Mein visuelles Werk

Bunte Dinge im Kaleidoskop.
Holzbauklötze, Stofftiere, Elektrische Eisenbahn im Großformat, Puzzle mit riesigen Teilen, Kinderpost, Kinderdruckerei, Spirograph, Ministeck, Lego: Das sind die Dinge, mit denen meine Schwester und ich als Kind am liebsten gespielt haben, aber wenn ich ein Spielzeug nennen soll, nach dem Hotaru bei den „100 Creative Challenges“ in der 38. Aufgabe fragt …
Was hast du als Kind gerne gespielt?
Lass dich davon für ein visuelles Werk inspirieren.
… dann soll das etwas sein, das ich ganz für mich alleine hatte – und dazu mussten meine Eltern noch nicht einmal in einen Spielzeugladen gehen, denn Küche und Keller waren ein wahres Füllhorn an bunten und transparenten Dingen. Denn die haben mich seit frühester Kindheit fasziniert.
Egal, ob es bunte Glasmurmeln, die rote Flüssigkeit im Inneren eines Thermometers oder der Griff eines Schraubenziehers war: Wenn die Sonne schien, liebte ich es, solche Gegenstände gegen die Lichtquelle zu halten und hindurchzuschauen. Am schönsten waren für mich kleine Einschlüsse wie Fehler im Material oder kleine Luftbläschen (so wie bei Bernstein); dann drehte ich den Gegenstand hin und her und ließ sie vor meinem Auge hin und her wandern. Als ich dann größer war und meinen ersten Fotoapparat geschenkt bekam, wollte ich unbedingt die alten Fenster aus buntem Glas fotografieren, wenn wir im Urlaub eine Kirche besichtigten. Leider gab meine Ausrüstung das nicht her, und alle Bilder wurden unscharf und an den eigentlich schwarzen Stellen grau und verwaschen, gar nicht zu reden von den stürzenden Linien. Irgendwann geriet diese Lieblingsbeschäftigung aus Kindertagen in Vergessenheit – bis ich auf einer Reise durch Norddeutschland, die ich in den Neunziger Jahren mit meiner besten Freundin unternahm, in Husum einen Spielzeugladen entdeckte, der das im Sortiment hatte, was ich als Kind nie mein Eigen nennen durfte: einen Bausatz für ein Kaleidoskop.
Der besteht aus einer Pappröhre mit zwei Abschlußringen aus Plastik, einem Spielgelprisma, einer gläsernen Kugellinse, einer Mattscheibe und einem Plastikdöschen, gefüllt mit durchsichtigem Plastikschnickschnack in Orange, Grün, Rot und Türkis. Weder hatte ich als Kind ein Kaleidoskop noch einen Bausatz für irgendetwas, also kaufte ich das Ding und hielt mich beim Zusammenbau genau an die Anleitung und änderte auch an dem Inhalt des Plastikdöschens nichts. Dabei versprach die Packung doch unendliche Variationsmöglichkeiten, inclusive der, bei der man das Plastikdöschen weglässt und die Röhre mit der Linse nach innen auf die Umgebung richtet. Allein schon diese Variante liefert haufenweise unterschiedliche Effekte. Ich habe es jetzt noch einmal, extra für diese Challenge ausprobiert. Zusammenbauen ließ sich das Kaleidoskop flott; dann ging’s ans Ausprobieren der unterschiedlichen Varianten, deren Ergebnisse ich mit dem Smartphone festgehalten habe.
Variante 1 — Prisma mit Plastikdöschen, kombiniert mit nach außen gerichteter Kugellinse – gegen das Sonnenlicht gehalten – Ergebnis: knallbunte Muster, erzeugt von den eingelegten Objekten:

Variante 2 — Prisma ohne Plastikdöschen, kombiniert mit nach innen gerichteter Kugellinse – gegen das Fenster gehalten – Ergebnis: pastellfarbene Muster, erzeugt von den Objekten draußen:

Variante 3 — Prisma ohne Plastikdöschen, kombiniert mit nach innen gerichteter Kugellinse – gegen das laufende Fernsehgerät gehalten – Ergebnis: häufig wechselnde Muster, erzeugt von den sich bewegenden Bildern auf dem Bildschirm:

Ich glaube, dieses Spielzeug werde ich so bald nicht wieder jahrelang im Schrank verstauen, denn ich bin gespannt, welche Objekte ich in den kleinen Plastikbehälter noch einlegen kann und welche Bilder sich mir eröffnen, wenn ich das Kaleidoskop bei der nächsten Folge meiner Lieblingsserie auf den Bildschirm richte, zum Beispiel heute Abend bei „Call the Midwife“.