Für die aktuelle bis zum 4. Juni andauernde Etüdenrunde (hier, bei Christiane) stammen die Wörter diesmal von Christiane selbst:
Stellschraube – leutselig – integrieren
Ein schöner Tag; den wollte ich nutzen, um eine kurze, völlig frei erfundene Momentaufnahme festzuhalten.
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Absurdes Theater
Ding Dong, ein sonniger Tag. Passend zu meinem sonnigen Gemüt.
Doch damit bin ich heute anscheinend die Einzige. Denn als mir U. die Tür öffnet, blicke ich in ein Gesicht, hinter dem sich gerade ein Gewitter zusammenzubrauen scheint. Nanu, welche Laus ist ihr denn über die Leber gelaufen? So, wie sie sich heute gibt, schmallippig und geradezu reserviert statt leutselig wie sonst, muss sie eine Nachricht bekommen haben, die ihr die Petersilie verhagelt hat. Eine überraschend hohe Rechnung vielleicht oder ein Knöllchen? Von denen hat U. ja schon öfter welche kassiert.
Ich rätsele noch vor mich hin, da deutet sie auf ihr Laptop, das aufgeklappt auf dem Küchentisch thront, besser gesagt auf eine geöffnete E-Mail von ihrem Verein.
„Schau dir ruhig den Blödsinn an, den unser Vorstand an alle Mitglieder rausgejagt hat“, kommt es höhnisch von ihren Lippen, als ich mich zögernd am Tisch niederlasse. Der Blick den sie mir dabei zuwirft, spricht Bände.
Liebe Anwesende und Anwesendinnen, hiermit laden wir Sie ein zum… Weiter komme ich nicht.
„Und das, meine Liebe, kommt dabei heraus, wenn man beschlossen hat, alle zu integrieren!“
Sie kann sich gar nicht mehr einkriegen, und mittlerweile weiß ich, wo sie der Schuh drückt: Das Verhunzen unserer Sprache, angefangen bei falsch angewendeten Zeitformen bis zum ständigen Verwechseln bestimmter Begriffe und nun das.
„Mitglieder und Mitgliederinnen, Salzstreuer und Salzstreuerinnen. Was kommt als nächstes? Stellschrauben und -schrauber? Nee, nee, nee. Bei den vielen Schrauben, die bei diesem Idioten/Idiotinnenhaufen lockersitzen, kommst du gar nicht schnell genug hinterher, um sie alle festzuziehen.“
Mit bebenden Nüstern greift sie nach der Colaflasche im Kühlschrank, während ich mir meinen Teil denke. Im Prinzip gebe ich ihr ja recht, verwende ich doch selbst gerne neutrale Begriffe wie „Publikum“, um Nörglern das Wasser abzugraben, aber so manches absurde Theater ist die ganze Aufregung nicht wert.
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300 Wörter für Etüde Nummer Zwei in diesem Monat, für eine Mail, die am Ende doch wieder gelöscht wird.