Der Herbst ist nah, drum denke ich mir selbst eine Wortspende aus… Okay, das war ein winziger Spoiler – jetzt aber sitze ich erst mal an meiner dritten Etüde, damit auch die dritte Illustration drankommt.
Und wieder gibt es eine weitere Kombination aus den von Ludwig Zeidler gespendeten Wörtern Brechreiz, anschmiegsam und buchstabieren eine schreibtechnische Fingerübung für die aktuelle Ausgabe der ABC-Etüden (hier, auf Christianes Blog) in die Tasten zu hämmern. Die Wörter habe ich aus stilistischen Gründen unterstrichen, anstatt sie fettgedruckt hervorzuheben.
Zug um Zug nur Lug und Trug? Nö. Leider war das folgende die unschöne Realität. – Achtung, Triggerwarnung: Wer in Bus und Bahn keine Maske tragen will, sollte besser nicht weiterlesen. Er oder sie könnte sich angesprochen fühlen.
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Zug um Zug
„Bitte denken Sie an das Tragen einer FFP-2- oder medizinischen Maske, sonst sind Sie von der Beförderung ausgeschlossen.“
Aaaargh! Wie oft denn noch?
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe gegen diesen Satz überhaupt nichts. Doch nach meinem letzten Erlebnis in einem Intercity weiß ich gerade nicht, was mir stärkeren Brechreiz bereitet: Die Vorstellung, auf Langstrecken stundenlang mit so einem unangenehm anschmiegsam werdenden Lappen vorm Gesicht auszuharren oder mir diesen Spruch wieder und wieder anhören zu müssen, obwohl ich gerade wieder live mitbekommen durfte, mit welcher Konsequenz die Bahn ihr Hausrecht anwendet. Nämlich gar nicht.
Anstatt die entsprechenden Kandidaten von der Beförderung auszuschließen, ist man so „nett“, andere Mitreisende um eine Maske zwecks Weiterreichen an die Betroffenen zu bitten. Was für ein Service. Statt einer Kontrollperson vom Typ Stadion-Security, die im Zweifelsfall auch dem Verweigerer die eingangs erwähnte Beförderungsvorschrift noch einmal detailliert buchstabiert, schickt man jemanden los, der mit der Situation anscheinend heillos überfordert ist.
Auf den Einwand meiner Begleitung, dann solle man doch jene, die sich an diese simple, x-mal wiederholte Regel nicht halten wollen, des Zuges verweisen, kommt nur ein entsetztes „aber dann hätten wir ja noch mehr Verspätung“.
Huch?
Als ob Verspätungen im Zugverkehr etwas neues wären. Aber man will ja nicht so sein, händigt dem Kontrolleur einen Satz Masken aus und bekommt im Gegenzug freundlicherweise einen Gutschein, einzulösen in den kommenden drei Monaten in einem Bordrestaurant der Deutschen Bahn.
Dummerweise fehlt jedoch genau so ein solches in dem Zug, in dem wir gerade sitzen – wegen Personalmangel. Leider wird aber auch die edle Maskenspenderin dieses Jahr nicht mehr einen Intercity oder ICE besteigen.
Aber vielleicht ja ich?
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Das waren 270 Wörter als Aufarbeitung meiner letzten Reise mit der Bahn, von Frankfurt nach Münster und zurück, an einem Tag – reine Fahrtzeit mit IC und ICE: acht Stunden (die Fahrten mit Bus und S-Bahn zum Frankfurter Hauptbahnhof nicht mitgerechnet).
PS: Spaßig fand das auch nicht die Dame am Tisch neben mir, die irgendwann doch ihre Maske aus der Tasche friemelte und sich umständlich vor den Schnabel band. Nur um dann irgendwann festzustellen, dass es sich ohne besser reist: ohne Maultasche und ohne unsere Konversation, bei der sie genervt schnauben und mit den Augen rollen musste, um dann ganz zu verschwinden, als sie erfuhr, dass wir bis zur Endstation weiterreisen würden. Stand auf, verschwand und ward nicht mehr gesehen. Na, so ein Pech aber auch… wie dumm, dass so ein Großraumwagen im Intercity kein Schweigekloster ist.