagen. Jauuul! Na, das konnte ja spaßig werden. Auf einen Flohzirkus aufzupassen, wäre wahrscheinlich einfacher gewesen, aber da musste sie nun durch. Trotz allen guten Zuredens hatte es ewig gedauert, bis sie den Kleinen im Transportkörbchen und dieses im Auto so verstaut hatten, dass das Tierchen im Schatten saß und es bequem hatte. Vorsichtshalber hatte sie noch ein ausrangiertes Tischtuch über die Rückbank drapiert, man konnte schließlich nicht wissen, ob der vierbeinige Passagier vor Aufregung vielleicht nicht doch ein Bächlein fließen ließ.

Bei den zu erwartenden Temperaturen würde das trotz Klimaanlage bestimmt kein Vergnügen werden, schon gar nicht, als Maren merkte, dass sie in einen formidablen Stau hineingeraten war, verursacht durch irgendeinen Deppen, der mal wieder die Geschwindigkeitsbeschränkungen ignoriert hatte und in einen Trecker hineingerasselt war, derweil Bowie in seinem Körbchen immer unruhiger wurde und gestresst vor sich hin maunzte. Idioten kannten eben keine Sommerpause. Schier endlos hatte sich die Schlange über die kurvenreiche Landstraße vor sich hin gewälzt, und nach Stunden im Stop-and-Go-Verkehr erreichte Maren endlich ihr Bali, dem Kaff (so hatte sich Claudia einst ausgedrückt), in dem nie etwas passierte. Also ideal zum Katzenhüten.

Wasserrationierungen, pah! Claudia hatte doch einen Vogel; ernsthaft von ihr, Maren zu erwarten, dass sie darauf verzichtete, die Badewanne zu füllen. Vor allem jetzt, da sie einen Feriengast auf vier Pfoten bei sich beherbergte. Was konnte es schöneres geben als ein kühles Bad bei dieser Witterung?

Kaum zu glauben, dass sich bei diesem Thema die Gemüter dermaßen erhitzt hatten, so dass zwischen den beiden Freundinnen im Auto ein handfester Streit entbrannt war, dessen unangenehme Schwingungen Bowie nur unnötig gestresst hatten. Es würde Stunden dauern, bis der Gemütszustand des Tierchens wieder so weit ausgeglichen war, dass ein entspanntes, besseres gegenseitiges Kennenlernen möglich war.

Noch ein letzter Schluck von dem handgepflückten Minztee aus dem eigenen Garten, dann konnte sie das kühle Wasser einlassen und der flauschigen Wasserratte beim Paddeln im nassen Element zuschauen. Sie hoffte, dass diese Geste der Freundschaft die Wogen glättete, denn heute war es schon reichlich spät. Aber gleich morgen früh würde sie das neugekaufte Zehntausendliterbecken aus dem Baumarkt ordentlich volllaufen lassen.

Für Bowie.

♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦

In 700 Wörtern zur Etüde. Ich kann also auch länger, wenn ich es möchte. Übrigens: Wer gedacht hat, dass ich mir die vierbeinige Wasserratte nur ausgedacht habe, kann sich in diesem Artikel über die Van-Katze schlau machen.

in ihrem Element – Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/46/Turkish_Van_Example.jpg/440px-Turkish_Van_Example.jpg (This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license

So eine Katze hatte ich zwar selbst noch nicht, stelle mir das Leben mit so einem Tierchen aber absolut spannend vor. Fast so spannend wie mit einer norwegischen Waldkatze, die Bäume nicht nur hoch-, sondern auch wieder hinunterklettern kann.

Cinema-Scope 2022 : Juli – Überraschungen für Nostalgiker

Nicht nur im Hafenkino Open Air 2022 – in meiner Heimatstadt vom 10. Juni bis zum 27. August – laufen so richtig gute Filme. Zum Beispiel Licorice Pizza. Oder The French Dispatch. Genau dieselben Filme konnte ich aber auch in den Frankfurter Arthouse-Kinos, unter dem Stichwort „Sommerflimmern“, sehen. Und mit dem frisch erworbenen „Filmfreund:in“-Pass sogar zwei Euro pro Vorstellung günstiger.

ELVIS

Nachdem bei diesem Biopic die Woge der Begeisterung anderer auf mich übergesprungen ist, habe ich meine Skrupel vor überlangen Filmen überwunden und habe mich auf das Erlebnis eingelassen. Schließlich bin ich mit der Musik Elvis‘ großgeworden – nur mit seiner Zeit in Las Vegas konnte ich nicht so viel anfangen, und genau die nimmt großen Raum in dem 159 Minuten langen Film sein. Eine solch lange Laufzeit könnte sich ziehen, wäre das Leben der Hauptperson (wie in diesem Genre oft so üblich), in chronologischer  Reihenfolge nacherzählt worden – und genau das ist hier der springende Punkt.

Nicht nur, dass der Film zwischen den Stationen des „King of Rock & Roll“ hin und her springt – und das tut er ganz schön oft. Hinzu kommt, dass sich nicht alles ausschließlich um Elvis Aron Presley dreht, sondern sehr ausführlich auch um seinen Manager: Colonel Tom Parker (Tom Hanks), der in seinem Schützling die goldene Gans gefunden hat, die er nach Herzenslust ausnehmen kann, nachdem er dessen Eltern ordentlich eingewickelt und eingeseift hat. Nur dumm, dass die goldene Gans irgendwann beschließt, keine Eier mehr zu legen und den Manager zu feuern, nachdem sie herausgefunden hat, dass sie im wahrsten Sinne verraten und verkauft worden ist. Diese Schmach kann der so abrupt Hinausgeworfene nicht verwinden und macht nun seinerseits der Familie Presley eine Rechnung auf, die sich gewaschen hat

Tom Hanks als Unsympath? Ihn eines Tages als einen solchen Charakter erleben zu dürfen, war eine echte Überraschung für mich. Keine Überraschung war jedoch, dass Regisseur Baz Luhrmann (von dem ich noch keinen schlechten Film gesehen habe) mit Austin Butler als Elvis einen absoluten Glücksgriff getan hat. Nach wie vor bleibe ich dabei: Egal wie groß die Ähnlichkeit zwischen Schauspieler und dargestellter Person ist, sobald man nur noch jene Person – in diesem Fall Elvis – sieht und nicht mehr den Darsteller, dann hat jemand alles richtig gemacht. Beeindruckend fand ich auch die stellenweise eingesetzte Split-Screen-Technik oder ganze Passagen als Comic.

Licorice Pizza –

Filmtipp Nummer zwei – welcome to the 70s. Eigentlich ist von Anfang an klar, dass die beiden irgendwann zueinander finden würden: Gary Valentine, fünfzehnjähriger Kinderstar und Jungunternehmer (gespielt von Cooper Hoffman), der einer hippen Geschäftsidee nach der anderen hinterherjagt, und Alana Kane (dargestellt von Alana Kane), die mit 25 noch immer als Assistentin des Schulfotografen arbeitet und eigentlich viel lieber Schauspielerin wäre. Leider müssen beide feststellen, dass es mit einem alternativen beruflichen Standbein schwieriger ist als gedacht, und das nicht nur wegen der Ölkrise… Ich muss zugeben, ich hatte große Erwartungen angesichts der Lobeshymnen all derer, die den Film schon längst gesehen hatten und in Anbetracht der Darstellerliste, die sich sehen lassen kann: Sean Penn, Tom Waits, Bradley Cooper, Maya Rudolph. Im großen und ganzen hat mir der Film auch gefallen, aber mit 133 Minuten Länge fand ich ihn gerade am Schluss einfach zu lang.

The French Dispatch

Starkino mal ganz anders. Wenn sich ein Ensemble aus bekannten Namen wie Tilda Swinton, Frances McDormand, Timothée Chalamet, Benicio del Toro oder Bill Murray (die Liste ist aber noch viel länger) auf einen Film von 108 Minuten Länge aus vier in sich abgeschlossenen Episoden verteilt und dabei in absurden Situationen glänzt, klingt das nach einem Film wie für mich gemacht. Tatsächlich wurde mir das kunterbunte Werk von Wes Anderson wärmstens empfohlen, und nun kam ich auch endlich in den Genuss. Wenn ich meinen Gemütszustand während und nach dem Schauen des Films beschreiben sollte, dann würden es die Wörter „verwirrt“ oder „überfordert“ am ehesten treffen, denn teilweise wusste ich nicht, wohin ich zuerst schauen sollte. Vielleicht aber auch noch „ohne Brille aufgeschmissen“, denn ohne Nasenfahrrad vor meinen mit den Jahren auch nicht besser werdenden Äuglein entgehen mir Details, die mir erst beim nochmaligen Anschauen auf Youtube auffallen, wie das nur scheinbar vorhandene Product Placement, wenn die Zigaretten nicht Gauloises, sondern Gaullistes heißen.

Filmisch (gerade was das Bühnenbild betrifft) und darstellerisch top, gab mir jedoch die Art und Weise, wie deutsche Über- bzw. Untertitel in den Szenen, in denen aus dem Nichts französisch gesprochen wird, eingesetzt wurden, Rätsel auf. Mal waren sie da, dann wieder nicht, aber sei’s drum – ich hatte bei den Geschichten aus der fiktiven französischen Stadt Ennui-sur-Blasé (der Name! Langweile-über-blasiert) meinen Spaß. Schon allein die Anfangssequenz, in der der Kellner ein volles Tablett in die Redaktionsräume des von einer halben Million Menschen abonnierten Magazins „The French Dispatch“ trägt und dabei durch ein Labyrinth von Treppen muss, hat mich doch stark an die Szene in Jacques Tatis Film „Mein Onkel“ erinnert, in der besagter Onkel durch ein verschachteltes Treppenhaus zu seiner Dachwohnung hinaufsteigt.

Mein Onkel, gefunden auf youtube – https://youtu.be/6mtluyHcOnk

The French Dispatch, gefunden auf: https://www.youtube.com/watch?v=UUTK_LdLEjk

Mein Fazit: Ein Film, der unbedingt auf die große Leinwand gehört, aber wegen der vielen entgangenen Kleinigkeiten die Anschaffung auf DVD oder BluRay lohnt.

Und nun noch was fürs Heimkino:

– Ganz weit hinten –

Starkino, die Zweite – oder aber auch: Ein Familienurlaub, der keiner war. Wenn die Eltern geschieden sind, man aber eigentlich die Sommerferien viel lieber beim Vater verbringen möchte anstatt im Strandhaus des Freundes der Mutter. In diesem Fall hat dieses Pech der 14jährige Duncan, der wegen seiner Schüchternheit und Introvertiertheit nur schwer Anschluss an Gleichaltrige findet und deshalb lieber alleine ist.

Dass Trent (Steve Carrell), der nervige Freund seiner Mutter (Toni Collette), permanent auf ihn einredet, wie wichtig es doch sei, Kontakte zu knüpfen (offenbar nur, um den Jungen loszuwerden), macht die Sache nicht besser. Dass er mit den anderen Jugendlichen am Ort nichts anfangen kann (und sie nicht mit ihm) und die lärmige Nachbarin Betty, die ihm ihren 12jährigen Sohn Peter aufhalsen möchte, um mit Trent und seinen Freunden am Strand Party machen zu können, führt dazu, dass Duncan schließlich auf einem rosa Kinderfahrrad die Flucht ergreift und aus Neugier in einem schon etwas angejahrten Wasserpark landet und von Parkmanager Owen (Sam Rockwell) angestellt wird. Es dauert nicht lange, bis der Junge aufblüht und Selbstvertrauen entwickelt, und so werden Owen und seine Freunde so etwas wie eine Familie für ihn – und der Wasserpark der einzige Ort, an dem der sich wirklich wohlfühlt. Mit dem Zusammenhalt und gemeinsamem Miteinander sieht es innerhalb seiner eigenen (Patchwork-)Familie dagegen komplett anders aus, und die Situation eskaliert, als er Trent mit einer anderen Frau in einer leidenschaftlichen Umarmung erwischt und Duncans Mutter vor versammeltem Freundeskreis herausfindet, dass Trent sie belogen hat…

Gesehen habe ich den Film im Anschluss an eine Komödie mit Sam Rockwell als Auftragsmörder mit moralischen Skrupeln – an meinem letzten Wochenende vor meinem Urlaub, als ich mich wegen der Hitze zum Weggehen nicht aufraffen konnte. Der Wasserpark versprach Abkühlung (was aber nicht wirklich funktioniert hat), und meine nostalgischen Momente hatte ich beim Soundtrack zu dem Coming-of-Age-Film. Auf die Kombination einer Breakdance-Szene mit dem 80er-Jahre-Kracher „New Sensation“ von INXS muss man auch erst einmal kommen, aber wenn ich diesem Beitrag Glauben schenken darf, steckt mehr in der Songauswahl, als so manch eine/r vermutet hat.

New sensation by INXS meets Headspins – https://www.youtube.com/watch?v=-QklHmei5pg&t=368s

Ich schwöre, diese Szene war eine echte Überraschung für mich, und ich hatte keine Ahnung, dass ausgerechnet dieser Song hier und dann auch noch so ungewöhnlich lange gespielt wird. Überrascht war ich auch von Steve Carrell in der Rolle eines echten und ganz und gar nicht lustigen Unsympathen, der als „Patchwork-Daddy“ mit seiner hemdsärmeligen Art und seinem ständigen „Kumpel“ auch für mich unerträglich gewesen wäre. Überraschung Nummer drei: Dies war für mich der bereits dritte Film mit Sam Rockwell in irgendeiner Rolle (hier war’s eine sympathische Nebenrolle), und dabei hatte ich diesen Schauspieler bisher noch überhaupt nicht auf dem Radar. Ich musste erst mal googeln um zu erfahren, warum mir sein Gesicht so bekannt vorkam: „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ war das Stichwort. Da hat es dann „Klick!“ gemacht.

Was ich im Juli auch noch gerne gehabt hätte: „Liebesdings“ und „Thor: Love and Thunder“; außerdem hatte ich vor, mir ein Ticket für die Vorpremiere von „Monsieur Claude und sein großes Fest“ zu holen und mir als eine der ersten 100 Besucher ein Glas Marmelade schenken zu lassen, aber leider habe ich bei diesem Versuch in die Röhre geguckt. Seit Wochen ausverkauft? Nun, da waren wohl andere, die es spannender fanden, dass der Schauspieler Noom Diawara ebenfalls zugegen sein sollte, dummerweise schneller als ich gewesen.

Der Juli ist zwar noch nicht vorbei, aber da ich nicht weiß, ob ich diese Woche noch in ein Filmtheater komme, gibt’s diesen Monatsrückblick eben schon jetzt.

Media Monday #578 : Hot Summer Nights

Burning Lights… Wetten, dass all jene, die sich mal wieder eine so richtig heiße Nacht gewünscht haben, nicht die aktuelle Wetterlage im Sinn hatten? Unter diesen Voraussetzungen macht man doch gerne da Urlaub, wo’s kühler ist. Aber zuvor werde ich mich noch auf den Rängen des Stadions tummeln, in dem sich diese Woche Iron Maiden die Ehre geben. Sonnenspray und Regenschutz sind schon eingepackt – die Open-Air-Saison kann kommen.

Helen Schneider & The Kick im Musikladen 1982 – https://www.youtube.com/watch?v=LF50aJQGyK4

Außerdem habe ich mir zur Abwechslung mal wieder neue Bettwäsche gegönnt – ich muss sagen, der Mix aus Baumwolle und Tencel verstärkt bei mir schon in gewisser Weise den Eindruck, dass das Material eine kühlende Wirkung auf mich hat. Aber vielleicht bilde ich mir alles auch nur ein – keine Einbildung ist das, was ich in die sieben Lückentexte des 578. Media Monday so eingebe.

Media Monday # 578

1. Ich habe ja schon das Gefühl, dass es im Vergleich zu früher gerade im Radio nicht mehr so vielfältig zugeht. Aber wozu brauche ich Radio, wenn ich – wenn’s um Musik geht – auf Youtube zugreifen kann?

2. Ausschließlich aufs Neun-Euro-Ticket zu setzen, ist vielleicht nicht die beste Idee, wenn man weiter entfernt liegende Ziele im Sinn hat, wie zum Beispiel Hamburg, München oder Berlin.

3. Natürlich sollen Filmschaffende auch weiterhin mit einem Publikum belohnt werden, das es nicht nur zu den größten Blockbustern ins Kino zieht, sondern auch zu kleineren Produktionen. Außerdem gibt es auch noch eine Filmwelt abseits des Superhelden-Universums.

4. Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis ich da hin komme, wohin ich will.

5. Die Musik meiner Lieblingsband begeistert mich vordergründig durchaus, jedoch weiß ich auch, dass ich hier wirklich nur noch auf Musikvideos und gefilmte Live-Auftritte setzen kann – denn aufgelöst bleibt nun mal aufgelöst. Wenn ich Konzerte von Künstlern aus meiner Teenagerzeit geht, muss ich mich woanders umschauen, und tatsächlich bin ich dieses Jahr bei Auftritten von Iron Maiden, Kim Wilde und The Cure dabei, auch wenn auf andere dieser Mix befremdlich wirken mag.

6. Von Vornherein auf mögliche Fortsetzungen zu spekulieren, erscheint mir nicht wie ein durchdachter Plan.

7. Zuletzt habe ich versucht, meinen Schlaf- und Flüssigkeitshaushalt in den Griff zu bekommen, und das war eher nicht so lustig, weil ich beim Blutspenden war.

Dienstags-Gedudel #130 : Nach Farben sortiert – Ei, ei, ei, wie goldig…

Von wegen Henne oder Ei – nein, das ist nicht die Neuauflage vom Mann mit dem goldenen Colt oder eine Anspielung auf Goldfinger; beim Intro des schon ein Weilchen zurückliegenden Hits von Goldkehlchen Harry Styles dachte ich zuerst an eine Coverversion von „The Dog Days are over“ von Florence & The Machine, bis es dann in eine ganz andere Richtung geht. Und damit meine ich nicht die Frage nach der Location (Riviera oder Côte d’Azur)…

Golden

wäre für mich der ideale Sommerhit geworden, wenn ich ihn denn in dem betreffenden Jahr entdeckt hätte. Deswegen kommt nun der fluffige Anwärter auf den nächsten Ohrwurm erst jetzt zum Zug.

Das war völlig ernst gemeint – mein persönliches Outing: https://youtu.be/P3cffdsEXXw?t=0

Und ich wette, dieser (Verwandlungs)Künstler wird demnächst noch öfter hier auftauchen (genügend Songs hat er ja im Repertoire).

Media Monday #577 : Endspurt

In der kommenden Woche soll der Sommer so richtig beschleunigen. Temperaturen bis zu vierzig Grad… eine Vorahnung habe ich jetzt schon bekommen, aber was kann man da schon tun.  Außer vielleicht Haare schneiden lassen und man hinterher die Joan-Jett-Gedächtnisfrisur *) spazieren tragen darf. Harren wir also der Dinge, die da kommen und widmen uns jetzt erst mal dem 577. Media Monday.

Media Monday # 577

1. Jetzt mal ganz unter uns: Superheldenfilme sind ab und zu ja ganz nett, aber dauernd brauche ich das jetzt auch nicht.

2. Wie großartig wäre es bitte, wenn ich noch ein Ticket für ein Bruce-Springsteen-Konzert im nächsten Jahr bekäme, bei dem der Termin nicht mit einem eventuell verschobenen Konzert, für das ich bereits Karten habe, kollidiert.

3. Ich kann es ja selbst kaum glauben, aber ich überspringe in meiner Playlist neuerdings Videoclips von INXS. Dafür tummeln sich dort jetzt aber Songs von AC/DC, Metallica, Guns & Roses und Billy Idol.

Da bebt die Hütte: AC/DC mit „shake your foundations“ – https://www.youtube.com/watch?v=Bayek5lLZWY

4. Einen Krimi zu schreiben, ist auch eines dieser Projekte, das ich mir nie zugetraut habe, bis ich es versucht habe. Wobei andere auf diesem Gebiet wahre Meister sind (da kann ich mit meinen bescheidenen Künsten nicht mithalten).

5. Viel Gerede und reichlich Gerüchte, die sich um die aktuell bevorstehende Hitzewelle drehen, habe ich nicht geglaubt und teilweise recht behalten. Heiß wird es, aber erst in den nächsten Tagen und nicht schon in der vergangenen Woche.

6. Ein gewisser Minister hat sicherlich das Potential, um von mir zum Heuchler des Jahres gekürt zu werden. Nähere Details lasse ich lieber aus, aus unterschiedlichen Gründen.

7. Zuletzt habe ich gelesen, dass auf Sylt der Teufel los war, und das war für mich befremdlich, weil mir bei so viel Zurschaustellung von Protz (und auch aus anderen Gründen) der Hut hochgeht.

*) A propos Joan Jett und AC/DC: Wusste ich es doch, dass beiden das gleiche Lied im Repertoire hatten, erstere 1990, letztere schon 1976:

Coverversion de luxe – https://www.youtube.com/watch?v=2sky1tt8vLA

Jubiläumsedition – der Etüden-Spin-Off : dritter Akt 2/2

Ein Fall für Maren Fuchs. Und wie passt Schrödinger da rein? Warten wir’s ab und lassen uns überraschen. Der Knoten zieht sich immer mehr zu – hier ein Rückblick auf die vergangenen Kapitel: Erster Akt – Eine unerwartete Reise: Der hauptsächlich in hoffnungslosen Fällen ermittelnde Schrödinger wird in Zwangsurlaub geschickt und reist an die Ostsee. +++ Zweiter Akt 1/2 – Bali sehen und sterben: Schrödinger meldet sich bei einer Sternenwanderung an. +++ Zweiter Akt 2/2 – Bali sehen und sterben: Er erfährt, dass der Mann der Caféhausbesitzerin an einem Herzinfarkt gestorben ist, und dann wird bei der Sternenwanderung ein weiterer Toter gefunden. +++ Dritter Akt 1/2 – Geschlossene Gesellschaft: Kommissarin Maren Fuchs, bisher nur für eher leichte Delikte zuständig, wird zur Unterstützung der Ermittlungen abkommandiert.

♦♦♦

Auf Eis gelegt – dritter Akt : Geschlossene Gesellschaft (Teil 2)

Oh, diese Eile! Warum diese Hektik an einem Montagmorgen? Hatten die alle Angst, dass sich das Mordopfer erhob und wieder auferstand?

Festzustellen, dass man als Letzte die Dienststelle betrat, obwohl der Dienst noch gar nicht angefangen hatte und man so wahrscheinlich keine Sympathiepunkte beim Chef einfahren würde, fühlte sich für Maren Fuchs wie ein Halbliterglas übertrieben fruchtigen und piksüßen Eistees auf Ex an, heruntergestürzt auf nüchternen Magen und bei Minus zwanzig Grad Außentemperatur.

Angesichts der übermotivierten Kollegen kam sich Maren Fuchs deplatziert vor. Als ob es nicht schon gereicht hätte, dass ihr diese nervige und wenig erholsame Woche widerfahren war, jetzt mussten sich die einzelnen Mitglieder des Ermittlungsteams auch noch gegenseitig in ihrem Eifer überschlagen. Herr Lehrer, ich weiß was!  Zu nachtschlafender Zeit stundenlang zu recherchieren und sich durchs gesamte Einwohnerverzeichnis von Bali zu stöbern, nur um dem Chef noch vor Dienstbeginn großspurig ihre Ergebnisse präsentieren zu können, kaum dass der seine Aktentasche abgelegt hatte: Das waren Dinge, die die Welt nicht braucht.

Entbehrlich wie eine Nussallergie, waren ihr das ja schon immer die Liebsten gewesen: Die Streber, die mit ihrem penetranten, mustergültigen Fleiß den anderen aus der Jahrgangsstufe einen Spiegel vorhielten und sie auf diese Art indirekt bevormundeten, waren schon zu Marens Schulzeit eine stete Quelle für ihren Verdruss gewesen. Woanders hätten solche Vögel sicherlich Klassenkeile bezogen. Ja, überall. Nur nicht hier. Was sich wie ein leuchtendes Vorbild las und dem fortschrittlichen Schulleiter fast schon so etwas wie einen Heiligenschein auf dem Gebiet pädagogischer Prävention verliehen hatte, entpuppte sich im Nachhinein als ein Papiertiger, eingeschnürt in ein Korsett aus Verhaltensmaßregeln, bei denen es die erwischte, die öfters als zu mehr als nur einem Schabernack aufgelegt waren. Nur ihrer engelhaften Erscheinung hatte sie es zu verdanken, dass sie nicht von der Schule geflogen war und noch eine Chance eingeräumt bekommen hatte, dennoch war sie froh gewesen, als es endlich ein Ende genommen hatte und sie diesem Verein für immer den Rücken kehren konnte. Das Jahrbuch, in ihren Augen das reinste Märchenbuch, hatte sie gar nicht mehr abgeholt.

Doch leider hatte sie genau jetzt wieder mit diesem Typus zu tun.

Doch wozu das Jammern, die Arbeit musste getan werden, und die ersten Befragungen standen für Punkt acht an. Zuerst die Blumenhändlerin, danach der Berliner Gast aus der Heidekate.

♦♦♦

„Sie wissen ja, Herr Schrödinger: So tragisch auch ist, dass Sie und Frau Millefiore den toten Landvermesser gefunden haben, müssen wir Sie bitten, den Ort nicht zu verlassen und sich auch weiterhin zur Verfügung zu halten, solange die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind.“

Mit diesen wenig trostspendenden Worten war er entlassen. Solange die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind… wenn es mir schon so geht, wie muss sich die arme Familie Kind erst fühlen, ging es Schrödinger durch den Kopf.

Mit dem Landvermesser war dies nun schon der zweite Todesfall innerhalb kürzester Zeit. Einen Mord, das hatte es in dem beschaulichen Bali noch nie gegeben, und dementsprechend hohe Wellen hatte diese Nachricht geschlagen. Plötzlich war die Tatsache, dass sich der Auftraggeber des niederträchtig Ermordeten und Erwin Kind persönlich gekannt hatten, das Gesprächsthema Nummer eins, denn unglücklicherweise rückte diese Verbindung den Herzinfarkt Erwin Kinds doch gleich in ein ganz neues Licht. Geschlossene Gesellschaft? Plötzlich war selbst die Fliege an der Wand verdächtig, und solange man sämtliche Motive und Gelegenheiten, neu überdenken und auf Herz und Nieren prüfen musste, konnte Erwin Kinds auf Eis gelegter Leichnam nicht freigegeben werden. Nicht nur, dass Erna Kind nie wieder Streicheleinheiten von ihrem Erwin empfangen würde, wenn sie Pech hatten, konnte sich das ganze Spektakel bis zum Neujahrsläuten hinziehen, wenn nicht sogar bis zum Ende der Rauhnächte.

Zur Verfügung halten, diese Frau Fuchs hatte gut reden! Wo sollte er denn auch hin, etwa zurück in die Steinwüste, aus der man ihn verbannt (oder besser gesagt, kommandiert) hatte? Was hatten sie gestaunt, als er ihnen seinen Beruf verraten hatte, nur um sich dann, skrupulös um die Einhaltung sämtlicher Vorschriften bemüht, jegliche Einmischung in ihre Arbeit zu verbitten. Auch wenn er ein Kollege war, den Täter würden sie auch ganz alleine dingfest machen, davon war Nowitzki, der Leiter der Dienststelle, felsenfest überzeugt.

Keine Einmischung in die laufende Ermittlung? In dieser Hinsicht war so ein Ermittlungsteam tatsächlich so etwas wie eine geschlossene Gesellschaft. Aber ob ein unauffälliges Sich-Umhören im Stil von Miss Marple auch dazu gehörte? Dackelfalten formten sich auf Schrödingers Stirn, und je länger er über Maren Fuchs‘ Worte nachdachte, desto schwammiger erschien ihm die Anweisung, die man ihm beim Verlassen der Wache erteilt hatte.

♦♦♦

Fiore Millefiore. Zartes Glockengeläut, das ihn eher an eine romantischer Schlittenfahrt durch verschneite Wälder als an ein Blumengeschäft erinnerte, umfing Schrödingers Ohren. Ein wenig blass um die Nase, stand Giulia Millefiore, die Inhaberin des kleinen Ladens höchstpersönlich, hinter der Theke und arrangierte Zweige von Forsythien und Zierkirschen in einer Vase. Dabei war der Barbaratag schon längst vorbei.

Auf den ersten Blick scheinbar gefasst, betrachtete sie ihr Werk, um ein letztes Mal Hand daran anzulegen, bevor sie es ins Schaufenster stellte. Doch als er genauer hinsah, entging ihm nicht das Zittern ihrer Hände. Giulia Millefiore, der Dame mit dem imposanten Hut, schien der grausige Fund vom Strand doch näherzugehen, als es für ungeübte Augen den Anschein hatte. Es war und blieb ein kitzliges Thema: Auch wenn Menschen unterschiedlich mit einer solchen Begegnung umgingen, hätte er an ihrer Stelle den Laden an diesem Tag geschlossen gelassen, denn (so viel wusste er aus Erfahrung) ein solches Erlebnis steckte niemand so einfach weg.

Wenig später hatte er die Bestätigung. Aus dem angrenzenden Gewächshaus erscholl plötzlich eine Kanonade aus Lärm, gefolgt von wütendem Hundegebell, und gleich darauf schoss durch die halb geöffnete Tür ein Vierbeiner mit Dreckklumpen im struppigen Fell wie ein Kugelblitz in den Verkaufsraum, dass Frau Millefiore einen Schrei des Entsetzens ausstieß und die Vase fallenließ. Geistesgegenwärtig überwand Schrödinger die Distanz zu ihr und fing den Gegenstand auf, bevor er auf den vierbeinigen Schmutzfink niederging.

Piccolino, wie der herzförmige Anhänger an seinem Halsband verriet, hatte sich überraschend schnell wieder beruhigt. Als ob er kein Wässerchen trüben könne, schaute er Giulia Millefiore fragend an und wunderte sich offenbar, warum die zu erwartende Schelte ausblieb und sein Frauchen statt dessen zitternd von einem fremden Kunden zum nächstbesten Stuhl geleitet wurde.

Ein Terrier ist eben kein Kuscheltier, seufzte Schrödinger innerlich und tätschelte der aufgelösten Floristin sachte den Arm, in dem hilflosen Versuch, sie zu beruhigen. Doch das war gar nicht so einfach. Es würde dauern, bis sie soweit war, auch nur ein vernünftiges Wort zu äußern, und so drehte Schrödinger das Geschlossen/Offen-Schild um, während Frau Millefiore vor sich hin schluchzte. Rechtsdrehend, linksdrehend, völlig egal… Es kam nur darauf an, dass nicht noch mehr neugieriges Volk in den Laden hereingeschneit kam und darauf hoffte, den neuesten Klatsch lang und breit mit der Italienerin zu teilen.

„Roberto“ war schließlich das erste, was sie stammelnd herausbrachte, um nach einer weiteren Pause ein „… so ein herzensguter Mensch… warum er?“ hinterherzuschicken und mit bebender Stimme Schrödinger so intensiv von unten heraus anzuschauen, so dass es ihm kalt den Rücken hinunterlief: „Mein armer Roberto. Aber ich schwöre, wenn ich den Teufel erwische, der ihm das angetan hat, dann…“

Der Satz verhallte unbeendet in der Luft. Der plötzliche Ausdruck verzweifelter Entschlossenheit in ihren Augen hatte das Zeug, selbst einen Herbststurm noch in den Schatten zu stellen.

♦♦♦

1206 Wörter – und diesmal habe ich folgende Wörter aus den letzten fünf Etüdenjahren darin untergebracht:

2017: Heiligenschein, Neujahrsläuten. Rauhnächte.

2018: dingfest, tätscheln, skrupulös.

2019: auferstehen, bevormunden, entlassen, Gewächshaus, Herbststurm, Hundegebell, Kuscheltier, Nussallergie, Steinwüste.

2020: kommandieren, Papiertiger, Schabernack, breit, Forsythien, großspurig, engelhaft, Landvermesser, Schmutzfink, teilen, Quelle, stöbern, Märchenbuch, Schlittenfahrt, Streicheleinheiten.

2021: Klassenkeile, schwammig, Dackelfalten, fruchtig, Korsett, rechtsdrehend, widerfahren, recherchieren, niederträchtig, kitzlig, Aktentasche, Eistee.

Jubiläumsedition – der Etüden-Spin-Off : dritter Akt 1/2

Ausgerechnet Mord? Und das, wo Schrödinger sich doch erholen sollte. Man kann es sich eben nicht immer aussuchen… Bisher war er ja nicht gerade vom Glück verfolgt: Erster Akt – Eine unerwartete Reise: Der hauptsächlich in hoffnungslosen Fällen ermittelnde Schrödinger wird in Zwangsurlaub geschickt und reist an die Ostsee. +++ Zweiter Akt 1/2 – Bali sehen und sterben: Schrödinger meldet sich bei einer Sternenwanderung an. +++ Zweiter Akt 2/2 – Bali sehen und sterben: Er erfährt, dass der Mann der Caféhausbesitzerin an einem Herzinfarkt gestorben ist, und dann wird bei der Sternenwanderung ein weiterer Toter gefunden.

♦♦♦

Auf Eis gelegt – dritter Akt : Geschlossene Gesellschaft (Teil 1)

Der Ödipuskomplex. Frustriert schob Maren Fuchs ein abgenutztes Lesezeichen in das psychologische Standardwerk und klappte es zu, dann ließ sie sich aufs Sofa fallen und verkroch sich unter ihre seidige Kuscheldecke. Eigentlich hatte sie den neuesten Roman von Nele Neuhaus weiterlesen wollen, doch die Ereignisse der vergangenen Tag waren noch zu übermächtig, ließen ihr einfach keine Ruhe. Unter anderen Umständen hätte sie die erste freie Woche nach Monaten gefeiert, jetzt wollte sie sich nur noch verkrümeln und in der Geborgenheit ihrer vier Wände versinken.

Was genau hatte ihr diese Woche eigentlich an Erholung gebracht? Richtig, auf einer Skala von eins bis zehn: Null. Sie musste wahnsinnig gewesen sein, als die die Einladung ihrer Freundin Sophie zum vorgezogenen Skiurlaub im Schweizer Jura ausgeschlagen hatte. Schon lange hatte Sophie ihr den berühmten Affenkasten in ihrer Heimatstadt zeigen wollen, doch anstatt es sich in Aarau gemütlich zu machen, hatte sie ja unbedingt diesen Tanzworkshop in Kiel buchen müssen und sich damit ihren ganz persönlichen Ärger namens Miguel Andrés eingehandelt.

Zunächst hatte sich die Sache gut angelassen, denn der junge Tanzlehrer beherrschte die Salsa wie kein zweiter, doch irgendwann war die lockere Stimmung umgeschlagen. Michael Andresen, wie er in Wirklichkeit hieß (das hatte sie durch Zufall herausgefunden, als es in der Weinstube ans Bezahlen der Rechnung gegangen war), hatte für ihren Geschmack eine anzügliche Bemerkung zu viel gemacht, ihr eine Kusshand nach der anderen zugeworfen und ihr schon nach kurzer Zeit deutlich zu verstehen gegeben, dass er an mehr als nur einem harmlos-belanglosen Flirt mit ihr interessiert war. Sie hatte ja grundsätzlich nichts gegen eine Abweichung von der Norm, aber ein Mann mit offensichtlichem Ödipuskomplex war selbst für sie zu viel. Falls sie vorher noch nicht geahnt hatte, dass auch Gefühle der Sympathie ein Verfallsdatum haben können, so wusste sie es spätestens zu diesem Zeitpunkt.

So lieblich sie sein Gesäusel zunächst auch gefunden hatte, spätestens hier war für sie Endstation gewesen. Man sollte berufliches und privates stets trennen, aber diesen gutgemeinten Ratschlag schien der zwanzig Jahre jüngere Mann nach Herzenslust zu ignorieren. Dabei wusste Andrés (pardon: Andresen), dass solche Eskapaden grundsätzlich nicht gern gesehen waren und er sich durch sein Verhalten der Gefahr aussetzte, seinen Job zu verlieren. In letzter Sekunde hatte sie die Reißleine gezogen und der Affäre einen Riegel vorgeschoben, bevor diese ihren Lauf nehmen konnte. Wahrscheinlich würde ihn die unerfüllte Sehnsucht für eine Weile schwermütig zurücklassen, doch sie war sich sicher, dass er in absehbarer Zeit eine andere finden würde, bei der er ekstatisch schnurren konnte.

Wie so oft, würde sie auch dieses unangenehme Erlebnis totschweigen. Nicht einmal Sophie würde sie diese Episode verraten. Die würde höchstens begeistert „O la la“ flöten und mit den Augenbrauen wackeln. Schlimmer noch: Bei dem Gedanken, dass sie, Maren, regelrecht froh darüber gewesen war, zum frühestmöglichen Zeitpunkt ausreisen zu können und sich auf die Rückkehr in ihren wenig kurzweiligen Alltag freute, hätte sie ihr höchstwahrscheinlich den Vogel gezeigt. Nein, ihre Lippen würden versiegelt bleiben.

♦♦♦

Marens Augen verengten sich, als sie ihr auf Vibrationsalarm eingestelltes Smartphone auf der Anrichte hüpfen sah. Wer konnte das bloß um diese Uhrzeit sein? Hoffentlich nicht ihr hartnäckiger Verehrer. Sie hätte sich nun wirklich nicht als ängstlich bezeichnet, aber die Vorstellung, er könnte trotz allem nicht lockerlassen, bereitete ihr ein nicht unbeträchtliches Kopfzerbrechen. Dennoch erhob sie sich steifbeinig und stolperte quer durchs Zimmer, um gerade noch das grüne Hörersymbol zu erwischen, bevor das Telefon zu rumoren aufhörte. Sie atmete durch, als ihr Blick auf die Nummer ihrer Dienststelle fiel, doch ihre Erleichterung währte nur kurz.

Die Wache, an einem Sonntagabend, und dann noch so spät? Wie ungewöhnlich, wobei der Ausdruck „ungewöhnlich“ noch stark untertrieben war. In einem Kaff wie Bali passierte so gut wie nie etwas, weshalb Anrufe in der Freizeit eher selten vorkamen. Selten? Ach was! Wegen aufmüpfigen Halbwüchsigen, die hinter einer abgelegenen Scheune haschten, dem ein oder anderen Schüler, der seine Entschuldigungsschreiben für die Schule fälschte oder wenn Wodka an der Tankstelle geklaut wurde, hätten ihre Kollegen, geschweige denn ihr Vorgesetzter, sie doch niemals an ihrem letzten freien Abend angerufen.

Es war, wie sie befürchtet hatte. Nowitzki war am Apparat, um ihr mitzuteilen, dass es mit dem ruhigen Montag vorbei sein würde. Eine schwere Grippe hatte Feddersen von der Mordkommission außer Gefecht gesetzt, und sie musste seinen Dienst übernehmen. Na bravo! Anstatt glücklich über die unverhoffte Wendung zu Bett zu gehen, hatte sie das Gefühl, dass Nowitzki soeben den entspannten Ausklang ihres Urlaubs erfolgreich torpediert hatte. Ein verdorbener Abend hatte ihr zu ihrem Glück, nach dieser verkorksten Woche, gerade noch gefehlt.

♦♦♦

So gerne sie auch im Sommer ausgedehnte Spaziergänge am Deich entlang unternahm oder mit dem Katamaran auf der Kieler Förde unterwegs war, so hasste sie den Winter mit seinen schlechten Straßen, auf denen sie ihr altersschwaches Fahrrad wie auf rohen Eiern balancieren musste. Der reinste Slalomparcours! Aber ihr blieb nichts anderes übrig, solange ihr Elektroauto zur Montage neuer Winterreifen in der Werkstatt war und sie sich standhaft weigerte, auf einen Mietwagen auszuweichen, den man nur mit Biodiesel betanken konnte.

Bei jedem Schlagloch schepperten die Schutzbleche, die Pedalen quietschten zum Erbarmen und der sperrige Transportkorb aus recycelbarem Material hinter ihr knarzte in einer Tour und würde sie noch irgendwann in den Wahnsinn treiben. Die Fahrt in der rauchgeschwängerten Morgenluft war auch so schon anstrengend genug. Da brauchte sie nicht auch noch dieses nervige Gequietsche. Sie hätte das blöde Teil in der Rumpelkammer lassen oder es gleich in den Geräteschuppen verbannen sollen. Offenbar taugte es nur noch, um Tulpenzwiebeln darin aufzubewahren.

Dementsprechend gelaunt (griesgrämig hätte es eher getroffen) und schweißgebadet erreichte sie kurz nach sieben Uhr die Wache, sehnsüchtig erwartet von den Kollegen, die es kaum erwarten konnten, die unabwendbare Herausforderung in Angriff zu nehmen.

♦♦♦

944 Wörter – und diesmal habe ich folgende Wörter aus den letzten fünf Etüdenjahren darin untergebracht:

2018: Wahnsinnig, klauen, versiegelt, ekstatisch, schnurren, Herzenslust, untertreiben, Kusshand, Affenkasten, Ödipuskomplex, verraten, Biodiesel.

2019: Verfallsdatum, seidig, übernehmen, Winterreifen, stolpern, Lesezeichen, altersschwach, hüpfen, kurzweilig, anzüglich, balancieren, torpedieren, Abweichung, unabwendbar, verengen, Roman, fälschen, ängstlich, recycelbar, ausreisen, schwermütig, haschen, Tulpenzwiebel.

2020: Skiurlaub, belanglos, Grippe, erheben, Rumpelkammer, Katamaran, totschweigen, fallen, Geräteschuppen, feiern, übermächtig, aussetzen, lieblich, griesgrämig, Kuscheldecke.

2021: scheppern, glücklich, trennen, verkrümeln, flöten, Geborgenheit, Kopfzerbrechen, Sehnsucht.

Fortsetzung folgt.