Durch diverse Blogs bin ich auf die Aktion „Stoffwechsel“ aufmerksam geworden, bei der es darum eht: Für eine zugeloste Person kauft man Stoff, den diese Person dann vernäht. Und um die Stoffsuche leichter zu machen, hat jede Teilnehmerin einen Steckbrief veröffentlicht. Da ich selbst noch viel zu wenig Erfahrung und vorzeigbare Ergebnisse habe (mitmachen kann nur, wer mindestens zehn selbstgenähte Stücke auf seinem Blog gezeigt hat), um bei einem solchen Swap mitzumachen, werde ich dieses Stoffwichteln und das, was daraus entsteht, nur beobachten.
Dennoch läßt mich die Idee, meinen eigenen persönlichen Nähsteckbrief für mich zu erstellen, nicht los. Vielleicht gibt es ja irgendwann wieder so einen Stoffwechsel – dann hätte ich etwas, auf das ich zurückgreifen kann. Aber so ein Nähsteckbrief ist natürlich für mich auch die Gelegenheit, mir über kommende Projekte Gedanken zu machen. Es ist auch ein prima Anhaltspunkt, um später einmal zu schauen, wo ich jetzt in meiner Entwicklung stand und wohin mich die Do-it-yourself-Reise noch führen wird. Et voilà – Mein Nähsteckbrief 2014 – als Hommage an das Original, entworfen von siebenhundertsachen –
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Was nähst Du am liebsten für dich? : Am liebsten Röcke und Oberteile, denn erstens liebe ich es, verschiedene Kombinationsmöglichkeiten zu haben. Zweitens ist es so für mich einfacher, mit unterschiedlichen Größen zu arbeiten. Bei Kleidern kann es mir passieren, dass ich den Schnitt doch noch anpassen muss, und diese Arbeit behagt mir weniger.
Und wenn wir kurz mal vor allem an Oberteile und Röcke denken, was würdest du da gern nähen? Hast du schon etwas vor Augen? : Mir schwebt der „Retrorock“ Modell 112 aus der Burda 8/2012 vor. Dabei handelt es sich um einen schmalgeschnittenen, kniebedeckenden Rock mit Godet, den die Dame auf dem Foto beim Golfen trägt. Very british! Dabei spiele ich gar kein Golf.
Die Glaubensfrage: Webstoff oder Jersey? Oder doch beides? : Mit Jersey habe ich noch keine Erfahrung, bin aber nicht abgeneigt, es zu versuchen.
Welches Material vernähst du am liebsten (z.B. Viskose, Baumwolle, Wolle, …) – gegen was hast du eine (starke) Abneigung? : Am liebsten mag ich festere Stoffe, die „griffig“ in der Hand liegen bzw. eine angenehme Struktur haben, so wie zuletzt das Leinen, aus dem ich mir einen Rock genäht habe. Oder fest gewebe Baumwolle. Labberigen T-Shirt-Stoff aber lieber nicht. Dünne, fließende Stoffe bereiten mir durch ihr ständiges Rutschen eher mal Probleme, so dass ich sie nicht so gerne habe. Mit Dupionseide zu arbeiten war dagegen eine interessante Erfahrung, weil durch die rauhe Oberfläche dieses unangenehme Gefühl des Rutschens nicht so stark wie bei glatter Seide ausgeprägt war. Das führt mich zu meiner Aversion gegen bestimmte Stoffe, als da wären: Satin (da stellen sich bei mir schon allein bei der bloßen Berührung sämtliche Nackenhaare hoch) und Samt (den nicht zu verhunzen, ist eine große Kunst, die mir nicht gegeben ist und die mir auch bei Leder fehlt); und mit Cord, Cordsamt oder Jeans kann man mich jagen. Das trage ich schon bei gekaufter Kleidung so gut wie gar nicht.
Was sind deine Lieblingsfarben, welche stehen dir gut? Welche gehen gar nicht? : Zuerst meine Lieblingsfarben. Cremeweiß, warme Blau-, Grün- und Gelbtöne sowie Orange, Greige, Hellgrau und Anthrazit. Seit mir eine Farbberaterin mir attestiert hat, ich sei ein Herbsttyp, bin ich bei Farben wie Rot und Schwarz vorsichtiger geworden, habe aber zumindest das Schwarz noch nicht ganz aus dem Kleiderschrank verbannt. Und obwohl mir neben klaren Farbtönen auch Pastellfarben gefallen, mag ich verwaschen aussehende Töne, so wie sie jahrelang das Angebot in den Läden dominiert haben, überhaupt nicht. Zu der Palette, die mir nicht gefällt, zählen übrigens viele Beerentöne, Rosa und Lila sowie Braun-, Erd- und Schlammtöne. Und das, obwohl ich ein Herbsttyp sein soll.
Welche Muster magst du? Groß oder klein? Blumenn, Streifen, Punke? Oder sind Muster vielleicht gar nicht so deins? : Es gib nur wenige Muster, die mir gefallen: Tartanstoffe (Schottenkaro), Paisleymuster, Streifen und Punkte in Maßen, manchmal auch grafische Muster, aber dann lieber klein als groß.
Das wäre z.B. eins, was mir gut gefällt …
oder das – für Sofakissen, aber ob das als Oberteil gut aussieht?
auch hübsch – aber nennt man das noch „grafisches Muster“?
Blumen, Ethnoprints und Leopardenmuster mag ich an mir nicht sehen. Auch Patchworkstoffe oder zu unruhige Muster sind nicht mein Fall. Und für Mustermix fehlt mir das Händchen. Eine Besondere Herausforderung stellen für mich Fotodrucke dar, denn davon gefallen mir nur die wenigsten; weder die zur Zeit angesagten „Galaxy-Prints“ noch solche Muster, die eine frappierende Ähnlichkeit mit Fototapeten aus den 70er und 80er Jahren besitzen.
Eine Ausnahme – Fotoprint, wie er mir gefällt…
… mit einem anderen Detail aus diesem Muster.
Was sind die Kleidungsstücke, die dir (in letzter Zeit) in deinen Augen am besten gelungen sind? (Bitte mit Link oder Foto). Sind welche dabei, die du vor allem wegen ihres Stoffes magst? : Am besten sind mir zwei Bleistiftröcke gelungen, die ich nach unterschiedlichen Schnittmustern genäht habe. Der eine ist aus Dupionseide – da war es die Farbe und der tolle Schimmer – und der andere aus Leinen.
Rock 118 aus der Burda 12/2013
Rock 114 aus der Burda 4/2014
Wieviel Stoff verbrauchst du ca. für einen Rock, ein Obertei, ein Kleid? : Im Durchschnitt sind das um die zwei Meter pro Teil – mit weniger komme ich einfach nicht hin, weil mir doch noch ab und zu ein Patzer passiert und ich dann nochmal neu zuschneiden darf. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich drei bis fünf Meter verbraucht habe, weil ich ein Gewand für ein Open-Air-Festival oder eine mittelalterliche Veranstaltung genäht habe.
Gibt es sonst noch etwas, das dich als Näh-/Stofftyp in deinen Augen ausmacht? : Ich habe es gerne klar und einfach – nach dem Motto „keep it clean and simple“ – nicht zu komplizierte oder „raffinierte“ Schnitte ohne übermäßig viele Details. Also weder Raffungen, dramatische Drapierungen oder verspielte Rüschen. „Purismus“ ist das Stichwort, das den Stil am besten charakterisiert, der mich beim Stöbern in Schnittmusterheften oder Betrachten von Laufstegfotos am meisten anspricht. Zwar gefallen mir auch einige Retro/Vintageschnitte, aber nachnähen würde ich sie dann lieber doch nicht. Und weil es Phasen gibt, in denen mir ganz viele unterschiedliche Ideen gefallen, kommt es auch eher selten vor, dass ich mir das gleiche Teil in mehreren Ausführungen näühe. „Never change a winning team“? – och nö, lieber nicht – endlose Wiederholungen sind nicht mein Fall, auch wenn ich mehr oder weniger beim selben Stil bleibe: Gerade, figurnahe Silhouette ohne viel Klimbim. Deshalb vermeide ich auch den Lagenlook, das Modell „Kurz über Lang“ (Kurzarmshirt oder Langarmshirt) und Kleid über Leggins) und die Kombination aus Sommer- und Winterkleidung, weil ich mich darin unwohl fühle.
Das war mein Nähsteckbrief 2014. Mal sehen, was ich aus meinen Vorräten zaubern kann.