Dienstags-Gedudel #153 – nach Farben sortiert : das Alternativprogramm

Die letzte Ausgabe des Gedudels in diesem Jahr, da bringe ich mir doch gleich selbst ein Ständchen zum Geburtstag. Mit 55 Jahren, hey!, da greife ich zu einer Aufnahme von meiner Lieblingssängerin aus Schottland und wechsle bei der Gelegenheit auch gleich das Trikot, äh, die Farbe.

Da ihr Ehepartner Fußballspieler ist, komme ich an dem Thema nicht vorbei, denn ihr Song

The Green and the Blue

thematisiert den auf der ganzen Welt beliebten Ballsport (auch wenn ich die Fußball-WM dieses Jahr ausgelassen und mir ein Alternativprogramm gesucht habe).

Der Zusammenschnitt des Jahres : https://www.youtube.com/watch?v=LpiEA9VnQjo

Und damit war’s das auch schon wieder für dieses Jahr – mal sehen, was im neuen Jahr für Themenkreise angeschnitten werden, denn so langsam gehen mir die Farben aus.

Media Monday #600 : Die Jubiläums- und Weihnachtsausgabe

Frohe Weihnachten an Euch alle und ganz besonders an Wulf, der den Media Monday ins Leben gerufen hat – nun haben wir den 2. Weihnachtsfeiertag und auch gleich dazu eine Runde Ausgabe, nämlich:

Media Monday # 600

1. Mein Festtags-Highlight in diesem Jahr war die Einladung bei Freunden an Heiligabend.

2. „Der Herr der Ringe“ ist für mich so etwas wie die filmische Offenbarung, denn die Landschaften darin wirken im Kino nochmal so gewaltig und kommen den Bildern nahe, die mir beim Lesen so vorschwebten. Unvergessen ist für mich auch das Selbstgespräch Gollums mit seinem anderen Ich.

Mmööööööööhrchen – nää: https://www.youtube.com/watch?v=P_6CjwtmFkY

3. Ein Buch, das mich dermaßen zu begeistern gewusst hat wie „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende sucht erstens seinesgleichen und konnte bisher nie angemessen verfilmt werden; weder von dem ersten in einer Reihe von Filmen noch von den anderen.

4. So mancher Blogger oder Bloggerin oder gar Lieblingsautor bzw. -autorin steht auf der Liste derer, die zu treffen ich mir schon immer erträumt habe, ganz weit oben, schließlich befinden wir uns schon länger in Kontakt, wenn auch virtuell. Ich könnte die Liste nun auch noch um Komponisten meiner Lieblingssongs erweitern, aber dazu müsste ich mich um den halben Globus bequemen, und die Chance auf ein Treffen wäre in ungefähr so groß wie die auf einen Flug zum Mars.

5. Ein Herzenswunsch für mich wäre auch, dass der Wahnsinn in der Welt so langsam mal zum Erliegen kommt.

6. Wenn ich einmal Revue passieren lasse, seit wie vielen Jahren ich mich für das Medium Film und Artverwandtes zu begeistern weiß, dann ist das schon seit Beginn der 1990er Jahre so.

7. Zuletzt habe ich zweimal hintereinander Käsefondue genossen und das war dennoch nicht langweilig, weil es bei den Gastgeberinnen jeweils ein ganz unterschiedliches Drumherum gab, auch was die Getränkeauswahl anging. Und da hier ausnahmsweise mal nicht das Motto „aller guten Dinge sind drei“ gilt, gibt’s heute Chili con carne in rauen Mengen.

Wattpad-Schreibchallenge „Mein Buch für Dich“: Kapitel 14

Kapitel 14 *** Derek : Alle Vögel sind schon da

You’ll never know who you’ll meet on your way to the top
You’ll probably see them again when your fame starts to drop

-Amy MacDonald „This pretty face“-

Alle Vögel sind schon da: Gary, Connor, und Jeff. Wunderbar. Nun, wo wir hier fast alle versammelt sind, könnte es losgehen. Wie gesagt, könnte, da sich Harry verspäten wird, und keiner weiß, wie lange. Aber vielleicht ist das ja ganz gut so, denn wenn ich mir diese Aushilfs-Ninjas so anschaue, merke ich, wie mir schon wieder der Kamm schwillt. Hoffen wir mal, dass ich mich wieder beruhigt habe, wenn er auftaucht. Denn wie heißt es doch so schön? Man sieht sich immer zweimal im Leben – auch wenn das hier alles andere als schön ist und da noch die Tatsache wäre, dass es diese Amateure hier schon zum zweiten Mal vermasselt haben.

Gary, der einfach nicht die Nerven für den ganz großen Coup hat, wie der komplett in die Hose gegangene Banküberfall gezeigt hat. Das reinste Nervenbündel, der! Musste sich ja unbedingt als erster ergeben und ist zum Dank dafür im obersten Zellentrakt gelandet Na, so ein Pech. Jetzt, wo er wieder draußen ist, raucht er wie ein Schlot, um sich einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Warum er und Connor unbedingt Jeff, diesen Loser, dabei haben wollten, werde ich nie verstehen.

Aber das muss ich ja auch nicht. Sondern eine Rechnung begleichen. Für Josh. Und zwar nach dem Coup. Dann hat Jeff nichts mehr zu lachen. Wenn mir bis dahin Connor keinen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Mann, hat der vor Wut geschäumt, als uns die Tussi mit der Zuckerwattefrisur und ihr Typ entwischt sind. Dabei ist er doch selbst schuld daran, aber weil für ihn immer die anderen schuld sind, haben Gary und ich es voll abbekommen. Aber warte nur, warte, du Held kommst auch noch an die Reihe, wenn ich mit Jeff fertig bin. Nie wieder mit Amateuren arbeiten zu müssen, nur noch mit Profis … das wird ein Fest!

Profis so wie Harry, den Josh von früher über drei Ecken kennt und der rein zufällig wie wir in Amsterdam an der gleichen Sache dran war, aber natürlich auf ‘nem ganz anderen Level. Wir vier ganz unten, Harry dagegen mit seinem kalligrafischen Talent und seinen Kontakten ganz oben…

Während Ruby und ich damals auf unseren Erfolg anstießen, weil der Geist der Rose für 21 Millionen Franken versteigert worden war, hatten Josh und Mats schon den nächsten Schritt im Kopf, bei dem Harry ins Spiel kommen sollte. Ein Jahr hatten wir gebraucht, bis wir den Stein aus Sibirien in seine endgültige Form gebracht hatten, mit der er in die Auktion gekommen war: Oval, rosa und von außergewöhnlicher Reinheit, so hatte er vor uns gelegen und in den schillerndsten Farben gefunkelt.

Mats, der mir eingeschärft hatte, bloß nicht zu viel von dem Rohdiamanten wegzuschleifen, hatte es in der Seele wehgetan, mit ansehen zu müssen, wie sich Karat um Karat in winzige Splitter und feinsten Staub verwandelten, bis am Ende nur wenig mehr als die Hälfte übrig geblieben war.

„Schade“, seufzte Ruby über ihr Champagnerglas hinweg und schaute mir dabei ganz tief in die Augen, „dass das Steinchen nun in der Anonymität verschwindet.“

Ach Ruby, dachte ich, wenn du nur wüsstest. Einerseits konnte ich es ja verstehen, dass sie unbedingt wissen wollte, in welches Land „das Steinchen“ reisen würde und ob sie es jemals in irgendeiner Ausstellung würde bewundern können.

Andererseits aber hätte ich ihr am liebsten davon abgeraten, denn bekanntlich kehrten nur Amateure an ihren eigenen Tatort zurück und zogen dadurch den Verdacht auf sich. Und Ruby eingebuchtet zu sehen? Never ever!

Außerdem konnte sie es nun wirklich mal gut sein lassen und sich wichtigeren Angelegenheiten widmen. Zum Beispiel mir.

Aber bevor ich den Blickkontakt mit ihr vertiefen konnte, schaltete sich Mats ein.  Mit einem äußerst schrägen Seitenblick auf mich klappte er sein Laptop zu und stürzte den Champagner in einem Zug hinunter, nur um einen Arm besitzergreifend um Rubys Schultern zu legen und uns beiden weitschweifig und gönnerhaft seinen ach so tollen Plan zu erläutern.

„Mach dir nichts draus, Ruby“, säuselte er ihr so richtig schön von oben herab ins Ohr, „aber sieh’s doch mal positiv. Für unseren nächsten Schritt muss das nicht unbedingt ein Nachteil sein.“

Ja, Herr Oberlehrer, ärgerte ich mich über sein aufdringliches Gehabe und runzelte dabei die Stirn wie Ruby. Die hatte noch nie gemocht, wie ein dummes Schulmädchen behandelt zu werden, aber so wie es aussah, ging ihr der Annäherungsversuch von Mats viel zu schnell und vor allem zu weit. Mit Genugtuung verfolgte ich, wie sie äußerst unwirsch seine Hand beiseiteschob, so als hätte sie ein besonders lästiges Insekt auf ihrem Arm entdeckt.

Geschieht dir recht, du Arsch, grinste ich in mich hinein, bei Ruby wirst Du heute jedenfalls nicht mehr landen. Ich aber leider auch nicht, also spülte ich meine Mischung aus Ärger und Erleichterung mit einem Schwall Champagner hinunter. Trotzdem musste ich Mats eines lassen: So dämlich sein Plan zuerst geklungen hatte, nach einem weiteren Glas bekam er durchaus Hand und Fuß.

Je länger ich damals darüber nachgedacht hatte, musste ich zugeben, dass es bestimmt nicht das Dümmste war, wenn sich die Aufregung um die auf CNN breitgetretene Auktion so schnell wie möglich legte. Alle hatten den Stein, den man nach einem russischen Ballett benannt hatte, im Fokus. Doch was mit dem beim Schleifen angefallenen Staub geschah, hatten nur die Wenigsten auf dem Radar. Und genau darin lag unsere Chance, wenn ich Mats Glauben schenken durfte.

Es klang zu schön, um wahr zu sein: Den Diamantstaub heimlich beiseiteschaffen, um ihn zu Steinchen zu pressen und in viele bunte Scheinchen zu verwandeln… hoffentlich irrte er sich da nicht, bei all den Kameras in der Schleiferei und CCTV auf den Straßen und Plätzen Amsterdams.

„Keine Sorge“, nuschelte Mats, „überlass diesen Part ruhig Josh. Und wenn uns Harry die richtige Expertise ausgestellt hat, die die Echtheit des Steinchens bezeugt, dann…“

Dein Wort in Gottes Ohr, ließ ich meine Gedanken zu Harry schweifen, der nicht nur die richtigen Kontakte hat und sich gar nicht erst mit Spielgeld abgibt, sondern auch die Kunst der Kalligraphie bei Harada-San, einem echten japanischen Großmeister in langen Sitzungen erlernt hat. Alles fließt…Einmal die Grasschrift verinnerlicht, so seine Worte, die er Josh gegenüber hatte fallenlassen, war es zur perfekt kopierten Unterschrift und damit jeder nur denkbaren Expertise nicht mehr weit.

So perfekt, dass ihm bis jetzt niemand auf die Schliche gekommen ist, und das soll auch so bleiben. Die Sache hat nur einen Haken. Wo Connor eine verdammt kurze Zündschnur hat und bei jedem Pups hochgeht wie eine Rakete, wirkt Harry nur nach außen hin so gelassen. Doch wehe, ihm geht etwas gewaltig gegen den Strich, und sei es nur, dass ihm jemand auf die feinen Budapester tritt, dann kann sich derjenige warm anziehen.

Oder diejenige, die ihm mit ihrer Ungeschicktheit den ganz großen Auftritt im VIP-Bereich unserer Bar ruiniert hat.

Rosa Haare, natürlich hätte ich es mir denken können! Als ich sehe, wer sich da draußen gerade mit Harry anlegt, glaube ich, mich tritt ein Pferd. Man sieht sich immer zweimal im Leben? Die Tussi aus der Burg! Und ihr Typ ist nicht bei ihr? Wenn das nicht mal unser Glückstag ist, wo wir schon dachten, jetzt wären sie mit dem Stein über alle Berge…

Nix wie hin und umzingelt: Ich kann kaum glauben, dass ausgerechnet Jeff die richtige Idee hat und Connor dazu bringt, ihnen nachzusetzen und gleich die gesamte Mischpoke auf frischer Tat zu erwischen, wie sie mit ihrem verbeulten Bus abhauen wollen. Fünf gegen vier: Ratet mal, wer hier wohl den Kürzeren zieht, so ohne Waffen und ohne Aussicht auf Entkommen.

Ich sag’s mal so: Leg dich nicht mit Harry an, wenn du mit heiler Haut davonkommen willst. Wie ich schon sagte, gibt der sich gar nicht erst mit Spielgeld ab. Aber wer hat hier was von Davonkommen gesagt? Und was das Spielgeld angeht: Es wird mir ein Vergnügen sein, den Gewinn mit Harry feinsäuberlich zu teilen, wenn wir den Stein erst mal verkümmelt haben.

Und Garys Anteil reiße ich mir auch noch unter den Nagel, nachdem ich ihn aus dem Weg geräumt habe. Für Josh.

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Die Vorlage zum 14. Kapitel: andere Gruppe läuft den Leuten aus der Burg in die Arme, werden gefangengenommen. 

Dienstags-Gedudel #152 – nach Farben sortiert : ich hab nix anzuzieh‘n

Wenn diese Klage ertönt, weiß man, dass der Kleiderschrank im Prinzip viel zu gut gefüllt ist. An diese Situation werden Depeche Mode jedoch nicht gedacht haben, als sie diesen Song schrieben:

Blue Dress

Von ihrem 1990 veröffentlichten und bis heute erfolgreichsten Album „Violator“.

Der Song zum Film (warum auch immer): https://www.youtube.com/watch?v=yRElv4YTJOU
 

Media Monday #599 : Baby, it’s cold outside

Seit dem vierten Advent, spüre ich, wie sich der Countdown immer stärker bemerkbar macht. Nur noch eine Woche, dann ist Weihnachten. Und das mal wieder völlig unvorhersehbar (*hüstel*). Wie schön, dass diese Ausfüllaktion uns auch weiterhin erhalten bleiben wird, meinen herzlichsten Dank dafür an Wulf, den edlen Erfinder des Media Monday, auf seinem Blog, dem Medienjournal. Nun denn, auf zur letzten Etappe vor der Jubiläumsausgabe.

Media Monday # 599

1. In der letzten Woche vor den Feiertagen wartet auf mich nicht nur jede Menge Arbeit, sondern auch Vergnügen in Form eines Musicalbesuchs und einer Veranstaltung mit dem klangvollen Namen „Symphonic Rock in Concert“, mit AC/DC, Guns’n’Roses und anderen Größen in sinfonischem Gewand.

2. Von all den weihnachtlich geprägten Filmen hat mich zuletzt „Last Christmas“ mit Emilia Clarke und Henry Golding in den Hauptrollen begeistert; trotzdem greife ich, falls noch Zeit dafür ist, zu den für mich bewährten Klassikern „Die unvergessliche Weihnachtsnacht“ und „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“.

3. Ein Musikvideo aus den 80er Jahren ist immer wieder ein probates Mittel, um mich zum Lächeln zu bringen, vor allem wenn es sich um den Crush bis vor 1987 handelt. Aber was weiß man schon mit 15 oder 16…

Kein HD, aber egal – https://www.youtube.com/watch?v=3rUylCIXaoI

4. Für die Zeit zwischen den Jahren habe ich mir vorgenommen, mich nicht zu stressen und mehr von zu Hause zu arbeiten, weil ich an meinem Geburtstag auf dem Weihnachtsmarkt anstoßen will. Ja, unser Weihnachtsmarkt findet noch bis Silvester statt, nur bin ich am Einunddreißigsten woanders.

5. Das Kino wird für mich in Sachen Film und Fernsehen wohl lange erste Wahl bleiben, schließlich liebe ich es, bewegte auf einer großen Leinwand und mit bestem Sound zu genießen.

6. Für die Jubiläumsausgabe des Media Monday würde ich mir wünschen, dass ein ordentlicher Kessel Buntes dabei ist und viele mitmachen.

7. Zuletzt habe ich mich dazu inspirieren lassen, einem Märchen einen neuen Anspruch zu verpassen und das war sehr erheiternd, weil in meiner Version die vermeintliche Böse eigentlich ein verkanntes Genie ist.

Wattpad-Schreibchallenge „Mein Buch für Dich“: Kapitel 13

Kapitel 13 *** Fiona : Let’s do the time warp. Again?

Don’t you know what you’re doing
You’ve got a death wish 

-INXS „Suicide Blonde“-

„Du hast bitte was?“

Ich kann kaum glauben, was Jo gerade mir und Lilly erzählt hat. Nochmal ganz langsam und zum Mitschreiben, obwohl ich so eine Schauergeschichte wohl kaum auf unserem Blog breit treten würde. Die würden uns doch glatt für plemplem halten. Und, nein, es hat immer noch nichts damit zu tun, dass dies der 666. Blogbeitrag wäre und 666 die Zahl des Teufels – oder dass der Stein, den er gerade in hohem Bogen in den See befördert hat, verflucht sein könnte. Der verdammte Stein, wegen dem wir diesen ganzen Ärger überhaupt erst am Hals haben – und Jo hat ihn einfach weggeschmissen?

Oh Herr, lass Hirn regnen. Der Kerl weiß anscheinend echt nicht, was er tut. Von wegen Stimme der Vernunft: Entweder ist er blond (im übertragenen Sinn) oder er hat einen ausgeprägten Wunsch zu sterben, und zwar durch meine Hand. Aber so gerne ich ihm für seine Blödheit den Hals umdrehen würde, das kann ich Ellie nicht antun. Sie glaubt zwar, ich bekomme ihre verstohlenen Blicke ihm gegenüber nicht mit, aber sie kann noch so abgebrüht tun wie sie will und alle anderen zum Narren halten – ich habe sie durchschaut.

Außerdem würde das an unserer Situation gar nichts ändern – getrennt von den anderen, sind wir drei nun auf uns gestellt, und wir haben keinen Dunst, wo sie hin sind. Das allein ist schon kein Grund zum Jubeln, aber wenn ich geglaubt habe, dass es nicht noch schlimmer kommen kann, habe ich mich auch hier gründlich geirrt. Aber sowas von. Anscheinend hat unsere kopflose Flucht vor dem Druiden, den wir glücklicherweise abgehängt haben, Lilly mehr geschadet als es zuerst ausgesehen hat.

Meine Kopfschmerzen sind nichts im Vergleich zu einem ordentlichen Jet Lag, doch Lillys speigrünes Gesicht toppt alles, und dabei dachte ich immer, die berühmte Morgenübelkeit gäbe es nur in den ersten drei Monaten. Auch da habe ich leider falsch gedacht! Gerade noch hat sie über Müdigkeit geklagt und darüber, dass sie nicht mehr kann, jetzt hängt sie über der nächsten Baumwurzel, während Jo ihr die Haare aus dem Gesicht hält – ein Bild des Jammers. Und schon sind Lillys gute Vorsätze, die Zähne zusammenzubeißen und die Heldin zu spielen, dahin. Wenn es nach mir ginge, müsste sie nicht versuchen, uns zu beweisen, dass sie doch nicht das Angsthäschen ist, für das wir sie seit Beginn unserer Reise gehalten haben. Aber mich fragt erstens keiner, und zweitens wäre es ja auch zu schön gewesen – die Illusion, sie auf der Insel so aufblühen zu sehen, konnte ja nicht lange anhalten. Das hier ist jetzt die Quittung dafür.

„Es hätte mich treffen sollen und nicht Lilly“, flüstert Jo, als wir unter uns sind. „Wenn ich euch nicht auf diese verdammte Insel geführt hätte, wäre das alles nicht passiert.“

„Aber das ist doch Blödsinn, und das weißt du auch“, entgegne ich mit gedämpfter Stimme und versuche, den Drang laut aufzustöhnen, so gut es geht zu unterdrücken, nur um ja Lilly nicht aufzuwecken, die in unserem behelfsmäßig zusammengebastelten Unterschlupf aus einer Decke, die wir mitnehmen konnten und unseren Jacken inzwischen in einen unruhigen Schlaf gefallen ist. Aber wenigstens schläft sie jetzt. Inzwischen ist es unangenehm kühl geworden, so dass Jo und ich unwillkürlich näher zusammenrücken; so nah, dass Ellie jetzt eine spitze Bemerkung vom Stapel lassen würde, wenn sie denn hier wäre. Ist sie aber nicht. Und so leid es mir tut: Ellie ist mir gerade so ziemlich egal. Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß, wie zum Beispiel, dass Jo und ich inzwischen selbst eine Decke um uns geschlungen haben und wir uns problemlos im Flüsterton unterhalten können.

Aber wie soll man sich denn sonst warmhalten, wenn man sich nicht traut ein Feuer anzumachen, obwohl man es theoretisch könnte? Nein, lieber nichts riskieren – es muss auch so gehen, solange wir über Lilly wachen.  Ab und zu kommt ein gequältes Wimmern über ihre bleichen Lippen. Oh Mann, in ihrer Haut möchte ich nun wirklich nicht stecken. Übelkeit, Erschöpfung, Schmerzen… und dazu noch von ihrem Liebsten getrennt zu sein. An ihrer Stelle wäre ich längst vergangen vor Angst um Flo. Vermutlich tut sie das längst, lässt sich aber nichts anmerken.

„Wirklich, Jo. Der letzte, der sich die Schuld geben sollte, bist du.“ Anscheinend bin ich nicht überzeugend genug, denn jetzt fängt er auch noch mit dem Schatz an. Der Schatz, den auch noch ein paar andere suchen wollten, und nicht nur er. Der Stein – die Quelle allen Übels.

„… ohne den wir gar nicht erst in diese Lage gekommen wären“, stellt er abschließend fest. Ob er ihn deshalb fortgeworfen hat? So langsam dämmert mir, was ihn dazu getrieben hat. Todeswunsch? Im Gegenteil: Wenn der Stein ein Portal in die Anderwelt geöffnet und uns nach Avalon gebracht hat, war es nur konsequent, auf unserer Flucht diese Brücke zwischen beiden Welten zu zerstören, also sozusagen , die Verbindung zu kappen und damit den Verfolgern den Weg abzuschneiden, indem sich Jo im letzten Moment von der „Quelle allen Übels“, wie er gerade eben noch das Corpus Delicti bezeichnet hat, getrennt hat.

„Jetzt können wir nur hoffen, dass das Wasser an dieser Stelle tief genug war und der Stein für immer verschwunden bleibt.“

Dein Wort in Gottes Ohr, seufze ich innerlich. Denn das hat ja schon bei dem Einen Ring nicht geklappt. Da kann der Ring an den tiefsten Grund eines Sees sinken, irgendwann fischt ihn ein dusseliger Déagol oder Sméagol beim Angeln aus dem Wasser und beschwört damit das Unheil erst so richtig herauf. Und ich fürchte, genau das wird hier passieren. Die Druiden sind ja nicht blöd, zumindest nicht der eine, der es über die Brücke an unser Ufer geschafft hat, dann aber vom Nebel verschlungen wurde. Doch all das sage ich natürlich nicht, sondern starre nachdenklich zu Lilly hinüber, die plötzlich wach daliegt und sich vor Schmerzen krümmt. So kurz vorm errechneten Termin kann das nichts Gutes bedeuten.

Oder sind wir bereits drüber und haben es nur nicht gemerkt? Das Zeitgefühl völlig zu verlieren, so wie wir, wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht. Doch ob Zeitverschiebung oder nicht – vor allem bedeutet das hier eines: Wir müssen schleunigst aus diesem Wald raus und ins nächste Krankenhaus, bevor Lilly rettungslos verloren ist.

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Die Vorlage zum 13. Kapitel: Probleme in der Gruppe mit der Schwangeren, Schwangere hat Schmerzen und ihr ist schlecht und sie ist müde.

Dienstags-Gedudel #151 – nach Farben sortiert : heute, vor 40 Jahren

Okay, das Album erschien bereits im März 1982, doch auch vierzig Jahre nach Erscheinen hat es von seiner Brisanz nichts verloren – das Statement der Woche kommt diesmal von Karat mit

Der blaue Planet

aus einem Land, das es heute nicht mehr gibt – https://www.youtube.com/watch?v=F_HmiymMKNA

„Uns hilft kein Gott, unsere Welt zu erhalten…“ – dem möchte ich nichts mehr hinzufügen.

Media Monday #598 : Advent Advent

Dritter Advent, Türchen Nummer 11, und das heutige Rätsel aus meinem „EXIT“-Adventskalender in Buchform mit dem wenig weihnachtlichen Titel „die düstere Prophezeiung“ hatte es wieder mal in sich. Und das beim Level für Einsteiger. Ach herrje, da muss man echt auf jedes Detail achten.

Doch jetzt achte ich lieber auf etwas anderes, nämlich die Uhrzeit, und widme mich der um 18:00 Uhr startenden 598. Ausgabe des Media Monday:

Media Monday # 598

1. Um so richtig schön in Weihnachts- beziehungsweise Festtagsstimmung zu kommen, reicht manchmal einfach nur der Blick aus dem Fenster: Schnee!

2. Das Nahen des Jahresendes scheint unweigerlich damit verbunden zu sein, dass die große Mehrheit in Stress verfällt und alles noch vor dem Einunddreißigsten erledigt haben muss.

3. Von den zahllosen Retortenprodukten, die durch die Medien geistern, kommt der ein oder andere Verfasser wiederholt auf das Thema „Fleisch aus dem Labor“ zurück. Von aus Stammzellen entwickeltem Hühnerfleisch ist dagegen der Starkoch des Thrillers „The Menu“ noch weit entfernt, obwohl seine Küche stellenweise eher an ein Versuchslabor erinnert als an eine Zubereitungsstätte für erlesene Speisen

4. Dass ich jetzt schon meinen Kanada-Urlaub buchen konnte, würde ich schon als positive Überraschung verbuchen, denn in manchen Jahren hat es gefühlt bis zum Frühjahr gedauert, bis ich mich zu irgendetwas aufraffen konnte.

5. Ein Klassiker zur Weihnachtszeit ist es ja auch, bestimmte Filme zu senden. Dass ich mir dieses Jahr wieder „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ im Fernsehen anschaue, ist nostalgischen Gründen geschuldet.

6. Die Plätzchendose meiner besten Freundin wird mir hoffentlich die letzten Wochen des Jahres versüßen, schließlich sind da ausschließlich mit Liebe gebackene Leckereien drin.

7. Zuletzt habe ich den Stand meiner Wasseruhr an meinen Versorger übermittelt und das war diesmal für mich in der digitalen Variante, weil ich keine Lust hatte, aus dem Haus zu gehen und den Zettel beim Versorger in den Briefkasten zu werfen.

Wattpad-Schreibchallenge „Mein Buch für Dich“: Kapitel 12

Kapitel 12 *** Lilly : Sag Hallo zur Hölle

Two minutes to midnight, the hands that threaten doom
two minutes to midnight to kill the unborn in the womb

-Iron Maiden „Two minutes to midnight“-

Am liebsten hätte ich Jo den Vogel gezeigt und mich auf die andere Seite gedreht, als er an meine Pritsche gekommen ist und meinen Namen geflüstert hat. Doch da war er nicht der einzige, der versucht hat, mich so sanft wie möglich wachzurütteln. Die Gruppe hat nämlich geschlossen hinter ihm gestanden, ängstlich darauf bedacht, bloß kein Geräusch zu machen. Wie gruselig – um ein Haar hätte ich vor Schreck aufgeschrien.

„Wach auf Lilly, wir müssen weg.“

Weiß der Geier, wie es ihm gelungen ist, die anderen umzustimmen und dazu zu bringen, sich selbst davon zu überzeugen, mit wem wir es hier zu tun haben. Am Ende war es dann Ellie, die damit herausgerückt ist. Ich weiß ja nicht, wie gründlich sie „recherchiert“ hat (ihre eigenen Worte – ich nenne es „hinterherschnüffeln“), aber das hier zieht mir förmlich die Schuhe aus. Das Neugeborene opfern? Also wirklich! Welchem kranken Hirn ist das denn entsprungen? Da hat wohl jemand eindeutig zu viele Horrorfilme gesehen. Aber bitteschön – wenn ihr mir Angst machen wolltet, dann ist euch das gelungen. Na bravo. Ich hoffe, ihr seid zufrieden.

Weg von hier, aber nicht ohne den Stein… Ich hab’s mit eigenen Ohren gehört… Und ich mit eigenen Augen gesehen… Wir können nicht mehr länger warten…

Meine Gedanken fahren Karussell, als wir durch den Wald hinunter zum See stolpern, Vertrocknetes Laub knistert unter unseren Füßen, als ich einen Blick auf die Knochengrube wage – im fahlen Dämmerlicht ein schauriger Anblick, jetzt wo ich weiß, dass hier das Blut Unschuldiger vergossen werden sollte.

Götter – wer’s glaubt… Ha ha… Kein Wunder, dass sie dich so gehätschelt haben… Bei Laune halten wollten sie dich, bis das Kind da ist, und dann…

Zu blöd, dass Jo und Ellie mit dem Wecken so lange gewartet haben. Nicht mehr lange, dann ist es so hell, dass sie uns problemlos folgen können, wenn sie merken, dass wir abgehauen sind.

Und wenn sie erst mal unsere Spuren gefunden haben… Dann war’s das mit der Götterverehrung… Dann kannst du schon mal der Hölle Hallo sagen.

Da vorne ist er, der See. Und jetzt? Sollen wir etwa rüber schwimmen? Doch die anderen halten unbeirrt weiter aufs Ufer zu, allen voran Jo, dicht gefolgt von den Zwillingen und Ellie. Flo und ich bilden die Nachhut, mit Finn als Schlusslicht. Und als ich schon denke, das Gerenne hört nie auf, stoße ich mit Flo zusammen, als der wie die anderen unerwartet stehenbleibt. Ist ihnen jetzt also doch aufgegangen, dass es keinen Weg auf die andere Seite gibt, und sie suchen fieberhaft nach einem Ausweg? Das Blut rauscht so laut in meinen Ohren, dass ich nicht verstehen kann, worüber sie diskutieren. Vielleicht sind es auch die am Ufer entlang kriechenden Morgennebel. Aber wenn ich ehrlich bin, ist es mir auch egal – bei dem fiesen Seitenstechen, das mich bei unserer unorganisierten Flucht aus dem Hinterhalt überfallen hat.

Dass es mir gleich nicht mehr egal sein wird, kann ich nicht jetzt noch nicht ahnen. Im Moment bin ich nur froh über die kurze Verschnaufpause. Mit in die Hüften gestemmten Händen und durchgedrückten Knien beuge ich mich keuchend vornüber, während ich versuche, wieder zu Atem zu kommen.

Haltet Sie auf! Lasst. Sie! Nicht!!Entkommen!!!

Der Schrei aus dem Dickicht hinter uns klingt mörderisch. Wenn Leute wütend sind, setzen sie ungeahnte Kräfte frei. Alles, nur das nicht! Mein schlimmster Alptraum ist wahrgeworden. Gleich haben sie uns.

„Mensch, Lilly, steh nicht da wie’n Kalb, wenn’s donnert. Beweg. Dich. Jetzt!“ brüllt Finn von rechts, und Flo zerrt mich mit sich.

Ja, um Himmels Willen, wohin denn? So groß ist die Insel nicht, und so, wie’s aussieht, brauchen sich unsere Verfolger nur großzügig im Gelände zu verteilen und müssen sich dazu nicht mal besonders anstrengen, wenn sie uns einkesseln wollen. Aber da habe ich die Rechnung ohne das Schicksal gemacht. Wie schon an dem Tag, als wir vor den Typen in Schwarz geflüchtet sind, erhebt sich derselbe Pfad aus dem Wasser.

Was zum?

Zum Nachdenken, woher plötzlich diese Möglichkeit zum Verlassen der Insel gekommen ist, bleibt uns keine Zeit. Jo scheucht uns einen nach dem anderen durch den wallenden Dunst hinüber und begibt sich freiwillig ganz nach hinten. Wie überaus fürsorglich! Jeder andere hätte die Beine in die Hand genommen und wäre gerannt, was das Zeug hält. Nicht Jo. Anscheinend hat er sich das Motto „Keiner wird zurückgelassen“ auf die Fahnen geschrieben und passt auf, dass niemand von uns stürzt oder den Anschluss verliert. Keiner wird zurückgelassen? Leider trifft das auch auf unsere Verfolger zu, die sich hartnäckig an unsere Fersen geheftet haben und nicht lockerlassen. Bei manchen Motorrädern erscheinen Dinge im Rückspiegel näher als sie es tatsächlich sind – genau wie hier: Das Licht der aufgehenden Sonne lässt ihre Schatten riesig erscheinen, und ich muss mich zusammenreißen, um nicht laut aufzuschreien. Aber nicht nur vor Entsetzen, weil ihre Schatten wie Finger nach Jo greifen, sondern weil ich nicht glauben kann, was ich da im Augenwinkel sehe: Jo, wie er nach hektischem Suchen etwas aus seiner Jackentasche herauszieht und es ins Wasser fallen lässt.

„Entrümpeln Sie Ihr Leben!“ Aber doch nicht jetzt. Und auch nicht so.

Wenn er gehofft hat, dass uns das Abwerfen von Ballast schneller macht oder gar den Druiden hinter uns abschüttelt, hat er sich leider geirrt.

Oder vielleicht doch nicht? Beinahe unmerklich vergrößert sich der Abstand zwischen Jo und dem Typen in Weiß, um den herum sich immer mehr Schwaden sammeln. Ist ja auch kein Wunder, wenn man versucht, sich seinen Weg durch immer höher steigendes Wasser zu pflügen.

Steigendes Wasser? Was, um Himmels Willen war in dem Kräutertee, den sie mir hier seit Wochen gegeben haben. Moment mal… Wochen? Wieso Wochen? Reiß dich zusammen, Lilly. Von auftretenden Halluzinationen in den letzten Schwangerschaftswochen hat der Ratgeber für werdende Mütter nichts gesagt. Auch nicht von temporärer Amnesie. Zusammenreißen schön und gut, aber wenn ich eins weiß, dann dass mein Gedächtnis auch schon besser gewesen ist. Denn sonst wäre mir gedämmert, dass wir auf genau diese Weise überhaupt erst auf diese verfluchte Insel gekommen sind.

Nur hatten wir da keinen rachsüchtigen Druiden im Genick, sondern einen Haufen Verbrecher, die uns den Schatz abnehmen wollten. Den Schatz! Ich ahne übles, als mir wieder einfällt, warum ich vorhin so reagiert habe. Für den Bruchteil einer Sekunde hat es nämlich in Jos Hand aufgeblitzt, bevor er es so verdammt eilig gehabt hat, den Inhalt seiner Tasche im See zu entsorgen. Der Pfad ist darauf hin zwar wieder im See verschwunden, aber den Druiden sind wir trotzdem nicht losgeworden.

Obwohl… Ein heiserer Schrei, gefolgt von einem erstickten Röcheln, entringt sich der Kehle unseres Verfolgers, bevor ihn die Nebel verschlingen und diese in einer unbeschreiblichen Geschwindigkeit auf uns zu rollen. Innerhalb nur weniger Sekunden hat uns eine weiße Watteschicht komplett eingehüllt und verschluckt. Orientierungslos tappe ich in die Richtung, in der ich den nächsten Baum vermute, dann wird es um mich herum dunkel.

Als ich wieder zu mir komme, liegt der Wald so friedlich da, als ob nie etwas vorgefallen wäre, und in der Ferne glitzert das Wasser wie Diamantenstaub. Nur wenige Schritte von mir rappelt sich Fiona auf und hält sich den Kopf, so als hätte sie einen Mörderkater. Auch Jo ist nicht weit. Gott sei Dank. Der Druide, der hinter ihm her war, hat ihm also nichts anhaben können. Von dem ist weit und breit nichts zu sehen.

Vom Rest unserer Gruppe allerdings auch nichts.

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Die Vorlage zum 12. Kapitel: Gruppe spioniert die anderen Leute aus, fliehen in der Nacht, Gruppe wird getrennt, dabei auch das Pärchen, irren jetzt in mind. 2 Gruppen durch den Wald (Schatz wird bei dem Stamm gelassen).

Cinema-Scope 2022 : November – Der ganz große Auftritt / Die lieben Verwandten

Nachdem ich mich aus dem Horrorctober ausgeklinkt und auch keine Lust verspürt hatte, mein cineastisches Programm auf den Noirvember auszurichten, gibt es auch diesmal wieder einen Kessel Buntes, zusammengesetzt aus verschiedenen Genres.

In einem Land, das es nicht mehr gibt

Dieses zum Teil auf wahren Begebenheiten basierende Drama nimmt im Sommer des Jahres 1989 seinen Lauf: Bei einer Durchsuchung durch Volkspolizisten wird der Ost-Berliner Schülerin Suzie Schulz ein Exemplar des verbotenen Orwell-Romans „1984“ zum Verhängnis. Mit dem Abi und dem geplanten Studium ist es damit Essig, statt dessen muss die junge Frau im Kabelwerk Oberspree Löcher in Bleche stanzen. Nachdem sie eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit von dem Fotografen „Coyote“ abgelichtet wird und ihre Bilder in der Zeitschrift Sybille erscheinen, dreht ihre jüngere Schwester völlig am Rad und sorgt mit einem Leserbrief an die Zeitschrift dafür, dass Suzie einen Termin für ein Vorstellungsgespräch erhält. Neues Lebensziel: Mannequin werden – doch der vermeintliche Ruhm und das glanzvolle Leben in einer Szene, von der Suzie bisher keine Ahnung hatte, haben auch ihre Schattenseiten.

Trotz des ein wenig schwammigen Endes, bei dem ich nicht mehr mitkam, wer hier nun eigentlich genau wen verraten hat, hat mir das 100 Minuten lange Drama der Regisseurin Aelrun Goette, die auch das autobiografische Drehbuch verfasst hat, sehr gut gefallen. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir dabei die gruftig-schaurig-schöne Alternativmodenschau mit BDSM-Anleihen zu den Klängen der Sisters of Mercy.

Liberace – zu viel des Guten ist wundervoll

Glanzvolle Auftritte waren sein Markenzeichen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und natürlich auch der Kerzenleuchter auf dem Flügel, der der Filmbiografie mit dem ellenlangen Titel im Original zu ihrem Titel (Behind the Candelabra) verhalf: Władziu Valentino Liberace (16.5.1919 – 4.2.1987), der stets in pompösen Kostümen an einem strassbesetzten Flügel sein Publikum erfreute und sich öffentlich und in Gerichtsprozessen dagegen wehrte, als homosexuell bezeichnet zu werden, wird hier von Michael Douglas dargestellt. Seinen langjährigen Lebensgefährten Scott Thorson, den der exaltierte Pianist zeitweilig sogar adoptieren möchte, spielt Matt Damon. Weitere Mitwirkende in diesem Biopic sind Dan Aykroyd als Seymour Heller und Rob Lowe als Schönheitschirurg, der (als anscheinend sein eigener und bester Kunde ist) das äußere Erscheinungsbild von Scott nach den Wünschen Liberaces umgestalten soll und Pillen verteilt, als wären es harmlose Drops.

Schon wieder ein Biopic? Im Prinzip ja, aber dieses folgt zur Abwechslung mal nicht dem üblichen Schema von Rückblenden, wenn die porträtierte Person quasi schwupps über Nacht auf den Höhepunkt ihres Schaffens katapultiert wurde (in einem Beitrag auf youtube wurde diese Problematik thematisiert, aber ich finde ihn nicht mehr). Umso faszinierender fand ich das, was dabei herauskam.

Metallica: Through the Never

Noch ein Biopic? Oder gar Konzertfilm? Keines von beiden, sondern ein Flop an den Kinokassen; was mich gar nicht wundert bei diesem kruden Mix aus in verschiedenen kanadischen Städten gedrehtem Konzertfilm und dialogfreier Nebenhandlung, bei der ein Roadie während des Metallica-Konzerts den Auftrag bekommt, eine Tasche mit nicht bezeichnetem Inhalt aus einem LKW zu holen und auf seinem Weg in Straßenschlachten zwischen Polizei und einem randalierenden Mob gerät. Dabei ist das Ganze gar nicht mal so unintelligent geschnitten, doch leider konnte mich das Werk nicht wirklich überzeugen, zumal es mir bei einigen Szenen, in denen ein maskierter Reiter jeden lyncht, der seinen Weg kreuzt, übelst den Magen umgedreht hat.

Spirit Trap

Stell dir vor, du suchst als Student ein WG-Zimmer und bekommst ein Angebot ganz in der Nähe der Uni. Die Sache hat jedoch einen Haken: Wohnen sollen die Interessenten in einer viktorianischen Bruchbude, die einem schon beim Betreten Schauer über den Rücken jagt. Ein Gefühl, das sich noch steigert, als eine der Ankömmlinge Visionen hat und alle anderen über die wahre Natur der Standuhr im Foyer aufklärt. Fortan geschehen immer mysteriösere Dinge in dem einstigen Prachtbau, bis sie irgendwann gegen Ende erkennen, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes in der Falle sitzen und ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt, ihr zu entkommen.

Der Nachname

Familienzusammenkunft im Inneren der schönen Kanareninsel Lanzarote, inspiriert von dem Film „Der Vorname“: Mutter Dorothea (Iris Berben) und ihr Lebensgefährte René (Justus von Dohnányi), der gleichzeitig auch ihr Adoptivsohn ist, haben etwas zu verkünden. Es dauert eine Weile, bis Sohn Stephan (Christoph Maria Herbst) darauf kommt, dass es sich bei der geheimnisvollen Botschaft um die gerade erst vollzogene Eheschließung handelt. Doch der frohen Kunde nicht genug: Nachwuchs ist geplant, und zwar mit Hilfe einer Leihmutter. Und schon sehen einige angesichts des „Schmarotzers“ von Stiefpapa ihr zukünftiges Erbe in Gefahr… was für ein Chaos, bei dem das Publikum im Gegensatz zu den Kritikern schwer begeistert war und bei dem sämtliche Leichen, die alle einträchtig Versammelten im Keller haben, nach und nach ans Licht kommen. Witzigerweise wurden im Vorspann der neuen Komödie von Sönke Wortmann sämtliche Vornamen aller Darsteller und Crewmitglieder konsequent weggelassen.

Winter’s Bone

Und noch ein Familiendrama. Diesmal aber eins, das den Namen wirklich verdient, denn wer so eine Familie hat, braucht keine Feinde mehr. Alle haben Dreck am Stecken, von Zusammenhalt keine Spur. Als der Vater der siebzehnjährigen Ree (Jennifer Lawrence) vor seinem Prozess untertaucht, sind Haus und Grundstück, das als Sicherheit für die Kaution verpfändet wurde, fällig. Eine Woche bleiben Ree, den Verschwundenen zu finden, andernfalls stehen ihre beiden Geschwister und die depressive Mutter, um die sich das Mädchen seit Jahren kümmert, mit ihr auf der Straße.

Doch wo anfangen, wenn der Verdacht von Anfang an im Raum schwebt, dass der Gesuchte schon längst nicht mehr lebt? Dementsprechend steinig ist der Weg, der vor Ree liegt, zumal der Rest der Sippschaft unbedingt verhindern will, dass Ree mit ihrer Suche zu viel Staub aufwirbelt.

Der Baum

Aller guten Dinge sind drei: In diesem Fall das Bild der „lieben“ Familie. Irgendwo im australischen Outback erleidet Familienvater Peter einen Herzinfarkt und stirbt am Fuße des Feigenbaums, direkt neben seinem Haus. Fest davon überzeugt, dass der Geist des Verstorbenen in den Baum eingezogen ist und dort weiterlebt, lassen die O’Neils den Baum weiterwuchern. Besonders angetan von dieser Vorstellung ist die achtjährige Simone, die ohnmächtig vor Wut mit ansehen muss, wie ihre Mutter bald schon wieder einen neuen Mann kennenlernt. Doch so richtig rastet sie aus, als „der Neue“ dem Spuk ein Ende bereiten und den Baum fällen möchte.  Von da an ist die Stimmung erst recht im Eimer, doch dann naht ein Zyklon, der buchstäblich ihr gemeinsames Nebeneinanderher-Leben auf den Kopf stellen wird.

Einfach mal was schönes

Blöd, wenn die biologische Uhr tickt und man sich ein Kind wünscht, doch geeignete Partner für die Familienplanung Fehlanzeige sind. Also beschließt, die 39jährige Radiomoderatorin Karla (Karoline Herfurth), ihre geplante Schwangerschaft selbst in Angriff zu nehmen. Ihre beste Freundin Senay ist darüber natürlich schwer begeistert, redet ihr aber dann ständig rein, als Karla auf der Hochzeit ihres Vaters den 28jährigen Ole kennenlernt, der Senays Meinung nach nur eine unnötige Ablenkung von dem Ziel darstellt. Dass sich die wankelmütige Karla so gar nicht entschließen kann, dem sympathischen Krankenpfleger den Laufpass zu geben, passt Senay so gar nicht in den Kram. Doch sie haben nicht mit dem Schicksal in Person der alkoholkranken Mutter Karlas (Ulrike Kriener) gerechnet, die mit 2.0 Promille im Blut vom Balkon stürzt und das Drama in eine neue Richtung stößt.

Ich weiß gar nicht mehr, was mich mehr aufgeregt hat: Die Tatsache, dass der Trailer zwar eine Komödie versprach, mich aber am Ende ein fast zwei Stunden dauerndes Drama erwartete… oder die nervige Freundin und noch nervigere Schwester Johanna, die ständig am Heulen war. Achtung, Spoiler (auch wenn ich nicht glaube, dass sich dieses Drama von Karoline Herfurth überhaupt jemand außer mir ansehen wird)!

Zwar hat der Film dann doch noch mit einer völlig aus dem Ruder laufenden Kitschhochzeit am Ende die Kurve gekriegt, dennoch hätte es ein Abend auf DVD oder Filmstreaming-Dienst auch getan. Obwohl so eine durch die Luft segelnde Hochzeitstorte und eine zerberstende Champagnerpyramide in Großaufnahme durchaus ihre Reize hat.

Mrs Harris und das Kleid von Dior

Den ganz großen Auftritt hat ein Kleid von Dior, das Putzfrau Ada Harris bei einer ihrer Arbeitgeberinnen im Schrank entdeckt; fortan lässt dieser stoffgewordene Traum Ada keine Ruhe mehr, da sie sich in den Kopf gesetzt hat, so lange zu sparen, bis sie die erforderlichen 500 Pfund – was im London von 1957 eine Menge Geld ist – zusammen hat und in den Billigflieger nach Paris steigen kann. Dior – der Inbegriff von Eleganz und feiner Lebensart! Aber da es in der Haute Couture dann doch anders läuft als bei einem Gang in ein Londoner Warenhaus, muss sie so lange in Paris verweilen, bis man ihr das edle Stück auf den Leib geschneidert hat, und schon ist sie mitten drin in dem turbulenten Zwangsurlaub, der so manche Überraschung für die patente Engländerin bereit hält.

Als ich las, es gäbe eine Neuauflage der Verfilmung des Romans von Paul Gallico, war ich gespannt, was mich erwarten würde, kannte ich bisher doch nur den Fernsehfilm „Ein Kleid von Dior“ mit Inge Meysel in der Hauptrolle der Mrs. Harris. Doch wo in der deutschen Fernsehfassung die edle Robe und mit ihr der Traum von Mrs. Harris jäh endet, hat man der britischen Neuverfilmung mit Jason Isaacs in einer Nebenrolle und Isabelle Huppert als unterkühlte Directrice ein Happy End verpasst.

Optisch ein Genuss, konnte ich diesen Monat mit einem Wohlfühlfilm aus Großbritannien beschließen – was aber auch bedeutet, dass ein anderer Film, den ich noch im November sehen wollte, erst im Dezember an die Reihe kommen würde.

Das war’s für diesen Monat – in dem sich so einige der von mir gesehenen Filme um die „liebe Familie“ drehen.