# Writing Friday 2021 :  Oktober #2 : Mitgefangen, mitgehangen

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Im Oktober bei elizzys #writing Friday geht es diesmal magisch und gruselig zu, denn wir nähern uns Halloween. Da lege ich doch mit einer thematisch passenden Geschichte zu Aufgabe Nummer drei nach: Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Die Leiche musste wieder ausgegraben werden“ beginnt.

Willkommen in der Area 51, dem Schauplatz in Downtown Vancouver, der bei mir schon letztes Jahr beim #writing friday thematisiert wurde (nämlich hier und hier) und an dem einst ein Serienmörder sein Unwesen getrieben haben soll.

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Mitgefangen, mitgehangen

Die Leiche musste wieder ausgegraben werden. Doch wir hatten keine Ahnung, wo wir suchen sollten. Wir wussten nur, dass wir nicht nur auf eine stoßen würden…“

Bei Camerons Worten lief mir ein Schauer den Rücken hinunter. Als ich einen der begehrten Praktikumsplätze beim Vancouver Police Department hatte ergattern können, wäre keinem von uns im Traum eingefallen, dass man mich ausgerechnet Inspector Cameron von der Mordkommission zuteilen würde. Mein Vater würde toben, hatte er mich doch schon bei einem ganz anderen Dezernat Hilfsarbeiten verrichten sehen. Aber ob Absicht oder Versehen – ein Zurück war ausgeschlossen, geschweige denn eine nachträgliche „Berichtigung“. Da nützte auch das ganze schöne Vitamin B nichts, das mir zu diesem „Traumjob“ verholfen hatte.

Statt dessen musste ich Inspector Cameron auf Schritt und Tritt begleiten und durfte mir seine Schauergeschichten anhören, vor denen mich einer der anderen Praktikanten gewarnt hatte. Als ob der Tag nicht schon verkorkst genug begonnen hätte, fand ich mich nun mit einem Teil des siebenköpfigen Teams in einem Pub unweit der „Area 51“ wieder und musste für die gesamte Truppe die Getränke organisieren und kam mir dabei vor wie eine Mischung aus Servicekraft und FBI-Agentin Clarice Starling, die bei der Jagd auf einen Serienmörder die Hilfe des im Hochsicherheitstrakt einsitzenden Dr. Hannibal Lecter in Anspruch nehmen soll… Nur dass ich in diesem ganz besonderen Fall bald schon dem wirklichen, ganz realen Täter gegenübersitzen würde, dem Ice Killer, der seit fünfundzwanzig Jahren hinter Schloss und Riegel saß – bestens gesichert und streng überwacht. Der Zeitungsartikel war mir wohlbekannt.

22. November 1994: Nach Wochen wurde heute in der Strafsache „Der Staat gegen Robert H“ der Angeklagte für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt. Angesichts der erdrückenden Beweislast war der mutmaßliche Serientäter schließlich zusammengebrochen. Am Ende des spektakulären Prozesses um den Ice Killler von Vancouver hatte H. gestanden, siebzehn Menschen mit einem Eispickel erschlagen und anschließend zerlegt zu haben. Obwohl man davon ausgeht, dass er noch mehr Morde begangen hat, konnte man ihm diese nicht nachweisen. Ihre Leichen hat man nie gefunden.

Constable Davis, Camerons rechte Hand, hatte ihn mir am Vortag zu Lesen gegeben, damit ich mich, wie er sagte, auf die Begegnung mit Robert H vorbereiten konnte. Fünfundzwanzig Jahre hatten die Behörden im Dunkel getappt, und nun standen sie endlich vor dem ersehnten Durchbruch, weil sie unter dem Wasserturm des historischen Schlachthofs auf ein Massengrab gestoßen waren.

… und ich sollte Recht behalten. Was wir da vor ein paar Tagen an Knochen gefunden haben, reicht für mindestens ein halbes Dutzend mehr.“

Damit griff Cameron nach einem Sandwich von dem Tablett, das ich mit zitternden Händen an meinen Nebenmann weiterreichte, bevor ich die vor mir stehende Kaffeetasse mit eiskalten Fingern umschloss, und mit einem Mal war ich wieder bei der armen Frau, die der Polizei den entscheidenden Hinweis gegeben hatte. Ihr waren die Toten wochenlang im Traum erschienen, und als ein Ermittlerteam den Boden aufgrub, waren sie auf bisher noch nicht näher identifizierte Überreste gestoßen – Überreste von Menschen, grausam ermordet und in der Dunkelheit heimlich verscharrt. Vor langer Zeit erschlagen mit einem Eispickel. In der Area 51…

Mir schnürte es den Hals zu, und ich verstand nicht, wie man angesichts der grausigen Fakten so ruhig bleiben und gleichzeitig dabei auch noch herzhaft in sein Sandwich beißen konnte wie Colin Davis. Allein schon die Vorstellung… aber es half alles nichts – ich würde Inspector Ian Cameron in die Kammer des Schreckens begleiten müssen, ob ich wollte oder nicht.

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Die Aufgaben für den Oktober sind diesmal: Du triffst einen Serienmörder. Welche Fragen hast du an ihn? Schreibe das Gespräch auf. +++ Lu war blind vor Eifersucht und begeht einen grossen Fehler. Erzähle uns davon. +++ Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Die Leiche musste wieder ausgegraben werden.“ beginnt. +++ Schreibe eine Geschichte und lasse folgende Wörter mit einfliessen: blutig, ängstlich, Konfetti, Kürbissuppe, Ohnmacht +++ Welchen Zauberspruch könntest du jetzt am meisten gebrauchen? Was würde dieser in deinem Leben verändern?

Und hier sind die Regeln dazu:  Jeden Freitag wird veröffentlicht.  +++ Wählt aus einem der vorgegebenen Schreibthemen. +++ Schreibt eine Geschichte/ein Gedicht/ein paar Zeilen – egal, Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben.  +++ Vergesst nicht, den Hashtag #Writing Friday und den Header zu verwenden, schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch. +++ Habt Spaß und versucht, voneinander zu lernen.

2 Kommentare zu “# Writing Friday 2021 :  Oktober #2 : Mitgefangen, mitgehangen

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