Media Monday #592 : Grusel Grusel

In diesem Sinne rekapituliere ich mal für mich an dieser Stelle: Da Halloween auf einen Montag fällt, haben etliche ihre Partys vorgezogen – an verkleideten Gestalten war am Samstagabend in der S-Bahn jedenfalls kein Mangel. Mich hat’s nicht gestört, denn wir waren unterwegs zur Übertragung des Coldplay-Konzerts „Music of the Spheres – Live from Buenos Aires“, in dem auch einige Kostümierte auftauchten.

Nur bei der Fahrt nach Hause saß uns jemand gegenüber, den wir nicht so recht einordnen konnten. Doch dazu später mehr in einer der Fragen des aktuellen Media Monday, Ausgabe Nr. 592:

Media Monday # 592

1. Nun hat ja offiziell die „dunkle Jahreszeit“ begonnen und ich spüre zunächst noch nichts gravierend unterschiedliches, außer dass es um 18 Uhr nun stockdunkel ist – dafür ist es aber morgens früher hell, was mir als Frühaufsteherin sehr entgegen kommt. Aber ein wenig Kerzenschein gegen die Dunkelheit ist ja auch ganz schön.

2. So richtig zum Fürchten ist für mich persönlich ja das, was momentan in der Welt abgeht. Da brauche ich keine Horrorfilme mehr. Der Alltag ist schon gruselig genug.

3. Wenn wieder der nächste Jahrhundert-Horrorfilm ausgelobt wird, schaue ich erst mal vorsichtig, ob da was dran sein könnte.

4. In der S-Bahn einer unauffällig gekleideten Person gegenüber zu sitzen, die Ähnlichkeit mit der in „The Ring“ aus dem Brunnen steigenden Gestalt hat und die einen unentwegt durch ihr langen vorm Gesicht hängenden Haare anstarrt, ist wirklich extrem gruselig, schließlich kann man nie wissen, ob es beim Anstarren bleibt oder dir die Person folgen wird.

5. Ich kann mich leider überhaupt nicht dafür begeistern, dass sich jetzt Disney+ die neuesten Staffeln von Doctor Who gesichert hat, da ich fürchte, dass ich diese dann leider in Zukunft auch nicht mehr auf ard one zu sehen bekomme – und damit auch nicht die älteren Staffeln, die ich noch nicht kenne.

6. Dass ich angenommen hatte, dass ein bestimmter Film am 5. November laufen würde, obwohl die Vorführung bereits am 5. Oktober war, schreckt mich jetzt eher weniger, aber in Zukunft schreibe ich mir solche Termine lieber wieder auf, denn das ist jetzt bereits das zweite Mal, dass ich da was durcheinander gebracht habe.

7. Zuletzt habe ich an meiner Glastonbury-Geschichte weitergeschrieben, und das war diesmal ein erstaunlich geringerer Zeitaufwand, weil die Eingebung beim Kaffeetrinken kam – und weil das Ergebnis auch in einen Horrorfilm passen könnte.

Wattpad-Schreibchallenge „Mein Buch für Dich“: Kapitel 6

Kapitel 6 *** Finn : Stimmen im Wind

…I always feel like somebody‘s watchin‘ me
Who‘s playing tricks on me?… – Rockwell „somebody’s watching me“

Ich weiß genau, wenn sich jemand schlafend stellt. Und bei Ellie bin ich mir hundertprozentig sicher, dass sie wie ich kein Auge zu tut, bei den vielen Geräuschen um uns herum. Dazu müsste sich nämlich ihr Brustkorb gleichmäßig heben und senken wie bei Lilly, die selig unter einer Decke vor sich hin schlummert. Das hätte ich unserem kleinen Angsthasen gar nicht zugetraut. Von Jo, der entspannt in seiner Ecke vor sich hin atmet, will ich gar nicht erst anfangen. Der kann sich freuen, dass sein Schlaf mal zur Abwechslung nicht von mir und meinem Gesäge gestört wird. Ha ha. Ich wette, ich könnte neben ihm einen ganzen Wald zu Kleinholz verarbeiten. Er würde es nicht merken, denn so erschöpft wie er, Flo und Lilly waren, gehe ich davon aus, dass ihnen alles andere egal ist. Auch die Frage, wer sich in welches Zelt legt. Die sowieso für die Füße ist, wenn wir in Schichten Nachtwache halten.

Nachdem ich den Platz mit Flo getauscht hatte, weil ich Fionas Meinung nach zu nichts zu gebrauchen war, hätte ich es wie die anderen machen und versuchen können, noch ein paar Stündchen zu schlafen. Aber der Gedanke, dass da draußen Eulen ihr Unwesen treiben, hat mich ganz kribbelig gemacht.

Ja, ja, der große Held… ha ha ha – ich weiß genau, was sie denken. Nur dass der „große Held“ jetzt hellwach ist und immer wieder einnickt, so wie vorher Fiona. So wie sie und Flo miteinander tuscheln, ist es unwahrscheinlich, dass es nochmal dazu kommt. Ich könnte mich ja jetzt dazu setzen, aber davon will Fiona nichts wissen.  Also schließe ich die Augen und hoffe, dass der Schlaf doch noch irgendwann kommt. Was er wahrscheinlich nicht tut. Oder vielleicht doch? Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich eingeschlummert und wieder aufgewacht bin, aber als ich aufwache, bin ich alles andere als erfrischt. Vielleicht liegt es auch an dem immer stärker werdenden Gefühl, dass wir nicht alleine sind. Da kann ich noch so sehr nach draußen spähen und in die Nacht hinein lauschen: Außer diesem seltsamen und tonlosen Gesäusel tut sich nichts. Annwn Annwn Annwn…

Normalerweise erinnere ich mich nur selten an das, was ich bei so einem Power Napping geträumt habe, doch erstens kann von Power bei diesem Napping keine Rede sein, und zweitens ist diese Aneinanderreihung von Szenen so sinnlos und unzusammenhängend, dass ich den Film in meinem Hirn auch später noch jederzeit beschreiben könnte, sollte mich jemand danach fragen. Aber am besten nicht im Morgengrauen, da ist mir nämlich generell nicht nach Reden, also auf keinen Fall vor acht.  Überhaupt schmeckt mir der Kaffee morgens am besten, wenn alle ihr Maul halten. Das Dumme ist nur: Es gibt keinen Kaffee, und die anderen veranstalten einen Krach für zehn. Noch Fragen?

Annwn Annwn Annwn… Aha. Flo hat es also auch gehört. Fiona und ich haben uns also dieses Gewisper nicht eingebildet, und mit dem Gefühl, dass uns irgendwer oder irgendwas beobachtet hat, bin ich auch nicht alleine. Aber sag das bloß nicht Ellie oder Lilly (ganz besonders nicht Lilly), die drehen sonst noch völlig durch.

Annwn Annwn Annwn…  diese monotone, körperlose Stimme verfolgt mich seit der letzten Nacht noch den ganzen Morgen hindurch. 51841-24155 51841-24155 51841-24155…

Es wird auch nicht besser, als wir uns, bepackt mit Zelten und unserem ganzen Kram, den wir nicht im Bulli zurücklassen wollten, erneut auf den Weg machen. Wie durch ein Wunder, haben wir plötzlich wieder Empfang und können uns endlich wieder anhand der GPS-Daten orientieren. Jo kann sich seine blöde Karte sonst wohin stecken.  Ich habe keine Ahnung, wie lang wir schon unterwegs sind, aber wenn ich mir mein Display so anschaue, dürfte es nicht mehr weit sein. Auch wenn wir nur sehr langsam vorwärtskommen, müssten wir die drei Meilen bis zum nächsten Campingplatz bald geschafft haben.

Irgendwann nach Mittag sind wir endlich da. Old Oaks Touring Caravan Park. Der Name passt wie die Faust aufs Auge. Während Ellie und Jo die beiden Zelte unter einer alten Eiche aufbauen, setze ich mich zu Feli und Fiona, die doch tatsächlich eine Sitzecke mit Stromanschluss gefunden haben und nun ihr Laptop auftanken. Flo massiert inzwischen seiner Liebsten die Füße, bevor er sich ebenfalls zu uns setzt und sein Smartphone einstöpselt.

„Gut, dass ich mir die Nummer von der Werkstatt noch rechtzeitig abgespeichert habe“, seufzt er und macht sich eine Cola von der Rezeption des Caravan-Parks auf. „Auch eine?“ stupst er Fiona an und schiebt ihr das Fläschchen rüber. Die greift geistesabwesend danach, als sie hochkonzentriert durch die Bilder der letzten Tage geht, aus denen besonders das letzte, das Feli von dem Turm geschossen hat, heraussticht. „So, und jetzt noch die Koordinaten“, sagt sie zu Feli, die auf das Display ihrer Kamera starrt.

„51°8‘41‘‘N, 2°41‘55“W“, kommt es nach einer kurzen Pause wie aus der Pistole geschossen zurück, und ich erstarre: 51841-24155? Das ist doch die Zahlenkombination, die sich mit diesem Gesäusel in Dauerschleife abwechselt, und mit einem Mal bin ich wieder in meinem Traum, der auch einem Plan für Escape Rooms entsprungen sein könnte.

Die körperlose Stimme schwebt über die Nebel am Seeufer hinweg, bis hin zu einer sich aus dem See erhebenden Insel, die vorher noch nicht dagewesen ist. Folge dem Schrei der Eule… folge den Stimmen, die dir singen… die den Stein zum Klingen bringen… folge der Stimme in mondheller Nacht… die dir den Weg weist, bis es vollbracht. Bei der Münze dritter Seite.  Und während ich dem wiederkehrenden Annwn Annwn Annwn folge, perlen aus den Bäumen die Klänge eines Liedes, von denen ich nur noch wenige Zeilen behalten habe: clouded dream on an earthly night hangs upon the crescent moon, a voiceless song in an ageless light… where the heart moves the stones… Ich wüsste nur zu gerne, wer diesen Song gesungen hat. Ich..

„Hey, Finn, träumst du?“ holt mich Felis Stimme in die grelle Mittagssonne zurück.

„Wir brauchen noch jemanden, der mit Flo zur Werkstatt fährt und ihn bei den Gesprächen unterstützt. Der Bulli holt sich schließlich nicht von alleine ab.“

Klar, sag einfach Bescheid, wann es losgeht, will ich gerade sagen, als ich sehe, was Fiona so fleißig getippt hat: „Den Hügel, Ynis Witrin genannt, kennt man auch unter dem Namen „die Glasinsel“, was daher kam, dass er einer sich aus den Wassern erhebenden Insel glich, sobald die Ebenen überschwemmt waren. In alten Zeiten glaubte man, das Feenvolk habe hier seinen Sitz und nannte die Anderwelt auch Annwn“.

Nachdem ich diese Neuigkeit nicht länger für mich behalten konnte, ist alles ganz schnell gegangen. Plötzlich ist die Vorstellung, dass dieser Jeff nicht doch bloß Müll von sich gegeben hat und es den Stein wirklich geben könnte, gar nicht mehr so abwegig. Scheint, als liefert mein Traum auf der Suche nach ihm das Rätsel und die Lösung zugleich. Denn die Koordinaten zu Felis Bild von dem geisterhaften Turm über den Nebeln gleichen aufs Haar denen des Klosterturms von St. Michaels auf dem Glastonbury Tor – nur dass dieser hier noch viel älter ist. Mehrere Jahrhunderte, um genau zu sein, wie es scheint. Wenn der Stein, von dem Jeff gefaselt hat, tatsächlich dort liegen sollte, wäre das wie ein Sechser im Lotto. Aber seit wann hat eine Münze drei Seiten? Sie reden sich in Rage, versuchen, alle Fakten miteinander abzugleichen. Die Insel aus meinem Traum? Check. Die Koordinaten? Check. Die Ruine, die dort gar nicht sein dürfte? Check.

„Oh Mann, Flo“, mosert da Ellie dazwischen. „Jetzt halt doch mal den Rand.“

Den Rand halten… Mensch, Ellie, ich könnte dich knutschen (aber ich vergaß, du willst ja nichts von mir. Noch nicht)… Was trennt bei einer Münze die Vorder- von der Rückseite? Richtig, der Rand! Und was hat in einer Burg einen Rand?

Sobald der Bulli wieder startklar ist, gibt es für uns nur ein Ziel. Zurück zu der Burg. Wenn mich nicht alles täuscht, müsste es dort einen Brunnen geben. Vorausgesetzt, die Burg war keine Fata Morgana und steht immer noch, wenn wir an den Ort der furchtbaren letzten Nacht zurückkehren.

Es war nur der blöde Keilriemen. Unseren Kram hatten wir ruckzuck verstaut und konnten den Nobelcampingplatz endlich wieder verlassen. Das wäre sonst echt ins Geld gegangen. Ein dickes Minus in der Reisekasse ist das letzte, was wir jetzt noch brauchen können. Da nützt uns auch der schönste Stein nichts. Denn auch für den müssen wir erst mal einen Käufer finden, und so lange laufen unsere Kosten wie gewohnt weiter. Der Stein… Ein wirklich schönes Stück. Hell schimmernd, irisierend zwischen milchigweiß und pastellblau, mit einem besonders schönen Schliff. Geradezu lächerlich einfach war es, ihn zu finden, nachdem uns Ellie mit ihrem genervten Jetzt halt doch mal den Rand auf die richtige Spur geführt hat. Ein Mondstein, wie aus einem Traum. Doch was ihn wirklich kostbar macht, ist sein schieres Alter. Und die eingravierten Runen.

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Die Vorlage zum 6. Kapitel: suchen Schatz, müssen kompliziertes Rätsel lösen, finden Schatz (muss tragbar sein, z.B. großer Edelstein, geht aber auch anders, muss aber ein Unikat und gut erkennbar sein)..

ABC-Etüden 2022 – Wochen 44 & 45 – Etüde 2 – Sky full of stars

Nach dem melancholischen Auftakt zur aktuellen Etüdenrunde (hier, bei Christiane) kommt eine vom letzten „Konzertabend“ inspirierte Etüde. Die Wörter Schildkröte, großzügig und flehen hat diesmal Fundevogelnest gespendet.

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Sky full of Stars

Die bunten Lichter im Stadion erinnern mich von oben an den geschuppten Panzer einer Schildkröte. Es flackert bunt, der Boden bebt unter den Füßen der Besucher und liefert die Energie, die teilweise in die LED-Beleuchtung fließt. Die Menge ist außer Rand und Band, Raketen steigen in die Luft und illuminieren großzügig, ja beinahe verschwenderisch den Himmel über dem Stadion, an dem der zu dieser Stunde eher spärliche Verkehr vorbeifließt, gleichgültig gegenüber dem historischen Moment, den wir hier gleich erleben werden.

Es ist der Auftritt einer iranischen Schauspielerin, die zu Twittereinblendungen mit Sympathiebekundungen für Mahsa Amini das Lied „Baraye“ mit einer Inbrunst singt, dass selbst mir die Tränen kommen – und nicht dieser: „Sky full of Stars“.

Obwohl ich geneigt bin, auch das als historisch zu betrachten.

Chris Martin fleht die Menge an, den von ihm soeben nach wenigen Takten abgebrochenen Song am eigenen Leib und live und ohne vors Gesicht gehaltene Elektronik, pur und unverfälscht zu erleben. Erinnerungen werden wach, als sich Amy MacDonald nach langer coronabedingter Zwangspause so sehr freute, endlich wieder vor Publikum zu spielen, dass sie sich von Herzen wünschte, in all die schönen Gesichter blicken zu können.

74000 Zuschauer in Wembley, 1991 ohne Ausrüstung bei INXS – oder über eine halbe Million in Buenos Aires, 2022 mit dem Smartphone in der Hand bei zehn Coldplay-Konzerten: In solchen Momenten denke ich, dass früher vielleicht doch einiges besser war und komme mir vor wie ein Dinosaurier oder die uralte Morla, die sich noch an Zeiten erinnert, als wir Konzerte besuchten, um den Auftritt mit eigenen Augen zu genießen.

In meinem Fall auf einer Leinwand, aber selbst im Kino schoss der ein oder andere in den vorderen Reihen noch Fotos vom Geschehen oder filmte Teile davon mit.

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285 Wörter für den Nachfolger.

ABC-Etüden 2022 – Wochen 44 & 45 – Etüde 1 – Letzte Reise

Neues Spiel, neues Glück. Nachdem mir bei der letzten Etüdenrunde vor lauter Stress nicht viel eingefallen ist, versuche ich es bei der aktuellen (hier, bei Christiane). Die Wörter Schildkröte, großzügig und flehen hat diesmal Fundevogelnest gespendet.

An dieser Stelle vorab eine Triggerwarnung (Tod/Begräbnis): Wer sich mit einem Gang über den Friedhof nicht befassen oder einen Text über den Tod lesen möchte, ist mit dem Auslassen der Etüde womöglich besser beraten.

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Letzte Reise

Es gibt Tage, da wäre ich am liebsten eine Schildkröte. Man hält sie für behäbig, und doch doch kann sie ungeahnt beschleunigen, wenn’s drauf ankommt. Und sie kann sich, wenn ihr alles zuviel wird, in ihren Panzer zurückziehen. Das hätte ich gestern gerne gehabt. Denn an diesem Tag feiern zwar zwei Menschen, die bei meiner Hochzeit Trauzeugen waren, ihren Geburtstag, doch es ist auch der Todestag meines Vaters. Und letzterer ist nun schon dreißig Jahre her.

Dass mich das so mitnehmen würde, hatte ich allerdings nicht geahnt, als ich großzügig zwei Karten für die Übertragung des Coldplay-Konzerts aus Buenos Aires kaufte – für diesen Abend.

Letztendlich war es aber nicht der Gang zum Grab meiner Eltern, sondern die Tatsache, dass das Gräberfeld, auf dem meine Oma 1993 bestattet worden ist, nun endgültig geräumt und ihre „letzte Ruhestätte“ demnächst verschwunden sein wird. Vermutlich werden sie auch nicht damit warten, bis ihr Geburtstag nächsten Donnerstag verstrichen ist, da kann ich innerlich so viel flehen wie ich will.

Verlängert wird ihr Platz nicht werden, davon überzeugte mich meine Tante, das letzte noch lebende ihrer Kinder, denn auch ihr fällt der Gang ans Grab mit ihrem Rollator immer schwerer.

In dieser Hinsicht ist der Zug wohl endgültig abgefahren, und so bleibt als Erinnerung nichts als ein letztes Foto zum Abschied. Ruhe sanft auf deiner nun wirklich letzten Reise.

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Der 22. Januar – ein wahrhaft denkwürdiger Tag

Mit diesem Foto beschließe ich meine erste Etüde der aktuellen Runde, bestehend aus 222 Wörtern.

Cinema-Scope 2022 : Oktober – das Kontrastprogramm

Der Horrorctober nahm seinen Lauf, und ich war dieses Jahr nicht dabei. Was ich mir  stattdessen angeschaut habe, gibt es hier nachzulesen. Wie jemand einst sagte – aus jedem Dorf ein Köter, und (wer hätte es gedacht) ein Horrorfilm hat sich doch noch hinein gemogelt.

Tage am Strand: Was wie ein Kitschroman allererster Güte klingt, entpuppt sich als Verfilmung eines Romans von Doris Lessing: Naomi Watts und Robin Wright als Freundinnen, die jeweils mit dem Sohn der anderen eine leidenschaftliche Liebesbeziehung eingehen und sich schon bald mit ungeahnten Problemen herumschlagen müssen, weil sich alle Beteiligten in unterschiedliche Richtungen entwickeln. 

Tausend Zeilen: Ein Schauspieler, den ich bisher wenig auf dem Radar hatte (jedenfalls was Filme wie „Türkisch für Anfänger“ oder „Fack ju Göhte“ angeht), ist Elyas M’Barek. Nachdem ich ihn in „Der Fall Collini“ gesehen habe, war ich jetzt neugierig auf seine Darstellung des Reporters, der die Fake-News-Affäre um den Starreporter Claas Relotius enthüllte. Weil Michael „Bully“ Herbig bei diesem Film Regie führte, hatte ich ein ähnlich gestricktes Drama wie „Ballon“ erwartet. Bekommen habe ich eine Satire, bei der alle Namen durch andere ersetzt wurden und die Beteiligten die vierte Wand durchbrechen, um direkt die Zuschauer anzusprechen. Im Gegensatz zu den meisten Kritikern war ich von dem Film mehr als angetan.

Im Westen nichts Neues: Frage: Wie oft ist der gleichnamige Roman von Erich Maria Remarque bereits verfilmt worden? Antwort 1930 (USA), 1979 (USA & Großbritannien) und jetzt als deutsch-amerikanisch-britische Netflixproduktion, die bereits als Auslandsbeitrag für die Oscars von 2023 vorgeschlagen wurde. Daher kam er nun vor seinem Erscheinen bei Netflix exklusiv für kurze Zeit in die Kinos. Und was wurde vorab für ein Wind darum gemacht! Alpträume sollte man davon bekommen, der Film sei nichts für schwache Nerven. Ja mei… Dass dies keine locker-flockige Sonntagnachmittagsunterhaltung für die ganze Familie ist, sondern ein Kriegsfilm, der die ganze Sinnlosigkeit des auf der Stelle tretenden 1. Weltkriegs in aller Deutlichkeit darstellt, kann man sich ja schon denken, wenn man das Filmplakat sieht. Was ich persönlich am unerträglichsten fand, war der General, der mit der Frage „Wollt ihr als Helden oder als Feiglinge empfangen werden?“ die desillusionierten und nur noch nach Hause zurückwollenden Soldaten ein letztes Mal für den „den alles entscheidenden Angriff, der das Schicksal um 180 Grad wenden soll“ aufs Schlachtfeld hetzt – zu einem Zeitpunkt, als die Kapitulation schon längst unterschrieben war: eine Viertelstunde vor dem offiziellen Kriegsende.

Nichts zu verschenken: Wenn man lieber zu Hause bleiben möchte, aber im Fernsehen nichts läuft, das einen interessiert – dann ist vielleicht Streamen die Lösung? In meinem Fall bin ich auf „Filmfriend“ über eine französische Komödie gestolpert, in der ein das größte Sparbrötchen unter der Sonne eines Tages Besuch von einer jungen Frau bekommt. Palim, palim, Herr Violinist, ich bin Ihre Tochter und verdanke meine Existenz einem seit über zwanzig Jahren abgelaufenen Kondom, das bei Ihrem One-Night-Stand damals zum Einsatz kam. Wer würde sich da nicht freuen? Vor allem, weil Töchterchen glaubt, der Herr Papa lebe nur deshalb so spartanisch, weil er in Wirklichkeit ein mexikanisches Waisenhaus unterstützt und Mademoiselle nun mit seinem Strom und seinen Bargeldreserven umso freigiebiger umgeht… schon bald macht das Gerücht von seiner geheimen Wohltätigkeit die Runde, und auf einmal wird aus dem unbeliebten Nachbarn ein umschwärmter Mitbürger, dem alle plötzlich ihrerseits unter die Arme greifen wollen. Hier kann man wirklich noch was dazulernen, wenn es um neuartige Sparmethoden geht, grinste ich an einigen Stellen in mich hinein, doch auf den wirklichen Knall gegen Ende des Films war ich nicht vorbereitet.

Jennifer’s Body – Jungs nach ihrem Geschmack: Hier kommt der versprochene Horrorfilm. Zum Gruseln war der allerdings nicht. Als die Highschool-Schönheit Jennifer den Leadsänger einer Indie-Rockband zum Objekt der Begierde auserkoren hat, kann sie nicht ahnen, dass der und seine Bandkollegen in Wahrheit nur eine Dumme bzw. Jungfrau suchen, die sie in einem satanistischen Ritual opfern können. Wirklich dumm daran ist nur, dass die gute Jennifer den nicht ganz so netten Herren etwas vorgeflunkert hat. Und da sie gar keine Jungfrau mehr ist, wurde sie durch das Ritual in einen Sukkubus, einen blutrünstigen Dämon verwandelt, der fortan Jagd auf männliche Mitschüler macht, um bei Kräften zu bleiben. Kritisch wird die Sache so richtig, als ihre beste Freundin Anita fürchten muss, dass sich Jennifer ihrem Freund Chip zuwendet und der als nächstes auf der dämonischen Speisekarte landet. Entgegen der vorherrschenden Meinung, der Film sei nix dolles, fand ich diese Komödie mit Megan Fox als Jennifer und Amanda Seyfried als Anita gar nicht so übel.

Mortal Engines : Krieg der Städte: Warum diese Verfilmung eines postapokalyptischen Romans an den Kinokassen nicht den gewünschten Erfolg hatte? Gute Frage, denn an der Handlung von Städten, die auf der Suche nach Ressourcen über die verwüstete Erde streifen und sich dabei alles einverleiben, was bei drei nicht im nächsten Sumpf verschwunden ist, kann es nicht liegen. Auch nicht an der Besetzung (Hugo Weaving, Regé-Jean Page, Robert Sheehan) oder der Steampunk-Optik… Die fand ich nämlich äußerst gelungen, besonders das Innere des wandelnden Londons, in dem der wahre Bösewicht jedoch nicht der Bürgermeister ist, sondern Thaddäus Valentine, der Leiter der Archäologengilde, der eine Superwaffe entwickelt hat, mit der er seiner Stadt den Weg frei machen will, denn hinter der Großen Mauer lauert der Widerstand… Ob es an dem Versuch lag, so viel wie möglich aus den Büchern in einen Film zu packen, falls es mit einer eventuellen Fortsetzung nicht klappt oder gar an der Länge? Von den 128 Minuten (was inzwischen nicht mehr viel ist) inclusive vereinzelter Ungereimtheiten, die mir gefühlt jedoch wie drei Stunden vorkamen, zog sich besonders der Showdown am Ende in die Länge. Vielleicht hätte ich den Film doch im Kino genießen sollen, dann hätte ich mehr davon gehabt als auf dem an der Wand hängenden Flachbildschirm meines Fernsehers.

Coldplay live from Buenos Aires: Nach dem 34-Euro-Flop mit der „Candlelight-Hommage an Coldplay“ und den unerschwinglichen Tickets im Sommer fürs Stadion kam nun mein dritter Anlauf in Form des weltweit aus Buenos Aires übertragenen Konzerts vom 28. Oktober im Kino einen Tag später. Um kurz nach 20 Uhr in meinem Lieblings-Arthouse-Filmtheater war es dann gestern Abend soweit: Welcome to the „eco-friendly concert feeling“, oder wie soll ich diesen Satz („kinetic dance floors and stationary bikes that can channel energy directly from the fans in the crowd into batteries that power different elements of the show“) verstehen? Fans auf Fahrrädern treiben den Energiefluss an?

Bei dem übertragenen Konzert wurden jedenfalls keine Kosten und Mühen gescheut. Allerdings wurde mir während der folgenden zweieinhalb Stunden eins schnell klar: Zwar kann ich mir ihre Titel nur schwer merken oder sie mit den Songs gar verbinden, doch sobald ich einen höre, kann ich ihn auf meiner „Kenn ich“-Liste abhaken (und das konnte ich bei den meisten). Natürlich durfte das in einer meiner Dienstagsgedudel-Ausgaben vorgestellte „Yellow“ nicht fehlen sowie mein persönlicher Favorit „Sky full of stars“. Diesen brach Chris Martin schon nach wenigen Takten ab, um das Publikum anzuflehen, jegliches elektronische Equipment (vor allem Mobiltelefone) abzuschalten und das Geschehen mit den eigenen Augen zu erleben. Hatte ich zwischendurch immer mal wieder den ein oder anderen emotionalen Augenblick, so brachen bei mir so richtig alle Schleusen, als man die iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani auf die Bühne bat, um aus Solidarität mit den iranischen Protesten (Hashtag #Mahsa Amini) das Lied „Baraye“ von Shervin Hajipour darzubieten: „This song is in Farsi so I can’t really sing it. But we are gonna sing it together and we send it with love from Buenos Aires…“

Und als ob dieser Gänsehautmoment nicht gereicht hätte, gab es etwas später noch ein Duett mit Jin, dem Sänger der koreanischen Popgruppe BTS (mit rosa Glitzermikrofon), der für längere Zeit erst mal nicht mehr auftreten wird, weil er zum Militär muss. Dass Coldplay und BTS zusammengearbeitet haben, wusste ich bis jetzt noch nicht. Doch jetzt weiß ich es, und so übel finde ich das Ergebnis („My Universe“) nicht. Von wegen „kein Glamour“ und „einfach nur vier Kumpel“ (den Titel beanspruchen ganz andere)… Rückblickend kann ich nach der gigantischen Show mit Feuerwerk, Sternenkonfettiregen und Einlagen mit Puppen oder als Aliens kostümierte Musiker sagen: Danke. Danke, dass es endlich geklappt hat und die noch nicht mal dreißig Euro gut angelegt waren. Und jetzt hätte ich spontan Lust auf ein Livekonzert mit der Band im nächsten Jahr.

Welcome to the show? Dieser Monat war bei mir alles andere als horrorlastig geprägt. Das wahre Gruseln fand diesmal woanders statt.

Die 5 Besten am Donnerstag : Die besten Settings in Horrorfilmen

Das letzte Monatsthema bei Ginas fünf Besten zum Genre des Horrorfilms dreht sich um die besten Settings. Komisch, dass mir da auf Anhieb so viele einfallen, das ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Am besten von außen nach innen – dafür aber, wie immer, ohne Wertung:

Die dörfliche Idylle (2019): Mittsommer in Schweden – ein Traum! In dem englisch-schwedischen Horrorfilm Midsommar wird der Aufenthalt in dem idyllischen Dörfchen in Schweden für eine Gruppe amerikanischer Touristen jedoch leider zum Alptraum.

Natur pur (2007): Bleiben wir noch ein wenig in der Natur – diesmal aber auf der anderen Seite des Erdballs. Schlug in „Long Weekend“ noch die Natur selbst zurück, so lauert in Black Water das Grauen in den Wassern eines nordaustralischen Sumpfs: Während in der Baumkrone einer Mangrove zwei Schwestern die Nacht über ausharren müssen und fieberhaft nach einem Fluchtweg suchen, tun sich unten im Wasser Krokodile an ihrem schaurigen Mahl gütlich. Knack! Knack!

Home, sweet home (1963): Oft kopiert, doch nie erreicht – der Klassiker unter den Gruselfilmen. In dem Schwarzweißfilm Bis das Blut gefriert ist das mysteriöse Haus, in dem schon viele starben, nicht nur der Schauplatz eines Experiments zum Nachweis des Übernatürlichen, sondern gleich selbst das Böse.

Der etwas andere Escape Room (2002): Lange bevor Escape Rooms in Mode kamen und Horrorfilmregisseure Gefallen an ihnen fanden, traf „Cube“ 1997 den Nerv des Publikums und wurde ein kommerzieller Erfolg: Sechs einander unbekannte Menschen kommen in einem Gebäude, das aus lauter aneinandergereihten und sich verschiebenden Würfeln besteht, zu sich und suchen nach dem Weg nach draußen. Doch nicht wenige der Würfel sind Todesfallen… Als wäre das nicht schon beklemmend genug, setzt der Nachfolger Cube 2 : Hypercube noch einen drauf und bringt die Zeit als vierte Dimension ins Spiel.

Friedhof der Bekloppten (1994): Alles auf Anfang… Sagte ich am Anfang noch „von außen nach innen“? Und jetzt springe ich von einem mörderischen Escape Room, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint, auf einen Friedhof und wieder zurück ins Freie? Nee, nee… die Lösung offenbart sich erst viel später – der wahre Horror in diesem komödiantischen Gruselfilm lauert nicht in der Gruft oder in der unordentlichen Bude des Totengräbers, sondern in der Entdeckung, dass sich Dorf und zombieverseuchter Gottesacker in einer Schneekugel befinden. Bis man darauf kommt, dauert es allerdings gute 92 Minuten.

Kandidaten, die ich ebenfalls in Betracht gezogen habe: Lamb von 2021 (eine abgelegene Farm in Island) und Escape Room 2 ebenfalls von 2021 (noch raffiniertere Räume als im Vorgänger – besonders interessant: die Sanduhrfalle mit dem schönen Namen Hourglass Beach).

Dienstags-Gedudel #144 – nach Farben sortiert : Diesmal nicht im Titel…

… sondern im Text:

pink & gold & glittering…

… diese Farbwelt taucht ganz zu Beginn in dem Song „Only if for a night“ von Florence & The Machine auf – in der Ouvertüre zu ihrem vorletzten Album „Ceremonials“:

Only if for a night – https://www.youtube.com/watch?v=aFqNFdkFKz0

Only if for a night – Was für ein starker Auftakt.

Media Monday #591 : Live is life!

Die Samstagscollage

In diesem Sinne rekapituliere ich mal für mich an dieser Stelle: Nach dem dritten Live-Konzert in diesem Jahr ist es Zeit, aus rein statistischen Gründen festzuhalten, dass meine Künstlerauswahl in 2022 arg Achtziger-Jahre-lastig geprägt ist. Nach Iron Maiden im Juli und Saxon vor zwei Wochen kam am vergangenen Samstag Kim Wilde an die Reihe. An die Karte bin ich eigentlich mehr aus purem Jux gekommen, aber wen schert’s, wenn am Ende die Bilanz stimmt? Fehlen jetzt eigentlich nur noch The Cure im November und Cats im Dezember, und das bunte Potpourri ist komplett. – Nun aber zum eigentlichen Thema: Dem Media Monday. Nun schon zum 591. Mal:

Media Monday # 591

1. Von allen Filmschaffenden haben mich bisher die Filme von Tim Burton begeistert. Und auch wenn dies hier vermutlich ein genauso sinnvoller Vergleich wie der von Kirschen mit Wassermelonen wird, haben Doris Dörrie und Sönke Wortmann dieses Jahr gute Chancen, bei mir in diesem Punkt nachzuziehen.

2. Was man gemeinhin so als Hollywood-Maschinerie bezeichnet, hab ich bisher noch nicht so richtig gepeilt – mir steht der Sinn zur Zeit nach ganz anderen Produktionen. Zum Beispiel aus Frankreich oder Deutschland.

3. Mir gefällt es eigentlich sehr gut, dass ich so schön zentral wohne, nur gehen mir leider manchmal Mitfahrer oder andere Zeitgenossen auf den Keks.

4. Meine Wenigkeit steht ja durchaus in dem Ruf, eine Schwäche für allen möglichen Krimskrams aus Down Under zu haben, aber da meine Begeisterung zur Zeit ein wenig nachgelassen hat und ich da vermutlich sowieso nicht hinkomme, könnte es gut sein, dass hier demnächst mal ganz andere Regionen eine Würdigung erhalten.

5. Gäbe es einen Filmpreis für den verwackeltsten Schrott, würde ihn wohl mein Smartphone bekommen, schließlich bin ich in gewissen Momenten so hibbelig, weshalb ich (auch auf Wunsch anderer Leute) auf Konzerten nichts mitfilme.

6. Meine Begeisterung für (hier einen beliebigen Namen einsetzen) ist am Ende leider auch nicht mehr als der Versuch, die schönen Seiten eines nicht für mich nicht ganz so brillianten Jahrzehnts wiederaufleben zu lassen.

7. Zuletzt habe ich musikalisch in den 1980er Jahren geschwelgt, und das war bei einem Konzert von Kim Wilde – die Stimmung war überwältigend, weil das Haus so voll war wie lange nicht mehr und alle ihren Spaß hatten. Und weil’s so schön war, gibt’s als Ständchen für die Gute, die am 18. November 62 Jahre alt wird, eine eher selten gehörte Coverversion von ihr:

im Original von Tasmin Archer – https://www.youtube.com/watch?v=BowNlXmUTBA

Sleeping Satellite – aber dieser Song wurde beim Konzert nicht gespielt.

Wattpad-Schreibchallenge „Mein Buch für Dich“: Kapitel 5

Kapitel 5 *** Fiona : Tretet ein, freut euch, kommt alle

„Das ist doch genau der Enthusiasmus, den ich erwarte“ -Emily Gilmore (Gilmore Girls)-

Nicht die Technik ist das Problem, sondern der Inhalt unseres Blogs. Ich bin schon länger nicht mehr damit zufrieden; und nicht nur, weil die Zahl unserer Follower noch immer nicht größer geworden ist. An den Bildern kann es nicht liegen, dafür hat Feli ein echtes Händchen. Sie will es mir ja nicht glauben: Wenn dir das fotografische Auge fehlt, schießt du auch mit der besten Ausrüstung keine interessanten Fotos. So gesehen, würde es ihre alte Kamera oder sogar ihr Smartphone tun. Es ist das, was ich schreibe. Wenn ich überlege, mit welchem Enthusiasmus (um Jo zu zitieren) wir unser Blog gestartet haben… und was ist daraus geworden? 08/15-Reiseberichte, die ja so austauschbar sind. Wie die mir zum Hals raushängen. Andere Themen müssen her, aber wenn ich nur wüsste, welche…

„Sagt mal, seht ihr das da vorne etwa auch?“

Neun Worte, und unser Streit ist Schnee von gestern. „Das da vorne“ entpuppt sich als eine Burg, besser gesagt als Teil einer Ruine. Wallende Nebel in der Dämmerung: Mich schaudert, und nicht nur, weil es immer kühler wird. Der Turm, vielleicht kaum hundert Meter von uns entfernt, wirkt in dem gruseligen Licht besonders bedrohlich. Mich würde es nicht wundern, wenn es hier nachts spuken würde (obwohl doch jeder weiß, dass es so etwas wie Geister nicht gibt).

„Oh je, das ist ja wie auf den Bildern von Simon Marsden“, wispert Lilly in die plötzliche Stille hinein und bringt mich auf eine Idee.

„Mensch Feli, das ist es“, rufe ich aus und scheuche sie nach vorne, damit sie den Anblick im Bild festhält, bevor der geisterhafte Moment verschwunden ist.

Nur mal angenommen, Feli könnte diese Szene mit ihrer gebrauchten Casio so düster und geheimnisvoll einfangen, dass man automatisch an eine der vielen Infrarotaufnahmen dieses Künstlers denken muss, plötzlich bekämen unsere Blog-Posts einen ganz neuen Charakter. Bilder, wie aus einem Horrorfilm entsprungen, in Kombination mit dem entsprechenden Text und (wenn ich das will) den GPS-Daten des jeweiligen Objekts, für die Statistiker und Zahlenfreaks unter uns. Dass ich da nicht schon viel früher darauf gekommen bin! Vor allem, weil wir hier alle naselang über haufenweise mysteriöses Zeugs stolpern.

Südengland, das Land der Sagen und Mythen, der Feen und Druiden. Stonehenge wäre erst der Anfang davon gewesen.

Die Sache hat nur einen Haken: Obwohl ich gute Gruselgeschichten liebe, glaube ich nicht an Geister, und so ein Angsthase wie Lilly bin ich schon lange nicht. Es grenzt ja schon an ein Wunder, dass sie die Strapazen einer vierwöchigen Reise in ihrem Zustand überhaupt auf sich genommen hat und sogar beim Thema Campen in der Wildnis über ihren Schatten gesprungen ist. Doch bei dem Gedanken, die Nacht mitten im Wald oder gar in dieser Ruine zu verbringen, gehen beinahe die Nerven mit ihr durch.

„Und hier sollen wir übernachten?“

Entsetzen macht sich breit, doch wir haben keine andere Wahl. Mit jedem Schritt, den wir uns dem Turm nähern, knackt es unter unseren Füßen. Doch nicht nur hier, auch ringsum in den Tiefen des Waldes. Wir haben keine Ahnung, was uns erwartet, doch wir haben keine andere Wahl. Burgen und ihre Mauern (oder das, was von ihnen womöglich noch übrig ist) bieten uns wenigstens ein Minimum an Schutz. Mehr jedenfalls, als im Wald auf einer offenen Fläche zu campieren.

Annwn. Annwn. Annwn.

„Was war das?“ zischt mir Finn während unserer Nachtwache zu. Huch?! Verflixt, für einen Moment muss ich weggenickt sein.

Annwn. Annwn. Annwn.

„Da! Schon wieder!“

Och nö, sein Ernst? Um es mal mit seinen Worten zu sagen. Was weiß ich denn, was er gehört hat. Vielleicht eine Eule?

Oh je – ganz falsche Ansage. Bei diesem Thema wird er so klein mit Hut. Ach was? Unserem großen Helden, der bei Ellie um keinen Spruch verlegen ist, geht bei einem harmlosen Vogel die Muffe? Und richtig, kurz darauf sehe ich meine Annahme bestätigt, als etwas lautlos über unseren Köpfen hinweg streift, Finn daraufhin zusammenzuckt und ich gerade noch verhindern kann, dass er aufspringt und kopflos die Flucht ergreift. Zitternd wie Espenlaub sitzt er da wie ein Häufchen Elend, und wir einigen uns darauf, dass er seine Schicht abbricht und er sich zu Jo und Lillys Freund ins Zelt verkriecht.

Zum Glück verläuft der Rest meiner Schicht zusammen mit Flo unkompliziert. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Oder den Morgen nicht vor Ende der Nacht. Denn das hatte ich bloß gedacht. Von wegen Stille der Natur. Nachtluft trägt Töne weit. Selbst das, was noch ewig weit weg ist, scheint hier hinter jeder Ecke und jedem Busch zu lauern. In der Stadt sind das Rauschen der Autobahn, die Signalhörner an der Bahnstrecke und sich zoffende Katzen das höchste der Gefühle, aber hier… Weiß der Geier, was sich da nachts alles im Wald herumtreibt und gegenseitig die Pfote gibt. Eulen sind da vermutlich noch das kleinste Problem. Die schleichen sich wenigstens nicht von der Seite an und geben dir das Gefühl, permanent belauert zu werden.

Annwn. Annwn. Annwn.

Richtig übel wird’s, wenn auch der Ersatzwachmann anfängt, Gespenster zu hören, anstatt sie bloß zu sehen.

„Hast Du das gehört?“

So langsam frage ich mich, ob ich noch alle Sinne beisammen habe. Nach Finn ist Flo nun schon der Zweite, der in dem  Wispern des Windes Stimmen zu erkennen glaubt. Stimmen, die einander unverständliches Zeug zuflüstern.

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Die Vorlage zum 5. Kapitel: gehen in die Burg, übernachten, viele gruselige Geräusche, nicht alle können gut schlafen, fühlen sich beobachtet.

ABC-Etüden 2022 – Wochen 42 & 43 – Etüde 1 – Bunt gemischt

Oh Mann, kennt das jemand? Da freut man sich auf die aktuelle Etüdenrunde  (die gibt es wie immer hier, bei Christiane), und was ist? Trotz wirklich schöner Illustrationen will einem einfach nichts einfallen. Das ist bei mir ja mal was ganz neues, denn an den von allerleigedanken gespendeten Wörtern Billard, aktuell und gestalten kann es nicht liegen. Zum Glück hatte ich dann doch noch eine Eingebung. Warum nicht mal wieder ein Gespräch aufzeichnen? Der besseren Lesbarkeit halber zweifarbig.

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Bunt gemischt

„Du, weißt du schon das Neueste?“

„Was?“

„Bei uns haben sie mal wieder damit anzufangen, alles zu verschlimmbessern.“

„Echt jetzt? Und was genau meist du damit?“

„Na ja, aktuell sieht es so aus, dass unsere Teams neu gemischt werden. Am Montag geht’s los.“

„Hä? Wie soll ich mir denn das vorstellen? Ihr seid doch nur ein paar Nasen.“

„Ja-haa, das denkst du. Hier vielleicht. Aber aus unseren zwei kleinen örtlichen Teams und drei größeren aus dem Nachbarland werden vier neue. Zusammenwachsen ist das Zauberwort.“

„Aha. Die Sprache ist also auf einmal kein Hindernis?“

„Nö. Sprechen ja alle englisch. Manche mit mehr, manche mit weniger Akzent.“

„Also deutsch, englisch, holländisch, französisch – bunt gemischt. So wie die Kugeln hier auf dem Tisch.“

„Du hast japanisch und italienisch vergessen.“

„Ich kann es schon förmlich sehen und hören – das wird lustig.“

„Wohl eher nicht, aber mal was anderes, wenn wir schon beim Billard sind: Natürlich hat die Geschäftsleitung vier Kugeln, äh Mitarbeiter gesucht, die vorher noch freiwillig ausscheiden. Das war vielleicht was.“

„Ach du sch*** – was für einen Krampf hat das denn gegeben?“

„Genau das. Aber immer wenn wir M gefragt haben, wie er sich das neue Konstrukt vorstellt, kam der mit dem Spruch ‚Ich hab’s nicht entworfen‘. Boah-ey, ich kann’s nicht mehr hören!“

„Na ja, ganz unrecht hat er vielleicht nicht. Aber was jetzt? Wie ich dich kenne, hast du doch bestimmt deine vorlaute Klappe nicht halten können.“

„Und wie! Beim letzten Meeting war’s mir dann zu bunt und mir ist als Antwort ‚Du bist nicht der Architekt, aber wir dürfen’s ausbaden‘ rausgerutscht.“

„Und dann?“

„Nix. Der hat mich nur ganz sparsam angeschaut und gemeint: ‚Wie ihr euer Miteinander gestaltet, ist nicht mein Bier‘ In diesem Sinne: Prost Mahlzeit!“

„Apropos Bier.  Wie sieht’s aus? Soll ich uns noch ’ne Runde holen?“

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Für die 300 Wörter lange Etüde habe ich mich von den vergangenen Wochen und Monaten inspirieren lassen.