Wattpad-Schreibchallenge „Mein Buch für Dich“: Kapitel 19

Kapitel 19 *** Gary : Take a picture, it lasts longer

Let’s take this **** to the next level. -Amy Lee (Evanescence), Worlds-Collide-Tour, 23. November 2022-

Ich fass‘ es immer noch nicht. Gegen diesen Alptraum war selbst meine Zeit im Knast, ganz oben unterm Dach, der reinste Kindergeburtstag. Wer hoch steigt, kann tief fallen? Wie wahr, und vielleicht waren mir genau deswegen große Höhen schon immer ein Graus, wobei Alptraum dieses Pandämonium nicht mal ansatzweise trifft. Erst Connor und sein „Gandalf, zu dir komme ich als nächstes“, dann das Gerumpel draußen vor der Hütte und schließlich dieser Druide und wie er die Tür aufreißt, um direkt in diesen Blitz zu starren, der völlig unverhofft kam – so überraschend wie die Reaktion von Harry und Derek, als plötzlich diese Raven vor ihnen stand.

Anscheinend haben sie da genau dasselbe gedacht, denn sonst hätten sie nicht so entsetzt reagiert und ihren Gedanken freien Lauf gelassen, während sie die Druidin ins Fadenkreuz genommen haben.

Ruby?

Hatte ich gerade richtig gehört? Ruby? Diese Ruby, über die sich Derek damals ziemlich unschön ausgelassen hat, nachdem er…

Du hier?

Doch bevor sie ihr unerwartetes Wiedersehen gebührend „feiern“ konnten, brach auch schon die die Hölle los.

Ihnen nach…

Wer auch immer das war. Aber als ob sich die Göre mit der Kamera davon aufgehalten lassen hätte! Plötzlich sprinteten sie und ihre Freunde so schnell los, dass selbst Usain Bolt nicht hinterher gekommen wäre, obwohl wir den jetzt gut gebrauchen könnten.

Sie haben nämlich den Stein!

Jeff hatte ausnahmsweise mal recht. Das hier ist ‘ne Nummer zu groß für uns. Für so schlau hätte ich ihn gar nicht gehalten. Vielleicht hätte Connor auf ihn hören sollen, anstatt „die Dumpfbacke“ so grob mit einem Halt’s Maul abzufertigen. Aber da er noch nie der Geduldigste war und auch nicht der Hellste, wie sich jetzt herausstellt, ist er sofort zur Tür raus und den Flüchtenden hinterher. Doch wenn der Rest von uns gedacht hat, dass es das jetzt war, haben wir uns geirrt. Aber sowas von. Denn nicht nur Connor und Derek sind jetzt hinter ihnen her, sondern auch einige Druiden. Wie war das nochmal mit Usain Bolt?

Ich kann nur raten, was da draußen vor sich geht. Harry ist schon mal nicht dabei, war ja klar. Die Arbeit lässt der nämlich gerne andere erledigen. Nur blöd, dass das jetzt nicht geht, denn plötzlich sehen wir uns dem Rest der Weißgewandeten gegenüber, die sich prompt gegen uns gestellt und den Weg zur Tür blockiert haben. Gekonnt ausgebootet, oder was? Nicht mit Harry, der seine Knarre gezückt und sie nun auf die Oberdruidin gerichtet hat.

So sieht man sich wieder… Wären die Umstände nicht so ungünstig, könnten sich alle Beteiligten freuen. Leider aber haben wir bei dem kurzen, aber heftigen Gerangel die Arschkarte gezogen, und nun stehen wir hier draußen umzingelt, obwohl zunächst doch alles so gut ausgesehen hat.

Gerade noch hat Harry seine neue Gefangene mit dem Lauf der Knarre im Rücken vor sich her getrieben, da stürzt sich auch schon Raven (oder besser gesagt, Ruby) mit einem Schrei auf ihn und beginnt, ihn mit aller Kraft zu würgen, worauf Harry aus dem Gleichgewicht gerät und die Waffe fallenlässt. Verdammter Mist!

Aber warum haben wir auch diesen Angriff aus dem Hinterhalt nicht kommen sehen? Konnte wirklich keiner wissen, dass ausgerechnet Ruby nach dem ganzen Beef zwischen Derek und Harry komplett die Seiten wechseln und jetzt der GAU eintreten würde? Die unschöne Wahrheit: Jetzt haben „ihre Leute“ die Oberhand und uns eingekesselt, aber das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.

Wiedersehen macht Freude. Normalerweise. Leider ist die Freude nur einseitig, als Morgane triumphierend den Stein emporhält, nachdem in dieser Rhys seiner Herrin außer Atem übergeben hat. Da glänzt und strahlt er in den schillerndsten Farben, leider aber außer Reichweite für Derek, Connor oder Harry. Von mir oder Jeff will ich gar nicht erst anfangen. Doch noch schwerer als die Niederlage wiegt, dass sie zwar den Stein wiederhaben, aber die anderen ihnen trotzdem entwischt sind. O diese Schmach. Wie groß sie ist, geht mir jetzt erst so richtig auf. Als ob es nicht gereicht hätte, dass sie uns im Zentrum ihres Dorfs in einem Kreis zusammengetrieben haben und wir uns jetzt auf Unsägliches gefasst machen dürfen. Denn eines ist klar: Für dieses Sakrileg werden wir büßen müssen, und dann Gnade uns. Schon rotieren die Rädchen unter meiner Schädeldecke und ich male mir unsere bevorstehende Strafaktion in den grässlichsten Details aus, da beginnt das inzwischen immer heller strahlende Juwel zu pulsieren und die Atmosphäre um uns herum in immer heftigere Schwingungen zu versetzen.

Und mitten drin Morgane, wie sich die Oberdruidin nennt, die zu uns in den Kreis getreten ist und unverständliche Worte von sich gibt, als ob sie irgendeine magische Formel rezitieren würde. Fast kommt es mir vor, als würde sie eine Vision heraufbeschwören wollen, und je länger der Hokuspokus dauert, desto deutlicher wird mir klar, dass wir uns wehren können wie wir wollen, es wird uns nichts nützen. Und dazu muss ich ihre altertümliche Sprache noch nicht einmal verstehen. Vor meinen Augen (und höchstwahrscheinlich auch vor denen der anderen) erscheinen plötzlich Bilder, von denen ich keine Ahnung habe, wo sie herkommen und die ich am liebsten nie gesehen hätte.

Der See mit den Beltanefeuern, der Eichenwald, in dem sich immer dichterer Nebel ausbreitet, und ein Mann in schnellem Lauf, der sich immer wieder umdreht, so als sei er auf der Flucht vor einem namenlosen Grauen.

Die Druiden! O diese Narren… Das Tor zur Anderwelt wollen sie öffnen? Das darf niemals geschehen. Unter keinen Umständen.

Die Gedanken anderer lesen zu können, wer hat sich das noch nicht vorgestellt? Es ist schon erschreckend, was man sich so wünscht, wenn der Tag lang ist – und noch erschreckender, wenn man plötzlich genau weiß, was geschehen wird und seinen Wunsch am liebsten rückgängig machen würde. An so einem Punkt bin ich gerade, denn ich kann nicht nur sehen, was hinter dem Flüchtenden liegt, sondern auch, was auf ihn zukommt.

Es ist nicht nur die Eule, die mit einem klagenden, heiseren Schrei dicht über dem Kopf des Unbekannten abdreht und den Mann in schiere Panik versetzt, kurz bevor er den Brunnen erreichen und den Beutel mit dem Stein darin in die Tiefe werfen kann.

Nimm Dich zusammen, nur noch ein kleines Stück, dann ist es vollbracht…

Und es ist auch nicht bloß der Druide, der wild entschlossen ist, den Stein wieder zurückzubekommen, sich jedoch hoffnungslos in den Nebeln verirrt und sein Ziel buchstäblich aus den Augen verliert.

Endlich in Sicherheit. Endlich am Ziel. Endlich kann ich…

Nein, es ist ein Schatten in Schwarz mit rötlich funkelnden Augen, der hinter dem Mann mit dem Stein ins Unermessliche heranwächst, um ihn mit einem Schlag ins Jenseits zu schicken, während das Flimmern um ihn herum zunimmt. Das gleiche Flimmern, das in der Luft hing, bevor Morgane diese Vision herbeigerufen hat. Und als ich noch glaube, das soeben Erlebte könne nicht mehr viel schlimmer werden, da erhebt sich der Schatten von seiner vollbrachten Tat und richtet seine wie feurig glimmende Kohlenstücke leuchtenden Augen mit bohrender Direktheit punktgenau auf mich. Noch ein Schritt, dann noch einer. Gleich wird er mich haben, dann war’s das und ich…

Das Portal!

Der angsterfüllte Schrei reißt mich zurück ins Hier und Jetzt und setzt den Bildern des Schreckens ein jähes Ende. Schlagartig breitet sich Schweigen aus. Doch es ist kein gutes Schweigen, sondern eher eines von der beunruhigenden Sorte. So beunruhigend, dass selbst der sonst so abgebrühte Harry erbleicht, als quasi aus dem Nichts ein Trichter entsteht und in ein anderes Hier und Jetzt zu münden scheint, von dem wir alle dachten, es würde gar nicht existieren. Was auch immer sich hier gerade für ein Portal auftut, mit einem wie in „Stargate“ beziehungsweise dem Wurmloch, das sich dahinter befindet, hat es nicht die geringste Ähnlichkeit.

Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren, kommt es mir bei dem Anblick in den Sinn, denn dieses Portal erinnert mich verblüffend an die Kräfte, die Donnie Darko im gleichnamigen Film nachts durchs gesamte Haus ziehen. Liquid Spear Waltz… Alles ist miteinander verbunden und auf seltsame Weise vorherbestimmt. Nur dass das hier größer ist als diese komischen, wurmartigen Gebilde im Film; und zwar sehr viel größer. Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren? Nicht das Eintreten ist das Problem, denn das hier ist nichts gegen Dantes Inferno. Was mich (und wahrscheinlich jeden hier) in Angst und Schrecken versetzt, ist die Frage, wer oder was aus diesem Portal zu uns heraustreten wird.

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Die Vorlage zum 19. Kapitel: Jugendliche können ausbrechen und entkommen mit dem Schatz, Stamm kämpft gegen die anderen Leute.

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