# 12 letters of handmade fashion : Januar

Bei der letzten AnNäherung hatte ich mit dem Nähen eines Kleides begonnen, das für den diesjährigen Dressmakers Ball bestimmt ist, aber auch hervorragend in das Projekt „12 letters of handmade fashion“ passen würde: An jedem Monatsersten wird bei den Bloggerinnen, die dieses Projekt ins Leben gerufen haben, ein Buchstabe ausgelost, zu dem diejenigen, die daran teilnehmen möchten, bis zum 27. desselben Monats etwas Selbstgemachtes präsentieren sollen. Das kann gestrickt, gehäkelt, genäht, oder was auch immer sein, aber es sollte unbedingt selbstgemacht sein. Gezogen wurde auf dem Blog von tweedandgreet der Buchstabe

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Wie sich schon zu meiner Bestürzung während des AnNäherungswochenendes abgezeichnet hat, wurde das Kleid nicht fertig bzw. es ist zu einer Baustelle mutiert, die bis zum Ball behoben sein muss, denn es ist zu eng geworden. Das bedeutet, ich muss mich nochmal an die Seitennähte machen, denn was gibt es schöneres als das erneute Auftrennen? Ha ha, es sei denn, ich nehme bis zum Ball ein paar Pfündchen ab – aber brauche ich wirklich noch ein Kleid, für das ich abnehmen muss? Die Antwort lautet: Nein! Denn was nicht passt, wird passend gemacht.

Das schaffe ich aber nicht bis zum kommenden Mittwoch, weil ich in den nächsten Tagen selten vor 19 Uhr nach Hause komme, und ob ich dann noch große Lust zum Auftrennen und Neunähen verspüre…. wohl kaum. Und deshalb gibt’s von mir im Rahmen von 12 letters of handmade fashion nicht nur das unvollendete Corpus Delicti, das Wallis-Simpson-Wedding-Dress aus grünem Satin, präsentiert an der Puppe …

sondern auch ein Double Feature, bestehend aus Wollpullover und Wollfilzkappe. Den Pulli habe ich vor einiger Zeit selbst gestrickt, die Kappe ist mein Erstlingswerk im Nassfilzen.

 

 

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Nun hoffe ich, dass beide Objekte noch zu der Aktion passen, denn beide sind schon seit längerem Bestandteil meiner winterlichen Garderobe, bestens bewährt bei Eis und Schnee; und freue mich darauf, die anderen W’s von denen bewundern zu können, die außer mir ebenfalls dabei sind.

Das Jahr 2015… oh, geh‘ ford!

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Jahresrückblicke? „Oh, geh‘ ford!“ würde Heinz Becker sagen, und das Ekel Alfred stünde am Herd, um den Silvesterpunsch aus Rum mit Rum zu veredeln. Hicks! Aber warum nicht mal eine Zusammenfassung aller Projekte des vergangenen Jahres schreiben? Nur, um zu sehen, wie groß mein kreativer Output war… Achtung, Spoiler! : dass daraus nichts werden würde, hätte mir von Anfang an klar sein müssen. Darum gib’s nur einen groben Querschnitt davon

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Januar

Im Januar habe ich ein lang vor mir her geschobenes Projekt verwirklicht, zu dessen Zweck ich mir bereits den Stoff zum vergangenen Weihnachtsfest gegönnt habe: rot-grauer Tartan aus Wolle (oder war’s ein Wollgemisch?) für einen verschlußlosen, klassisch, leicht oversized geschnittenen Mantel (Modell Nr. 104 aus Burda Style 11/2014).

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Den Mantel habe ich dann auf der AnNäherung in Bielefeld genäht bzw. angefangen und danach zu Hause fertiggestellt; und obwohl ich ihn scherzhaft „Lord Crawleys Morgenmantel“ getauft habe, so wurde er einer meiner liebsten und dementsprechend oft getragenen Stücke. Dabei hat sich herausgestellt, dass ich auf ein Futter bequem verzichten kann, weil er in ungefüttertem Zustand beim Gehen nicht aufklafft: die aneinanderhaftenden Wollschichten machen es möglich, und ich weiß nicht, ob das anders wäre, hätte ich ihn gefüttert.

Februar

Februar ist irgendwie ein doofer Monat, finde ich. So kurz, zu nichts habe ich so richtig Lust, und nur selten kann ich mich zu kreativen Tätigkeiten aufraffen. 2012 habe ich das Muster der Lethargie durchbrochen und habe mich auf eine mehrtägige Wanderung entlang eines Teilstücks des Jakobswegs begeben. So sportlich agil war ich dieses Jahr aber nicht. Für mich diente der MMM im Februar nur noch zum Zeigen liebgewonnener Stücke, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben: blauer Tellerrock mit grafischem Muster, gestrickter Pulli in orange aus den 80er Jahren, graues knöchellanges Kleid im Country-Stil aus den 90er Jahren. Also nichts neues, darum auch nicht sonderlich spannend. Kopf und Hände waren anscheinend im Winterruhemodus. Nicht mal genäht für den Dressmaker’s Ball habe ich. Da mein Mann seinen Kilt ausführen wollte, erschien mir ein buntes, auffällig gemustertes oder besonders raffiniert geschnittenenes Abendkleid nicht angemessen; vielmehr wollte ich mit meinem Outfit den Rahmen für seines bilden, und mein Sash (Schärpe aus Tartan, die auf der Schulter getragen wird) sollte auch noch dazu passen.

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Die Lösung für das Problem lag in einem bodenlangen Kleid aus zartblauer Baumwolle, das ich mir 2000 für einen Ball in einem Land bzw. Herrenhaus in Cornwall genäht hatte und das – o Wunder! – auch noch passte (wenn auch noch eben gerade so).

März

Mein kreativer Output im März beschränkte sich anläßlich der Sonnenfinsternis (von der ja wieder mal alle außer mir schon lange vorher gewußt hatten *gnarf*) auf das Basteln eines Sonnenschutzes für unsere Kameras und unsere Augen;

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außerdem war da noch der von mamamachtsachen organisierte Dressmaker’s Ball in Schwerte, der am 5. März 2016 in eine erneute Runde gehen wird. Selbst keine große Tänzernatur, kann ich diese Veranstaltung allen, die mal wieder ihre selbstgemachte festliche Kleidung ausführen möchten, nur allerwärmstens empfehlen und ans Herz legen. Im Gegensatz zu März 2015 gibt es diesmal sogar ein Motto: Birds of Paradise. Also, wenn das nichts ist, dann weiß ich ja auch nicht.

April

Hatte ich beim Ball meine Erfolgserlebnisse in Form einer durchgemachten Nacht, einer frisch erworbenen Highend-Nähmaschine und eines Kleides, in das ich nach 15 Jahren noch hineinpasste, so schnappte im April die Frustfalle zu.

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Frustpunkt Nummer eins war das Nähen eines Probeteils für ein am Ausschnitt kunstvoll in Falten gelegtes Top aus der Zeitschrift „La Maison Victor“, Nummer zwei der Versuch, aus dem restlichen Tartanstoff ein Top zu nähen (ebenfalls aus „La Maison Victor“) und Frustpunkt Nummer drei die Feststellung, dass mir kein einziges meiner Korsetts noch passt. * Heul * – und dabei waren die doch so teuer gewesen.

Mai

Auch im Mai war ich mit dem Nähen eines Probemodells beschäftigt. Diesmal handelte es sich um einen Godetrock, für den ausrangierte Bettwäsche mit Jacquardmuster herhalten musste. In Gedanken hatte ich ihn mit dem im April begonnenen Faltentop kombiniert, die Wirklichkeit zeigte jedoch, dass das keine so gute Idee war. Den Rock hätte ich doch besser mit Bluse oder sportlichem Pulli kombiniert, wenn er denn gepaßt hätte. Ganze fünf Zentimeter fehlten mir am Bund, und so wanderte der Rock auf meiner Prioritätenliste ganz ganz weit nach hinten. Den „Film- und Fernsehserien-Sew Along“ hatte ich gedanklich ohnehin längst abgehakt. Lieber trug ich beim MeMadeMittwoch einen roten Rock, der an Heiligabend noch einmal zum Einsatz kam – im Mai stellte ich dann fest, dass zu dem leuchtenden Rot des Rocks mein blauweißes Top Harley ausgezeichnet passt:

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Aber noch lieber schmiedete ich Pläne für das nächste Ballkleid: angelehnt an das Brautkleid von Wallis Simpson aus dem Jahre 1936, soll es ein kürzeres Modell aus grünem Satin werden. Passt doch bestens zu dem Motto für den Dressmaker’s Ball. Aber noch ist es nicht so weit. Schnitt und Stoff liegen noch unangetastet in einer Kiste. Was ich dagegen konkret in die Tat umsetzen konnte, war die Fertigstellung meines Disclaimers. Etwas Organisation auf dem Blog muss ja schließlich auch mal sein.

Juni

In diesem Monat wurde ich nicht nur mit dem „Kleinen Schwarzen“ fertig, sondern ich versuchte mich an einem Probemodell für eine Bluse aus der Burda – Motto „African Dream“.

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Am Ausschnitt befand sich ein neckisches „Guckloch“, wobei es sich dabei laut Burda eher um einen tropfenförmigen Ausschnitt handelt; und mit diesem „tropfenförmigen Ausschnitt“ sollte ich noch eine Menge „Spaß“ bekommen.

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Achtung, Spoiler: den Rand nach innen umzunähen, war keine Lösung, die sich durch Dauerhaftigkeit auszeichnete. Weder am Probemodell aus unelastischem Stoff, noch am später genähten Modell aus hochwertiger Viskose, die ein hohes Maß an Elastizität bewies.

Juli

Temperaturen wie in der Sahara, da kam dem ein oder anderen gelegentlich das Lied „wann wird’s mal endlich wieder Sommer“ in den Sinn, mit der Textzeile „es war hier wie in Afrika, wer konnte, machte FKK“, und was lag da näher, als das Nähen eines Kleides aus African Waxprint? Der Schnitt dazu stammt aus der Zeitschrift „La Maison Victor“, und heraus kam dabei ein wildgemustertes Kleid, das sich auf einer Hochzeit bewähren sollte, für die mein Mann und ich spontan eingeladen worden waren. Fertig wurde auch die „African Dream“-Bluse, aus einem Stoff, aus dem die Alpträume sind.

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Leider hatte die mörderische Hitze auch ihre Schattenseiten, und wir konnten leider nur einen der aus dem Dach gefallenen Mauersegler retten.

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Der Juli stand auerdem noch im Zeichen des National Blog Posting Month, einem Monat, in dem alle, die dabei mitmachten, jeden Tag zu einem bestimmten Thema 20 Minuten lang einen Text verfassen sollten; dank dieser Aktion habe ich jede Menge interessanter neuer Blogs kennengelernt, die sich mit den unterschiedlichsten Themen beschäftigen.

August

Das einzige, was in diesem brütend heißen Monat in Do-it-Yourself-Manier entstanden ist, war eine selbstgemachte Wespenfalle – und das Abschleifen und Neustreichen einer Holzhütte in Eigenregie.

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Was für ein „Vergnügen“, bei gefühlt 40°C auf dem Vordach zu sitzen und zu spüren, wie unter einem die Dachpappe zu brodeln beginnt, während man mit dem zentnerschweren Schwingschleifer der Fassade am Giebel die alte Farbe ablöst.

September

Nach dem Fiasko mit der „African Dream“-Bluse änderte ich den Ausschnitt in einen U-Boot-Ausschnitt ab.

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Nun sah die Bluse zwar aus wie ein Oversized Shirt, aber dafür war ich den Ärger mit sich auflösenden Säumen ein für alle mal los. Und das beste: Mit ihr hatte ich mein erstes Stück für den von mamamachtsachen organisierten Working-Girl-SewAlong. Kleidung für den Job selber nähen? Da mußte ich einfach mit von der Partie sein.

Oktober

Vom 16. bis 18. Oktober fand in Würzburg die AnNäherung Süd statt. Nur zwei Stunden Fahrt von zu Hause entfernt.

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Und vorgenommen hatte ich, mir ein Etuikleid und einen Bleistiftrock für den Working-Girl-SewAlong. Komplett fertig wurde jedoch nur das Kleid, das ich dann auch bald darauf – und bis zum Ende des Jahres – sehr oft tragen sollte.

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Kurz darauf sollte dann auch der bordeauxrote Bleistiftrock fertig werden.

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Nur war ich dann in punkto Kreativität auch ziemlich fertig, zumal Weihnachten immer näher rückte und der Nähtisch im Keller als Ablagefläche für die Confisierie, die mein Mann noch vor seinem OP-Termin gemacht hatte, dienen musste.

Dezember

Genäht wurde bei uns im letzten Monat des Jahres nichts mehr, aber dafür haben wir einen Teil der Weihnachtsgeschenke selbstgemacht: Pralinen, Marmelade, Likör und diverse Gutscheine.

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Die Operation hat mein Mann übrigens gut überstanden, nur Weihnachten und Silvester fallen dieses Jahr bedeutend ruhiger aus als die Jahre zuvor. Zwar habe ich an Heiligabend gearbeitet, aber diesmal stand wenigstens schon der Baum fix und fertig geschmückt (wurde von uns am Vorabend erledigt), und der Kartoffelsalat stand auch schon zum Verzehr bereit. Alles in allem, war der 24. Dezember ein sehr relaxt ablaufender Tag, und auch am 25. Dezember ging es entspannt weiter; wir besuchten den Bruder meines Mannes und seine Familie, unser Patenkind wollten wir nämlich auch noch beschenken. Malbücher und Buntstifte wurden von dem Fünfjährigen auch gleich mit Begeisterung aus dem Papier befreit, aber dann war die Knete doch viel viel interessanter, und so kam es, dass ich mit dem kleinen Mann zusammen ein buntes Knetmännchen nach dem anderen bastelte.

 

Am 26. Dezember saßen wir in kleiner Runde bei Rotwein und Punsch zusammen; dann telefonierte mein Mann spontan mit einem Freund, und genauso spontan fuhren wir mit dem Taxi zu ihm, wo auch ich endlich einmal das zwei Monate alte Patentöchterchen meines Mannes kennenlernen durfte. So ein süßer Winzling. In angeregter Runde verbrachten wir dann dort die letzten Stunden des zweiten Weihnachtsfeiertags. Ja, dieser Abend war einer von der Sorte, die ich leider nicht allzu oft habe, und ich stelle fest: Puddingkochen mit zehn- und elfjährigen Kindern macht einen Riesenspaß.

Leider muss ich morgen schon wieder arbeiten; eine kurze Arbeitswoche, die vermutlich mit viel Streß und Hektik verbunden sein wird, liegt nun vor mir – da haben mir die vergangenen vier relativ ruhigen Tage sehr gut getan, und ich kann jetzt verstehen, warum für viele Weihnachten die schönste Zeit des Jahres ist.

 

 

Dressmaker’s Ball in Schwerte : „Don’t stop me now“

Erinnerungen sind dazu da, dass man sie auch mit anderen teilen kann, und deshalb möchte ich mir heute die Zeit nehmen, meine Eindrücke vom vergangenen Wochenende niederzuschreiben und mich den anderen anschließen, die beim Dressmaker’s Ball dabei waren, und zwar hier, bei mamamachtsachen, die das Ganze organisiert hat. Dies war die kurze Version.

Wer die längere Variante trotzdem lesen möchte, bitteschön, hier geht es weiter, aber eine Warnung vorab: Ich habe heute keine eigenen Fotos für euch, denn wir haben keine gemacht. Trotzdem wollte ich auf einige Impressionen dann doch nicht verzichten. Sie stammen von Bernd Paulitschke von den Ruhrnachrichten und Philip BechtleMein Dank geht deshalb hier schon mal an die Fotografen und an mamamachtsachen, die diese zauberhafte, von Sponsoren unterstützte Veranstaltung in der Alten Rohrmeisterei in Schwerte organisiert hat.

Andy und Verkäufer Foto: Bernd Paulitschke

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Don’t stop me now, I’m having such a good time, I’m having a ball…“ schien unser Motto, frei nach Freddie Mercury, am 14. März zu lauten, denn wir fuhren zu dem Event für Hobbyschneider und -schneiderinnen, dem Dressmaker’s Ball in Schwerte. Mit rund 200 Kilometer Entfernung von Frankfurt ist das für einen Wochenendausflug mit Übernachtung nicht die Welt, denn in locker zwei Stunden ist man da. Dass wir noch einen Umweg über Krefeld fuhren, steht auf einem anderen Blatt und wird in einem separaten Eintrag Erwähnung finden. Nun aber wieder zurück zum Thema.

Als ich letztes Jahr erfuhr, dass es einen Ball geben würde, auf dem wir unsere selbstgeschneiderten Abend- und Cocktailkleider ausführen könnten, dachte ich mir „ja, wie geil ist das denn?!“ Das wäre ja auch die Gelegenheit für meinen Mann, endlich wieder einmal seinen in Schottland maßgeschneiderten Kilt mit allem, was dazugehört, zu tragen. Und dazu gehört eine ganze Menge, nämlich Hemd, Weste, Jackett, Socken, Schuhe, Sporran (eine mittels Kette am Gürtel befestigte Tasche zum Verstauen lebenswichtiger Utensilien) und Schmuck. Da war mir auch klar, dass mein Abendkleid eine Nummer schlichter ausfallen würde als ursprünglich im Rahmen von Nix für Lemminge geplant. Ich weiß nämlich von Bällen, auf denen ausschließlich schottisch getanzt wird, dass die Dame ein besonders Accessoire trägt, das auf den Kilt ihres Partners abgestimmt ist, den Sash – eine Art Schal, der auf der Schulter mit einer Brosche befestigt wird.Mein Sash war in unserem Fall aus dem gleichen Stoff wie der meines Mannes hergestellt worden. Dass da ein besonders glamouröses Abendkleid nicht der richtige Rahmen war, brachte mich auf die Idee, mein im Jahr 2000 genähtes pastellblaues, fast schon weißes Kleid mit Corsage und bodenlangem, weitgeschnittenen Rock zu tragen.

wir    Foto: Bernd Paulitschke

Das hatte ich für einen Ball in Cornwall, genäht, und es passte sogar noch. Also der passende Rahmen für den Sash und für den Mann im Kilt. So weit die Vorgeschichte. Um viertel vor acht brachen wir auf und erreichten kurz nach halb elf unser erstes Ziel, das Geschäft „Fashion for Designers“ in Krefeld, wo wir Stoffe kaufen durften – danach ging es weiter nach Schwerte, das noch knapp 80 Kilometer entfernt liegt. Nicht viel, aber der Ruhrschnellweg durch Essen hat uns echt Nerven und knurrende Mägen gekostet. Aber dann fanden wir doch noch ein Restaurant, in dem wir unseren Hunger mit lecker Pizza, Pasta & Vino Rosso bekämpfen konnten und legten uns im Hotel zwei Stündchen aufs Ohr, nachdem wir entsetzt festgestellt hatten, dass wir die extra zum Kilt gekauften Schuhe nicht dabei hatten und mein Mann nun leider gezwungen war, die Schuhe anzuziehen, die er schon den ganzen Tag angehabt hatte. Nochmal nach Hause zu fahren, kam nicht in Frage, denn das wären nochmal vier Stunden Autobahn im übermüdeten Zustand gewesen. Also bissen wir in den sauren Apfel und hofften, dass niemand den Fauxpas bemerken würde.

Das Schuhdilemma war jedoch bei der Ankunft in Windeseile vergessen. Zum einen lag das an der stilvollen und trotzdem nicht steifen Atmosphäre mit Deckenleuchtern aus Kristall und den liebevoll eingedeckten und geschmückten Tischen und zum andern an der herzlichen Begrüßung durch die bereits anwesenden Gäste. Und nun an dieser Stelle noch schnell meinen Dank an exclamation point und ihre Freundin (die dekoriert haben) und ellamara (die unsere Namen von der Gästeliste abhakten).

Wie ich bei mamamachtsachen las, fremdelte niemand – ein Eindruck, den ich aus vollem Herzen teilen kann; es war zwar schön, schon bekannte Gesichter wiederzusehen, aber dank der wohltuend entspannten und herzlichen Stimmung konnten wir recht schnell und leicht ins Gespräch mit bis dahin noch völlig fremden Menschen zu kommen; und es war für mich, als ob wir uns schon immer gekannt hätten. Kontakte zu knüpfen, war auf einmal das einfachste und natürlichste von der Welt. Ich stelle fest, ich bin immer noch ganz hingerissen.

Und es waren so schöne Roben dabei. Besonders ins Auge stachen mir ein weinrotes bodenlanges Kleid (ein Vogue-Schnitt) mit vorne überkreuzten Trägern und einem sensationellen Rückendecolleté, ein Hosenanzug für die Dame mit Federepauletten, ein Kleid mit grüner Schnürcorsage und gelbem Tüllrock und ein viktorianisches türkises Ensemble, dessen Trägerin ganz stilecht einen Fascinator im Haar trug. Einfach genial. Und jedes Outfit war einzigartig. Repekt! Kleidung auf Fotos in Blogs zu bewundern, ist eben doch etwas anderes, als sie in echt zu erleben. Die Farben, das Rascheln, der Glanz… Es geht doch eben nichts über das Live-Erlebnis.

quartett Foto: Bernd Paulitschke

Pailletten  Foto: Philip Bechtle

db_bernina_einweisung Foto: Philip Bechtle

Schade nur, dass ich weder groß zum Essen noch zum Tanzen kam. Was zum einen daran lag, dass ich von den Nudeln noch pappsatt war und zum andern, dass mein Mann und ich uns eine Hightech-Nähmaschine vorführen und detailliert erklären ließen. Bis wir das Geschäft in Sack und Tüten hatten, war der Abend schon beträchtlich fortgeschritten. Noch ein wenig tanzen und dann noch ein Gläschen in Ehren… Irgendwie verging die Zeit wie im Fluge, und ehe ich mich versah, ging es schon auf vier Uhr zu. Bedauerlicherweise, denn die meisten brachen zu diesem Zeitpunkt auf, und tatsächlich waren wir dann wirklich unter den Letzten, die sich auf den Weg zu ihrem Hotel machten. Das hatte ich auch schon lange nicht mehr. Und deshalb gibt es auch zum Schluß eine letzte Lobeshymne und einen Toast auf alle, die diesen Ball zu einem wundervollen Erlebnis gemacht haben. Wenn es eine zweite Auflage gäbe, würde mich das sehr glücklich machen.