Neues Jahr, neues Konzept. Nachdem ich im letzten Jahr im Kino nicht nur Filme, sondern auch Live-Übertragungen von Konzerten gesehen habe, werde ich in meinen Monatsrückblicken nun neben Kinofilmen auch echte Konzerte und Theaterstücke aufzählen. Los ging’s diesen Monat mit Filmen, deren Vorgänger schon einige Jahre auf dem Buckel haben.
Avatar: The way of water (2.1.2023): Zehn Jahre nach der Ankunft auf dem Planeten Pandora ist dieser Nachfolger zu „Avatar: Aufbruch nach Pandora“ angesiedelt, und mehr als so viele Jahre hat es auch gedauert, dieses 193 Minuten lange Epos von James Cameron in die Lichtspielhäuser zu bringen. Von der Handlung „gut gegen böse“ mal abgesehen, von der man halten mag, was man will, war ich von der Bildfülle geradezu überwältigt, und diesmal habe ich das Experiment gewagt und mich auf die 3D-Version mit erhöhter Bildrate eingelassen. Mehr möchte ich darüber nicht schreiben, als dass den Test sowohl meine Augen als auch meine Blase bestanden haben, weil ich während der dreieinviertel Stunden Lauflänge nicht einmal meinen Platz verlassen habe, um eine gewisse Örtlichkeit aufzusuchen.
Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch (7.1.2023 und 10.1.2023): In meiner ABC-Etüde vom 15.1.23 habe ich eine kurze Zusammenfassung geschrieben. In dem Nachfolger zu „Der gestiefelte Kater“ von 2011 muss der titelgebende Held die schockierende Erfahrung machen, dass er von seinen neun Leben bereits acht verschwendet hat und ihm nur noch dieses eine geblieben ist. Als er von dem legendären Wunschstern hört, der tief im dunklen Wald verborgen sein soll, steht sein Entschluss fest, sich durch ihn seine verlorenen Leben wiederzuholen. Doch um den Weg dorthin zu finden, braucht es eine Karte. Und die hat es in sich (je nach Besitzer ändert sie nicht nur die Namen der Landschaften, durch die man hindurch muss, sondern auch die betreffende Landschaft gleich mit) – zumal auch noch ein Haufen anderer zu dem Stern gelangen wollen… Nicht nur in 2D, sondern auch in 3D konnte sich dieses animierte Abenteuer aus dem Shrek-Universum sehen lassen, sondern ich war auch verblüfft, dass hier unterschiedliche Trick- bzw. „Zeichen“-Techniken zum Einsatz kamen, von denen einige in 3D nicht gerade spektakulär wirken. Dennoch war ich von dem Film schwer begeistert, und ich wage sogar zu sagen, dass er für mich im Vergleich zu Avatar besser abschneidet. Schon allein, was die darin steckende Botschaft betrifft. Oder um es mit einer Textzeile von AmyMacDonald zu sagen: The treasure that you’re looking for is right under your nose.
Oskars Kleid (8.1.2023): Wenn ein Vater sich plötzlich in Vollzeit um seine beiden Kinder kümmern muss, weil die Mutter im Krankenhaus liegt und eines Tages von seinem Sohn erfährt, dass dieser eigentlich ein Mädchen ist und nicht mehr Oskar heißt, sondern Lily. Plötzlich ist die Verwirrung groß – und sie wird noch größer, als sich Lili erneut „umorientiert“ und es in der neuen Schule Stress gibt, weil er/sie dort als Mädchen angemeldet wurde – um dem Mobbing vorzubeugen.
Tod auf dem Nil (16.1.2023): Achtung – bei dieser Version handelt es sich nicht um eine weitere überflüssige Neuverfilmung, sondern um eine Adaption für die Bühne, bei der ich auf meinem Platz in der Mitte der fünften Reihe meinen Spaß hatte. Den Ausschlag dafür, 28 Euro in diesen Abend zu investieren, war jedoch nicht Gil Ofarim in der Rolle des Simon, sondern weil ich wissen wollte, wie man dem im Film doch recht ansehnlichen Schauplatz auf einer kleinen Bühne umsetzen wollte und ob das überhaupt funktionierte. Antwort: Es funktionierte tadellos. Teile des Schiffs, die im Film nicht zu sehen waren, während man woanders zugange war, lagen im Dunkel, während der aktuelle Ort des Geschehens durch geschickte Beleuchtung die volle Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zog. Außerdem verzichtete man auf eine Reihe von Rollen und auf einen den Hergang der Morde beschreibenden Poirot. Denn der war a) offiziell nie auf dem Schiff und b) litt an einer Halsentzündung, die ihm das Sprechen verbot, so dass die Aufklärungsarbeit ein Pfarrer leistete, dem Poirot öfters mal die Zettelchen zuschob. Und noch ein Pluspunkt: Ein theatralisches Ende wie in der Verfilmung aus dem letzten Jahr blieb uns zum Glück erspart, in dieser Adaption musste das mordende Pärchen auf das Eintreffen der Polizei warten.
Babylon – Rausch der Ekstase (20.1.2023): Von Regisseur Damien Chazelle wusste ich bisher nur, dass er bei La La Land Regie geführt und zu 10 Cloverfield Lane das Drehbuch verfasst hat. Da ich letztes Jahr mindestens drei sich leicht voneinander unterscheidende Trailer für dieses 190 Minuten lange Werk mit Margot Robbie und Brad Pitt in den Hauptrollen gesehen habe, wollte ich dieses Epos unbedingt sehen. Hollywood während des Übergangs vom Stummfilm zum Tonfilm, ausschweifende Orgien und Besessene in vielerlei Gestalt, wie z.B. Tobey Maguire als irrer Gangsterboss, der in einer Höhle ein fragwürdiges Spektakel nach dem anderen zur eigenen Erbauung veranstalten lässt… hier hat der Trailer zur Abwechslung mal nicht die besten Szenen schon vorweg genommen. Dass der sich nach und nach durchsetzende Tonfilm das Aus für so manche Schauspielkarriere bedeutet hat, nämlich für die, die sich durch eine unangenehme Stimme oder extremen Akzent auszeichneten, hatte ich noch gut in Erinnerung. Dass von diesem Schicksal auch bestimmte Jobs betroffen waren, wie zum Beispiel die des Schildermalers für die in Stummfilmen gebräuchlichen Zwischentitel, war mir vorher weniger bewusst. Trotz der ein oder anderen Länge, die ich während der langen Laufzeit bereits erwartet habe, hat mir „Babylon“ sehr gut gefallen und ich habe mich ausgezeichnet unterhalten gefühlt, was zu einem großen Teil an der mitreißenden Musik lag. Nicht so toll nach all dem arbeitsbedingten Stress fand ich, dass es in dem für mich am nächsten gelegenen Kino nur am Freitagabend um 20:15 Uhr eine Vorstellung gab, weil sich ein anderes Kino in der Nachbarstadt „Babylon“ unter den Nagel gerissen hatte.
Billie Eilish live aus der O2-Arena in London (27.1.2023): Das erste Konzert für mich in diesem Jahr. Live dabei aber nicht mittendrin, denn ich saß in der letzten Reihe mit freiem Blick auf die Leinwand, auf der kurz nach halb acht die Post abging. Denn anscheinend hatte ein Großteil des überwiegend sehr jugendlichen Publikums beschlossen, die Künstlerin wörtlich zu nehmen, als diese verkündete, sie wolle jetzt alle auf und ab hüpfen sehen. Yo! Da gab’s auch im Kinosaal kein Halten mehr, und ein Schwarm kreischender Mädchen stürmte den Platz vor der ersten Reihe, unterhalb der Leinwand. So ein aktives Publikum kannte ich bisher auch nur vom Hörensagen über Vorstellungen, in denen die Rocky Horror Picture Show lief. Hier ging der Horror aber nicht von dem Konzert oder der Künstlerin aus, sondern von den Handys/Smartphones mit eingeschalteten Taschenlampen, die dem Rest des sitzengebliebenen Publikums grell entgegen leuchteten – das war fast noch „cleverer“ als die auf die Leinwand gerichteten Displays, dank denen wir auch noch in den „Genuß“ der Silhouetten der wild Umherhopsenden kamen. Soviel zum negativen Punkt – positiv war die Stimmung, die von der Künstlerin selbst ausging. Gerade mal ein einziges Lied kannte ich von Billie Eilish – den Rest lernte ich an diesem Abend kennen. Von wegen depri: So viel gute Laune hatte ich nicht erwartet, von daher war der Name Programm „Happier than ever“.