Wenn ich mich so durch die Fernsehlandschaft zappe, könnte ich doch glatt auf den Gedanken kommen, dass außer Ärzten, Polizisten und Kriminalkommissaren nichts anderes in der Berufswelt Platz hat. Deswegen habe ich die letzten beiden Sparten auch komplett weggelassen.
Ermittelt habe ich für Gina und ihre 5 Besten am Donnerstag ganz woanders – sowohl was den Berufszweig angeht, als auch geografisch. Starten wir heute komplett in Europa durch, und zwar in alphabetischer Reihenfolge:
Call the midwife: Hebammen und Nonnen, in den vergangenen Jahren habe ich sie auf ihrem Weg durch die Jahrzehnte, angefangen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bei ihren Erlebnissen im ärmsten Viertel Londons begleitet. Habe geschichtliche Ereignisse sowie auch Entwicklungen in der Medizin an mir vorbeiziehen lassen. Leider habe ich irgendwann den Faden verloren und die letzten Staffeln ebenfalls an mir vorbei ziehen lassen. Zur Zeit befinden sich die streitbaren Damen im Jahr 1968 und mittendrin in der 12. Staffel seit 2001, von der ich – wenn ich richtig mitgezählt habe – gerade noch die letzten Folgen mitbekommen werde.
Die Fallers: Landwirte und ihr Alltag. Bereits seit 1994 flimmern die 30minütigen Folgen um Familie Faller und ihren Hof am Rande der frei erfundenen und anscheinend ebenso coronafreien Schwarzwälder Gemeinde Schönwald. Förster, Tierarzt, Wirtshausbesitzerin, den Landfrauenverein, die Feuerwehrmänner und -frauen… es gibt hier nichts, was es hier nicht gibt – selbst den neureichen Schnösel, der gerne die Leute über den Tisch zieht und sich Hoffnungen auf die Sägemühle macht.
Die Leute vom Domplatz: Wer sich an diese 13teilige Serie aus dem Jahr 1979 noch erinnern kann, muss in meinem Alter sein. Mich hat das geschäftige Treiben auf einer Dombaustelle des Spätmittelalters brennend interessiert, da wir in Geschichte eine sehr engagierte Lehrerin hatten, die versuchte, uns bestimmte Themen nahezubringen und uns das Monatsblättchen „Geschichte mit Pfiff“ ans Herz legte. Die Zeitschrift erschien übrigens ebenfalls 1979 und gibt es anscheinend auch heute noch mit leicht verändertem Namen. Bis heute jedoch hat sich die Faszination für Bauwerke und wie man sie früher schuf bei mir gehalten – und nicht umsonst zählt „Die Säulen der Erde“ mit zu den von mir mit Begeisterung verschlungener Romane.
Girl friends – Freundschaft mit Herz: Und jetzt zu einer anderen Baustelle, die 1995 in Hamburg in einem vornehmen Hotel errichtet wurde, besser gesagt dem Schreibpool – wenn ich der Wikipedia-Seite Glauben schenken darf, diente der Film „Working Girl“ mit Melanie Griffiths, Sigourney Weaver und Harrison Ford als Inspirationsquelle, wenn auch nur in wenigen und weit entfernten Zügen. Dennoch dreht sich hier die gesamte Handlung nicht nur um die Arbeit in einem Hotel, sondern auch um Freundschaft und Intrigen. Wer irgendwo als Neuling zu einem eingespielten Team stößt, dürfte sich angesprochen fühlen. Ein Spin-Off mit dem Titel „Hotel Elfie“ verlief allerdings nach der ersten Staffel im Sande.
The IT-Crowd: Und nun zum Schluss zurück ins Vereinigte Königreich, in eine Zeit, als der Brexit noch nicht mal ein Gedanke war. Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit, unter deren Ausschluss übrigens auch zwei Chaoten knapp 23 Minuten pro Folge lang im Keller der obskuren und frei erfundenen Firma Reynholm Industries vor sich hin werkeln. Dabei stiften sie Verwirrung auf allen Ebenen und glänzen durch absurde Einfälle. Vervollständigt wird das „nerdige“ Team aus dem sozial fremdelnden Moss und dem arbeitsscheuen Roy, der gerne mal das klingelnde Telefon ignoriert, durch Jen. Ihre neue Vorgesetzte hat allerdings von IT oder Computern so überhaupt keine Ahnung, aber sehr viel davon, wie man sich in einen Job hinein mogelt. Dadurch wird sie öfters zur Zielscheibe ihrer beiden Kollegen und fällt stets auf Scherze wie „gib niemals Google in Google ein – du zerstörst das Internet“ (never type Google into Google, you might break the internet) rein.
So, das war’s mit den fünf Besten. Nicht unerwähnt lassen möchte ich noch die von September 1989 bis Dezember 1990 im Fernsehen gelaufene britische Serie „Capital City“, die sich um eine Gruppe von Londoner Investmentbankern drehte und in der Jason Isaacs mitspielte. Auch wenn diese durch interessante Themen glänzte und nicht alle Beteiligten wie Nachfahren von Gordon Gekko oder dem Wolf of Wall Street wirkten, hatte sie keinen Einfluss auf meine Berufswahl, da ich zu diesem Zeitpunkt bereits eine Anstellung in einer Frankfurter Bank hatte.