Kurz nachdem ich meine Gedanken zu meinem letzten Projekt für dieses Jahr in Wort und Bild festgehalten hatte, bin ich erst mal in den Ruhemodus gefallen. Schließlich hat man ja Urlaub, und da will man es ganz soft und smooth angehen lassen. Aber unter der scheinbar ruhigen Oberfläche des Sees brodelt es vor sich hin. Klingt jetzt dramatischer als es ist, aber: so isses. Fängt schon an bei der Zusammenstellung der Ideen und Schnitte sowie der Materialauswahl. Mehr als 50 Euro soll das Material nämlich nicht kosten, und da hatte ich den Geistesblitz, dass ich weitgehend auf bereits Vorhandenes zurückgreife, das da im einzelnen besteht aus:
a) Schwarzer, relativ dicker und matter Stoff als Hauptakteur
b) Als Nebendarsteller zwei bodenlange und leicht transparente und schimmernde Kleider – eins in rot und eins in silbergrau – die ich vor Jahren bei einem Verkauf von Konkursware für je drei Euro erworben aber seitdem nie getragen hatte, aber schon immer irgendwie verwerten wollte.
c) drei Tütchen mit Pailetten: rot, grün, türkis als Statisten.
Soviel zum Thema „to bling or not to bling“. Einerseits finde ich die vorgeschlagene Idee von „Cos goes Abendmode“ sehr reizvoll und spannend, auf der anderen Seite könnte ein wenig „Glamour“ auch nicht schaden, denn irgendwie erschien mir das „Kleine Schwarze“, so wie es sich Coco Chanel in den Zwanzigern vorgestellt hat, doch vielleicht nicht festlich genug. Eine Hürde, die ich auch bei meinem schwarzen Hauptakteur sehe. Gekauft hatten wir ihn ursprünglich mal, weil mein Schatz einen Herrenrock für das Wave-Gotik-Treffen haben wollte, aber dann haben wir die Idee wieder verworfen, weil wir zu wenig davon gekauft haben und der Stoff zum Wickeln nicht reichte. Danach lag das Teil unfertig bei den anderen Stoffen, die sich im Lauf der Jahre angesammelt haben. Jetzt aber könnte er endlich zum Einsatz kommen. Und jetzt kann ich auch endlich zu meinem Entwurf kommen. Ich denke, es wird ein Mix aus A und B – also aus diesen beiden:
Modell A
Modell B
Wobei ich eher zu Modell A neige, allerdings mit einem nicht ganz so weit ausgestellten Rock – und falls ich zeitlich hinkomme und mir nach etwas Bling-Bling ist, mit den Verzierungen von Modell B. Da könnten dann die Pailletten ihre Verwendung finden. Das Oberteil soll eine raffinierte Faltung am Ausschnitt bekommen.
Und da liegt der Hase im Pfeffer: Mit dem Stoff, aus dem mein grauer und roter Nebendarsteller sind, wird das nix, denn beide kratzen anscheinend wie Hulle. Nun war guter Rat teuer – mein schöner Plan, ausschließlich aus Vorhandenem zu schöpfen, geriet in Gefahr, denn ich wollte unbedingt etwas weicheres, anschmiegsameres haben. Außerdem fand ich mein Farbkonzept schwarz/rot inzwischen auch nicht mehr schlüssig, da mein Schatz und ich zusammen den Dresssmaker’s Ball besuchen werden und mein Kleid farblich zu seinem Kilt passen sollte. Und da der Kilt vorwiegend aus Blau- und Grüntönen besteht, mußte ein entsprechender Stoff her.
Am Dienstag bin ich dann zum Stoffgeschäft meines Vertrauens gegangen und habe mich dort umgeschaut, ob ich dort auch gleich Stoff für die AnNäherung im Januar finde. Nähgarn für mein aktuelles Projekt, das bis zum 4. Dezember fertig sein soll, brauchte ich auch, also konnte ich gleich auch noch Geld für den Cocktailkleidstoff ausgeben. Schon von weitem erblickte ich im Schaufenster eine Puppe, an der ein traumhafter Satin in Greige drapiert war, garniert mit einem Stück schwarzen Stoff. Nachdem ich meinen Stoff für die AnNäherung und das Garn für meine Jacke ausgewählt hatte, begutachtete ich den Satin. Da er Teil des Ausschnitts und dann nochmal im Rockteil oder gleich ganz als Rock seine Fortsetzung finden soll, hielt ich ihn mir ans Gesicht – und erschauderte. Diese Farbe taugt für mich überhaupt nicht. Damit seh‘ ich ja aus wie Braunbier mit Spucke oder Leiche auf Urlaub. Grusel!
Nicht lang schnacken – andere Farbe in’n Nacken. Entschieden habe ich mich dann für einen meinem Teint schmeichelnden Grünton und gleich richtig mit vier Metern zugeschlagen. Preislich komme ich damit auf 32 Euro, liege also noch gut im Limit, mit Luft nach oben, falls doch noch ein Reißverschluß oder ein passender Knopf fehlt.
Jetzt kann der Spaß beginnen. Bis zum 15. Januar muss das Kleid fertig sein, wobei technische Schwierigkeiten nochmal zwischendurch (am 13. Dezember) besprochen werden können. So, jetzt aber rasch ans Werk: Wie es den anderen ergangen ist, kann ich hier – bei mamamachtsachen – nachlesen. Und wer weiß: Vielleicht sieht man sich ja am 14. März beim Dressmaker’s Ball in Schwerte.