ABC -Etüden – Wochen 19 bis 23 – Etüde 2 – Absurdes Theater

Für die aktuelle bis zum 4. Juni andauernde Etüdenrunde (hier, bei Christiane) stammen die Wörter diesmal von Christiane selbst:

Stellschraube – leutselig – integrieren

Ein schöner Tag; den wollte ich nutzen, um eine kurze, völlig frei erfundene Momentaufnahme festzuhalten.

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Absurdes Theater

Ding Dong, ein sonniger Tag. Passend zu meinem sonnigen Gemüt.

Doch damit bin ich heute anscheinend die Einzige. Denn als mir U. die Tür öffnet, blicke ich in ein Gesicht, hinter dem sich gerade ein Gewitter zusammenzubrauen scheint. Nanu, welche Laus ist ihr denn über die Leber gelaufen? So, wie sie sich heute gibt, schmallippig und geradezu reserviert statt leutselig wie sonst, muss sie eine Nachricht bekommen haben, die ihr die Petersilie verhagelt hat. Eine überraschend hohe Rechnung vielleicht oder ein Knöllchen? Von denen hat U. ja schon öfter welche kassiert.

Ich rätsele noch vor mich hin, da deutet sie auf ihr Laptop, das aufgeklappt auf dem Küchentisch thront, besser gesagt auf eine geöffnete E-Mail von ihrem Verein.

„Schau dir ruhig den Blödsinn an, den unser Vorstand an alle Mitglieder rausgejagt hat“, kommt es höhnisch von ihren Lippen, als ich mich zögernd am Tisch niederlasse. Der Blick den sie mir dabei zuwirft, spricht Bände.

Liebe Anwesende und Anwesendinnen,  hiermit laden wir Sie ein zum… Weiter komme ich nicht.

„Und das, meine Liebe, kommt dabei heraus, wenn man beschlossen hat, alle zu integrieren!“

Sie kann sich gar nicht mehr einkriegen, und mittlerweile weiß ich, wo sie der Schuh drückt: Das Verhunzen unserer Sprache, angefangen bei falsch angewendeten Zeitformen bis zum ständigen Verwechseln bestimmter Begriffe und nun das.

„Mitglieder und Mitgliederinnen, Salzstreuer und Salzstreuerinnen. Was kommt als nächstes? Stellschrauben und -schrauber? Nee, nee, nee. Bei den vielen Schrauben, die bei diesem Idioten/Idiotinnenhaufen lockersitzen, kommst du gar nicht schnell genug hinterher, um sie alle festzuziehen.“

Mit bebenden Nüstern greift sie nach der Colaflasche im Kühlschrank, während ich mir meinen Teil denke. Im Prinzip gebe ich ihr ja recht, verwende ich doch selbst gerne neutrale Begriffe wie „Publikum“, um Nörglern das Wasser abzugraben, aber so manches absurde Theater ist die ganze Aufregung nicht wert.

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300 Wörter für Etüde Nummer Zwei in diesem Monat, für eine Mail, die am Ende doch wieder gelöscht wird.

ABC -Etüden – Wochen 19 bis 23 – Etüde 1 – Endlich sagt’s mal einer

Für die aktuelle bis zum 4. Juni andauernde Etüdenrunde (hier, bei Christiane) stammen die Wörter diesmal von Christiane selbst:

Stellschraube – leutselig – integrieren.

Nachdem meine Beteiligung seit der Umstellung eher mau war, möchte ich nun wieder häufiger dabei sein, nicht zuletzt auch wegen der stillen Hoffnung, dass diese 300-Wörter-Fingerübungen mir beim Bewältigen meiner Schreibblockade helfen mögen. Den Anfang macht daher die Beleuchtung eines Themas, das aktuell nicht nur durch unsere Firma, sondern durch die gesamte Arbeitswelt geistert.

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Endlich sagt’s mal einer

„Endlich sagt’s mal einer. Wir müssen ein Stück weit wieder Normalität in unseren Arbeitsalltag integrieren“, lese ich unter einem Artikel, der sich mit der schrittweisen Rückgängigmachung des permanenten Home-Office befasst.

Erst zwei, dann drei, dann fünf Tage? Wir sollen zurückrudern, am besten ganz auf Anfang?

Was zu erwarten war, genau wie die Tatsache, dass unsere Firmenleitung damit für hochschlagende Gemütswellen sorgen würde. Vorgetragen in einem scheinbar leutseligen Ton, der die darunter schwelende Aggression nur schlecht verbergen kann, spaltet sie die Belegschaft: auf der einen Seite die, denen die dauernde Abwesenheit vom Büro schon immer ein Dorn im Auge war, und auf der anderen Seite jene, die sich nach anfänglichem Hadern mit dem Arbeiten von zu Hause angefreundet haben und nun den errungenen Komfort nicht mehr missen möchten.

Und dazwischen ich, die die Beweggründe beider Seiten nachvollziehen kann, auch wenn ich strenggenommen zur zweiten Fraktion tendiere.

Dabei wäre alles so einfach, seufze ich und spiele mit dem Gedanken, meinen Senf ebenfalls dazuzugeben, so in etwa wie „wenn alle mal etwas runterkommen und einen Blick auf die eigentliche Stellschraube werfen würden, nämlich ihre Arbeitsverträge“.

Schon kreisen meine Finger über der Tastatur, da drängt sich mir die Frage auf, ob ich damit nicht eher Öl ins Feuer gieße, anstatt zu verhindern, dass die aufgeheizte Stimmung erst so richtig eskaliert? Wie ein Feigling möchte ich aber auch nicht dastehen und beschließe, mir erst einmal eine schöne Tasse Tee aufzubrühen, um mich zu erden und gleichzeitig zu wappnen für die zu erwartende Wogen der Entrüstung, die über mir zusammenschlagen werden.

Frisch ans Werk, sage ich mir, als ich mich wieder an den Rechner setze, nachdem ich die leere Tasse weggebracht habe. Doch meine Finger verharren in der Luft, als ich den Satz lese, mit dem ich so schnell nicht gerechnet habe: Der Kommentarbereich ist geschlossen.

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300 Wörter für meine erste Etüde in diesem Monat.

ABC -Etüden – Wochen 14 bis 18 – Die Blumen der Madame Maron

Der aktuellen Etüdenrunde (hier, bei Christiane) wurden diesmal die folgenden drei Wörter von „Meine literarische Visitenkarte“ gespendet: Nestbau – tanzen – frostig.

Eigentlich hatte ich gedacht, dass mir nicht viel einfallen würde – etwas, das ich bisher nur selten hatte – aber nun ist vor ein paar Tagen in mir eine Idee zu einer etwas längeren Geschichte entstanden, von der ich aber noch nicht weiß, ob sie etwas taugt. Einen ersten Einblick gibt es daher heute mit dieser Etüde:

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Die Blumen der Madame Maron

Eins, zwei, Wie-Ge-Schritt…

Ja, man sollte sich zweimal überlegen, wo man seinen Freunden die frisch gelernte Schrittkombination vorführt: Eine falsche Drehung, und schon lag ich da. Ausgerutscht auf Blitzeis, und das im April, den ich noch nie so frostig erlebt hatte wie in diesem Jahr. Dabei hätte ich es besser wissen müssen, wenn noch nicht einmal die Mauersegler zurückgekehrt waren, die in früheren Jahren bereits am Anfang des Monats mit dem Nestbau begonnen hatten.

Tanzen zu gehen konnte ich jetzt erst mal bis auf weiteres vergessen, und dabei hatte ich mich so auf den ersten Mai gefreut. Jetzt war ich ausgeknockt und durfte zusehen, wie ich mit meinem Trümmerbruch im rechten Ellenbogengelenk die Zeit totschlug. Bloggen konnte ich nicht, stundenlanges Fernsehen war keine Option, und aufs Lesen konnte ich mich wegen der Schmerzmittel und der damit einhergehenden Müdigkeit auch nicht konzentrieren.

Da fiel mein Blick auf unser altes Teleskop, vor Jahren angeschafft, um Sterne zu beobachten, doch benutzt hatten wir es nur selten. Doch nun sah ich mich plötzlich für einen Sekundenbruchteil in den Fußstapfen von James Stewart, den Hof seines Wohnblocks mit dem Fernglas ausspähend. Leider gab es in dem weitläufigen Areal zwischen meinem Haus und denen der Nachbarn kaum sehenswertes, das die Mühe lohnte.

Bis auf die Blumen in den Balkonkästen gegenüber. Madame Maron hatte schon immer eine Vorliebe für solch exotische Gewächse gehabt. Farbenfroh blühten sie nun gegen das triste Grau dieses kalten Monats an. Seltsam, dass ich sie erst jetzt bemerkte! Und noch seltsamer, dass ich Madame Maron auch schon länger nicht mehr gesehen hatte, genauso wenig wie die zu erwartende Blumenfee. Was mochte da wohl passiert sein?

Nachdenklich strich ich über das kühle Metall des Teleskops. Es würde sich gut machen am Wohnzimmerfenster, verborgen hinter den Vorhängen.

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292 Wörter für einen ersten Entwurf zu einem Prolog, von dem ich nicht weiß, ob ich noch weitere Kapitel folgen lasse. Vielleicht bleibt es auch bei dieser kurzen Momentaufnahme.

ABC -Etüden – Wochen 14 bis 18 – Öfter mal was neues

Der aktuellen Etüdenrunde (hier, bei Christiane) wurden diesmal die folgenden drei Wörter von Anna-Lena (Blog „Meine literarische Visitenkarte“) gespendet: Nestbau – tanzen – frostig. Was ich daraus mache? Ein Statement zur aktuellen Situation, wegen der ich in bis Ende April morgens eine halbe Stunde früher los muss.

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Öfter mal was neues

Tunnelsperrung zwischen Offenbach und Frankfurt: was für ein Spaß! Wer würde da nicht vor Freude tanzen…

Ja, liebe Fahrgäste des Rhein-Main-Verkehrsverbundes: Sie haben die Wahl. Entscheiden Sie sich für die schnellste Verbindungskombination aus Regionalexpress und U-Bahn, so dürfen Sie Ihr Leben in vollen Zügen genießen. Dicht an dicht gepresst, würde so manche Sardine in der Büchse neidisch werden, wenn sie denn noch etwas fühlen würde. Und ist der Morgen noch so frostig, in so einer mobilen Dose wird einem da nur umso schneller warm.

Anders sieht die Bilanz bei der Kombination von Fahrten mit den regulär verkehrenden Bussen und Straßenbahnen aus: Zwar sind Sie länger unterwegs, haben dafür aber eine reelle Chance auf einen Sitzplatz, wenn die Massen den Schienenersatzverkehr bevorzugen und Sie an der Endhaltestelle der Trambahn einsteigen.

Außerdem lässt sich beim Warten so manches kleine Wunder beobachten, das der Frühling so mit sich bringt. Blühende Krokusse und andere erste zarte Spitzen hervorbrechender Frühblüher oder die heimische und die aus dem Süden zurückgekehrte Vogelwelt beim Nestbau.

Mein persönlicher Favorit ist jedoch die Fahrt mit dem Bus ans andere Ende von Frankfurt, wo ich in die U-Bahn umsteigen kann, die mich direkt bis vor die Tür meines Arbeitsplatzes bringt, auch wenn ich jetzt mehr als vorher auf die Abfahrtszeiten achten muss.

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211 Wörter für eine Beschreibung der aktuellen Verkehrslage

ABC -Etüden – Wochen 10 bis 13 – Trotz Spoiler

Drei Wörter in einen Text von maximal 300 Wörtern Länge einzubauen, dieser Herausforderung dürfen wir uns auch weiterhin stellen – jetzt alle vier Wochen. Die drei Wörter zu den März-Etüden (hier, bei Christiane) sind eine Spende von Werner Kastens (Mit Worten Gedanken horten) und lauten: Dichterlesung – genügsam – verkuppeln.

Da ich mich zur Zeit mehr auf meinen Beitrag für den diesjährigen Open-Novella-Contest konzentriere, habe ich mich von laufenden Blogaktionen ein wenig zurückgenommen und für die laufende Runde nur eine Etüde geschrieben.

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Trotz Spoiler

Dichterlesung: Das aktuelle Werk von Amalia B., die stets nur bei Kurzfilmfestivals vertreten war, überrascht mit einer Länge von genügsamen 75 Minuten. Das mag ein  mainstreamverwöhntes Publikum zwar nicht interessieren, Freunde des gepflegten Arthouse-Kinos dürften dagegen eher auf ihre Kosten kommen.

Wer freut sich nicht, wenn Freunde ihn verkuppeln wollen? Diese Erfahrung droht auch Eva Jacobs, die eines Tages die Einladung zu einem ganz besonderen literarischen Genuss erhält, eingefädelt von ihrer besten Freundin aus Kindertagen.

Durch ein Missgeschick verschlägt es Eva jedoch nicht zur Lesung von Nikolai, dem kommenden Stern am Lyrikhimmel, sondern auf die Bühne eines Poetry-Slams, wo es ihr jäh die Sprache verschlägt. Wird Eva ihre verlorengegangenen Worte wiederfinden? Und wie ergeht es dem verschmähten Nikolai? Finden Sie es heraus. Am besten bei einer Dichterlesung.“

Ha ha, denke ich mir, ganz schlechtes Wortspiel, nachdem mir Bine die Wochenendausgabe unseres lokalen Käsblatts unter die Nase geschoben hat. Aber wenigstens verzichtet die Person, die den Artikel verzapft hat, auf eine gegenderte Sprache. Seltsam finde ich nur, dass ich von Amalia B. noch nie etwas gehört habe, wo ich doch nun wirklich gefühlt ständig ins Kino renne. Aber vielleicht habe ich auch nur die falschen Festivals und Filmtheater auf meinem Radar.

Anstatt mir sechshundert Kilometer lange Zugfahrten zu „Down Under Berlin“ anzutun oder meine Abende bei isländischen Horrorstreifen im Original mit englischen Untertiteln zu verbringen, könnte ich ja in Erwägung ziehen, so ein Frauen-Film-Festival zu besuchen; schließlich steht die nächste Gelegenheit ja schon vor der Tür.

Doch noch ehe ich meine Planänderung verkünden kann, posaunt Bine freudestrahlend den Grund dafür, dass ich diesen Artikel lesen durfte, heraus: „Da wirken meine Xena und ich mit: beim Gassigehen im Park, wo Eva die falsche Abzweigung nimmt“.

Na, wenn das so ist, denke ich mir, dann nichts wie hin – trotz Spoiler für den Film.

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300 Wörter für meine einzige Etüde in dieser Runde und Werbung für einen Film, der in Wahrheit nie gedreht wurde.

ABC -Etüden – Wochen 6 bis 9 – Etüde 1 – Nur ein winziges Tröpfchen

Die drei Wörter zu der aktuellen Etüdenrunde, die sich nun über vier Wochen erstreckt (genaueres zu dieser für mich gut nachvollziehbaren Änderung gibt es hier), stammen diesmal von Myriade und lauten:

Schnitt – rot – beherrschen

Da Gottes Tiergarten bekanntlich groß ist, gibt es von mir heute einen nicht ganz so ernst gemeinten Ausflug ins exotische Tierreich mit Ansichten eines fiktiven Charakters, die nicht meinen eigenen entsprechen.

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Nur ein winziges Tröpfchen

Der Pfeilgiftfrosch. Schön und doch so gefährlich. Im Schnitt dauert es nur wenige Minuten, bis das Opfer nach bloßer Berührung mit seiner Haut stirbt.

Es ist schon erstaunlich, wie gut manche Blogger die Kunst beherrschen, mit nur wenigen Worten etwas in mir auszulösen.

Pfeilgiftfrösche: Es gibt sie in vielen Farben. Ihre Toxizität hängt ganz davon ab, was sie gefressen haben.

Fasziniert gleiten meine Augen über das zu dem Text gehörende Bild eines solchen roten Winzlings. Ooophaga granulifera. Gefährlich und doch heiß begehrt.

Vielleicht ist ja die Otto auch so ein Zwerg mit toxischer Hülle.

Nicht immer treffen Worte wie Messerstiche auf der Stelle ins Herz oder walzen terminatorgleich alles platt, was sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen kann. Manche Menschen machen es lieber wie besagte Kollegin und lassen ihr Gift ins tägliche Miteinander einträufeln, wo es erst später seine Wirkung tut. Schleichend und in kleinen Dosen. Wie perfide.

Nicht umsonst ist mir in letzter Zeit die Lust an den allwöchentlichen Teambesprechungen vergangen. Fänden sie nur noch ein paarmal im Monat statt oder gar nicht mehr, besonders betrübt wäre ich nicht. Ihre gehässigen Bemerkungen stehen mir längst bis hier. Ganz besonders, seit sie sich auf mich eingeschossen hat. Kill them with kindness. Oophaga granulifera: Vorkommen in Costa Rica und Panama. Ich glaube, es ist an der Zeit, meine nächste Reise zu buchen…

Cupcakes, es gibt sie in vielen Farben. Auch in ihrer Lieblingsfarbe. Die rote Glasur wird den winzigen Schnitt in der Teighülle, versetzt mit ein, zwei Tropfen einer nur schwer nachzuweisenden Substanz, verbergen.

Ein undurchdringliches Pokerface aufzusetzen – ja, das beherrsche auch ich ganz gut.

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O wie schön ist Panama? 264 Wörter für einen hinterhältigen Plan, von dem ich mich in der Realität ausdrücklich distanziere, da ich der Meinung bin, dass man immer erst den Betriebsrat einschalten sollte, bevor es derart eskaliert.

ABC -Etüden – Wochen 4 & 5 – Etüde 3 – Es werde Licht

Nicht nur drei schöne Wörter hat Christiane zu ihrer eigenen Etüdenrunde beigesteuert: Drache *** edel *** häkeln, sondern auch drei schöne Illustrationen, von denen nun noch eine zum Einsatz kommt. Damit wären es dann bei mir insgesamt drei Etüden. Diesmal hatte ich mal wieder Lust, ein paar Reime zu schmieden, mit einem Nonsensgedicht:

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Es werde Licht

Ich ging so in den Wald hinein und las im Taschenlampenschein.

Da kam ein Drache um die Eck und nahm mir meine Lampe weg.

Mir wurde es ums Herz ganz schwer – vor Furcht, die überfiel mich sehr.

Und dennoch sprang ich ihm entgegen, als hoffte ich auf seinen Segen.

„O edler Lindwurm“, rief ich aus, „schickt mich nicht ohne Licht nach Haus.

Lasst häkeln mich den Lampenschirm, hab ich auch jetzt mehr keine Birn.“

So ließ er mich von dannen zieh’n

und verschreckt nach Hause flieh’n.

Und was lernen wir daraus? Geh niemals schmökernd aus dem Haus.

Gib immer auf den Weg fein acht, dann wird’s um dich nicht plötzlich Nacht.

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Kölle Alaaf 111 – denn genauso viele Wörter hat mein Ausflug in die nicht ganz so edle Welt der Dichtkunst, und heute haben wir auch ein „Schnapsdatum“, nämlich den 2.2. – also Mariä Lichtmeß, und so gesehen passt es dann auch wieder.

ABC -Etüden – Wochen 4 & 5 – Etüde 2 – Das große Nachsitzen

Drei schöne Wörter hat Christiane zu ihrer eigenen Etüdenrunde beigesteuert: Drache *** edel *** häkeln. Zauberhafte Wörter bedürfen eines zauberhaften Themas.

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Das große Nachsitzen

Nun, dann wollen wir mal.

Gerade eben noch habe ich mit Behagen meinen ersten Kaffee dieses herrlichen Tages geschlürft, nun stoße ich mit Schwung die Tür zum Raum auf, in dem meine Kandidaten auf mich warten. Sonntägliches Nachsitzen – hach, wie ich mich schon freue. Ich, Draconia Drake, bekannt für meine drakonischen Erziehungsmethoden, gespickt mit kleinen Gemeinheiten, die man der Hauslehrerin Hufflepuffs nicht zutrauen würde. Aber so ist das nun mal. Sie sehen, was sie sehen wollen: eine etwas unscheinbare Hilfskraft, die für die erkrankte Vorsteherin des am meisten unterschätzten Hauses von Hogwarts die Stellung halten soll, und nicht eine Nachfahrin des Ordens vom Drachen.

Der Orden, dessen berühmtester Vorfahr längst in Vergessenheit geraten ist. Und nur, weil er damals von Salazar Slytherin ausgebootet wurde und den sprechenden Hut ausgetrickst hat.

Na, wer hat sich denn heute alles versammelt?

Hagrid, den tollpatschigen Wildhüter, der einmal zu oft gegen irgendwelche obskuren Fremden im Wirtshaus verloren und seltsame Tiere angeschleppt hat. Harmlos.

Dann die üblichen Tunichtgute, die mit Tarnumhängen das Ausgehverbot umgehen wollten und die Rechnung nicht mit dem Hausmeister und seiner Katze gemacht haben. Eine leichte Übung.

Und als letzten in dieser illustren Runde Draco Malfoy, Slytherins Musterschüler und größte Nervensäge von ganz Hogwarts und Umgebung. Wer auch sonst? Na, jetzt wird’s interessant.

Mag sich dieser Sprössling einer langen Reihe von Ahnen auch noch so viel auf seine ach so edle, angeblich bis auf Merlin zurückgehende Herkunft einbilden, bei meiner kleinen Schikane für diesen sonnigen Morgen wird ihm der Hochmut bald vergehen.

Keine Magie der Welt wird meinen Kandidaten bei der heutigen Lektion helfen, die ich für sie geplant habe: häkeln für den Osterbasar, ein großer Spaß für jeden Anfänger. Denn dieser Raum ist von einem Abwehrzauber umgeben, als erste Lerneinheit, wie man nur mit seiner Hände Arbeit, allein unter Muggeln zurechtkommt.

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300 Wörter für meinen Ausflug in die zauberhafte Welt von Hogwarts. Ich hoffe, Joanne K. Rowling nimmt mir meine kleine Spinnerei nicht übel.

ABC -Etüden – Wochen 4 & 5 – Etüde 1 – Wider den Perfektionismus

Die zweite Etüdenrunde in diesem Jahr hält eine Überraschung für mich parat: Christiane, bei der die maximal 300 Wörter langen Fingerübungen alle zwei Wochen zu finden sind, hat auch gleich die neuen Wörter gespendet:

Drache *** edel *** häkeln

Und schon habe ich ein Thema gefunden, von dem ich mir wünsche, ich wäre nie darauf gestoßen. Von daher muss die ursprünglich gedachte Etüde noch ein Weilchen warten.

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Wider den Perfektionismus

Gut, dass ich manche Diskussionen nicht mitbekomme oder nicht mitbekommen möchte. Nennt mich ruhig ignorant, aber manchmal gibt es solche Momente, in denen ich mich lieber vornehm zurückhalte, anstatt Öl ins Feuer zu gießen.

Und doch treibt mich nun eine Sache um, bei der ich spüre, wie ich innerlich zum Drachen mutiere, der mit glühendem Atem seine Brut verteidigt: Der Einzug von Robotern in die Kunst. Da ich denke, dass es die Fantasie ist, die uns von ihnen unterscheidet und überhaupt erst menschlich macht, hinterlässt die Richtung, in die die Reise zu gehen droht, ein ungutes Gefühl bei mir.

Aber mal ganz ehrlich: Mag der Reiz, fehlerfreie Texte und makellose Gemälde zu produzieren, noch so groß sein, so fühle ich mich an die Schneekönigin in Hans Christian Andersens gleichnamigem Märchen erinnert. Denn was nützt mir all die Perfektion, wenn keine Seele darin steckt?

Ein technisch einwandfrei gehäkelter Pulli als Geburtstagsgeschenk für mich von meiner besten Freundin? Über einen, bei dem sie sich in der Farbe vergriffen oder kleine Fehler im Maschenbild auftauchen, würde ich mich mehr freuen und das edle Stück in Ehren halten.

Deshalb auch mein Kommentar, den ich in der aktuellen Schreibeinladung hinterlassen habe: Lieber lese ich einen nicht ganz fehlerfreien Text, der von Herzen kommt, als so ein Machwerk, das aus Faulheit und Mangel an Ideen geboren wurde.

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220 Wörter für mein Wettern gegen das Sterben der Fantasie, das ich mit einem schwer zu übersetzenden Zitat von Charles Rennie Mackintosh (7.6.1868 – 10.12.1928, schottischer Architekt, Künstler und Kunsthandwerker) beschließe: There is hope in honest error, none in the icy perfection of the mere stylist. Wenn ich dafür die passenden Worte in Deutsch gefunden habe, lasse ich es euch wissen.

ABC -Etüden – Wochen 2 & 3 – Etüde 3 – Der gestiefelte Kater

Meine dritte Fingerübung als Beitrag zu den ABC-Etüden (hier, bei Christiane) beschäftigt sich nochmal mit einem anderen Thema, was vermutlich nicht nur mich bei von Ludwig Zeidler gespendeten Wörtern (Fluchtsieger / füttern / wunderbar) auf eine harte Probe gestellt hat. Aber nun kann ich wenigstens von mir sagen, Ende gut alles gut.

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Der gestiefelte Kater

Als steckbrieflich gesuchter, furchtloser Held aller Herzen, der dem Tod ins Gesicht lacht, stellen sich ihm die Haare auf, als ihn am Tresen ein Fremder mit rotglühenden Augen anspricht: Zwei Sensen, verborgen unter einer Kutte in Schwarz… das kann nur ein Kopfgeldjäger sein. Doch dieser ist anders – so sehr der Kater sich auch abmüht, diesen Wolf kann er nicht besiegen.

Stationen seines Lebens erscheinen vor seinem inneren Auge. Umgehend verspürt er den Drang, schleunigst das Weite zu suchen und doch noch den Rat des Dorfquacksalbers zu befolgen: Du hast nur noch ein Leben, Kater, und den Rest davon verbringst du am besten in einer Katzenpension, wo du dich füttern lassen und faul abhängen kannst.

Vorbei ist’s allerdings mit dem sorgenfreien Leben, als er ein Gespräch belauscht, das sich um den sagenumwobenen Wunschstern dreht. Heureka! Wäre es nicht wunderbar, sämtliche seiner neun Leben auf einen Schlag wiederzubekommen? Was kümmert es ihn in diesem Augenblick, dass der Tod der ewige Fluchtsieger bleiben wird – Hauptsache, erst mal Zeit geschunden.

Und die braucht er unbedingt, denn um den Stern zu finden, muss er zuvor der Schatzkarte habhaft werden, womit er leider nicht alleine dasteht. Seine alte Liebe Kitty, Goldilocks und die drei Bären sowie der fiese Jack Horner wollen ebenfalls das Objekt der Begierde in ihren Besitz bringen. Und sie schrecken vor nichts zurück.

Wird es dem Kater gelingen, die Gefahren zu meistern und den Stern zu finden, bevor ihn der Tod einholt?

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239 Wörter für den Versuch eines Filmberichts ohne Spoiler, ohne damit bis zum Ende des Monats zu warten. Denn bei „Der Gestiefelte Kater: der letzte Wunsch“ habe ich mich gleich zweimal amüsiert (in 2D und in 3D) – und vermutlich besser als die Kinder, von denen sehr viele mit ihren Eltern am ersten Samstag des Monats im Kino waren, auch wenn ich die Altersfreigabe (ab 6 Jahre) nicht nachvollziehen kann, denn für so kleine Kinder fand ich ihn an einigen Stellen definitiv zu gruselig und düster.