Leute mit einer Mission: Die einen kämpfen um einen sagenumwobenen Schatz, die anderen sind von Rache getrieben… und dann sind da noch die, deren persönliches Ziel völlig altruistischer Natur ist. Aber liegt nicht jeder guten Story eine solche zu erfüllende Aufgabe zugrunde?
Aber egal ob Film oder Serie – tatsächlich habe ich es geschafft, meine Füße wieder ins Kino zu setzen, denn seit dem 1. Juli kann man die hiesigen Filmtheater wieder besuchen.
Und weil ich Lust drauf hatte, kam auch in diesem Monat wieder eine meiner übrig gebliebenen DVDs aus dem letzten Jahr zum Einsatz. Welcher Kandidat das ist, zeigt die gefettete Schrift in Orange. Denn Orange ist eine zum Sommer passende Farbe.
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+ Bad Luck Banging or Loony Porn +++ Black Sails, Staffel 1 +++ Die perfekte Kandidatin +++ Mit 1000 Euro um die Welt +++ Three Billboards outside Ebbing, Missouri +++ Black Widow +++ Vikings, Staffel 6.1 +
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Bad Luck Banging or Loony Porn : Über den rumänischen Gewinner des Goldenen Bären habe ich mich ja schon beim Media Monday ausgelassen; aufgeteilt war der Film in drei Abschnitte. Im ersten begleitet die Kamera die Lehrerin zum eilig angesetzten Elternabend – während sie auf ihrem Weg quer durch Bukarest versucht, den skandalauslösenden Privatfilm, der im Internet auf einer Pornoseite hochgeladen worden ist, wieder löschen zu lassen. Der zweite, etwas wirre und collagenhafte Abschnitt versucht, diverse Begriffe ähnlich einem Lexikon anschaulich zu erklären, und im letzten und für mich interessantesten, kommt es zur Konfrontation mit der aufgebrachten Elternmeute, die verborgen hinter individuell gestalteten Masken (schließlich haben wir ja immer noch Corona!) ihr wahres Gesicht zeigen. Doch die große Überraschung bei dieser Satire hat man sich bis zum Schluss aufgespart: drei mögliche Enden, von denen eines so grotesk ist, dass ich mich hinterher gefragt habe, ob sich der Regisseur bei dieser Satire nicht doch vielleicht einen Scherz erlaubt hat. Nachdem die Kinos jetzt wieder ihre Pforten öffneten, hatte ich Lust auf einen Film, den man nicht alle Tage zu sehen bekommt, und den Titel fand ich so abgedreht, dass ich das Risiko gerne eingegangen bin. Ich muss sagen, ich habe mich schon schlimmeren Experimenten unterzogen – und als es mir beim Zugucken zu blutig, abstoßend oder dämlich wurde, konnte ich immer noch die Augen schließen und mir mein Teil denken.
Black Sails, Staffel 1 : Langsamgucker aufgepasst! Wir hängen noch immer in der ersten Staffel fest, aber nicht, weil die um historische Personen bereicherte Vorgeschichte zu Robert Louis Stevensons „Schatzinsel“ so langatmig wäre – ganz im Gegenteil – sondern weil die Person, mit der zusammen ich mir diese hochgradig spannende Piratenserie gerade anschaue, so selten vorbeikommt. Alleine gucken mag ich nicht, dabei hat das Werk nicht nur eine Top-Besetzung zu bieten, sondern auch noch einen grandiosen Trailer/Vorspann.
Die perfekte Kandidatin : Eigentlich hatte sich Maryam von einem Verwandten Hilfe mit ihren Papieren erhofft, doch um zu dem Mann vorgelassen zu werden, bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich offiziell für die Kandiatur um einen Sitz im Gemeinderat ihrer saudi-arabischen Kleinstadt zu bewerben. Und schon steckt sie mitten drin im lokalen Wahlkampf und nicht auf dem Ärztekongress in Riad. Jammern ist keine Option, denn nun kann sie sich endlich für ihren jahrelangen Herzenswunsch stark machen: die Asphaltierung der Zufahrt zur Notaufnahme in der Klinik, in der sie als Ärztin arbeitet, denn der Eiertanz über die Schlammpiste gestaltet sich zur zeitraubenden Hürde, wenn es im Notfall um Leben und Tod geht. Aber eine Wahlkampagne auf die Beine zu stellen, wenn die einzige weibliche Kandidatin ohne Budget und Erfahrung im Politzirkus ist – dieser Weg ist steinig und schwer, aber Maryam und alle, die ihr beistehen, lassen sich nicht von ihrem ambitionierten Ziel abbringen… Saudi-Arabien war bisher kein Land, das man auf der cineastischen Weltkarte finden konnte, war Kino doch bislang verboten und Musik etwas Anrüchiges – nun öffnen in diesem Königreich so langsam die ersten Lichtspielhäuser ihre Pforten, und da war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Regisseurin von dort in den Fokus der Öffentlichkeit gerät. Dieses 100 Minuten lange Feelgood-Movie von Haifaa Al Mansour habe ich letztes Jahr wegen Corona leider nicht mehr im Kino sehen können und deshalb sofort bei der DVD zugegriffen. Top Entscheidung.
Mit 1000 Euro um die Welt : Wie weit kommt man auf auf einer Weltreise, wenn man nur 40 Tage Zeit und ein Budget von 1000 Euro für alle Tickets (Unterkünfte ausgenommen) hat? Dieser Frage geht die Geo-Special-DVD in einem Versuch des Reporters Thomas Niemietz nach. Als Verkehrsmittel war alles möglich: mit dem Flugzeug, der Bahn oder per Anhalter (u.a. im Laderaum eines Transporters), in unterschiedlich luxuriös ausgestatteten Fernbussen oder im Tuk Tuk – theoretisch wäre auch die Ozeanüberquerung auf einem Containerschiff möglich gewesen, aber ausgerechnet diese Variante empfahl sich nicht bei bedrohlich zusammenschrumpfendem Zeitkontingent. So faszinierend diese Weltreise über alle Kontinente (außer der Antarktis) auch wegen der Begegnungen des Reporters mit interessanten Menschen auch war, es gab Momente, da drohte das Experiment zu scheitern – denn am Ende wurde nicht nur die immer knapper werdende Reisekasse, sondern die dahinschwindenden Tage zum Problem.
Three Billboards outside Ebbing, Missouri : Ein ungesühntes Verbrechen und eine Mutter, die die Nase voll davon hat, dass die Suche nach den Vergewaltigern und Mördern ihrer Tochter im Sande verlaufen ist – also mietet sie drei verwaiste Plakatwände vor der Stadtgrenze, um mit folgenden Sätzen darauf den todkranken Polizeichef der Untätigkeit anzuklagen: „Raped While Dying“ („Vergewaltigt beim Sterben“), „Still No Arrests?“ („Und noch keine Verhaftungen?“) und „How come, Chief Willoughby?“ („Wie kommt das, Chief Willoughby?“)… Es dauert nicht lange, bis die Lage eskaliert und einer der Polizisten gefeuert wird. Doch damit ist das Drama noch lange nicht vorbei. Zum ersten Mal hat mich der Film auf eine emotionale Achterbahnfahrt während meines Flugs von Frankfurt Toronto mitgenommen – nun gab es die DVD, und ich habe sofort zugegriffen. Dass die Blaupause für reale Protestaktionen *) ein paar Tage später im Fernsehen laufen würde, konnte ich zum Zeitpunkt des Kaufs allerdings nicht wissen.
*): 71 Tote forderte 2017 der Brand des Londoner Grenfell Towers – 2018 tauchten in London Plakatwände auf, auf denen man folgendes lesen konnte: 71 Dead (71 Tote), And still no arrests? (Und immer noch keine Festnahmen?), How come? (Wie kommt es, dass niemand zur Verantwortung gezogen wird?).
Black Widow : Den wollte ich ebenfalls im letzten Jahr sehen – wegen Corona wurde die Aufführung auf dieses Jahr verschoben. Die Idee, mir ein Ticket zu sichern, hatte ich spontan an einem Freitagabend und buchte am nächsten Morgen eine Karte für eine Vorstellung am frühen Abend. Angesichts der Filmlänge von 134 Minuten eine weise Entscheidung. Was ich zu sehen bekam, war die Lebens- bzw. Familiengeschichte von Natasha Romanoff (Avengers), die sich auf der Flucht befindet und ein Ziel hat: General Dreykoff, der absolute Kontrolle über die Gedanken sämtlicher „Widows“ auf der Welt hat, auszuschalten. Schon bald wird ihr jedoch klar, dass das nur zusammen mit der ganzen Familie geht. Besonders ihre herrlich sarkastische „kleine Schwester“ Yelena (Florence Pugh) trachtet danach, sämtliche Phiolen mit einem Gas an sich zu bringen, das – einmal freigesetzt – dieser Kontrolle ein Ende bereiten kann, indem aus den seelenlosen Killerinnen wieder eigenständig denkende und fühlende junge Frauen werden. Die Frage, ob dieser Film bei jemandem wir mir, die sich in dem Marvel-Universum so gut wie gar nicht auskennt, überhaupt funktionieren konnte (geschweige denn zünden), kann ich getrost mit einem Ja beantworten. Bei der geballten und rasanten Action ohne Atempause konnte ich trotz mangelnder Vorkenntnisse und auch ohne die leider von mir verpasste Szene nach dem Abspann in Bezug auf die Avengers-Reihe der Handlung mühelos folgen und habe mich bestens unterhalten gefühlt – stellenweise hatte ich sogar den Eindruck, mich in einem Bond-Film wiederzufinden, aber damit stehe ich vermutlich alleine da.
Vikings, Staffel 6.1 : Rache ist immer ein starkes Motiv – vor allem, wenn man von seinen Untertanen rausgeworfen wurde und sich nun Verbündete auf seinem Weg aus Russland zurück nach Norwegen suchen muss – während man andernorts auf der Suche nach Land westlich von Island ist… Reisefreudig waren sie, die Wikinger. Und weil’s so spannend ist, geht die kanadisch-irische History/Actionserie in die sechste Staffel, die dem Trend zum Aufsplitten in zwei Teile folgt – eine Unsitte, die mit „Harry Potter“ oder „Die Tribute von Panem“ ihren Anfang nahm. Da ich über die bisherigen Staffeln kaum ein Wort verloren haben, werde ich es mit diesen wenigen Zeilen bei der letzten Staffel damit belassen. Wann ich in den Genuss des zweiten Teils der sechsten Staffel oder gar des Spin-Offs „Valhalla“ kommen werde, steht noch in den Sternen.
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Das war es für den Juli, und da mir diese Woche die Motivation für weitere Filme oder Serienfolgen fehlt, beende ich meinen Rückblick schon ein paar Tage vor dem Ende dieses Monats.