Unsortierte Gedanken : Das war definitiv nicht mein Jahr …

 

 

 

zumindest nicht die zweite Hälfte davon. Ganz für die Tonne war es nicht. Aber auch nicht zum uneingeschränkten Jubeln. Irgendwas ist ja immer, das ist eine allseits bekannte Binsenweisheit. Und deshalb möchte ich an dieser Stelle all jenen danken, die trotz meines Gejammers nicht ihr Interesse an meinen Texten verloren haben. Was im Januar 2014 (abgesehen von zwei Testbeiträgen im August 2013) als Nähblog mit Tendenz zum Gemischtwarenladen begann, ist vier Jahre später bei Musik, Fotografie und Medien unterschiedlicher Art angekommen.

Und schon bin ich mitten drin, in einem weiteren Jahresrückblick. Dabei war das so nicht von mir geplant. Aber jetzt bin ich schon mitten drin im Countdown des Jahres.

 

Change keeps us moving on“

Was sich 2017 abzuzeichnen begann, hat sich 2018 fortgesetzt. Pläne, die sich in Luft auflösten, durchsetzt mit kleinen und mittleren Katastrophen. Das fing schon im letzten Dezember an, als ich den Abend in der Notaufnahme zusammen mit meiner Mutter verbringen durfte, weil sie gestürzt war. So wollte ich meinen Geburtstag nicht feiern. Der Kommentar meiner Mutter dazu: „Wir haben Deinen Geburtstag schon mal gemeinsam im Krankenhaus verbracht.“ Großes Fragezeichen! „ – na, als ich Dich zur Welt gebracht habe.“ Ich wünschte, ich hätte manchmal ihren Humor. Zu allem Übel kam dann am selben Tag dann auch noch meine Schwester ebenfalls ins Krankenhaus, weil sie in der Küche ausgerutscht war und sich einen Halswirbel gebrochen hatte. Silvester fand für einige von uns dann nicht auf der geplanten Party statt, sondern zu Hause bzw. im Krankenhaus. Aber es gab auch schöne Momente und ein paar kleine Erfolgserlebnisse für mich…

Januar

Eine Fotoexkursion mit Rehen im Schnee und das Nähen von Knopflöchern stellten die Highlights dieses doch eher ereignisarmen Monats dar. Dafür soll dieses Foto stehen:

 

 

Was das Nähen angeht, so war ich dieses Jahr nicht sehr produktiv, denn genäht habe ich übers Jahr verteilt so wenig, dass ich die wenigen tragbaren Kleidungsstücke an einer Hand abzählen kann: Bluse, Kleid, Rock, Jogginghose, Kleid.

Februar & März

Ende Februar bzw. Anfang März versuchte ich während eines verlängerten Nähwochenendes an der Ostsee, einen Blouson (oder Bomberjacke) zu nähen, was aber gründlich mißlang. Ein falscher Stoff und ein für mich unvorteilhafter Schnitt machten es möglich. So wurde dieses verhunzte Stück, das von Anfang an unter keinem guten Stern stand, ein Teil für die Tonne. Dass mir ein gefütterter Bleistiftrock (Pencil Skirt) besonders gut gelang, stimmte mich dann wieder versöhnlich mit meinen verloren geglaubten Fähigkeiten im Nähen.

 

Trotzdem sind genau diese Rubriken zu kurz gekommen, auch wenn ich dann im Oktober nochmal bei einem anderen verlängerten Nähwochenende in Würzburg war. Zwar ist das hier kein Reiseblog, aber was ich bei meinen Reisen dieses Jahr erlebt habe, ergäbe genug Stoff, um ein solches zu füllen.

Der März war dann der Monat, in dem ich eine Überraschung erlebte, als ich aufräumte. Ich wusste zwar, dass ich so einiges an Schallplatten von Pink Floyd, Jean-Michel Jarre und Barclay James Harvest geerbt habe. Dass dabei U2-Alben auftauchten, die auch ich bereits besitze, war mir neu. Dabei kamen auch Schallplatten zum Vorschein, von denen ich wusste, dass ich sie seit über 30 Jahren habe. Aber wie oft hatte ich die gehört? In den 80er Jahren andauernd, danach nie wieder.

Jetzt bekamen sie eine zweite Chance, die sich zur Sucht auswuchs, was sich seitdem in zahlreichen meiner Blogbeiträge niederschlägt, und zwar in der Rubrik „Soundtrack of my life“, die ich ursprünglich mit einer ganz anderen Absicht entworfen hatte.

 

Auch die nächsten beiden Monate kann ich mangels Masse in einem Punkt zusammenfassen.

 

April & Mai

Der große Knall kam wegen der allseits geliebten gefürchteten DSGVO. Wie so viele andere war ich auf die am 25. Mai in Kraft getretene Datenschutzgrundverordnung schlecht bzw. gar nicht vorbereitet. Aber das Bloggen deswegen einstellen? Das Patentrezept hieß in meinem Fall: Erst mal bis zum 24. Mai weiter wie bisher, dann auf Eis gelegt durch Umstellen von „öffentlich“ auf „privat“ und im Hintergrund an allen wichtigen Punkten feilen. Nebenher buchte ich dann noch sämtliche Unterkünfte meines für Juni geplanten zweiwöchigen Urlaubs, der unter dem Motto „Weltreise“ stand.

Juni

Stichwort „Weltreise 2018“: In zwei Wochen kreuz und quer über den Erdball. Das geht nicht? Oh doch – wenn die Stationen „Texas“, „Kamerun“, „Bali“, „Kalifornien“ und „Brasilien“ allesamt in Deutschland liegen, mit der Südsee die dänische Südsee gemeint ist und man dem Dorf „Welt“ einen Besuch abstattet. Diese zwei Wochen waren die beste Zeit des ganzen Jahres, denn so frei, leicht und unbeschwert habe ich mich zuletzt im Sommer 2008 gefühlt, als mein Mann und ich damals mit dem eigenen Auto vier Wochen lang kreuz und quer durch Schottland und England gereist sind. Dieses Gefühl konnte selbst der Zusammenstoß meines japanischen Kleinwagens mit einem Land Rover nicht trüben, denn fahrtüchtig war mein Auto danach ja noch. Nur ein wenig zerbeult.

 

 

Auf meiner Fahrt nach Dänemark hatte ich insofern etwas Pech, dass die Klappe meines Kofferraums nicht vernünftig geschlossen war und ich deshalb auf der Fahrt einen Teil meines Gepäcks verlor: eine Jacke und meine Kameratasche mit kompletter Ausrüstung.

Dass die ohnehin schon leicht lädierte Kamera, das Ladegerät und die Akkus weg waren, konnte ich verschmerzen, aber dass die kompletten Aufnahmen der letzten vier Tage futsch waren, weil ich die unterwegs nicht sichern konnte (ich hatte mein Laptop nicht dabei), das war schon ärgerlich. Da gab’s nur eins: einige Motive auf dem Rückweg nochmal mit dem Smartphone knipsen. Dank meines Smartphones konnte ich dann noch so manch schönen Moment festhalten und auf meinem pinterest-Board ablegen. Und manche Erlebnisse waren dadurch sogar noch besser. Manchmal kann Verlust auch Gewinn bedeuten. Das sehe ich inzwischen ganz nüchtern und kühl.  A propos kühl… etwas kühl war es hier, während zu Hause sich alle die Seele aus dem Leib schwitzten:

 

 

… meanwhile in the Sahara or the Australian outback….. … which is not true. This was a bad joke: The picture was taken on a real cold, rainy, and windy day on the beach of a Danish island – driving sand from the side puts you in danger to lose orientation“. Bei der Insel handelt es sich übrigens um die südlichste Nordseeinsel Dänemarks: Rømø.

Wieder zurück in der Heimat, gönnte ich mir einen Kinobesuch, bei dem ich mich blendend amüsiert habe: Ocean’s Eight.

Juli

Oldtimer-Treffen in Usingen. Was für ein Highlight. Was für eine Show. Und wie schön, die Gelegenheit zu bekommen, als Beifahrerin in einem Oldtimer meiner Wahl zu sitzen und entweder gemütlich zu cruisen (Marlin von 1975) oder richtig Gas zu geben (Jaguar von 1994). Es war super Wetter – blauer Himmel und 30°C. Wer kann da schon Nein zum Cabriofahren sagen?

 

 

Anscheinend eine ganze Menge Leute, denn ich war an diesem Nachmittag die einzige, die sich überhaupt in ein Cabrio gesetzt hat. Die anderen zogen lieber eine Fahrt im geschlossenen Chevy vor.

August & September

Der Sommer drehte nochmal so richtig auf, da hatten alle meine Kollegen während ihres Urlaubs was davon. Mir hat die Hitze jegliche Energie geraubt, aber Blogs lesen und entdecken geht immer. Und deshalb war bei mir dann auch neu im Kühlregal: Blogs, denen ich folgte. Mit jedem neu abonnierten Blog rutscht der eine, dessen Name an dieser Stelle irrelevant ist, immer weiter nach unten und wird, wenn es so weitergeht, aus dem Blickfeld verschwunden sein. Aus den Augen – aber nicht aus dem Sinn. Dafür habe ich den Programmpunkt „in memoriam“, ein Ort des stillen Gedenkens. Gewidmet all jenen, die mir fehlen.

 

 

Mors certa, hora incerta. Ein Thema, das viele gerne meiden. Ich habe ihm deshalb bewusst mit der Aufnahme meiner inzwischen auch verschwundenen Zillo-Tasse ein Denkmal gesetzt. Die elegante Überleitung zu einer Aktion, bei der ich im September mitgemacht habe: 15 Tage – 15 Tassen. Zu der Zeit lag zwar mein Blog noch still, aber ich verlinkte in meinen Kommentaren die auf meinem pinterest-Board gesammelten Fotos meiner Tassen. Was mir beim Betrachten der Tassenfotos der anderen Teilnehmer auffiel: Es waren einige Fan-Tassen dabei, z.B. Game of Thrones, wenn ich mich recht entsinne. Abgesehen von einer geerbten Werner-Tasse konnte ich mit nichts dergleichen punkten. Weder zählt eine Londoner U-Bahn-Tasse noch die bereits genannte Zillo-Tasse dazu. Viel wichtiger aber als diese Kopfnuss war für mich die Frage, was ich mir bei dem Nähwochenende namens „AnNäherung Süd“ in Würzburg nähen wollte.

 

 

Da ich lieber mit kleinem Gepäck reise, hatte ich nur Ausrüstung und Material für zwei Projekte dabei: ein Kleid aus Jersey und eine Jogginghose. Als das Kleid fertig war, gab es als Kontrastprogramm einen Spaziergang in der Sonne und ein leckeres Eis. Eigentlich ein perfekter Ausklang, wenn das Unglück nicht schon bald seinen Lauf genommen hätte…

Oktober & November

denn ich musste innerhalb von fünfzehn Minuten eine Entscheidung treffen, die mit zu den schwersten in meinem Leben gehört. Beim Röntgen meiner kranken Kornnatter stellte sich heraus, dass sich mehrere Rückenwirbel durch eine Geschwulst bereits aufgelöst hatten und die Wirbelsäule so zerstört war, dass auch eine Operation nichts bewirkt hätte. Die einzige Alternative, die ich noch hatte: Einschläfern. Und das drei Wochen, nachdem bereits ein anderes meiner Reptilien an Altersschwäche gestorben war. Innerhalb so kurzer Zeit gleich zwei Haustiere nacheinander zu verlieren, gehört zu den Erfahrungen, die ich nie wieder machen möchte.

 

Anfang Oktober jährte sich der Todestag meines Mannes zum zweiten Mal und fiel diesmal auf einen Samstag. Genau der richtige Tag, um einen schon seit der Tassenaktion vom September wachsenden Plan in die Tat umzusetzen: Ich brauche eine neue Tasse, weil ich meinen Morgenkaffee nicht mehr länger aus der Tasse trinken möchte, die einst Andy gehört hat.

Hunderte von Fotos habe ich zu diesem Zweck gesichtet und mich dann für eins entschieden, das nicht nur den Lieblingsstar zeigt, sondern auch das richtige Format hat und durch einen neutralen Hintergrund besticht. Nur fotografieren lassen möchte sich das Biest nicht. Wie gesagt, irgendwas ist immer.

November war auch der Monat, in dem nicht nur meine Mutter in die Notaufnahme musste, sondern auch meine Freundin operiert wurde. Dass am Ende sechs Wochen daraus werden würde, hätte ich ja nie gedacht. Trotz dieses ganzen Bangens habe ich es an zwei Samstagen geschafft, ins Kino zu gehen. Zum einen A Star is born – und dann Bohemian Rhapsody. Auf den habe ich mich schon seit dem Sommer gefreut und wurde nicht enttäuscht.

Dezember

Dezember war der Monat der nervigen Mails und Meldungen aus sozialen Netzwerken. Ich weiß ja, wie sehr manche ihre Weihnachtsdekorationen lieben, aber auf hartnäckige Kitschoffensiven reagiere ich mit Flucht. Mit Vorliebe an den von mir bevorzugten Glühweinstand und dann an meinem Geburtstag abends ins Kino, in den Film Mary Poppins‘ Rückkehr – ein Sequel mit dem zeitlich größten Abstand zum Originalfilm aus den Sechziger Jahren. Und für mich ein weiterer Film, für den sich der Kinobesuch gelohnt hat. Die Lieder blieben bei mir zwar nicht im Gedächtnis haften, aber mit seinem leicht antiquierten Charme alter Disney-Filme verschaffte er mir 130 Minuten Kurzweil und eine Überraschung in Form von Colin Firth als echter Fiese Möpp (= Fiesling).

Das Wort zum Sonntag

Antiquierten Charme hat es auch, „offline“ ein Tagebuch zu schreiben: Mit Kugelschreiber auf Papier, in ein extra zu diesem Zweck gekauftes Büchlein. Damit habe ich im Sommerurlaub während meiner Blogpause angefangen, jeden Tag ein paar Seiten darin geschrieben und nach dem Urlaub nur noch sporadisch damit weitergemacht. Es war eine interessante Erfahrung für mich.

Genau wie die Tatsache, dass man bestimmte Momente nicht wiederholen kann, wie das folgende Experiment zeigt: 1999 war ich eine Woche in Cornwall unterwegs, wo ich im Auto ein Best-of-Album von ABBA in Dauerschleife laufen ließ. ABBA „Gold“ als Musikkassette, denn der Mietwagen – ein älteres Modell – war nicht mit einem CD-Player ausgestattet, dafür aber mit einem Tape Deck. Dieses Jahr ergatterte ich das Album auf CD und hielt es für eine gute Idee, dieses Erlebnis zu wiederholen und die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Wie man sich vielleicht denken kann, funktionierte das überhaupt nicht. Genau zwei oder drei Mal habe ich die ABBA-CD laufen lassen, dann wechselte ich wieder zurück zu meinen von zu Hause mitgebrachten CDs und landete schließlich bei einem Greatest-Hits-Album von INXS, das dafür in Dauerschleife lief. Mal sehen, an welcher Musik ich bei der nächsten größeren Rundreise mit dem Auto einen Narren gefressen haben werde.

Und noch eine Entdeckung musste ich nach meiner Blogpause machen: Die meisten Nähbloggerinnen sind inzwischen auf Instagram unterwegs und bloggen nicht mehr. Ich dagegen blogge wieder, aber nicht mehr vorrangig übers Nähen, sondern über Fotografie, Bücher, Musik, Filme und Serien sowie ab und zu auch über Ausstellungen und Reisen.

Filme, mit denen ich eine Bildungslücke geschlossen habe: „Monster“, „The Breakfast Club“, „Kevin allein zu Haus“, „Kevin allein in New York“ und „Alien“ – Was für mich nächstes Jahr noch so kommt? Vermutlich ein Biopic über Elton John und der Downton-Abbey-Film. Da lautet „Abwarten und Tee trinken“ die Devise.

Ja, mach nur einen Plan“

Dieses Lied sang einst Bertolt Brecht. Es handelt von der Unzulänglichkeit des menschlichen Planens. Meine Freundin und ich wollten aus unterschiedlichen Gründen auch gerade für dieses Silvester nichts planen, aber Pläne für 2019 kann ich doch trotzdem schmieden. Sie möchte eine Reise nach Südafrika machen. Und ich? Spiele mit dem Gedanken an einen zweiwöchigen Urlaub im Osten Kanadas, nachdem ich gemerkt habe, dass drei Wochen Urlaub für Australien nicht reichen und ich außerdem lange Flüge hasse wie die Pest.

Mehr nähen wollte ich auch, an dem am 6. Januar beginnenden Fotoprojekt „ABC“ teilnehmen und mich auf eine literarische Reise der anderen Art begeben. Aber diese Reise unternehme ich alleine und behalte meine Erlebnisse für mich. Denn es gibt Dinge, die ich gerne rein privat und unausgesprochen lassen möchte.

Allen anderen wünsche ich einen entspannten Start in das neue Jahr und dass das Glück nicht nur auf Stippvisite hereinschneien möge.

 

Blueprint of my lover : Jogginghose #106A aus Burda style 4/2017

Bei der von mamamachtsachen organisierten Veranstaltung „AnNäherung Süd“ haben etwas mehr als 30 Nähbegeisterte die Kleidungsstücke ihrer Träume genäht – vom 27. bis 29. September 2018. Genäht habe ich ein Etuikleid aus Jersey und angefangen eine Jogginghose, Modell 106A aus der Zeitschrift „Burdastyle“ vom April 2017.

 

Jogginghose des Grauens oder Clownshose de Luxe ?

 

Eigentlich war nicht der Schnitt oder die Anleitung der pure Horror, sondern der Stoff, der so ausfärbte, dass ich ständig am Händewaschen war. Nein, ich wurde nicht erkennungsdienstlich behandelt – und gut, dass ich daraus keine Bürokleidung genäht habe, denn das wäre ein ziemlicher Flop geworden.

Den Stoff habe ich schon seit Jahren, seit ich ihn bei einem Werksverkauf bei Mark Aurel in Verl gekauft habe. Seitdem lag er und lag, und ich hatte keine Idee, was ich damit anfangen konnte. Als ich das Jogginghosenmodell sah und mir in den Kopf setzte, dass so eine Hose „in edel“ bestimmt eine grandiose Bereicherung für meine Garderobe wäre, entschloss ich mich, den leicht elastischen, blauen Satin mit eingewebtem Rautenmuster dafür zu verwenden. In der Burda ist das schicke Modell nämlich auch aus Satin und wird mit Blazer, Pumps und Bluse kombiniert, soll also bürotauglich sein.



 

Das Nähen der Hose stellte mich vor keine größeren Schwierigkeiten, auch nicht das Einnähen der Reißverschlüsse an den Hosentaschen – lediglich das Einziehen des Gummibandes und das Einschlagen der Ösen war ein ziemliches, teilweise nerviges Gefummel. Da kann man eine noch so leise Maschine haben – und dann ist es mit der Ruhe vorbei, wenn der Hammer zum Einsatz kommt. Insgesamt habe ich nach meiner Rückkehr aus Würzburg noch einmal vier Stunden gebraucht, bis dieses Werk meiner stagnierenden Schneiderkunst fertig wurde.

Dem Ausfärben wollte ich durch Waschen mit Hilfe von Farbfangtüchern entgegenwirken und habe es damit leider übertrieben. Nicht umsonst soll man nur ein Tuch pro Wäsche verwenden und nicht zwei, so wie ich es getan habe. Als Ergebnis habe ich eine Hose bekommen, deren Stoff seinen Glanz und sehr viel Farbe verloren hat, so dass sie jetzt nur noch für zu Hause taugt, weil sie extrem ausgeblichen ist, wie man auf dem Beitragsfoto ganz oben sieht.



 

Außerdem ist der Stoff minimal eingelaufen, so dass mir die Hosenbeine zu kurz vorkommen. Fazit: mit dem Modell und wie es zu Nähen ist, bin ich zufrieden – meine auf diese Weise entstandene Hose betrachte ich als Probemodell, das ich in der Freizeit trage, weil es abgesehen von diesen beiden Schönheitsfehlern dennoch tragbar ist. Auch wenn die Ösen mit der durchgezogenen Kordel nun bei mir auf der Innenseite des Bündchens sitzen und nicht, wie auf dem Foto in der Burda, außen und gut sichtbar für andere.

Me Made Mittwoch : Oktober 2018 – wenn der Sommer vorbei ist …

 

und der Löwenzahn verblüht – dann gibt es Pusteblumen. Weiße Pusteblumen auf grünem Grund. Dieser einseitig bedruckten Jersey, den ich mir im Sommer in Flensburg gekauft habe, wanderte mit mir zusammen nach Würzburg zur AnNäherung Süd (organisiert von mamamachtsachen.de), um von mir in ein Kleid verwandelt zu werden. Hier ist das Ergebnis in bescheidener Aufnahmequalität, weil es schon spät war und die Fotografin nur gestern Abend verfügbar war:

 

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Vorlage war das Etuikleid Nr. 113 aus der Burda style 10/2018, das zwei Brustabnäher, Abnäher an den Ärmeln, am Rücken und an der hinteren Rockbahn hat; außerdem schräg verlaufende Falten am Hals und an der vorderen Rockbahn.

 

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Bis auf einen einzigen Halsbeleg werden Teile zur Abwechslung mal nicht im Stoffbruch zugeschnitten – die vordere Rockbahn und das vordere Oberteil werden nur einmal benötigt. Daher hält sich der Stoffverbrauch auch stark in Grenzen, weil der Stoff ja nur für die Ärmel, das hintere Oberteil, die Halsbelege und die hinteren Rockteile doppelt gelegt werden muss. Leider habe ich das nicht beachtet und zwei zusätzliche Teile, die ich nicht benötige, wieder mit nach Hause genommen.

 

Vielleicht wird ja noch ein Shirt draus. Egal. Viel spannender finde ich die Frage, wer alles noch beim memademittwoch dabei ist. Das letzte Mal war ich Anfang des Jahres hier, seitdem ist viel Zeit vergangen. Hier geht’s lang zur Galerie. Ich freu‘ mich drauf.

 

 

Meine dritte AnNäherung Süd in Würzburg

 

Kurze Triggerwarnung – bis auf Johnny Cash spiegeln die vorgeschlagenen Lieder zu jedem Abschnitt dieses denkwürdigen Wochenendes nicht meinen persönlichen Musikgeschmack wider. Ich fand lediglich die Titel so passend. Johnny Cash dagegen höre ich schon sehr gern.


 

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Be creative : travel light : enjoy

Schon zum vierten Mal fand das von mamamachtsachen.de organisierte Nähtreffen mit dem Namen „AnNäherung Süd“ in Würzburg statt (2016 habe ich ausgesetzt, deshalb ist es für mich das dritte Mal) – diesmal vom 27. bis 29. September 2018: Um die 30 Frauen treffen sich zum ungestörten Nähen, bis die Nadel glüht oder der Arzt kommt (bildlich gesprochen) und gegenseitigem Geben von hilfreichen Tips und Hilfestellungen. Einen Arzt haben wir nicht gebraucht, und im Gegensatz zu den Nadeln haben nur die Bügeleisen geglüht.

 


 


 

Bewährt, wie auch schon beim letzten Mal, hat sich für mich die Kombination aus einstündiger Fahrt mit dem ICE und Weitertransport mit dem Taxi zur Jugendherberge, weil ich ohnehin nur das Notwendigste dabei habe: also die Nähmaschine, meinen Trolley, gefüllt mit Material, den zugeschnittenen Stoffen und etwas Kleidung zum Wechseln. Zu den Vor- und Nachteilen des Bahnfahrens komme ich am Schluss. Gefahren bin ich so zeitig, dass ich es locker zum Kaffeetrinken um 15 Uhr geschafft habe. ~~~~ Musiktip : „Leichtes Gepäck“ von Silbermond

 

 

my projects : Etuikleid #113 aus Burda style 10/2018 & Jogginghose #106A aus Burda style 4/2017


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Jede hatte mindestens zwei Projekte dabei – ich jedoch nicht, denn ich brauche meistens deutlich länger als andere, auch wenn das jeweils von mir bevorzugte Modell laut Anleitung relativ flott genäht werden kann. In diesem Fall aber lag der Schwierigkeitsgrad bei drei bis vier Punkten, also eher etwas für Könner oder Fortgeschrittene, aber bestimmt nichts, was schnell von der Hand geht. Angefangen habe ich mit dem Etuikleid, bestehend aus asymmetrischen Teilen, am Freitag nach dem Abendbrot und bin am Samstagnachmittag kurz vor 15 Uhr damit fertig geworden. Den Stoff habe ich im Juni dieses Jahres in Flensburg in einem kleinen Laden gekauft: zwei Meter zartgrüner Jersey mit weißen stilisierten Pusteblumen.

 


 

 

 


 

Mit dieser Menge bin ich gerade so hingekommen, weil ich die Nahtzugaben von 1,50 cm auf 1,0 cm und die Saumzugaben von 4 cm auf 3 cm reduziert habe; sonst hätte ich die Schnitteile, von denen nur eins im Stoffbruch zugeschnitten wird, nicht untergebracht. Jedenfalls war das meine These, die ich dann vor Ort sofort revidiert habe, weil mir beim Zuschneiden doch ein Fehler passiert ist. Der bestand darin, dass ich den Stoff doppelt gelegt hatte – auch unnötigerweise bei den Teilen, die nur einmal zugeschnitten werden müssen. Dadurch hatte ich ein vorderes Oberteil und eine vordere Rockbahn doppelt, was mir noch nie passiert ist; und am Ende habe ich diese beiden Reserveteile nicht gebraucht, denn beim Nähen ist alles glattgegangen. Sämtliche Falten laufen bei mir übrigens in dieselbe Richtung, und nicht, wie auf dem Schnittbogen eingezeichnet, beim Oberteil voneinander weg. Die meiste Zeit hat übrigens nicht das Nähen beansprucht, sondern das akkurate Abstecken der acht Abnäher (2 an der hinteren Rockbahn, 4 am Oberteil und 2 an den Ärmeln) und die insgesamt vier Falten am Oberteil und der vorderen Rockbahn. Nichts sieht nämlich bescheidener aus, als Fäden, die vom Vorderteil herabhängen oder daraus hervorschauen; also ziehe ich sie von Hand auf die Rückseite, und das bedeutet Einfädeln in ein viel zu kleines Öhr. Queen of Einfädling werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr. ~~~~ Musiktip – link zu youtube : „40 shades of green“ von Johnny Cash

Bevor es mit der Hose weiterging, brauchte ich dringend eine längere Pause im Freien. Mitkommen wollte niemand, und so zog ich alleine los, um den sonnigen Nachmittag bei einer Kugel Erdnußeis zu genießen, dazu noch ein Spaziergang den Main runter und auf der anderen Seite wieder rauf, während ich meine auf dem Handy gespeicherte musikalische Neuerwerbung von 1992 hörte – da waren die Menschenmassen auf der Alten Mainbrücke fast schon wieder erträglich, auch wenn es einer der Straßenmusiker mit seinem Verstärker ordentlich krachen ließ. Weintrinken auf der Brücke unter Dauerbeschallung möchte ich dann doch lieber nicht, wenn das bedeutet, dass ich mich in eine lange Schlange vor dem Weinlokal einreihen muss. ~~~~ Musiktip : „Frische Luft“ von Wincent Weiss

 


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A propos „Einreihen“: Einreihen musste ich diesmal nichts, aber dafür Heften wie ein Meister, und zwar bei der Jogginghose mit Taschen in Hüfthöhe, die mit Reißverschlüssen geöffnet und verschlossen werden können. Verwendet habe ich aber keinen Sweatshirtstoff, sondern einen dunkelblauen Baumwollsatin mit eingewebtem Rautenmuster, den ich bei der zweiten Bielefelder AnNäherung in Verl gekauft hatte und der ausfärbt wie Sau. Von wegen Blau steht jeder Frau. Meine Hände sahen aus wie nach dem erkennungsdienstlichen Abnehmen der Fingerabdrücke.

Ob ich den gutgemeinten Rat von einer anderen Mitstreiterin, die Hose gar nicht erst anzuziehen, beherzige, weiß ich noch nicht. Falls nochmaliges Waschen unter Einsatz von Farbfangtüchern nicht hilft, dieses Problem aus der Welt zu schaffen, habe ich halt das teuerste Probemodell meines Lebens angefertigt.

Die Hose hatte ich schon für ein anderes Nähtreffen im Februar 2018 vorbereitet und zusammen mit dem restlichen Material (Ösen, Kordel, Gummiband) mit an die Ostsee geschleppt, dann aber dort doch nicht genäht. Nun bekam sie eine zweite Chance, wurde aber wieder nicht fertig, da ich mir für das Heften der Teile, die beim Zusammennähen der Hosenbeine nicht verrutschen sollen, viel Zeit nahm und damit erst kurz vor dem Mittagessen abschließen konnte. ~~~~ Musiktip : „Blueprint of my lover“ von den Rainbirds

 


 


 

this is the end : der gelungene Abschluss

 

Nach dem schnell inhalierten Mittagessen gab es den krönenden Abschluss, bei dem jede das vorführte, was sie in der kurzen Zeit genäht hatte. Das sogenannte Defilée wurde in Themen untergliedert, also zuerst die Kleider, dann die Röcke, dann die Hosen, usw. – ich war so frei, mich in meinem Kleid zu präsentieren und dann die Clownshose des Grauens mit Hilfe eines Handtuchs hochzuhalten, damit sie jeder sehen konnte, ich aber keine blauen Finger bekam. Ich mag zwar Wiederholungen, aber zwanzigmaliges Händewaschen gehört nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.


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Zu den Kleidungsstücken der anderen, die mir am besten gefielen, gehören eine schwarze Hose mit Bindegürtel nach einem russischen Schnitt, ein Kleid mit Flamingoprint und eine Jacke aus Doubleface (von außen dunkelblau – von innen braun mit Pepitamuster) mit Bindegürtel. Ich habe mit Absicht keine Namen genannt – doch wer sich wiedererkennt, darf sich gerne bei mir melden und „hier“ schreien. ~~~~ Musiktip : „Das Model“ von Kraftwerk

 

Vor- und Nachteile des Bahnfahrens.

 

Für Hin- und Rückreise im ICE habe ich für Fahrkarten der 1. Klasse im Großraumwagen 127,50 Euro bezahlt. Darin enthalten sind die Kosten für die Platzreservierung von 6,90 Euro pro Fahrt. Wenn der Preisunterschied zwischen zweiter und erster Klasse 14 Euro beträgt, lohnt es sich schon, mal über eine Reise in der 1. Klasse nachzudenken. Erstens ist das Plazangebot dort besser, wenn man mehrere kleine Gepäckstücke dabei hat, und zweitens bekommt man Speis und Trank an den Platz gebracht. Wider Erwarten war der Kaffee im Porzellanbecher sogar stark und genießbar.

Natürlich kann es immer passieren, dass bei einem Zug plötzlich die Wagen ganz anders aneinadergereiht werden und man in seinen Wagen von einem anderen Gleisabschnitt aus einsteigen darf, wenn man nicht durch den halben Zug pilgern möchte. Blöd wird’s nur dann, wenn der Zug auch noch von einem anderen Gleis abfährt und der Zustieg in den Wagen trotzdem von einem Abschnitt irgendwo in der Mitte des Gleises erfolgen soll.

Das ist mir auf der Rückreise zum Glück nicht passiert, aber 30 Minuten Verspätung sind trotzdem kein Spaß, genauso wenig wie Sauna to go in der zweiten Klasse und Gefriertruhe in der ersten. Wenigstens wusste ich dann wieder, wieso ich die einzige war, die nur im T-Shirt eingestiegen war, während alle anderen Passagiere sich in warme Jacken gehüllt hatten. Zum Glück hatte ich sie schnell aus dem Trolley gezogen. ~~~~ Musiktip : „Deutsche Bahn“ von den Wise Guys.

 


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Trotz der ein oder anderen kleinen Panne war’s ein schönes Wochenende, und ich bedanke mich ganz herzlich bei der Organisatorin dafür – sowie bei allen anderen, ohne die das Treffen kaum so viel Spaß gemacht hätte.

 

 

Media Monday # 379: neue Serien, Serienhelden, außergewöhnliche Episoden und mehr …

 


 

Schon blöd, wenn der ICE ewig auf sich warten lässt und man im Großraumabteil in der 1. Klasse tiefgekühlt wird, während sich die Passagiere in der 2. Klasse über tropische Temperaturen freuen dürfen. Wenn sich dann noch irgendeine Pappnase mit dem Tablet einen Ballerfilm ohne Kopfhörer und in voller Lautstärke anschaut, dann muss ich an den Song „Sänk juh for träwelling wiss Deutsche Bahn“ von den Wise Guys denken.

Angekommen bin ich dann irgendwann nach 18 Uhr – um diese Zeit erscheinen dann immer auf Wulfs Blog medienjournal sieben neue Lückentexte zum Ausfüllen. Der Media Monday ist mein persönliches sonntägliches Highlight; diesmal hier.

 

Media Monday # 379

 

1. Von all den Serien-Neustarts bin ich am meisten auf „Babylon Berlin“ gespannt. In der ARD war der Auftakt mit Folge 1-3 für Sonntag, den 30.09. geplant – die Folgen 4-6 gibt es dann am kommenden Donnerstag, und ab 11.10.18 laufen dann weitere Doppelfolgen ab 20:15 Uhr.

 

2. Die Einstiegshürde, sich einer bereits seit Jahren laufenden Serie zu widmen, konnte ich im Fall von „Sons of Anarchy“ dank eines Geschenkgutscheins für einen Elektronikmarkt überwinden – außerdem hat unsere Stadtbücherei viele ältere Serien zum Ausleihen im Sortiment. Da finde ich meistens etwas passendes, zum Beispiel „Breaking Bad“, „Orange is the new Black“ oder „White Collar“.

 

3. „Breaking Bad“ habe ich ja erst lange Zeit nach dem eigentlichen Hype für mich entdeckt, denn ein Kollege hat mir die Serie empfohlen.

 

4. In sich abgeschlossene Miniserien entdecke ich öfters auf BBC One und finde sie oft sehr sehenswert. Beispiele: „The Escape Artist“ (Der Anwalt des Teufels) mit David Tennant, „Apple Tree Yard“ (Nachdem ich ihm begegnet bin) mit Emily Watson, „And then there were none“ (Und dann gab es keines mehr) mit Aidan Turner und „A very English scandal“ mit Hugh Grant.

 

5. „Vincent and the Doctor“ aus der fünften Doctor-Who-Staffel mit Matt Smith und Karen Gillan ist wohl eine der ungewöhnlichsten TV-Episoden aller Zeiten, denn die Handlung fokussiert sich auf eines von van Goghs Gemälden, den Dämonen, mit denen der Maler zu kämpfen hat und dem Versuch Amys, ihm Hoffnung zu geben. Bei dieser Folge habe ich – so oft ich sie gesehen habe – jedesmal Rotz und Wasser geheult, und ich merke beim Schreiben wieder, auf welche emotionale Achterbahnfahrt mich diese Episode jedesmal mitnimmt.

 

6. Eine meiner liebsten Serienfiguren ist für mich Data aus „Star Trek – The next generation“, gleich nach dem holografischen Doktor aus „Star Trek – Voyager“. Aber es gibt ja so viele Serien, da fällt es mir schwer, die mir liebste Figur zu bestimmen – die beiden Star-Trek-Charaktere haben es nur deshalb in diesen Lückentext geschafft, weil ich die beiden DVD-Boxen in Sichtweite stehen habe.

 

7. Zuletzt habe ich ein Nähwochenende von Freitag nachmittag bis Sonntagmittag in Würzburg zusammen mit 30 anderen Hobbyschneiderinnen verbracht und das war für mich schon fast wie ein großes Familientreffen, weil ich einige schon seit Jahren kenne. Manche Hobbys verbinden eben mehr, als man denkt.

12 Colours of handmade fashion – rosa : endlich das passende Kleid zum Schuh

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Rosa ist eine Farbe, die man selten in meinem Kleiderschrank antrifft, sieht man mal von dem ab, was geschah, als mir versehentlich ein roter Waschhandschuh zwischen die 60°C-Wäsche geraten war… kaum zu glauben, dass ich als Teenager mal eine schwarz-rosa Phase hatte. Genug der Vorrede, denn genau um diese Farbe ging es bei tweedandgreet im Monat März.

 

Dank des Tauschtischs auf der AnNäherung Süd in Würzburg gelangte nicht nur ein Burda-Heft, sondern auch eine große Bahn eines bi-elastischen Jerseys in meinen Besitz, der in folgenden Farben geringelt ist: weiß, grau, schwarz, khaki oder oliv? – und rosa. In dem Heft aus dem April 2014 fand ich dannn auch das Kleid, das ich schon lange einmal nähen wollte: ein asymmetrisches Schlauchkleid mit verschieden geformten und in unterschiedlicher Höhe und Weise eingenähten Ärmeln (Modell 112), von dem ich überzeugt war, dass man das unmöglich so anziehen könne; schließlich sind Fotos für mich nicht gerade aussagekräftig, weil doch oft irgendeiner mit irgendwelchen Tricks arbeitet… In irgendeinem Blog hatte ich aber von den Erfahrungen mit diesem Modell gelesen, und diese waren dort ziemlich positiv ausgefallen. Das Kleid auf dem Foto ist aus Cloqué genäht worden, aber warum nicht mal einen anderen elastischen Stoff verwenden.

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Um es kurz zu machen: So, wie die Ärmel in dem Oberteil sitzen, sieht es zwar sehr merkwürdig aus, aber das Kleid trägt sich überraschend gut und sieht gar nicht mal so übel aus – sogar zu meinen Schuhen, die ich meistens zu Hosen trage, passt das Kleid ganz ausgezeichnet, weil sich deren Farbe in einem Teil der Streifen wiederfindet. Nur der große Kragen, den ich nach Belieben immer wieder neu drapieren kann, ist für mich noch etwas gewöhnungsbedürftig. Einzig er wird mit einer französischen Naht geschlossen, was für mich ebenfalls eine Premiere war.

112 an der Puppe

Die Asymmetirie des Kleides zeigt sich im Schnitt, der im Prinzip aus zwei Teilen besteht: ein einzelnes Teil für die Vorder- und Rückseite, das im Stoffbruch zugeschnitten wird – und ein Ärmel (der wiederum wurde von mir später nochmal „zerlegt“, indem ich die in die Schulterkugel gehörende Rundung abgeschnitten habe – denn der linke Ärmel, der ein ganzes Stück tiefer eingesetzt werden soll, ist am oberen Rand ziemlich gerade und nicht gerundet).

 

Während der rechte Ärmel wie üblich eingsetzt wird, muss man das im Stoffbruch liegende Teil im 90°-Winkel zum Fadenlauf einschneiden und den kürzeren Ärmel in dieses so entstandene Loch der kürzere Ärmel einnähen. Hinzu kommt noch eine Raffung in Hüfthöhe auf der rechten Seite – et voilà: Fertig ist das stylische Nachthemd, äh, Kleid, das ich ohne Gürtel getragen habe – im Gegensatz zu der Dame auf dem Foto.

 

 

 

 

 

 

 

AnNäherung 2017 inWürzburg

 


Bei dem zum dritten Mal stattfindenden von Alexandra organisierten Nähwochenende in Würzburg – AnNäherung Süd genannt – war ich dieses Jahr zum zweiten Mal dabei; letztes Jahr musste ich aus familiären Gründen in letzter Sekunde absagen. Da ich mich aber noch sehr gut an die rar gesäten Parkmöglichkeiten erinnern konnte, bin ich mit dem Zug angereist und konnte deshalb nur wenig Gepäck mitnehmen: Nähmaschine, Handtasche und Rollkoffer, angefüllt mit dem absoluten Minimum (zugeschnittene Teile, Kleidung für zwei Tage und Kulturbeutel) – mehr geht einfach nicht. Was aber völlig in Ordnung ist, wenn man vorhat, nur ein Teil zu nähen und zwischendurch auch noch etwas von der Stadt sehen will.



Beim letzten Mal war ich nämlich fast nur in der Jugendherberge gewesen – das wollte ich diesmal anders haben. Das Tolle an der AnNäherung ist nämlich, dass man unter all den netten Teilnehmerinnen immer Gleichgesinnte findet; in diesem Fall zum Bummeln nach dem Mittagessen am Samstag, weil das schöne Wetter zum einen zu verlockend war und weil ich zum andern unter einer kurzzeitigen Flaute litt. Stolz wie Bolle hatte ich nämlich die Seitennähte meines Kleides in einem Rutsch durchgenäht und mich gefreut, dass ich diesmal am Saum keinen Versatz hatte… um festzustellen, dass ich ja eigentlich noch Taschen einnähen wollte. Fail!

Trotzdem nähte ich erst einmal die Ärmel ein, damit ich am angezogenen Modell die Stelle, an der die Taschen sitzen sollte, besser ermitteln konnte. Wie schnell ist es mir nämlich schon z.B. bei einem Rock passiert, dass ich sie viel zu weit unten in der Seitennaht plaziert hatte. Ein Fehler kommt aber selten allein, und so war der nächste Schuldige ein falsch herum eingesetzter Taschenbeutel, bei dem die Spitze anstatt der Rundung nach unten zeigte. Ja, es stimmt schon: in solchen Momenten ist der Nahttrenner der kleine Held der Stunde. Dieser hatte dann zum dritten und letzten Mal seinen Einsatz, als ich bei den Ärmeln nicht auf die Naht der angenähten Ärmelrüsche geachtet hatte. Die soll im Idealfall auf die Seitennaht treffen; nun aber prangte sie gut sichtbar auf dem Oberarm. Dennoch war ich am Samstagabend nach dem Säumen von Hand mit meinem Kleid so früh fertig, dass ich noch einen Bindegürtel nähte.

The result is:

MMM Blau 01

Der Rest des Abends war dann nur noch zum Quatschen, Stricken und Weintrinken da, und während am Sonntagmorgen noch fleißig bis zum Mittagessen weitergenäht wurde, ließ ich mir ausgiebig Zeit und trank noch einen Kaffee mehr. Fotosession mit Frau H aus E vor der Jugendherberge inclusive. Genäht habe ich übrigens einen Mix aus zwei Kleidern der burdastyle 2/2014: Vorder- und Rückenteil von Kleid Nr. 113 (wie hier) …

02-streifenkleid-grau

… die Ärmel von Kleid Nr. 112 (klick the link) – der Gürtel ist eine Zugabe von mir und war von Burda nicht vorgesehen, frei nach dem Motto „was nicht passt, wird passend gemacht“.

Passend gemacht wurde an diesem tollen Wochenende so einiges, und es entstanden viele schöne Kleidungsstücke, angefangen bei Kleidern und Röcken, über Hosen, einem Pyjama und Mänteln bis hin zu einem atemberaubend schönen Abendkleid für eine demnächst anstehende Hochzeit.

Berichte dazu findet ihr hier, bei mamamachtsachen.

12 Colours of Handmade Fashion : Blau im Juni – die Zweite!

 

Bei den 12 Colours of Handmade Fashion auf dem Blog von Tweedandgreet gibt es jeden Monat eine neue Farbe zu bewundern. Im Juni war es die Farbe Blau.


 

Blau ist eine Farbe, die man häufig in meinem Kleiderschrank findet – mal als Solist, mal als Teil eines Musters. Nachdem ich wochenlang an der „Origami“-Weste gestrickt hatte, wollte ich endlich wieder einmal etwas nähen und hatte mich für die AnNäherung Süd angemeldet – ein Nähtreffen in der Jugendherberge in Würzburg, das bereits zum dritten Mal stattfand, und zwar vom 13. bis 15. Oktober. Mitgebracht hatte ich einen blauen Stoff (50% Wolle & 50% Leinen), den ich auf dem Mittelaltermarkt beim Hayner Burgfest gekauft hatte. Daraus wurde ein Kleid, das ich für mich bereits zweimal und einmal für meine Schwester genäht habe; und jedes Mal aus einem anderen Stoff:

Modell 1 für mich – aus grauem Möbelstoff,

Modell 2 für meine Schwester – aus grüngrundigem Waxprint,

Modell 3 für mich – aus blauem Baumwollstoff, nach einem Motiv von Stella Jean.

 

 

Modell 4 hat zwar immer noch das bewährte Vorder- und Rückenteil, aber zur Abwechslung mal andere Ärmel bekommen, und zwar kurze, deren Saum von einer glockig fallenden Rüsche geschmückt wird, wie man sie momentan an vielen Kleidungsstücken sieht, und zwar so – im Prinzip unterscheiden sich die Kleider wirklich nur durch die Ärmel, und selbst die sind eine Kurzversion des zuerst von mir genähten Kleides, nur mit einem zusätzlichen Volant dran.


 


 

Weil es draußen in den Morgenstunden doch ein wenig frisch war, habe ich die Origami-Weste drübergezogen und festgestellt, dass sich beide Teile durchaus ergänzen, auch wenn der Eindruck entstehen könnte, dass sich die beiden Blautöne beißen.

 

 

Unsortierte Gedanken : MMM meets AnNäherung

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Schon seit langem ist für mich der Mittwoch etwas besonderes, denn er ist die Chance für mich, Selbstgenähtes einem größeren Kreis zu zeigen, wenn mir danach ist. Manchmal ist es ein Klassiker, der sich für mich schon ausgiebig bewährt hat; manchmal aber auch Brandneues, das ich noch nie getragen habe – je nach Lust und Laune. Schon morgens nach der ersten Tasse Kaffee sitze ich dann vor meinem Laptop und verpasse dem Beitrag, der sich um mein selbstgemachtes Kleidungsstück dreht, den letzten Schliff und fiebere dem Moment entgegen, in dem der Startschuss zum Verlinken auf memademittwoch fällt. Dieser Moment birgt für mich immer wieder eine gewisse Aufregung in sich, und mindestens genauso gespannt wie ich auf das Hochladen meines Beitrags dort, bin ich auf die anderen Beiträge, unter denen ich den ein oder anderen interessanten neuen Blog entdecke. Leider macht es mir die Fülle der Beiträge unmöglich, sie alle zu lesen, geschweige denn zu kommentieren – und das tut mir leid, denn jede/r hat Zeit, Mühe und Liebe investiert und hätte gerne ein wertschätzendes Feedback, freue ich mich doch auch immer über kurze Kommentare, selbst wenn sie auf den ersten Blick nicht immer schmeichelhaft formuliert sind. Aufregend aber ist es allemal, eine Reaktion hervorzukitzeln, das liebe ich so am Bloggen.

Genauso aufregend war für mich, in das Podcast Special 2 zur AnNäherung Bielefeld von nahtzugabe 5cm reinzuhören, das aus dreizehn Einzelinterviews besteht, die Chrissy von Chrissys Nähkästchen während dieses unvergeßlichen Wochendendes mit zwölf Teilnehmerinnen und mir geführt hat. Es ist eine Sache, sich bei einem Interview halbwegs eloquent auszudrücken und dabei mehr oder weniger ruhig und gelassen zu bleiben und wieder eine ganz andere, sich das Ergebnis mit eigenen Ohren anzuhören. Ich kann mich noch gut an eine Situation vor vielen Jahren erinnern, als ich just for fun am Zweiten Weihnachtsfeiertag beim Hessischen Rundfunk angerufen und eine Frage, die der Moderator zu den Feiertagsaktivitäten der hr-Hörer hatte, so zu beantworten, dass einem beim Hören nicht sofort die Füße einschlafen. Meine über den Äther gehende Stimme hörte sich in meinen Ohren an wie Mickymaus auf der Flucht im Hamsterrad – einfach viel zu hoch und schmerzhaft schrill… welcome to the Verona-Feldbusch-Contest.

Deshalb habe ich mich im Gespräch mit Chrissy auch sehr bemüht, langsam und mit tieferer Stimme als sonst zu sprechen und dabei keine störenden Geräusche zu verursachen. An der Kleidung zu nesteln oder mit den Händen durchs Haar zu fahren, wird nämlich sehr wohl vom Mikrofon mit aufgenommen und kann jede Aufnahme verhunzen; zum Glück kann ich sagen, dass mir diese Vermeidungstaktik gelungen ist. Dennoch war es irritierend, festzustellen, wie fremd sich meine Stimme anhört. Als würde nicht ich, sondern eine andere Person antworten, die seltsam abgehackt und emotionsarm spricht, (obwohl die Tonlage okay ist), dabei hatten wir doch scheinbar alle Zeit der Welt, und niemand hetzte mich. Vielleicht war auch schon eine Erkältung im Anflug, denn schon am Freitagabend hatte ich das Gefühl, komplett neben mir zu stehen; dabei hatte ich mich so auf das lange Nähwochenende gefreut… und jetzt fehlte mir jeglicher Antrieb. Trotzdem – auch wenn es vielleicht nicht so rüberkam: Es war ein sehr schönes Wochenende, und das Interview mit Chrissy hat mir großen Spaß gemacht. Vielen Dank für diese außergewöhnlichen Momente.

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# 12 letters of handmade fashion : Januar

Bei der letzten AnNäherung hatte ich mit dem Nähen eines Kleides begonnen, das für den diesjährigen Dressmakers Ball bestimmt ist, aber auch hervorragend in das Projekt „12 letters of handmade fashion“ passen würde: An jedem Monatsersten wird bei den Bloggerinnen, die dieses Projekt ins Leben gerufen haben, ein Buchstabe ausgelost, zu dem diejenigen, die daran teilnehmen möchten, bis zum 27. desselben Monats etwas Selbstgemachtes präsentieren sollen. Das kann gestrickt, gehäkelt, genäht, oder was auch immer sein, aber es sollte unbedingt selbstgemacht sein. Gezogen wurde auf dem Blog von tweedandgreet der Buchstabe

                             W

Wie sich schon zu meiner Bestürzung während des AnNäherungswochenendes abgezeichnet hat, wurde das Kleid nicht fertig bzw. es ist zu einer Baustelle mutiert, die bis zum Ball behoben sein muss, denn es ist zu eng geworden. Das bedeutet, ich muss mich nochmal an die Seitennähte machen, denn was gibt es schöneres als das erneute Auftrennen? Ha ha, es sei denn, ich nehme bis zum Ball ein paar Pfündchen ab – aber brauche ich wirklich noch ein Kleid, für das ich abnehmen muss? Die Antwort lautet: Nein! Denn was nicht passt, wird passend gemacht.

Das schaffe ich aber nicht bis zum kommenden Mittwoch, weil ich in den nächsten Tagen selten vor 19 Uhr nach Hause komme, und ob ich dann noch große Lust zum Auftrennen und Neunähen verspüre…. wohl kaum. Und deshalb gibt’s von mir im Rahmen von 12 letters of handmade fashion nicht nur das unvollendete Corpus Delicti, das Wallis-Simpson-Wedding-Dress aus grünem Satin, präsentiert an der Puppe …

sondern auch ein Double Feature, bestehend aus Wollpullover und Wollfilzkappe. Den Pulli habe ich vor einiger Zeit selbst gestrickt, die Kappe ist mein Erstlingswerk im Nassfilzen.

 

 

W 04

 

Nun hoffe ich, dass beide Objekte noch zu der Aktion passen, denn beide sind schon seit längerem Bestandteil meiner winterlichen Garderobe, bestens bewährt bei Eis und Schnee; und freue mich darauf, die anderen W’s von denen bewundern zu können, die außer mir ebenfalls dabei sind.