Mei, hat das wieder lange gedauert… „Ja, ist denn schon Weihnachten?“ – Nein, aber der letzte Monat des Jahres, und damit auch der letzte Buchstabe bei 12 Letters of handmade fashion – auf dem Blog von tweedandgreet ist es diesmal das
geworden.
Zu diesem Buchstaben ist mir zunächst nichts vernünftiges eingefallen. Lila wäre eine Option gewesen, aber schon wieder einen Schal stricken? Nicht nur deshalb muss der angefangene Schal erst mal in den Winterschlaf – natürlich gibt es dafür noch andere Gründe, aber über die möchte ich erst einmal schweigen. Vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt.
Als nächstes hatte ich lebensverlängernde Maßnahmen für meinen Lieblingspulli im Sinn, aber da dieser Einfall nur traurige Erinnerungen heraufbeschwören würde, habe ich beschlossen, als Ablenkung über meine Vorliebe für klassische Stoffmuster zu schreiben. Es sind Muster, die mir zwar gut gefallen, aber an sie habe ich mich bisher noch nicht herangetraut (warum auch immer), wie z.B. Fischgrät-, Paisley- oder Pepitamuster. Ein anderes Muster, von dem mein Mann einmal gesagt hat, er bekäme davon Augenkrebs, ist Hahnentritt. Über dieses habe ich einen Link zu einer Seite gefunden, auf der der Unterschied zwischen Pepita, Vichy und Hahnentritt ausführlich erklärt wird. Unter anderem steht dort: „Lady Gaga erschien 2011 bei einer US-Fernsehshow von Kopf bis Fuß im Hahnentritt-, bzw. Vichy-Look von Salvatore Ferragamo“.
Lady Gaga? Really? Are you kidding me? Aber… warum eigentlich nicht? Ein Lady-Gaga-Gedächtniskleid? Wäre zumindest ein L (*ggg*). Aber jetzt mal Spaß beiseite. Bevor es im Text weitergeht, der das gute Stück beschreibt, kommen hier die Bilder, die ich von mir in diesem Kleid geschossen habe:
Ich stelle fest: Mit Lady Gaga hat das Kleid gar nichts zu tun, ich hätte es vor dem Tragen bügeln sollen, und nicht nur auf dem Fernsehbildschirm, sondern auch auf dem Bild fängt der Stoff zu flimmern an. Trotz dieser unschönen Eigenschaft mag ich Hahnentritt – für mich steht dieses Muster neben Fischgrät und Pepita für die 50er oder meinetwegen auch noch 60er Jahre, an deren Mode ich als Teenager einen Narren gefressen hatte. Und vielleicht ist auch daran etwas dran:
„In Zeiten von gesellschaftlichen Umbrüchen und Krisen sehnen sich Menschen nach Tradition und Sicherheit.“
Zur Zeit befinde ich mich in einer – insofern würde auch das passen. Wie lange ich diesen Stoff (schön stretchig und den kälteren Temperaturen angemessen) schon besitze, weiß ich gar nicht mehr. Auch was er gekostet hat, ist mir komplett entfallen – nur dass ich ihn mir in meinem Lieblingsstoffladen habe aufschwätzen lassen, daran erinnere ich mich noch sehr gut. Aber warum habe ich so lange gebraucht, bis ich ihn für ein winterliches Projekt ausgewählt habe?
Vielleicht waren es die Abneigung meines Mannes gegen dieses Muster und seine Worte über „Augenkrebs“. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass ich so viel anderen Stoff verarbeitet habe, dass dieser in Vergessenheit geraten ist. Nun aber habe ich mich wieder an ihn erinnert und für ein Kleid nach einem Schnitt von 2013 ausgewählt: das Modell 116 aus der August-Ausgabe.
Burda nennt die Serie „Downton Abbey“ als Inspirationsquelle. Welche Lady möchte ich sein? Lady Mary, Lady Edith oder Lady Sybil?
An diesem Modell habe ich mich schon einmal versucht und ein Probekleid aus weißem Baumwollstoff genäht, das ich dann in der Shibori-Technik blau-weiß gebatikt habe, aber das war lange, bevor ich mir habe zeigen lassen, wie man einen Schnitt an die eigene Figur anpasst. Nun, das der Grundschnitt geändert worden ist, habe ich das Kleid erneut zugeschnitten und beim Zusammennähen der Teile festgestellt, dass ich Vorder- und Rückenteil im Stoffbruch zugeschnitten habe, anstatt dafür jeweils zwei Teile mit Mittelnaht zuzuschneiden. Auch der Halsausschnitt ist nun nicht mehr v-förmig, sondern rund, weshalb ich auch die Besätze abwandeln musste. Die größte Änderung betrifft den Reißverschluss, den ich dank der Dehnbarkeit des Stoffes nun nicht mehr benötige. Guter Entschluss – Zeit gespart.
PS: Auf diesem Blog habe ich zudem gelesen, dass es neben Hahnentritt auch Hennentritt gibt und beide Muster nach ihrer Größe unterschieden werden: „Das Muster dieses Dior-Oberteils heißt Hennentritt, ‚Pied-de-poule‘, weil es ein kleines Muster ist.“ und „In der größeren Version dieses wunderbaren Mantels wird das Muster zum uns bekannten Hahnentritt, ‚Pied-de-coq‘.“ Nach dieser Logik hätte der Stoff, den ich für mein aktuelles Kleid gewählt habe, die Bezeichnung „Kükentritt“ verdient; schließlich ist das Muster so winzig, dass der Stoff vor jeder Kamera zu flimmern anfängt (was meine Tragefotos bewiesen haben).